Das Fernsehen. Unendliche Weiten. Dies ist das Logbuch… ach ne. Das ist albern. Darum mache ich es kurz: Im Fernsehen laufen nicht nur intelligente Sendungen, sondern auch diverse das Gehirnvolumen verringernde Dummheitsbakterien herum. Über diese möchte ich hier schreiben. Dafür habe ich mich auf eine Reise durch die Fernsehlandschaft begeben und mir alles angeguckt, was es anzugucken gab. Man möchte ja nicht über etwas lästern, was man gar nicht kennt. Dabei bin ich auf interessante Funde gestoßen, die ich in dieser kleinen Serie bloßstellen möchte. Am Ende jedes Textes habe ich übrigens das beschlossen, was jeder Fernsehlästerer beschließen sollte: Den Blödsinn einfach nicht mehr einschalten, einmal Lästern reicht und sich eine Existenz auf der Dummheit und Ignoranz anderer aufzubauen ist auch nicht das Wahre. Danach ging es mir wirklich besser. Und noch etwas: Es gibt auch gute Sendungen im Fernsehen!
Obwohl in der heutigen Zeit immer von geschlechtlicher Gleichberechtigung die Rede ist, scheint dieser Umstand noch nicht bei jedem angekommen zu sein. Ich beziehe mich damit auf Sendungen, in denen Häuser gebaut, renoviert oder lediglich dekoriert werden.
Aufgebaut sind diese Formate nämlich immer gleich: Auf der einen Seite haben wir einen Handwerker, der alles kann, alles macht und vor allem alles lustig locker kommentiert. Auf der anderen Seite haben wir die junge Frau, die nicht nur mit ihren ausgefallenen Designideen auffällt, sondern auch mit ihrer ebenso eigenwilligen Mode. Und während er schraubt, hämmert, flucht und schwitzt, braust sie durch die fertigen Wohnbereiche und platziert ein paar Blumen in Zimmerecken oder legt Tischdecken aus.
Unser Zweiergespann wird unterstützt von einer wahren Armee professioneller Handwerker, die aber meistens nur dazu da sind, im Hintergrund ein geschäftiges Treiben vorzutäuschen, indem sie Gegenstände durch das Bild tragen oder auf andere Art und Weise beschäftigt aussehen. Doch sie haben damit offensichtlich Erfolg, denn die Sendungen erwecken den Eindruck, dass alle Tätigkeiten innerhalb weniger Tage, manchmal sogar Stunden abgeschlossen werden. Eine Respektable Leistung.
Natürlich sind Renovierungen eine spannende Angelegenheit. In der Regel trifft dies aber nur auf die eigenen zu. So spannend, dass ich mir einstündige Dokumentationen über Arbeiten an unbekannten Häusern angucken muss, ist das alles dann aber auch wieder nicht. Sitzen wirklich irgendwo Leute aufgebracht vor ihren Bildschirmen und schauen den Protagonisten angespannt beim Schreibtischaufbau, Tapezieren oder Anstreichen zu? Ich könnte die Sendungen noch so gerade als Lehrvideos für angehende Innenausstatter oder Handwerker akzeptieren (Thema: So nicht!), eine Nachmittage füllende Unterhaltung sehe ich hier jedoch beim besten Willen nicht.
Der Erfolg der Sendungen könnte aber in ihrer geschlechterübergreifenden Art begründet liegen. Der Mann kommentiert die Handwerksarbeiten mit einem fröhlichen Grunzen, die Frau ist ganz erpicht über die farblichen Abstimmungen der talentierten Dekodame und endlich hat unser Liebespaar ein Programm gefunden, dass es sich in harmonischem Beisammensein ansehen kann, ohne dass der Partner unangebrachte Kommentare von sich gibt.
Das Kommentieren übernimmt dafür jemand anderes, nämlich der Moderator der Sendung. Auf eine nüchtern beschreibende aber dennoch fachkundige Art erklärt er den Zuschauern sekündlich, was gerade geschieht und gibt dabei Sätze wie den nun folgenden von sich: “Das neue mit mediterranen Farben gespickte Badezimmer erstrahlt dank der hellen sich gegenseitig befruchtenden Farbkombinationen in einem neuen und freundlichen Glanz, der von nun an für ein bisher noch nie dagewesenes Wohlfühlerlebnis beim Gang zur Toilette sorgt.” Welche Schreiber auch immer Sätze dieser Art hervorzaubern, ich wünsche ihnen zutiefst, dass sie gut dafür bezahlt werden. Sie hätten es auf jeden Fall verdient.
Außerdem dürfte es den Sendern doch ein Leichtes sein, ein wenig zusätzliches Geld springen zu lassen. Schließlich schenken sie den Leuten, denen sie ihre Gestalter auf den Hals hetzen, eine komplette Wohnungseinrichtung. Zwar sieht man gerade bei den Möbeln immer wieder offensichtliche Einsparungen im qualitativen Bereich, doch bei Geschenken soll man ja nicht meckern. Zumindest nicht, wenn man annimmt, dass alles verschenkt wird. Über Geld wird während der Sendungen nämlich nie gesprochen. Außer bei selbstgebasteltem Dekokram natürlich. Da wird nämlich immer extra noch einmal hervorgehoben, wie billig das alles doch war. Ich finde es zwar immer noch am billigsten, sich diesen Schnickschnack gar nicht erst ins Haus zu holen, doch wer fragt schon eine Designnull wie mich?
Persönlich möchte ich diese Dekorateure jedenfalls niemals in meiner Wohnung sehen. Es erweckt den Anschein, als würde man die Hausbesitzer bei Möbel- und Farbwahl kein einziges Mal in die Entscheidung mit einbeziehen. Und das Risiko, plötzlich einem in knalligem Rot erstrahlenden Schlafzimmer gegenüberzustehen, würde ich freiwillig niemals eingehen. Da können die Tischdecken noch so schön und meine neuen Wohlfühlerfahrungen auf der Toilette noch so spannend sein. Ich lehne ab.