Stagnierende Wiederholungen an der Schnellkasse funktionieren tatsächlich

Ich habe mir vor kurzem ein Buch gekauft. Um die Leser meiner Kolumne nicht gleich nach der ersten Zeile wieder zu verlieren (“Ein Buch? Bitte was? Wie ist der denn drauf?”) möchte ich zu meiner Verteidigung gleich einwerfen, dass es ein leeres und sehr kleines Buch mit einem niedlichen kleinen Chamäleon drauf ist. Das Chamäleon ist zudem ziemlich bunt. Diese Information ist aber eher unwichtig und tut nichts zur Sache.

Was es nun mit diesem ominösen Buch auf sich hat, werde ich erklären, gleich nachdem ich ihre Nerven noch ein bisschen mit sinnlosem herum Gerede strapaziert habe. Erstanden habe ich das Buch in einem großen Geschäft. Dort lag es neben allerlei anderen kleinen, leeren Büchern und sonstigem papierartigem Müll auf einem Brett zum Verkauf aus. Und da ich sehr leicht zu beeinflussen bin, habe ich auch gleich eines von ihnen mitgenommen.

Warum es ausgerechnet eins mit einem Chamäleon sein musste, weiß ich auch nicht, könnte aber mit dem relativ geringen Preis im Vergleich zu all dem anderen Blödsinn auf diesem Verkaufsbrett zusammenhängen und der Tatsache, dass ich (glaube ich) in meinem ganzen Leben noch nie etwas besessen habe, auf dem ein buntes Chamäleon abgebildet ist.

Doch bevor ich fortfahre, sollte ich den Zahn der Zeit ein bisschen zurückdrehen, was dem daraus resultierenden Mund des Gesamten wahrscheinlich schmerzlich absolut missfallen dürfte, um von etwas zu berichten, was sich mal wieder in meiner direkten und leider auch sehr nahen Umgebung zugetragen hat.

In einer meiner vorherigen Kolumnen berichtete ich ja über Rolltreppen, und wie gerne ich diese benutze. Gleichzeitig schrieb ich auch auf unvergleichlich geniale Art und Weise, wie sehr ich Leute hasse, die meine geliebten Rolltreppen rennend benutzen würden. Doch diese Aussage möchte ich nun mit einer weiteren Phrase meiner über mit Buchstaben beschriftete Tasten rasende Hand der guten Laune erweitern.

Ich hasse nämlich auch die Leute, die meine Freunde namens Rolltreppe blockieren! Was genau ich damit meine? Jeder kennt doch diese komischen, meist glasigen Platten in Kaufhäusern, an denen die einzelnen Etagen und die dort jeweils zum Kauf anregend ausgelegten Waren aufgelistet werden. An sich ja eine tolle Sache, da man dann schon von vornherein weiß, welche Etagen mit genüsslich wechselnden Rolltreppenmanövern umschlenkert werden können, um den Genuss der Rolltreppenfahrt zu verlängern.

Das Problem an diesen Schildern ist aber, dass sie immer genau neben den Rolltreppen stehen. Eigentlich wäre dieser Umstand ja gar kein Problem, denn irgendwie erscheint es schon ein klein wenig logisch, sie dort aufzustellen, denn was hätten diese Schilder beispielsweise an einer Wursttheke zu suchen? Man würde dort entweder Gefahr laufen, verärgerten Kunden erklären zu müssen, warum an der Wursttheke keine Videorekorder angeboten werden oder aber auf jeder Etage eine solche Theke eröffnen müssen, was die Verwirrung der Kunden, was verdammt noch mal das Schild mit dem Hinweis auf “Sonderangebote beim Kauf von Blutwurst” zwischen der Damenunterwäsche zu suchen habe, nicht gerade senken und im Gegenzug die Selbstmordrate unter den Vegetariern erhöhen (“Die Wäsche riecht nach Wurst? Nein danke! Überrenne mich, meine Milchkuh!”).

Dieses Szenario ist natürlich vollkommen übertrieben, spiegelt aber die Tatsache wider, dass ich zum verdeutlichen meiner Meinung gerne in die Welt der Sinnlosigkeit abdrifte. Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich diese Schilder theoretisch gut postiert finde. Das Problem ist nur, dass all diese Gehirne, die hinter der Konstruktion und Errichtung dieser Tafeln der Informationen stehen, eines nicht bedacht haben und zwar die von mir immer und immer wieder erwähnte, gehasste und trotzdem nicht auszuradierende Dummheit und Unfähigkeit der Menschheit ist.

Wie ich nämlich leider feststellen musste, bleiben die Leute nicht schön vor den Schilder stehen (trotz dem vielen Platz, den die Konstrukteure dieses Gebäudes extra zu diesem Zweck vor den Tafeln errichtet haben), nein, man bleibt natürlich direkt am Zugang der Rolltreppe stehen, um, nachdem man gefunden hat, wo man hin wollte, seinen Körper auch so schnell wie möglich dorthin zu bewegen. Das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass genau diese Leute es nicht schaffen, schnell zu finden, wo sie hinwollen. Daraus resultiert eine Stagnation am Anfang der Rolltreppe, die aufgrund der Ignoranz der stagnierenden Stagnationsverursacher auch nicht behoben werden kann, da der Umstand, die vor Stagnation stinkenden Körper ein oder vielleicht auch zwei Schritte zur Seite zu bewegen um die Sache mit einem solch einfachen Mittel mal wieder ins Rollen zu bringen, einfach ignoriert wird. Ich muss zugeben, dass ich diesen Satz, in dem ich mich unkreativer Weise viermal des Wortes Stagnation bediene, mehrmals durchlesen musste, um ihn verstehen zu können und ihn grammatikalisch wenigstens teilweise korrekt erscheinen zu lassen.

Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich es einfach nur hasse, wenn ich aufgrund einer sich ansammelnden Menschenmasse am friedlichen Benutzen einer Rolltreppe gestört werde.

Ich habe gehört, dass Wiederholungen bei Filmen immer für ein gewisses Maß an sicherem Gewinn stehen, da sich Fans des ersten Teiles bestimmt auch in den Nachfolger begeben werden, der dann allerdings meistens qualitativ schlechter ist. Das ist auch der Grund, weshalb ich hier nun ein weiteres mal auf das Thema Rolltreppen eingehe.

Eigentlich müsste ich jetzt auch noch erwähnen, wie sehr mich am Bahnfahren diese Durchsage stört, an welcher Seite man den Zug nach seinem Halten im Bahnhof verlassen soll, da auf der anderen Seite die Türen sowieso verschlossen sind und ich zudem gar kein Verlangen danach hätte, dort auszusteigen, lediglich, um ein weiteres mal eine ältere Kolumne von mir zu erwähnen und mich im Mittel der Fortsetzung zu laben.

Am meisten stört mich hierbei aber noch die Verwendung des Wörtchens “bitte”, um den Gästen noch einmal zu verdeutlichen, dass sie auch gerne auf der anderen Seite aussteigen könnten, dies aber “bitte” zu unterlassen hätten. “Und bitte vergessen sie nicht, nachdem sie den Zug verlassen haben, ganz normal weiterzuatmen, denn wir möchten nicht unser Putzpersonal dazu verdonnern, den durch ihre Leichen zum totalen Stinken verdonnerten Bahnhof mit gigantischen Duftbäumen zuzuhängen.”.

Diese Duftbäume sind eine der schlimmsten Erfindungen, die je gemacht wurden. Klar, ist dies eine ziemliche Übertreibung, aber wie bereits erwähnt wurde, mag ich so was und schrecke genau aus diesem Grund auch nicht davor zurück, mich diesem Mittel in seiner nackten und willigen Gesamtheit zu bedienen. Warum ich in die sexuelle Szene abrutsche, nur um die gewählte Übertreibung zu rechtfertigen möchte ich mit dem Satz “Sex sells” erklären, der ungefähr genauso viel mit der Sache zu tun hat wie das Gesicht eines Esels mit absolut gar nichts.

Genauso sinnvoll wie diese Aussage ist übrigens der von mir im gleichen Kaufhaus beobachtete endgültig beweisende Umstand der Dummheit von Menschen. Denn ganz unten in diesem Kaufhaus befindet sich eine Lebensmittelabteilung. Das ist natürlich noch nicht das Beispiel für die Dummheit der Menschen, denn eine tief gelegene Lebensmittelabteilung ist nichts besonderes und der Umstand, dass dort sogenannte “Schnellkassen” existieren, auch nicht. Das dumme ist nur die Benutzung der Schnellkassen. Diese Art der modernen Marktverbesserung soll gewährleisten, dass Leute, die wenige Sachen kaufen, diese schneller bezahlen können und sich nicht hinter Leute stellen müssen, die drei vollbepackte Einkaufswagen vor sich herschieben und auch tatsächlich vorhaben, die dort angehäuften Produkte der Gier zu kaufen.

Die Schnellkassen sind nur für “1-5 Teile”. Klingt ja gut. Ist es aber nicht. Mir ist bisher aufgefallen, dass man an diesen Kassen meistens länger steht, als an den anderen. Als ich das letzte mal dieses Kaufhaus besuchte musste ich feststellen, dass an beiden Schnellkassen etwa sechs Leute standen. Das interessante an der Sache war aber, dass an den “normalen” Kassen lediglich eine Person stand und an einer Kasse sogar niemand. Ich begab mich also zu dieser Kasse, kaufte dort mein Getränk und ging wieder. Innerlich lachte ich natürlich laut auf über die keuchenden und auf die Uhr schauenden Menschen an den Schnellkassen.

Aufgrund der Tatsache, dass meine Kolumne eindeutig zu lang wird, bringe ich sie nun mit einem intelligenten und gekonnten Schlenker in die Ursprungsrichtung zu einem abrupten Ende. Der Grund, warum ich mir dieses Buch gekauft habe, wird nicht verraten. Ich gebe nur den Hinweis, dass es sich um ein Problem mit meinem Gehirn handelt, welches ich in einer vorherigen Kolumne bereits ansprach (ich sag es euch: Wiederholungen funktionieren!). Der letzte und bedeutendste Hinweis folgt aber nun: In ihr stehen, von mir sehr schnell und schlampig notiert, folgende begriffe: “Schnellkasse”, “Kaufhof”, “blockiert” und “Zug links aussteigen”.

Und wenn ihr jetzt immer noch nicht wisst, was ich euch sagen möchte, geht in ein Geschäft, kauft euch ein Wasser und stellt euch an die Schnellkasse. Dort habt ihr dann genügend Zeit, die ihr zum Stagnieren und Nachdenken verwenden könnt. Aber nicht vergessen: Links aussteigen, bitte, sonst frisst euch ein Duftbaum.

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