Heute war ein Urlaubstag. Der erste Film war “The Rover” und den hatte ich ja bekanntlich bereits gesehen. Somit konnte ich nicht nur ausschlafen, sondern musste daraufhin nur fünf Filme gucken. Nur fünf Filme. Haha. Wie schön die Welt doch manchmal sein kann. Das wäre doch eine schöne Überschrift für diesen Text: “Fantasy Filmfest 2014 – Heute nur fünf Filme”.
Soll ich gleich angeben? Na gut. Ich gebe gleich an. Es ist schließlich unvermeidlich. Ich habe heute bei einem Gewinnspiel gewonnen! Juhu! Hin und wieder stellen sich die Filmfest-Veranstalter vor die Leinwand und den Anwesenden stellen eine Frage. Der Gewinner bekommt Zeug. Meistens Filme. Heute ging es um Videospiele. Als das angekündigt wurde, wurde ich hellhörig. Und richtig: Ich kannte die Antwort. Ich gewann die beiden Filme “Hidden” und “Apollo 18” sowie das Buch “Das Dickicht”. Vor allem über “Apollo 18” freue ich mich. Weil das Cover so toll ist. Ein über den Mond kriechender Astronaut. Super Sache.
Nun kommen wir aber am besten mal zu den Filmen. Man will hier ja nicht zu sehr rumtrödeln.
Film 21 – Supremacy
Herzlich willkommen zum heutigen Wettbewerb mit dem Namen: Wer hat das dickste Hakenkreuztattoo im Gesicht.
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Der heutige Kandidat ist ein Typ, der nicht nur gerade erst aus dem Knast gekommen ist, sondern kurz darauf einen Polizisten erschossen hat, weil dessen Haut nicht ganz so hell ist wie seine. Kein Superkumpel, würde ich mal behaupten. Der Kerl und seine Begleiterin fliehen daraufhin in das erstbeste Haus, in das sie einbrechen können, nur um festzustellen, dass darin eine Familie der gleichen Hautfarbe wie der zuvor erschossene Polizist lebt. Das Geiseldrama kann beginnen.
Dass ich hier die ganze Zeit über Hautfarben rede, hat etwas damit zu tun, dass es in dem Film um nichts anderes geht. Der Protagonist hasst Schwarze. Er hält sich selbst für ein Mitglied einer überlegenen Rasse. Filme, in denen Familien in ihrem Haus festgehalten werden, gab es schon viele auf dem Festival. Dieser hier reiht sich nahtlos in ihre Reihe ein. Aber es geht um nichts Übernatürliches oder Geisteskranke mit Tiermasken. “Supremacy” ist fies, weil er auf Tatsachen beruht. Wie kann man so etwas empfehlen? “Supremacy” war gut.
Film 22 – The divine move
GO ist ein ostasiatisches Brettspiel und wie Schach.
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Bevor mich jetzt irgendwelchen Ostasiatischen GO-Spieler oder westasiatischen Schachspieler lynchen, sage ich besser gleich, dass ich diesen Vergleich nur gemacht habe, weil ich auf meiner Stockfotos-Seite keine GO-Bilder gefunden habe. Damit wäre ich wohl aus dem Schneider. Wie funktioniert GO? Ha. Woher soll ich das denn wissen? Es wird den gesamten Film über gespielt aber ich habe keine Ahnung von den Regeln. Warum der Film trotzdem gut war? Weil sich andauernd irgendwelche Typen wegen GO-Spielen geprügelt haben! Aber der Reihe nach.
Ein GO-Profi hilft seinem Bruder bei einem illegalen GO-Spiel. Per Kamera wird das Brett gefilmt und per Mikro gibt der Profi seinem Bruder die Züge durch. Natürlich fliegt die Sache auf, der Bruder wird umgebracht und der Profi landet, weil er für den Mörder gehalten wird, im Knast. Im Knast spielt unser Held… GO. Gegen viele Leute. Und er lernt kämpfen. Wie das so ist, im Gefängnis. Wieder auf freiem Fuß, hat er Rache geschworen. Er jagt nun die böse GO-Bande und versucht, sich bis zu ihrem Vorgesetzten durchzuspielen.
