Fernsehlandschaft – #2 – Liebesfilme

Das Fernsehen. Unendliche Weiten. Dies ist das Logbuch… ach ne. Das ist albern. Darum mache ich es kurz: Im Fernsehen laufen nicht nur intelligente Sendungen, sondern auch diverse das Gehirnvolumen verringernde Dummheitsbakterien herum. Über diese möchte ich hier schreiben. Dafür habe ich mich auf eine Reise durch die Fernsehlandschaft begeben und mir alles angeguckt, was es anzugucken gab. Man möchte ja nicht über etwas lästern, was man gar nicht kennt. Dabei bin ich auf interessante Funde gestoßen, die ich in dieser kleinen Serie bloßstellen möchte. Am Ende jedes Textes habe ich übrigens das beschlossen, was jeder Fernsehlästerer beschließen sollte: Den Blödsinn einfach nicht mehr einschalten, einmal Lästern reicht und sich eine Existenz auf der Dummheit und Ignoranz anderer aufzubauen ist auch nicht das Wahre. Danach ging es mir wirklich besser. Und noch etwas: Es gibt auch gute Sendungen im Fernsehen!

Nach einem stresserfüllten Arbeitstag gibt es für viele Menschen nichts erholsameres, als einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher zu verbringen. Doch was schaut man sich an? Greift man auf Sportveranstaltungen, auf Actionserien oder doch lieber auf Romantikfilme zurück? In letzterem Bereich wird man vor allem durch die öffentlich rechtlichen Sender mit immer neuen Eigenproduktionen bedient, die sich nur danach sehnen, die Herzen der Zuschauer zu erweichen.

Leider funktionieren diese Filme häufig nicht so, wie es eigentlich geplant war, wodurch sie keine Herzen erweichen, sondern den Intelligenzquotienten der Betrachter mit Hilfe immer gleicher und vorhersehbarer Geschichten in einen tiefen Schnulzenabgrund ziehen.

In der Regel spielt die Hauptrolle eine Frau mittleren Alters, die entweder geschieden oder deren Mann verstorben ist. Um der Misere des eigenen trostlosen Lebens zu entkommen, wandert sie aus. Häufig auf eine einsame Insel, um dort einen Neuanfang zu starten. Begleitet wird sie dabei vom eigenen Kind. Ist dieses noch sehr jung, fragt es seine Mutter am liebsten, wann Papa wieder nach Hause kommt und ertränkt damit immer wieder aufs Neue die Versuche der Mutter, vor dem Alltag zu fliehen. Hat das Kind bereits ein höheres Alter erreicht, weißt es die Mutter dagegen gerne darauf hin, wie sehr es Papa vermisst, dass das Leben aber weitergehen müsse. Die Wirkung auf die Mutter ist hier natürlich die Gleiche.

Irgendwann trifft Mama dann auf einen knackigen und braun gebrannten einheimischen Draufgänger (beziehungsweise Romantiker), der sofort eine sehr gute Beziehung zum Kind herstellen kann, bei der Mutter jedoch lediglich auf Ablehnung stößt. Erst am Ende des Films schafft er es dann doch noch, ihr Herz und somit auch das der Zuschauer zu gewinnen. Dies geschieht häufig mit Hilfe des Kindes, da es dessen Hobby darstellt, sich während des Filmfinales in Gefahrensituationen zu befördert, aus denen es der Einheimische mit letzter Kraft noch einmal retten kann.

Ich weiß nicht, was das Schlimmste an Filmen dieser Art ist. Einen großen Kritikpunkt stellt hier die in grober Form immer wieder gleich ablaufende Rahmenhandlung dar. Aber natürlich ist der Grund für diese banalen Geschehnisse offensichtlich: Man benötigt eine schier endlose Masse an Produktionen dieser Art, um alleine einen Sendemonat rumzubekommen. Von einem Jahr möchte ich hier gar nicht erst anfangen. Und sich immer wieder neue Liebesgeschichten einfallen zu lassen ist nichts, was man von einem normalen Drehbuchautor erwarten kann. Zumindest nicht, ohne bleibende Kopfschäden zu riskieren.

Jedoch gibt es da noch einen weiteren Kritikpunkt: Die Kinder. Diese verhalten sich nicht nur so, dass man manchmal am liebsten handgreiflich werden oder sie zumindest für ein paar Minuten knebeln würde, sie sind auch noch extrem aufdringlich. Der Mutter wird kein Moment der Ruhe gegönnt, sie bestimmen überall mit und spielen sich auf, als wären sie die Verantwortungsperson im Haus. Schlimm. Vor allem, weil die Eltern es immer wieder durchgehen lassen.

Dieses Kinderproblem ist den Romanzenverantwortlichen jedoch scheinbar unbekannt, schließlich wurde bis heute noch nichts daran geändert. Letztendlich passen Kinder ja auch perfekt zur angepeilten Zielgruppe.

Außerdem gibt es da noch den sogenannten “Kinderbonus”: “Da spielt ja ein Kind mit, Mann ist das süß! Der Film ist zwar die letzte vorhersehbare Schnulzgrütze, aber das Kind ist ja so toll! Haha! Und so keck! Klasse Film!” Und es funktioniert wirklich immer. Wenn ich jemals einen Liebesfilm drehen sollte, darf ich auf keinen Fall das Quotenkind vergessen. Ich sehe bereits die mich mit Lob überhäufenden Kritiken!

Noch eine Anmerkung zum Schluss: In Zeiten der geschlechtlichen Gleichberechtigung werden die Mütter auch gerne mal durch Väter ersetzt. Die Reaktion auf die mit Traueraufforderungen um sich schmeißenden Kinder bleibt dabei aber identisch. Schließlich können auch Männer weinen.

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