Das Fernsehen. Unendliche Weiten. Dies ist das Logbuch… ach ne. Das ist albern. Darum mache ich es kurz: Im Fernsehen laufen nicht nur intelligente Sendungen, sondern auch diverse das Gehirnvolumen verringernde Dummheitsbakterien herum. Über diese möchte ich hier schreiben. Dafür habe ich mich auf eine Reise durch die Fernsehlandschaft begeben und mir alles angeguckt, was es anzugucken gab. Man möchte ja nicht über etwas lästern, was man gar nicht kennt. Dabei bin ich auf interessante Funde gestoßen, die ich in dieser kleinen Serie bloßstellen möchte. Am Ende jedes Textes habe ich übrigens das beschlossen, was jeder Fernsehlästerer beschließen sollte: Den Blödsinn einfach nicht mehr einschalten, einmal Lästern reicht und sich eine Existenz auf der Dummheit und Ignoranz anderer aufzubauen ist auch nicht das Wahre. Danach ging es mir wirklich besser. Und noch etwas: Es gibt auch gute Sendungen im Fernsehen!
Dank des Fernsehens weiß ich nun endlich was ich machen muss, wenn es mir beruflich einmal schlecht geht: Ich verlasse das Land und fange irgendwo noch einmal von vorne an. Das machen schließlich alle so.
Es ist interessant, über wie viele Auswanderer man im Fernsehen mittlerweile stolpert. Bei deren Betrachtung stellt sich mir jedoch die Frage, ob die Familien, die hier bewundert werden dürfen, überhaupt einmal darüber nachgedacht haben, was sie da gerade tun, bevor sie dem Fernsehen erlaubten, sie dabei zu verfolgen und die Haushaltskasse zu füllen.
So begegnet man zum Beispiel Familie Müller (Name geändert). Der Mann arbeitet, bringt gutes Geld nach Hause und kann dadurch seine Frau und die drei Kinder versorgen. Außerdem besitzen sie ein Haus mit großem Grundstück. Eines jedoch stört die Familie: Der Stress. Und was unternimmt man am besten gegen Stress? Vor ihm fliehen! Also nichts wie weg. Auf in ein neues Land, in dem die Uhren langsamer ticken und ein Mann nach der Arbeit noch entspannen kann. So zumindest lauten die Wünsche und Traumvorstellungen der Familienmitglieder. Warum es in anderen Ländern angeblich stressfreier zugehen soll als in Deutschland, können viele zwar gar nicht richtig begründen, dennoch muss der eigene Traum gelebt werden.
Doch es gibt noch andere Familien, die sich zum Auswandern hingezogen fühlen. Familie Schmidt (Name geändert) wäre da ebenfalls so ein Fall. Hier sind alle Elternteile arbeitslos und finden, trotz Bemühungen, keine neue Stelle. Schuld daran hat einmal die deutsche Politik, dann die Agentur für Arbeit und zuletzt noch die nach Deutschland eingereisten Ausländerfamilien, die hier nun allen anderen die Jobs klauen. Darum zieht man jetzt weg. Um dem Staat kein Geld mehr zu geben. Um es ihm so richtig zu zeigen. Und ebenfalls eine jobklauende Einwandererfamilie zu werden. Das sagt aber natürlich keiner.
Und wohin treibt es nun die eben beschriebenen Familien? Meist in skandinavische Länder. Oder in den Süden. Am Strand wohnen ist nämlich toll. Man verkauft das Haus, nimmt die Kinder von der Schule, lässt sie sich noch einmal herzzerreißend für das Fernsehen inszeniert von ihren besten Freunden verabschieden, sagt ihnen, dass sie sicherlich viele neue Kontakte knüpfen werden und zieht los. In Papas stressfreie Zeit.
Am Zielort angekommen, machen sich erste Probleme erkennbar: Man spricht gar nicht die Landessprache der neuen Heimat und mit vier Worten englisch kommt man gar nicht so weit wie man anfangs gedacht hatte. Ein Haus hat man auch noch nicht. Geschweige denn einen Job. Dafür aber ein einsames und jammerndes Kind. Oder gleich mehrere. Aber das sind Kleinigkeiten. Schließlich hat man ja den deutschen Stress zu Hause gelassen.
Um es kurz zu machen: Ich muss mich doch immer wieder darüber wundern, wie einfach manche Leute ihre Existenz aufgeben, nur um sich selbst eingeredeten Lebensträumen näher zu kommen. Dass es in anderen Ländern genauso stressig und ernst zugeht wie in Deutschland, ist für viele der Auswanderer im Nachhinein eine schreckliche neue Erkenntnis.
Und nur wenige gestehen sich diesen Denkfehler ein. “Ja, es ist gerade alles ein wenig bescheiden, dennoch freue ich mich schon auf die Zukunft. Die wird nämlich ganz bestimmt wundervoll. Wie ein Regenbogen. Und Wolken in Herzform!” Nein, meine Lieben, ihr habt euch getäuscht: Vor euch liegt ein langer Weg des Aufbauens voller Arbeit und Stress, den ihr in Deutschland bereits gemeistert hattet. Ich wünsche euch bei dessen Bewältigung viel Spaß.
Wenn es das Ziel der Fernsehsender ist, dem Zuschauer zu zeigen wie toll das eigene Land und wie schlecht unüberlegtes Ausreisen ist, haben sie gute Arbeit geleistet und sich sicherlich einige Zuschauer und somit Quotenbringer gesichert. Nur wenige Sendungen schrecken mich so sehr davon ab sie zu imitieren wie diese.