The Elder Scrolls V: Skyrim

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Dann verreck halt. Ich kann mir jederzeit ein neues Exemplar dieser Mistdinger kaufen, die am liebsten in eine Horde Kultist*innen rennen, um von ihnen angezündet zu werden. Gut, ein wenig ist es nachvollziehbar. Unter Kultist*innen fühle ich mich auch am wohlsten. Dort kann ich nach Herzenslust meinen Knüppel ziehen und Hackfressen zerhacken, ohne von Gewissensbissen zerrissen zu werden. Am Ende gibt es sogar Kultistenroben für alle, die gerne die Kleidung ihrer Feinde tragen.

Wobei ich eher auf Hosen stehe. Was ich schon alles für Hosen getragen habe. Unvorstellbar. Hosen. Was für wundervolle Erfindungen. Am liebsten hätte ich ja alle Hosen Himmelsrands in meinem Inventar versammelt, aber das ist leider nicht möglich, weil ich nur etwa fünfhundert Gewichtseinheiten Zeug mit mir herumtragen kann, ohne mit Geschwindigkeitseinbußen bestraft zu werden. Das wären maximal fünfhundert Hosen. Genauer: Fünfhundert Stoffhosen. Die wiegen nämlich nur eine Gewichtseinheit pro Hose. Aber ein Inventar voller Stoffhosen? Langweilig. Schließlich gibt es auch feine Hosen. Und blutige Lumpen. Aber die kann man leider nicht anziehen. Genauso wie die fünfzig verbrannten Bücher, die ich in einem Tempel geklaut habe (nachdem Kultist*innen mein Pferd verbrannten), um sie anschließend bei einer Schmiedin zu verkaufen, die scheinbar unglaublich viel mit verbrannten Büchern anzufangen weiß.

Dank meiner Konzentration auf Redekunst kann ich meinen Ramsch bei allen Händer*innen Himmelsrands verkaufen. Und das ist auch nötig. Fünfzig verbrannte Bücher, ein paar Hosen, fünfzehn Flechtkörbe, ein Kochtopf und zuletzt die Waffen der von mir erschlagenen Gegner*innen? Da gehen einem zwangsläufig irgendwann die Gewichtseinheiten aus. Und dann? Dann hat man den Salat. Der wiegt pro Stück zwar nicht viel, dafür findet man gerne mal gleich fünf davon in einem Fass. Das summiert sich.

Ich kann nichts liegen lassen. Es geht einfach nicht. Vor vielen Jahren habe ich »Skyrim« darum auf dem PC mit einer Mod gespielt, die das Gewichtseinheitenlimit aus dem Spiel entfernt. Schön war das. Beendet habe ich »Skyrim« trotzdem nicht. Irgendwie wollte der Funke nie überspringen. Außer auf mein Pferd. Das ging auch damals schon in Flammen auf. Blöde Kultist*innen. Blöde Magier*innen. Was stehen die eigentlich die ganze Zeit am Wegesrand und warten auf mich? Nichtsahnend reite ich durch Himmelsrand, komme um eine Ecke und zack: Geht mein Pferd in Flammen auf und wird um die Ecke gebracht. Weil ein Magier mich nicht mag. Natürlich töte ich den Magier sofort und stehle seine Hosen, mein Pferd bringt das trotzdem nicht zurück. Stattdessen werden meine freien Gewichtseinheiten durch einen Klumpen Pferdefleisch weiter reduziert. Einmal trug ich über dreitausend Einheiten Gewicht mit mir herum, weil ich einfach nichts liegen lassen kann. Wahnsinn. Was für eine Referenz auf den ersten Satz dieses Absatzes. Es ist abartig.

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Ich weiß nicht, ob meine Hosenjagd genauso abartig ist wie meine Rhetorik. Sie ist zumindest respektlos. Das würde Euch der Ork bestätigen, der eines Tages am Wegesrand zwischen zwei toten Säbelzahntigern stand und mir erzählte, er sei auf der Suche nach einem ehrenvollen Tod. Er war der Meinung, diesen nur im Kampf mit einem ebenbürtigen Gegner erreichen zu können. Damit meinte er mich. Ich nutzte meinen komplett entwickelten Taschendiebstahl-Talentbaum, um mich hinter ihn zu stellen und ihm die Taschen zu leeren. Ich stahl ihm sogar die Rüstung, die er am Leibe trug. Und die Waffe aus der Hand. Dann forderte ich ihn zum Duell heraus und lachte laut, als er mit erhobenen Fäusten auf meine epische Ebenerzrüstung einschlug. Mein Knüppel erledigte den Rest. Da lag er dann. Tot. Ehrenvoll besiegt. Unbehost.

