Ein Lüdenscheider in Frankfurt – #11 – Hochhäuser

Ich hatte es in meinem zweiten Text bereits angedeutet: Lüdenscheid ist sehr bergintensiv. Die dort herrschenden Höhenunterschiede kann man hier in Frankfurt lediglich durch das Aufstellen hoher Gebäude erreichen. Nicht umsonst nennt man Frankfurt auch “Main-Hattan”. Die Wolkenkratzer der Banken sind deutschlandweit bekannt und auch, wenn man vermuten könnte, dass durch die aktuell herrschende Wirtschafts- und Bankenkrise immer weitere Etagen der Gebäude abgetragen werden, ist dies nicht der Fall. Die Skyline Frankfurts ist so beeindruckend, wie zuvor. Möchte hier tatsächlich jemand Berge mit Gebäuden vergleichen? Ja. Man kann es ja mal versuchen.

Betrachte ich die unterschiedlichen Frankfurter und Lüdenscheider Bergarten, sind mir die natürlichen Lüdenscheider Berge deutlich sympathischer, als ihre Frankfurter Gegenparts. Man sieht sie und muss sich körperlich betätigen, um sie zu erklimmen. Das ist zwar für den ein oder anderen Fußfaulen recht anstrengend, durch das konzentrierte Besteigen vergeht die dabei verstreichende Zeit aber ziemlich schnell. Relativität der Zeit. Man erinnert sich. Anders ist das in Frankfurt.

Ich wende mich von den Bankengebäuden ab und blicke Richtung Zeil, der Einkaufsstraße. Um mal ein wenig Salz in eine Lüdenscheider Wunde zu streuen, frage ich schelmisch grinsend, ob sich ein paar der Einwohner noch an ein Geschäft namens “Kaufhof” erinnern können. Ich meine mal gehört zu haben, dass diese Kette einen recht großen Vertreter von sich im Stern Center hatte hausen lassen, der sich mittlerweile aber zurückgezogen hat. Sollte ihn jemand vermissen, möchte ich Frankfurt empfehlen. Hier gibt es nämlich noch einen Kaufhof. Und zwar einen verdammt großen.

So groß, dass es eine geschätzte Ewigkeit dauert, von der unteren in die obere Etage zu kommen. Wir reden hier von insgesamt neun Etagen. Alle verbunden durch einzelne Rolltreppen, die so langsam eingestellt sind, dass ich auf dem Weg nach oben einen kompletten Film gucken könnte. Ja, ich übertreibe ein wenig, doch kommt es einem so vor. Man bewegt sich nicht selbst, kann nichts machen und wird konstant langsam nach oben gezogen.

Leider geht es einem so in vielen Geschäften Frankfurts. Die Gebäude sind hoch, die Rolltreppen langsam. Eigentlich habe ich nichts dagegen, stehend bewegt zu werden. Wenn dieser Luxus aber so zäh abläuft, wie in Frankfurter Geschäften, gehe ich doch lieber aktiv zu Fuß die Lüdenscheider Kampstraße hinauf. Mehrmals.

Ein weiterer Nachteil der hohen Frankfurter Gebäudeberge sind die dadurch entstehenden Windbedingungen. Als stetiger Kappenträger kann ich mich im Bankenviertel nicht blicken lassen. Es sei denn, ich wollte sowieso Geld für eine Neue ausgeben.

Ich komme zu dem Schluss, dass ich natürliche Berge den konstruierten vorziehe. Was bringt die schöne Außenansicht, wenn das Erklimmen langweilt und nur langsam vonstattengeht? Schnelles Einkaufen ist in Frankfurt nicht möglich. Zumindest nicht, wenn man den immer ganz oben liegenden Elektroabteilungen einen Besuch abstatten möchte. Kampstraße, ich komme. Bei dir spare ich Zeit und Geld.

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