Ni No Kuni – Sprachlos – #2

Ni No Kuni - Sprachlos - #2

39:45:21

Oh. Fast 40 Stunden? Wahnsinn.

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Vielleicht sollte ich einen weiteren Text über “Ni No Kuni” schreiben. Teil eins nach zwanzig, Teil zwei nach vierzig Stunden. Passt doch. Die Leute stehen bestimmt auf so etwas.

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Wobei ich dann jetzt noch zwölf Minuten warten muss. Man will ja nicht zu früh beginnen.

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Das ist doch albern.

Vierzig Stunden also (Wer jetzt “NUR FAST!” ruft, ist blöd.). Seit meinem ersten “Ni No Kuni”-Text sind weitere zwanzig Stunden vergangen und noch immer streife ich durch die Welt von “Ni No Kuni” und habe Spaß dabei. Was ich in dieser Zeit nicht alles erlebt habe. Wieder stehe ich vor den Toren einer Stadt. Schweinfort, um genau zu sein. Laguna habe ich mittlerweile hinter mir gelassen. Genauso wie den bisher besten Ort des Spiels: Den Feenforst. Jetzt also Schweinfort. Was mich hier wohl erwartet?

Sollte ich an dieser Stelle vielleicht darauf hinweisen, dass man diesen Text nur lesen sollte, wenn man das Spiel bereits gespielt hat, weil ich über Dinge schreiben werde, die man selbst erleben sollte? Nein, das ergibt sich ja von selbst. Außerdem habe ich es durch die gestellte Frage ja dann doch getan. Billige Schreibtricks sind das, deren ich mich hier bediene. Zur Strafe sollte ich mit einem unangenehmem Thema beginnen. Ich habe nämlich geschummelt. Ich habe dieses wundervolle Videospiel absichtlich ausgetrickst und das alles nur wegen Knolli dem Knollkopf.

Knolli begegnete mir recht früh im Spiel und war eine Art kleiner Zwischenboss. Er sieht aus wie eine Kartoffel mit Baummütze. Damals fand ich ihn total super und als sich irgendwann herausstellte, dass man fast alle Monster des Spiels einfangen kann, musste ich sofort an ihn denken. Ich wollte Knolli haben. Unbedingt. Leider war er noch nicht auf reguläre Art und Weise zu finden. So musste ich abwarten.

Eines Tages erforschte ich eine kleine, verlassene Insel. Auf dieser gab es in einer abgelegenen Ecke einen Wald. Als ich mich diesem näherte, kam plötzlich ein Knollkopf auf mich zugerannt und griff mich an. Ich wurde nervös. Ein Knollkopf! Endlich! Leider konnte ich ihn am Ende des Kampfes nicht fangen. Er wollte nicht. Anders als bei “Pokémon” hat man bei “Ni No Kuni” wenig Einfluss darauf, ob sich ein Monster der Gruppe anschließen möchte oder nicht. Das war selbstverständlich sehr schade, doch ich ließ den Kopf nicht hängen. Schließlich wusste ich nun, wo ich Knollköpfe jagen konnte.

So rannte ich auf der Insel herum und suchte. Leider fand ich keinen weiteren Knollkopf. Es gab zwar viele andere Monster auf der Insel, doch keines von ihnen war ein Knollkopf. Nach einigen Minuten hatte ich die gesamte Insel erkundet. Kein Knollkopf. Ich wurde traurig. Da ich noch ein paar der auf der Insel anzutreffenden Monster fangen wollte, lief ich dennoch weiter auf und ab und jagte alles, was mir über den Weg lief. Irgendwann kam ich so wieder an dem abgelegenen Wald vorbei. Dort stand, nur schwer zu erkennen, ein Knollkopf zwischen den Bäumen. Ich lief auf ihn zu, er sah mich und griff an. Ich gewann den Kampf, er wollte sich jedoch erneut nicht fangen lassen. Dafür hatte er einen Fehler gemacht: Er hatte mir sein Versteck gezeigt.