Auf der Switch kann man keine Mods installieren und so wagte ich das Experiment, mich ein letztes Mal auf »Skyrim« einzulassen. Wie oft hatte ich es versucht? Unzählige Male. Und das stellte sich umgehend als Problem heraus. Ich kann dieses verdammte Intro nicht mehr sehen. Die Fahrt auf einem Wagen zu meiner eigenen Entkopfung. Beim ersten Mal? Ziemlich gut. Aber mittlerweile? Nein. Es geht einfach nicht mehr. Ich wollte ausmachen, überwandt mich jedoch. Einmal noch. Komm schon. Du schaffst das. Und ich schaffte es. Der hölzerne Monolog meines Mitreisenden über Helgen und seine Bekanntschaften war immer noch anstrengend mit anzuhören, aber ich stand es durch. Dann lief alles seine gewohnten Bahnen: Helgen brannte, ich rannte, schloss mich den Sturmmänteln an, erreichte Flusswald und stieg immer wieder diesen verdammten Berg zu diesen verdammten Graubärten rauf und runter.

Dieser Berg! Vor allem am Ende war ich kurz vorm Verzweifeln. Dazu sollte ich erwähnen, dass ich »Skyrim« ohne Schnellreise spiele. Mit einer Ausnahme: Ich darf Kutschen benutzen, da diese zur Spielwelt gehören. Man bezahlt jemanden, um sicher an einen anderen Ort zu gelangen. Dies ließ ich gelten. Sonst nichts. Ich glaube, dass ich mindestens fünfundzwanzig der einhundertfünfundzwanzig Spielstunden damit verbracht habe, durch Himmelsrand zu reiten und zu laufen. Und es war toll. Die Welt versprüht eine angenehme Atmosphäre und außerdem weist einen der Kompass darauf hin, dass alle einhundert Meter irgendwo ein Ort ist, in dessen Nähe man sich begeben sollte, damit er von nun an auf der Karte angezeigt wird. Außerdem können jederzeit Kultist*innen auftauchen und mein Pferd anzünden. Lebensfreude.

»Skyrim« ist ein unsortiertes Chaos. Genau wie dieser Text. Der Weg von A nach B ist eigentlich ein Weg von A nach Z, da man andauernd von anderen Buchstaben unterbrochen wird. Auf nach Winterfeste! Oh, eine nicht auf der Karte verzeichnete Höhle! Oh, ein Bär! Ob ich den Berg hochkomme? Es klappt! Ein Troll! Warum brennt mein Pferd? Es fällt mir schwer, diese Welt ernst zu nehmen. Das heißt nicht, dass sie mir nicht gefällt. Ich kann gut in ihr abtauchen und mich ihr hingeben. Aber irgendwie ist das alles eher wie eine Satire. Die Klischees des Fantasy Genres versammeln sich in Himmelsrand und bewerfen mich mit ihren Hosen. Manche sind gewaschen. Manche blutige Lumpen. Wie auch immer sie aussehen: In meinem Inventar verwandeln sie sich allesamt in Gewichtseinheiten und werden von mir in einem unglaublich langsamen Tempo durch die Welt getragen.

Irgendwann kommt man dann an den Punkt, an dem man im überladenen Zustand mit gespanntem Bogen minimal schneller läuft als ohne gespanntem Bogen. So rennt man plötzlich wie ein pirschender Klischeeindianer durch seine Jagdgründe. In Städten kann es anschließend passieren, dass man im angespannten Zustand von einem Kurier angesprochen wird, der einem eine wichtige Nachricht überbringen möchte. Der eingeleitete Dialog sorgt dafür, dass man den gespannten Bogen nicht mehr spannt und einer hinter dem Kurier stehenden Wache einen Pfeil in den Schädel jagt. Es folgt Verwirrung in allen Teilen der Bevölkerung sowie das Neuladen des Spielstands.

