Fernsehlandschaft – #1 – Jugendsendungen

Das Fernsehen. Unendliche Weiten. Dies ist das Logbuch… ach ne. Das ist albern. Darum mache ich es kurz: Im Fernsehen laufen nicht nur intelligente Sendungen, sondern auch diverse das Gehirnvolumen verringernde Dummheitsbakterien herum. Über diese möchte ich hier schreiben. Dafür habe ich mich auf eine Reise durch die Fernsehlandschaft begeben und mir alles angeguckt, was es anzugucken gab. Man möchte ja nicht über etwas lästern, was man gar nicht kennt. Dabei bin ich auf interessante Funde gestoßen, die ich in dieser kleinen Serie bloßstellen möchte. Am Ende jedes Textes habe ich übrigens das beschlossen, was jeder Fernsehlästerer beschließen sollte: Den Blödsinn einfach nicht mehr einschalten, einmal Lästern reicht und sich eine Existenz auf der Dummheit und Ignoranz anderer aufzubauen ist auch nicht das Wahre. Danach ging es mir wirklich besser. Und noch etwas: Es gibt auch gute Sendungen im Fernsehen!

Wenn es unter älteren Einwohnern dieses Landes eine Aussage gibt, die nicht nur häufig verwendet, sondern zudem mit energischem Kopfschütteln verbunden wird, dann lautet diese: “Die heutige Jugend rastet völlig aus und macht, was sie will.” Als Jugendlicher etwas gegen dieses abwertende Vorurteil zu unternehmen, ist schwer. Vor allem, weil das Fernsehen alles daran setzt, sie zu untermauern.

So begegnen einem im Tagesprogramm immer wieder kreischend herumrennende Rabaukblagen, aggressive Krawallgangs, strunzdumme Schulschwänzer, eingebildete Angeber oder faule und arbeitslose Stubenhocker. Jede Randgruppe hat eine eigene Sendung in der ihr geholfen werden soll. Professionelle Therapeuten, Lehrer oder auch einfach nur seriös dreinblickende Anzugträger versuchen unter Aufwand all ihrer Kräfte die Jugendlichen zu verändern, einer selbst erschaffenen gesellschaftlichen Norm anzupassen und dem interessierten Zuschauer gleichzeitig diese Werte zu vermitteln.

Es ist traurig, dass einer talentlosen Jugend, deren Emotionskunst das Heulen beim Schälen einer Zwiebel nicht übersteigt, mehr Sendeplatz eingeräumt wird, als gleichaltrigen Nachwuchstalenten, die wirklich etwas können. Wird auf Senderversammlungen laut verkündet, man sei auf der Suche nach neuen und jungen Gesichtern, beschreibt das nichts anderes, als die Suche nach den größten Dummbratzen des Jahres, um sie in unterschiedlichsten Konzepten aufeinander loszulassen.

Ausgestrahlt werden die Sendungen unter dem Deckmantel der Abschreckung. Man vergisst dabei jedoch, dass man durch wiederholtes Ausstrahlen einer solchen Wirkung eher entgegenwirkt. Die sich idiotisch verhaltenden Jugendlichen erzeugen ein Bild der Routine. Man sieht den ganzen Tag über neue Deppengesichter und bekommt den Eindruck, dass sie zahlenmäßig keine Randgruppe, sondern eine geballte Übermacht der Verdummung darstellen, die stetig anwächst. Dass dadurch kein positives Bild über die heutigen Heranwachsenden erzeugt wird, ist klar und viele Jugendliche könnten diese Sendungen sogar als Grund sehen, sich so zu verhalten, wie die eben betrachteten Gleichaltrigen. Schließlich ist Anecken in einem gewissen jungen Alter toll und man kommt damit offensichtlich auch dann ins Fernsehen, wenn man nicht einmal den Hauch irgendeines Talentes besitzt.

Eine weitere Gefahr besteht jedoch darin, dass erwachsene Zuschauer, die mit der Kindererziehung überfordert sind, diese Sendungen tatsächlich zur Erziehung ihrer Kinder nutzen könnten. “Du gehst jetzt nicht raus zum spielen, mein Kind, sondern guckst dir die Sendung mit den faulen Volldeppen an! Dann siehst du nämlich mal, was im wahren Leben so passiert.” Viele Leute wissen gar nicht, dass diese Sendungen nach einem Drehbuch ablaufen und nicht so echt und real sind wie sie gerne vorgeben. Natürlich heißt es immer, dass man sich an realen Vorbildern und Geschehnissen orientiert, laut dieser Argumentationsweise wäre “Gute Zeiten, schlechte Zeiten” aber auch eine originalgetreues Abbild eines durchschnittlichen Menschenlebens.

Als was kann man diese Jugendsendungen also sehen? Unterhaltung? Kommt auf die Erwartungen und das gewünschte Niveau des Zuschauers an. Erzieherische Maßnahmen? Hoffentlich nicht. Das Beste wäre wohl, die Sache realistisch zu betrachten: Sie zeigen perfekt, welchen Intelligenzquotienten die Senderchefs ihren Zuschauern unterstellen. Und ein wenig beleidigend ist das schon.

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