/// ZiB
Hollywood wird oft vorgeworfen, keine Risiken einzugehen und sich nicht zu trauen, größere Summen in gewagte Ideen zu investieren. “Cowboys & Aliens” zeigt, dass das nicht immer der Fall ist. Stolze 163 Millionen $ betrug das Budget! Zum Vergleich: Davon kann man einen erfolgreichen Marvelfilm drehen und hat sogar noch was über für schlechte Zeiten oder die private DVD-Sammlung. Und man würde damit sogar mehr Gewinn machen, denn “Cowboys & Aliens” war kein kommerzieller Erfolg. Heute spricht kaum noch jemand über den Film, außer es wird mal wieder eine dieser beliebten Flop-Listen für eine Klickstrecke zusammengeschustert.
Natürlich könnte man damit argumentieren, dass sowohl Cowboys als auch Aliens zu den klassischen Versatzstücken des U.S. Kinos gehören, und es deshalb erfolgsversprechend klang, beides zu kombinieren. Aber dass Western eine sichere Bank waren, liegt so lange zurück, dass ich meinen Großvater danach fragen müsste. Und irgendwas mit irgendwas zu einem schrägen Titel zusammenzukleistern, ist eigentlich eine Spezialität von drittklassigen Wühltisch-DVD-Covern und damit nicht gerade Qualitätsmerkmal. Wieso investierte man also so viel in diesen merkwürdigen Film und spickte ihn mit bekannten Namen wie Daniel Craig und Harrison Ford?
Die Handlung überrascht nach dem Titel nicht mehr. Wir begeben uns in eine typische Wild West Gegend inklusive allem was dazu gehört: Saloon, Sheriff, einflussreicher Viehzüchter samt verzogenem Sohneman, gesuchte Räuberbande, Indianerstamm. Ein einsamer Fremder erwacht mit Gedächtnisverlust und einer fremdartigen Aparatur am Arm in der Prärie. Während er versucht, sich daran zu erinnern, was ihm passiert ist, wird die Stadt, in der er Zuflucht gesucht hat, von Außerirdischen angegriffen. Sie entführen einen Haufen Menschen und deren Angehörige wollen natürlich die Verfolgung aufnehmen.
“Cowboys & Aliens” ist ein seltsamer Film. So absurd die Handlung ist, so fehl am Platz wirken die immer wieder eingestreuten, ernsten Dialoge. Vielleicht hätte er mit einem Schuss mehr Humor besser funktioniert, denn einige Gags fand ich gar nicht mal schlecht. Aber sobald man versucht, Tragik einzubauen, wirkt sie ziemlich fehl am Platz und diese Szenen ziehen sich unangenehm.
Rein optisch gibt es eigentlich nichts zu meckern, denn das Budget wurde in bunten Effekten verbraten und auch die Aliens an sich sehen sehr ordentlich aus. Aber einen wirklich eigenen Stil findet der Film nicht. So dämlich damals “Wild Wild West” war, haben sie sich wenigstens was getraut.
Insgesamt würde ich “Cowboys & Aliens” als B-Movie mit hohem Budget beschreiben. Die Handlung und Dialoge sind totaler Käse. Aber durch die guten Schauspieler und Effekte ist er relativ erträglicher und massenkompatibler Quatsch geworden. Kann man sich zwar ansehen, aber im Gedächtnis bleiben wird nichts davon.
/// spa
Immer, wenn ich Daniel Craig sehe, muss ich gähnen. Gerade in diesem Moment, als ich seinen Namen schrieb, kam eine Gähnattacke über mich. Das tut mir zwar leid für ihn, ist aber auch ein bisschen seine Schuld. Ich habe immer das Gefühl, er hätte das gleiche Problem wie ich und würde umgehend von Müdigkeit übermannt werden, wenn er sich selbst in einem Film mitspielen sieht. So etwas emotionsloses habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Vermutlich ist er Schuld daran, dass “Cowboys & Aliens” sich über weite Strecken so ernst nimmt. Daniel Craig in einer lustigen Rolle? Unmöglich. Ich musste jetzt tatsächlich schon wieder gähnen.
Hat man den Mund erst einmal wieder geschlossen, kann man sich endlich auf den Film konzentrieren und merkt schnell, das man es hier mit etwas merkwürdig absurden zu tun hat. Hier wurde sehr viel Geld in die Hand genommen, um einen Film zu drehen, den man ansonsten von unserem geliebten Studio “The Asylum” erwartet hätte. Warum? Ich weiß es nicht.
“Cowboys & Aliens” ist, trotz auf dem Papier unterhaltend klingendem Titel, nichts Besonderes. Er zieht sein Ding durch, ohne zu überraschen. Aliens kommen auf die Erde und die Menschheit befindet sich gerade im Zeitalter der Western. Ja, im Zeitalter eines Filmgenres. Anders kann man diese Aneinanderreihung schlechter Westernklischees ja wohl nicht nennen. ZiB hat es bereits angesprochen: So KANN die Realität nicht gewesen sein.
Doch selbstverständlich sind die Ansprüche, die man an einen Film wie “Cowboys & Aliens” hat, anders. Ich will seicht unterhalten werden. Ist das gelungen? Keine leicht zu beantwortende Frage. Ich habe mich immer dann gelangweilt, wenn Daniel Craig zu sehen war und nicht gekämpft hat. Kämpfen ist nämlich das Einzige, was dieser Kerl zumindest teilweise unterhaltsam kann. Wie ein harter Kerl aussehen und draufhauen. Das hat hier gut funktioniert. Aber sobald er versucht hat, etwas anderes zu sein? Sich an seine Frau erinnerte? Um jemanden trauerte? Mein Mund öffnete sich und heraus kam lediglich heiße Luft.
“Cowboys & Aliens” ist ebenfalls heiße Luft. Ihm fehlte das Feuer. Man hat viel Geld investiert, aber leider nicht in etwas Interessantes, sondern in langweilige Klischees. Ja, da sind diese Cowboys. Und dann kommen Aliens. Man kämpft gegeneinander. Ende. Es war nicht schlimm. Aber es hätte so viel besser sein können. Und vor allem unterhaltsamer. Mir tat der Kiefer noch am nächsten Morgen weh.