Was für ein Ding. Ich sage es gleich: Der Film ist kein “Shaolin Kickers”. Er ist nur hin und wieder lustig. Es explodiert kein GO-Brett, weil einer der Spieler einen per Gedankenkraft erzeugten Energiestein auf dieses ballert. Im Nachhinein irgendwie schade. Aber versteht mich nicht falsch: Der Film war super. Weil das GO-Spiel hier so verdammt ernst genommen wird. GO spielen nur die Intelligenten. GO ist was fürs Köpfchen. Bei GO muss man immer mehrere Züge im Voraus planen. Wer GO spielt ist der Beste.
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Das Gerede, das mich an Schachspielern immer so nervt, hat mir hier gefallen. GO über alles. Und hin und wieder prügelt man sich halt, weil die Gefühle raus müssen. Ich würde mir Schach im Fernsehen eher angucken, wenn die Teilnehmer alle zehn Minuten in einen UFC-Ring steigen müssten. Hey, das ist jetzt eigentlich die perfekte Beschreibung für den Film. Schach im UFC-Ring. Muss man gesehen haben.
Film 23 – The Babadook
Dieser Film gewinnt definitiv den “Bester Titel”-Preis des Festivals. Zumindest bisher, weil ich nicht weiß, was da sonst noch so kommt. Ich nenne ihn ja am liebsten “Badabu”. Auch wenn das jetzt eher nach einem Teletubbies-Reboot klingt.
JEDENFALLS. Meine Fresse. Dieses Kind. DIESES KIND! Wahnsinn. Da ist diese Familie ohne Vater. Eine Mutter und ein Sohn. Der Sohn hat ein Hobby: Leuten auf den Sack gehen. Er schreit, will Aufmerksamkeit, erschreckt andere Kinder, ist aggressiv und ARGH!
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Die Mutter ist verzweifelt und man bewundert sie dafür, dass sie mit dem Kind noch nicht Fußball gespielt und ihn sonst wohin getreten hat. Es ist oft so, dass mir Kinder in Filmen auf den Sack gehen. Aber das hier? Das war die Spitze des Eisbergs. Die Krönung unter den Bienen. Nein, wie war das? Egal. ABER! Und jetzt haltet euch fest: ABER! Das Verhalten hat einen Grund. Und man merkt irgendwann, dass der Film den Jungen absichtlich so darstellt. Der Zuschauer soll fühlen, was die Mutter fühlt. Man soll nachvollziehen können, wie sehr sie sich zusammenreißen muss, um eben nicht auszurasten. Selten fand ich im Nachhinein ein nervendes Kind so gut wie hier.
Und dann kommt dieses Kinderbuch ins Spiel. Das Buch über Mr. Badabu (japp, ich bleibe dabei). Aufgemacht wie ein Kinderbuch, jedoch voller gruseliger Zeichnungen und einem alles andere als motivierenden Ende. Lasst Badabu nicht in euer Haus, denn ihr werdet ihn bis zu eurem Tod nicht mehr los. Na? Gutenachtgeschichte? Wohl eher nicht.
Der Film war verdammt gut. Kann vielleicht auch daran liegen, dass es der erste richtige Horrorfilm war, bei dem nicht nur irgendwelche Gesichter auf einen zu schnellten. Nein, natürlich nicht. Das reicht als Rechtfertigung für einen guten Film nicht aus. Badabu war einfach ziemlich gruselig. Der Schattenmann will Besitz von der Mutter ergreifen, die schnell erkennt, dass der Sohn sich nicht alles eingebildet hat. Wer am Anfang aufgepasst hat, der weiß auch, warum die Mutter das perfekte Ziel für Herrn Badabu darstellt. Ein Albtraum beginnt, der den Zuschauer immer weiter in seinen Sitz einsinken lässt. Und das Ende? DAS ENDE! Verdammt gut. Was für eine Vorstellung. Gut, dass ich hier nichts darüber erzählen darf.
Ich kann “The Babadook” echt empfehlen. Vielleicht nicht, wenn ihr so schon unter Albträumen leidet. Dieser Film wird nicht dabei helfen, die Träume loszuwerden. Aber er hat eine tolle Atmosphäre, interessante Geschichte und zwei richtig gute Darsteller. Dass der Junge so ist, wie er ist, weil er einen Grund dafür hat, ist natürlich schnell klar. Aber man leidet mit der gesamten Familie mit. Super Film. Überraschenderweise.
Film 24 – Under the skin
Tja. Was soll man sagen? Ich hörte immer nur eine Sache über diesen Film: Was fürs Auge. Der Film ist bunt, voller Bildsprache und bizarrer Szenen. All das kann ich in gewisser Weise bestätigen. Nur bei der Bildsprache bin ich mir nicht so sicher. Aber wer ist das schon. Nur weil ich dafür zu blöd bin.