Ich blieb auf der Insel und drehte weiter meine Runden. Dabei hielt ich mich stets in der Nähe des Waldes auf und stellte fest, dass dort nach mehreren Minuten regelmäßig ein neuer Knollkopf erschien. Jedes Mal stellte ich mich ihnen und besiegte sie zwar alle mit Leichtigkeit, sie zu fangen gelang mir jedoch nie. Irgendwann hatte ich jedes andere Monster der Insel gefangen. So betrat ich mein Boot und erforschte das Meer um die Insel herum. Auch hier galt es, mir fehlende Monster zu fangen. Am Ende jeder Inselumrundung warf ich einen Blick in den Wald. Stets ohne Fangerfolg.

Nach über einer Stunde voller Kämpfe lief ich zum letzten Mal in den Wald. Wieder ein Knollkopf, wieder ein Kampf, wieder ein Sieg, wieder keine erfolgreiche Jagd. Ich war zu diesem Zeitpunkt sehr müde (es war spät in der Nacht) und beendete “Ni No Kuni”, um zu schlafen. Natürlich hatte ich nicht aufgegeben. Ich wollte mich nur ausruhen.

Gleich am nächsten Tag startete ich das Spiel erneut. Ich hatte genau an der Stelle abgespeichert, an der ich in der Nacht zuvor den Knollkopf besiegt hatte. Als ich den Spielstand geladen hatte, wurde ich umgehend von einem Knollkopf angegriffen. Dies erregte meine Aufmerksamkeit. Ich kämpfte und gewann ohne Fangerfolg. Ich speicherte ab, beendete das Spiel, startete es und staunte nicht schlecht, als ich einen Knollkopf vor mir erblickte. Ich fühlte mich schlecht, wusste aber genau, was zu tun war. Ich wiederholte den Speicher- und Ladevorgang. Dies ging deutlich schneller, als auf das “natürliche” Auftauchen des Knollkopfs zu warten. Nach fünfzehn bis zwanzig Durchgängen hatte ich endlich Erfolg. Der Knollkopf wollte sich mir anschließen. Vermutlich wollte er nur vermeiden, dass wegen meines Spielverhaltens die Festplatte der Konsole kaputt ging. Ich nahm ihn ohne lange darüber nachzudenken in meine Gruppe auf und gab ihm den vom Spiel vorgeschlagenen Namen Knolli. Ich gebe es zu: Meine Tat fühlte sich falsch an. Aber dann sah ich in Knollis Augen, redete mir ein, er würde sich bei mir wohl fühlen, gab ihm ein großes Stück Babanenpudding, freute mich über die aus ihm strömenden Herzen und nahm ihn in meine Haupttruppe auf.

Ni No Kuni - Sprachlos - #2

Durch das viele Gefange hat besagte Truppe mittlerweile eine beachtliche Stufe erreicht. Oliver befindet sich auf Stufe 49, Esther auf 48 und Sven auf 45. Sven gehört übrigens zu den besten Nebencharakteren aller Zeiten, weil er so heißt wie ich. Aber das ist jetzt wohl nur für Leute nachzuvollziehen, die Sven heißen. Alle anderen mögen hier abweichende Meinungen vertreten. Sollen sie doch. Man kann ja nicht in allem gut sein.

Genauso wie “Ni No Kuni” nicht in allem gut ist. Es ist wohl mal an der Zeit, Kritik zu äußern, auch wenn mir das sehr schwer fällt. Ein kleiner Hinweis: Meine Frau hat jetzt auch mit dem Spiel angefangen und ist genauso begeistert wie ich. Wir unterhalten uns oft über das Spiel und seine Mechaniken. Interessanterweise teilen wir den größten Kritikpunkt am Spiel: Die Namen der Monsterrassen.

Das sollte jetzt nicht falsch verstanden werden. Wir lieben die Namen. Ich habe im letzten Text bereits Beispiele genannt, möchte das Ganze aber noch ein bisschen weiter verdeutlichen. In meiner Gruppe befindet sich zum Beispiel Quelli. Quelli war ursprünglich ein Quellefant. Durch ausgiebiges Training entwickelte er sich zu einem Höllefant weiter. Mittlerweile ist er sogar ein Firlefant. Na? Merkt ihr was? Aus dem Raubkätzchen wurde ein Schnurrke und dann ein Miaudegen. Der Luftbaalon wurde zum Schuftbaalon. Der Trompetzer zum Blasphemist. Dann haben wir da noch die Fleddermaus, den Widersetzling, den Sprießgesellen oder auch den fiesen Spießer namens Fiesepeter. Vermutlich haben ein paar meiner Leser mittlerweile Kopfschmerzen und wollen nichts mehr mit “Ni No Kuni” zu tun haben. Das tut mir leid. Auf mich haben diese Namen nämlich eine ganz andere Wirkung: Ich liebe sie. Ich verehre sie. Und genau da liegt das Problem, das meine Frau und ich mit dem Spiel haben.