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Als ehrenhafter Dieb gehört es zum Glück zum guten Ton, den eigenen Spielstand immer wieder neuzuladen, um unbemerkt den Himmelsrandbewohner*innen die Taschen zu plündern. Einmal habe ich siebenunddreißig mal neugeladen, um einem Mann einen verzauberten Ring zu klauen, dessen Verzauberung mich überhaupt nicht interessierte. Aber es ging um meine Diebesehre als unehrenhafter Spielstandschummler und den Beweis, dass eine fünfprozentige Erfolgswahrscheinlichkeit einen echten Meisterdieb nicht von seinen Missetaten abhalten sollte. Der Taschendiebstahl-Bereich in meiner Fähigkeitenliste hat mittlerweile zum vierten Mal die legendäre Stufe erreicht. Also viermal Stufe Einhundert. Anschließend kann man ihn auf fünfzehn zurücksetzen, was Vorteile bezogen auf den Gesamtlevel und die weitere Entwicklung des eigenen Charakters hat, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte, weil das langweiliges Gerede über Spielmechaniken bedeutet, das keinen interessiert.

Himmelsrands Bücher interessieren mich irgendwie auch nicht. Natürlich nehme ich trotzdem alle mit. Aber ich lese sie nicht. Ich verstaue sie lieber in einer kleinen Kommode in meinem Häuschen, um sie irgendwann einmal zu lesen. Bestimmt habe ich dazu schon bald Lust. Ganz bestimmt. Und dann sind sie da. In meinem Haus. Genauso wie diese komische Frau, die sich mir anschloss, als ich der Thane Weißlaufs wurde. Ich weiß nicht einmal wie sie heißt. Aber ich wurde scheinbar ihr Vorgesetzter, was bedeutet, dass sie mir überall hin folgt. Ich kann mich an kein Videospiel erinnern, in dem ich jemals Lust auf Begleiter*innen hatte, weshalb ich der Dame mitteilte, sie solle doch zu Hause auf mich warten. Jetzt sitzt sie immer auf einem Stuhl in meinem Schlafzimmer und schaut mir beim Schlafen zu, während sie in halbe Brote beißt. Alles ist besser als Begleiter*innen in Videospielen. Vielleicht sollte ich sie köpfen und ihre Hose in meinem Wohnzimmer ausstellen? Als Warnung. Nicht wegen der Sache mit dem Stuhl vor meinem Bett, sondern aus Prinzip. Um ein Zeichen zu setzen. Wer beißt denn bitte in halbe Brotlaibe?

Im Gegensatz zu den eigenen Begleiter*innen kann man Kinder in Himmelsrand leider nicht töten. Dieser Absatz sollte nicht weiter ausgeschmückt werden, da ich vermutlich der Einzige bin, der es lustig findet, ein Kind mit Pfeil und Bogen durch ein Schloss zu jagen, weil es mir einmal zu oft gesagt hat, ich wäre nur hier, um die Stiefel seines Vaters abzulecken. Ich lecke keine Stiefel. Ich klaue sie. Wie Hosen. Dummes Kind. Werd erwachsen. Und tötbar. Natürlich bin ich nicht der Einzige, dem die himmelsrandsche Kinderjagd Spaß macht. Alle haben das schon einmal gemacht. Mindestens. Man ist nie der Einzige. Aber man kommt sich toll vor, wenn man das schreibt. Als wäre man eine ganz besondere Art Spieler*in. Es ist traurig.

Einmal hatte ich einen Hund. Der war ganz in Ordnung. Aber er verließ mich, als ich mich in einen Werwolf verwandeln ließ. Untreue Seele. Als ich ein Vampir wurde, schien ihm das nichts auszumachen. Aber ein Werwolf? Naja. Auf eine merkwürdige Art und Weise kann ich das schon verstehen. Mittlerweile bin ich kein Werwolf mehr. Und auch kein Vampir. Dinge dieser Art kann man in »Skyrim« zum Glück immer irgendwie wieder loswerden. Die Beseitigung eines Werwolffluchs ist in Himmelsrand offensichtlich leichter als die Beseitigung eines Kindes. Aber gut. Das hat ja auch moralische Gründe. Also bezogen auf die echte Welt. Aber vergessen wir schnell wieder die echte Welt. Wir befinden uns in Himmelsrand. Und da wird nicht gleich wegen jeder Kleinigkeit ein Fass aufgemacht.

