The Lair – Monsterschund im Untergrund

[übrigens: SPOILER] Manchmal braucht man einfach einen Film, in dem fünf Soldat*innen in Zeitlupe, cool guckend und Waffen mindestens genauso cool haltend auf die Kamera zulaufen. Und das dann auch noch vollkommen unironisch. So etwas bekommt man heutzutage nur noch selten geboten und alleine dafür muss man »The Lair« lieben. Als ich den Film sah, ging es mir psychisch nicht so gut und ich kann es nicht anders sagen: Gut, dass ich »The Lair« gesehen habe. Denn ach du Schreck, war das ein guter Müllfilm.

Eine Soldatin wird von Terroristen aus ihrem Kampfjet geballert, nur um diese Terroristen anschließend im Alleingang abzuknallen, weil Terroristen scheinbar Jets treffen können, aber keine Menschen. Das zieht sich durch den ganzen Film. Einmal steht ein einzelner Soldat auf dem Dach eines Fahrzeugs und ballert mit einer auf diesem befestigten Kanone um sich, während gefühlt zehn Terroristen auf ihn schießen. Nein, so kann man das nicht nennen. Ich weiß nicht, worauf die Terroristen schießen, aber definitiv nicht auf den Soldaten. Niemand trifft ihn. Hin und wieder wird zumindest das Fahrzeug von einer Patrone erwischt, das war es dann aber auch schon. Selbst als der Soldat vom Dach des Autos springt, und zwar in Richtung Terroristen, und somit keine Deckung mehr hat, trifft ihn niemand. John Matrix in »Phantom Kommando« hatte wenigstens eine Rosenhecke, hinter der er sich verschanzen konnte. Der Typ in »The Lair« braucht so etwas nicht. Die Terroristen stehen auf der Kirmes an der Ballerbude, zielen auf diese merkwürdigen Ringe, die um Flaschenhälse gelegt wurden, und knallen anschließend den armen Kerl beim Dosenwerfen vier Buden weiter ab.

Jetzt fragen sich vielleicht ein paar Leute: Warum schreibt der die ganze Zeit von Soldat*innen und Terroristen? Ist da auf dem Poster nicht ein Monster zu sehen? Tja. Das kommt dabei heraus, wenn man einen Film dreht, der unangenehme Vergleiche zieht. Parallel zu oben beschriebener Szene kämpfen nämlich ein paar andere Soldat*innen der gleichen Truppe in einer unterirdischen Anlage gegen Monster. Das Ganze wurde so zusammengeschnitten, dass man sich irgendwann die Frage stellen muss, ob hier mutierte Alienmonster und Terroristen vielleicht auf eine Stufe gestellt werden sollen. Selbstverständlich will ich hier niemandem etwas unterstellen, aber genauso selbstverständlich sollte jedem klar sein, dass ich genau das doch tun möchte. Terroristen sind für »The Lair« alle gleich. Nein, das stimmt nicht. Da gibt es diesen einen Mann, der lediglich von den anderen Terroristen gezwungen wurde, sich ihnen anzuschließen, weil sie sonst seine Familie töten. Der ist anders. Der ist ein echter Mensch und kein Killer. Natürlich trifft das aber nur auf diesen einen Mann zu. Die anderen Terroristen dürfen ruhig weiter abgeballert werden. Der Film versucht, hier irgendwas mit Emotionen aufzubauen, scheitert aber kläglich daran, weil es so plump inszeniert wurde, dass man nur den Kopf schütteln kann.

Ich glaube, dass »The Lair« einfach alles egal ist. Und an manchen Stellen ist das gut. Der Film etabliert seine Monster und schreckt ab dann nicht mehr davor zurück, sie in Massen zu zeigen. Man kann das Ganze gut mit »Aliens« vergleichen, ohne hier natürlich die Qualität der beiden Filme gleichsetzen zu wollen. Wobei ich zugeben muss, dass mir die Menschen in »The Lair« an mancher Stelle genauso auf den Senkel gingen wie die in »Aliens«. Nur hat »Aliens« eben zumindest ein paar sympathische Protagonist*innen zu bieten. »The Lair« hat das nicht.