Wir betreiben seit einiger Zeit einen kleinen Online-T-Shirt-Shop namens “Spruchlos”. Die Motive sind gezeichnete Wortspiele. Ich ahnte zum Beispiel Schlimmes, als mir bei “Ni No Kuni” der tigerartige Garstiger über den Weg lief. Auf Spruchlos bieten wir nämlich ein Motiv namens “Bärtiger” an.

Ni No Kuni - Sprachlos - #2

Zum Glück hat sich der Garstiger in einen Biestiger und dann in einen Kräftiger weiterentwickelt. Einen Bärtiger gibt es nicht. Noch nicht. Jedes neu entdeckte Monster versetzt mich in Angst. Was, wenn ich auf einen Legoparden, das Monster von Loch-NES, einen Schafschützen oder einen Elepfand treffe? Wird man dann irgendwann behaupten, Spruchlos hätte von “Ni No Kuni” geklaut? Ich hoffe, dass es nicht dazu kommen wird.

Ni No Kuni - Sprachlos - #2 Ni No Kuni - Sprachlos - #2

Ni No Kuni - Sprachlos - #2 Ni No Kuni - Sprachlos - #2

Der Vorsatz meiner Frau und mir, keine Ideen anderer Leute umzusetzen, sorgt nun dafür, dass uns “Ni No Kuni” unzählige Motivideen kaputt macht. Natürlich hatten wir bisher keine der oben genannten Kreaturennamen als eigene Umsetzung geplant. Aber man ist immer wieder enttäuscht darüber, nicht selbst auf diese unglaublichen Namen gekommen zu sein und sie von nun an nie selbst auf den Stoff bringen zu können. Danke, “Ni No Kuni”. Blödes Spiel.

Waren das alle Kritikpunkte? Irgendwie schon. Zumindest, wenn es um richtige Kritikpunkte geht und nicht um das Suchen kleiner Fehler. Dass man den magischen Begleiter nicht per Texteingabe durchsuchen kann, ist selbstverständlich umständlich. Aber um ehrlich zu sein, finde ich es toll, dass das Spiel dem Konzept des Buches treu geblieben ist. Manchmal blättert man dadurch zwar etwas ziellos vorwärts und wieder zurück, findet dann am Ende aber doch alles, was man gesucht hat. Wie in einem echten Lexikon. Und nichts anderes will der magische Begleiter sein.

Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter ins Detail gehen. Wenn ich mir ansehe, was ich hier gerade zu Papier gebracht habe, dann gehe ich davon aus, dass wir uns in zwanzig Spielstunden sowieso noch einmal wiedersehen werden. Da ich weder weiß noch wissen will, wie weit ich im Spiel bisher fortgeschritten bin, kann ich auch gar nicht abschätzen, wie viele Teile diese Textreihe haben wird. Ich bin selbst gespannt. Es gibt auf jeden Fall noch viel zu erzählen.

Zum Abschluss bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich seit “Ni No Kuni” kein neues Spiel mehr angerührt habe. Nur kurz betrat ich die Welt der “Skylanders”, um mir neu gekaufte Figuren anzusehen, ansonsten habe ich mich tatsächlich mit keinem anderen Spiel beschäftigt. Ich bin zufrieden. Das sage ich nur sehr selten, wenn es um Videospiele geht. Zwei oder drei kann man davon schließlich immer parallel spielen. Dachte ich zumindest. Momentan will ich meine Freizeit aber in keinem anderen Spiel verbringen als in “Ni No Kuni”. Und das Lob habe ich bisher nur wenigen Spielen gemacht.

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