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Was gut ist. Würden die Bewohner der vielen Städte »Skyrims« die vielen Fässer öffnen, die überall herumstehen, würden sie mir bestimmt mein ganzes Zeug stehlen. Um nicht andauernd überladen zu sein, habe ich in jeder Stadt ein sogenanntes Inventarfass angelegt, das sich in der Regel in der Nähe eines Ladens befindet. Hier deponiere ich jeden Gegenstand aus meinem Inventar, den ich gerade nicht benötige. Irgendwann mache ich mich dann auf den Weg nach Hause und reite dabei an jedem dieser Fässer vorbei, um ihren Inhalt einzustecken und auf dem Heimweg so viel wie möglich davon zu verkaufen. Mein Pferd interessiert es zum Glück nicht, ob ich einhundert Gewichtseinheiten oder eintausend Gewichtseinheiten mit mir herumtrage. Mein Pferd ist immer gleichschnell unterwegs. Mein Pferd interessiert es nur, ob es gerade brennt oder nicht. Wobei ich nicht weiß, welchen Zustand es bevorzugt, schließlich stürmt es sofort auf jede Person zu, die mich angreift und das Potenzial hat, Pferdebraten herzustellen. Einmal hatte eines meiner Pferde einen Fehler. Ich konnte nicht mehr aufsteigen und in dem Stall, an dem ich mich gerade befand, kein neues kaufen, da ich ja bereits eines besaß. Das Pferd stand unbenutzbar in der Gegend herum. Also jagte ich ihm drei Pfeile in den Schädel. Das behob das Problem. Ich konnte ein neues Pferd kaufen und weiterreiten. Erst später fiel mir ein, dass ich das defekte Pferd auch hätte anzünden können, um es der himmelsrandschen Traditionen entsprechend ins Jenseits zu befördern. Aber vielleicht war es auch gut, dies nicht getan zu haben. Vielleicht hätte ich mich so in einen dieser Kultisten verwandelt, die so gerne Pferde braten.

Nein. Ich kann »Skyrim« nicht ernstnehmen. »Skyrim« ist wundervoll. Aber es nimmt sich zu ernst. Es geht im Grunde nur darum, durch eine Welt voller Klischees zu rennen und Hosen zu klauen. Hin und wieder stößt man sogar auf von den Entwickler*innen spannend konstruierte Geschichten. Aber meistens werden auch die spannendsten Zwischensequenzen durch irgendwelche Fehler zunichtegemacht. Einmal wollte mir ein Drache ganz episch erzählen, wie toll ich bin, schaute dabei aber in die falsche Richtung und redete dadurch mit einer Wand, auf die er sich zudem hin und wieder für ein paar Sekunden hochteleportierte. Offensichtlich hatte er nicht da stehen sollen, wo er gerade stand, und »Skyrim« wusste nicht, was es dagegen tun sollte. Der Drache wirkte äußerst verunsichert und überfordert, aber seinen Text hat er trotzdem ganz vorbildlich vorgetragen. Gut, dass ich Untertitel anhatte. Hören konnte ich seine Worte nämlich durch mein lautes Gelächter nicht mehr.

»Skyrims« Welt ist beeindruckend. Aber es wollte nie Spannung aufkommen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, die unzähligen Spielmechaniken kennenzulernen und auszunutzen. Schieß einem Baditenanführer ruhig einen Pfeil in den Kopf. Gehe anschließend einfach fünf Schritte zurück und in die Hocke. Er wird dich nicht sehen, wenn dein Schleich-Wert hoch genug ist. Mit einem »Ich habe mich wohl geirrt.« wird er sich umdrehen und seine gewohnte Banditenanführerroute ablaufen, während ihm ein Pfeil aus dem Kopf ragt. Dann zwei Pfeile. Dann drei. Auf diese Art und Weise habe ich Räume voller Gegner geleert. Selbstverständlich wird niemand dazu gezwungen, so vorzugehen. Man kann das Problem auch »realistischer« lösen. Und letztendlich sind ja genau diese Möglichkeiten der Grund, bestimmte Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Man wird zu einer unaufhaltsamen Killermaschine, die Spielmechaniken zum eigenen Vorteil aushebelt und/oder -nutzt. Man wird halt nicht mehr gesehen, weil man so ein guter Schleicher ist. Nur sind die hier beschriebenen Vorgänge letztendlich so lächerlich und lustig, dass ich aus dem Kichern nicht mehr herauskam. Und meine Hosensammlung wuchs und wuchs.