Die Protagonistin ist komplett uninteressant. Der einzige auffällige Tick von ihr ist ihre dumme Kette. Mit dieser spielt sie andauernd herum, aber natürlich nur, damit Leute sie darauf ansprechen. Kennt ihr das? Ihr sitzt irgendwo, neben euch sitzt eine andere Person und diese spielt die ganze Zeit an ihrer bescheuerten Kette herum? Und dann wird geseufzt, verträumt geguckt oder irgendwas anderes? All das schreit: »Sprech mich endlich auf meine Kette an, denn ich will etwas darüber erzählen!« Mein Tipp in solchen Situationen lautet immer, es einfach nicht zu tun. Die Person wird es irgendwann nicht mehr aushalten und von sich aus von ihrer Kette erzählen. Kein Grund, eigene Worte zu verschwenden. Wie auch immer. Die Protagonistin besitzt diese Kette und hat sie mal in der Hand, mal um den Hals und dann liegt sie auf einmal wieder irgendwo auf dem Boden. Ich weiß auch nicht genau, was das alles soll. Die Kette hat keine nennenswerte Relevanz. Sie wird nur immer wieder gezeigt. Es war die Hölle. Ich rege mich gerade viel zu sehr über diese Kette auf.

Zurück zu den Monstern. Die mochte ich nämlich. Sie sehen nicht besonders kreativ aus. Eigentlich sind es nur ein paar nackte, feuchte, schrumplige Muskelmänner mit kaputten Gesichtern. Aber irgendwie sehen sie dann doch ganz cool aus. Natürlich sieht man sofort, dass da lediglich irgendwelche Personen in Gummikostümen herumrennen, aber wer mich kennt, der weiß, dass das noch nie ein Grund war, einen Film als schlecht zu bezeichnen. In den Monstermomenten macht der Film sogar ein wenig Spaß. Es geht relativ blutig zur Sache, es wird geballert und es gibt sogar einen Vorgesetzten, ich sage einfach mal einen Colonel, der eine Augenbinde trägt und immer so wütend aggressiv guckt und redet. Außerdem sprengen sich gleich an zwei unterschiedlichen Stellen im Film Soldaten mit Sprengsätzen selbst in die Luft, um Monster auszuschalten und die Gruppe zu retten. Ist ja auch mal ganz geil. Vielleicht hat man es beim ersten Mal nicht mitbekommen, weil man zu sehr auf diese blöde Kette gestarrt hat.

Tja. »The Lair« ergibt keinen Sinn. Die Monster attackieren manchmal selbst dann noch, wenn man ihnen den Bauch aufgeschlitzt und ihnen Gedärme entnommen hat. In anderen Situationen reicht es aus, ihnen mit einem Werkzeug auf den Kopf zu schlagen. Aber gut, auch unter Monstern gibt es solche und solche. Wie bei Menschen. Manche halten viel aus, manche tragen eine Armbanduhr, um ihrem Sohn eine gebürtige Portion Flashbacks zu bescheren. Es ist alles fürchterlich bescheuert. Und ich habe noch nicht einmal von den Russen erzählt, die ein abgestürztes Raumschiff finden und erst einmal nichts Besseres zu tun haben, als dagegen zu treten. Und dann nehmen sie Afghanistan ein. Oh ja, der Film schreckt nicht davor zurück, die Geschichte Russlands und Afghanistans umzuschreiben. Kunst darf das.

»The Lair« ist nicht gut. Niemand sollte ihn sehen. Dass er vom Regisseur von »The Descent« ist, zeigt lediglich, dass man auf so etwas keinen Wert legen sollte. Aber natürlich muss man es in einem Text dieser Art erwähnen, um zu zeigen, dass man es drauf hat und Erwartungen eigentlich nur enttäuscht werden können. Ich kann den Film nicht empfehlen. Aber an diesem einen, ganz speziellen Tag hat er mir irgendwie gutgetan. Ich habe die ganze Zeit lang ein Grinsen im Gesicht gehabt. Oder mit den Augen gerollt. Und dann wieder gegrinst. Ich weiß auch ja nicht. Vermutlich wäre das ein guter Untertitel für den Film.

»The Lair – Ich weiß ja auch nicht«

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