Worum geht es? Um eine Frau, die in einem Lieferwagen durch die Stadt fährt, Männer entführt und bei sich zu Hause in schwarzem Schleim versinken lässt.
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In Gewisser Weise geht es wohl auch um Selbstfindung. Die eigentliche Geschichte kann man in wenigen Sätzen zusammenfassen. Was bei normalen Horrorfilmen vermutlich gerade einmal die Einleitung oder erste halbe Stunde wäre, wird hier auf Filmlänge zelebriert.
Ich fand den Film gut. Er war sehr schön. Vor allem die Musikuntermalung war phantastisch. Aber irgendwie war er mir auch zu sehr… Kunst. Wisst ihr was ich meine? Alles war mir etwas zu viel. Aber das ist Geschmackssache.
Film 25 – Stage Fright
Heilige Mutter Gottes! Was zur Hölle? Wie kann man denn einen Slasherfilm so versemmeln? Der Wahnsinn. War das jetzt schlimmer als “Rufus”. Ich glaube schon. Auch, wenn es mir schwer fällt, dies zuzugeben.
Die Grundidee war für mich schon einmal die Hölle. Eine Art Slasher-Musical. Japp. Musical. Noch einmal für alle, die mich nicht kennen: Ich hasse Musicals. Ziemlich sehr sogar. Wenn jemand singt, ist für mich die Atmosphäre dahin. Versucht jemand, beim Singen auch noch lustig zu sein, kommen mir Dinge hoch, die ich eigentlich schon seit Wochen als Verdaut abgeschrieben hatte.
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Insgesamt ist das doch eine tolle Voraussetzung für einen Film, oder? Aber ich bin ja ein netter Kerl. Ich gebe Filmen eine Chance, auch wenn ihre Prämisse mich schon anwidert. Bei “What we do in the shadows” war ich ja am Ende auch positiv überrascht. Ich sage es gleich: Hier nicht. Was für ein Müll.
Wo fange ich denn an? Der Film war nicht spannend und nicht lustig. Er war albern. Die Musicalidee wurde nicht gut umgesetzt. Es gibt da dieses Camp, das einmal im Jahr von allen Musicalfreunden der Welt aufgesucht wird. Dort kann man Urlaub machen und währenddessen ein Musical einstudieren. Traumhafter Albtraum. Im Keller lebt ein maskierter Metalmann, der Musicals hasst. Kurz empfand ich Sympathien für den Kerl, diese verschwanden jedoch, als er nach 90% des Films immer noch nichts anderes gemacht hatte, als im Keller zu hocken und metalhaft rumzuschreien. Was für ein langweiliger Killer das doch war!
Der Film zieht sich und zieht sich und zieht sich. Es passiert nichts. Es wird nur gesungen und gesungen. Und das nicht gerade gut. Töne werden nicht getroffen, die Lieder klingen immer gleich, da man scheinbar nur drei Melodien aus dem “Phantom der Oper” hatte lizensieren können. Es ist alles so furchtbar uninteressant und langweilig. Einfach furchtbar. So wie einfach Kurt, nur eben mit furchtbar. Ich hatte fast schon Kopfschmerzen, ich wollte, dass es aufhört. Aber es hörte nicht auf.
Ich will nicht mehr. Ich will keine Worte mehr über diesen Film verlieren. Seht ihn euch nicht an. Er macht keinen Spaß. Überhaupt keinen Spaß. Bäh. Dieses Finale! Ich hatte so gehofft, dass es aufhört. Dieses alberne Rumgetanze! Boah. HILFE!
Tag fünf. Ende. Morgen habe ich die Hälfte des Festivals hinter mich gebracht. Dann gibt es wieder sechs Filme. So ein Glück. Ich hatte schon Entzugserscheinungen. Wobei das auch an “Stage Fright” liegen könnte. Jetzt streichele ich noch ein wenig meine neuen Filme und das Buch. Man hat ja sonst nichts zu tun.
Statistiken!
Filme, in denen (wichtige) Hunde sterben: 2 von 2 (100%)
Filme, die mit dem Ende beginnen: 1 von 25 (4%)
Filme, die auf wahren Begebenheiten basieren: 3 von 25 (12%)
Kaputte Finger- und Fußnägelfilme: 3 von 25 (12%)
Gesehene Filme 25 von 62 (40,3%).