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Aber was erwartet man auch anderes von einem Rollenspiel? Eine Rolle spielen bedeutet in Videospielen meistens einfach nur: Mach etwas, erhalte dafür Punkte, investiere diese in Fähigkeiten und klau so viele Hosen wie möglich. »Ernst nehmen« kann man das doch eigentlich nie. Und wenn dann die bösen Kaiserlichen die Traditionen der Nord unterdrücken wollen, wenn eine Truppe von Religionsfanatikern die von ihrem Glauben abweichenden Religionen verbieten wollen, wenn plötzlich überall Drachen auftauchen, wenn Magier in Roben in einer Akademie Zauber lernen und von den in der angrenzenden Stadt lebenden Leuten argwöhnisch beäugt werden, weil Magie ja böses Teufelszeug ist… dann ist das alles wirklich ganz, ganz dick aufgetragenes Klischeegedöns, das genau so langweilig grau ist, wie ein Großteil Himmelsrands. Und es macht Spaß, dieses Grau mit den Farben des Chaos´ aufzuhellen, indem man einer ganzen Stadt die Hosen klaut und den Bewohner*innen dabei zusieht, wie sie in Unterwäsche ihrem Tagewerk nachgehen, weil sie nur Spielfiguren sind und nicht bemerken, was um sie herum geschieht. Es macht Spaß, unsterblichen Kindern Pfeile in den Kopf zu schießen. Es macht Spaß, hunderte Wachen in einer Großstadt umzubringen und anschließend den Spielstand neu zu laden und grinsend an den Wachen vorbeizulaufen, weil man genau weiß, wozu man als Spieler*in in der Lage ist. Es macht Spaß, Drachen in Lager von Riesen zu locken, um am Ende Drachenschuppen, Mammutrüssel und Riesenzehen einzusammeln. Es macht Spaß in Burgen mit Hilfe eines Schreis alle Teller, Schüsseln, Äpfel und gebratene Hühnerbeine Richtung Jarl zu schleudern, den das scheinbar überhaupt nicht interessiert. Und es macht Spaß, Pferde anzuzünden. Und anzünden zu lassen. »Skyrim« macht Spaß. Aber ich weiß nicht, ob die Entwickler*innen nicht hin und wieder wollten, dass man das Spiel und seine Geschichte doch ein wenig ernst nimmt.

Ich hoffe nicht.

Denn das kann ich nicht.

Es ist wie ein Theaterstück. Alle möchten ihr ernstes Mittelalterschauspiel durchziehen, nur ich nicht. Ich renne rum und lache allen ins Gesicht. Nur kümmert das keinen. Alle machen mit ihrem Schauspiel weiter. Vielleicht denken sie sich ja: »Wenn wir nur lange genug unserem Klischeetrott nachgehen, wird er sich uns schon anschließen. Wir dürfen ihn einfach nicht darauf ansprechen.«

Tja.

Das wird leider nicht klappen.

Eher klaue ich keine Hosen mehr.

Aber dann wäre »Skyrim« nicht mehr »Skyrim«.

Ich habe »Skyrim« durchgespielt. Die wichtigste Erkenntnis: Es gibt nicht einmal einen Abspann zur Belohnung. Die Hauptgeschichte endet wie jede andere der vielen Aufgaben im Spiel, von denen ich übrigens noch gefühlt einhundert oder mehr zu erledigen habe. Aber ich kam einfach irgendwann an einen Punkt, an dem ich es hinter mir haben wollte. Ich wollte »Skyrim« durchspielen. Und das habe ich letztendlich geschafft. Vermutlich werde ich hin und wieder nach Himmelsrand zurückkehren, um neue Aufgaben zu finden und zu erledigen. Und um weitere Städte zu entkleiden, Pferde brennen zu sehen und ein von Mechaniken überladenes Spiel dabei zu beobachten, wie es mit aller Kraft versucht, eine Fantasywelt am Leben zu erhalten, die so sehr mit dem Aufrechterhalten aller gängigen Klischees beschäftigt ist, dass sie gar nicht merkt, wie lächerlich das alles ist.

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