Liebes Tagebuch,
nein, ich werde nicht verrückt. Das darf einfach nicht passieren. Ich muss mich beruhigen. Seit Tagen scheine ich mich in etwas rein zu steigern und so kann es einfach nicht weitergehen. Diese Nacht war es so schlimm wie noch nie. Zunächst war ich ein französischer Soldat, der mit seinen Soldatenkumpels mitten in der Wüste von Djinns angegriffen wurde. Nach und nach manipulierten sie die Gedanken meiner Kollegen und wir dezimierten uns gegenseitig. Dann war da auch noch diese komische Frau mit ihrem Tattoo im Gesicht. Sie schien irgendwie zu wissen, was vor sich ging. Helfen konnte oder wollte sie aber nicht. Sie meinte immer nur, dass ich die Djinns aufhalten sollte. Also stellte ich mich ihnen entgegen.
Einer der Djinns war besonders aggressiv. Er trug dunkle Kleidung und verfolgte mich mit einem Löffel, um mich damit zu töten. Natürlich dauerte das eine Weile. Im Traum schienen Jahre zu vergehen, in denen er mich verfolgte und mit dem Löffel schlug. Irgendwann standen wir zwei uns dann gegenüber und er erzählte mir alles aus meinem Leben. Er kannte jedes Detail. Er kannte meine Familie, meinen Lebensweg, meinen Beruf. Er wusste sogar, dass ich am liebsten in einem verlassenen Büro sitze und dort Fragebögen beantworte.
Nachdem ich einen dieser Bögen ausgefüllt hatte, ging ich nach Hause. Meine Umgebung war ziemlich heruntergekommen, was an einer Zombieinvasion lag. Einen dieser Zombies hatte ich bei mir im Garten angekettet und quälte ihn. Natürlich nicht grundlos. Ich war in ihn verliebt. Als er meine Liebe aber nicht erwidern wollte, bin ich ziemlich ausgerastet und habe ihn gefangen. Dann habe ich ihm ein Tattoo auf den Arm tätowiert.
Das Tattoo war ein halbes Herz. Wo ich die zweite Hälfte hin tätowierte, hatte ich ihm aber nicht verraten. Und so rannte mein Freund nun durch die Gegend und versuchte das passende Gegenstück zu finden. Und eine Prostituierte zu bezahlen. Mit dieser fuhr er dann in eine verlassene Wildnis, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Ich wollte mich unterdessen frisch machen. Ein schönes Bad wollte ich mir genehmigen. Leider lag ohne Grund plötzlich die Leiche eines Mannes in meiner Wanne.
Die Entsorgung der Leiche brachte keinerlei Besserung. Sie tauchte immer und immer wieder auf. Viele Jahre später war ich alt. Sehr alt. Ich war eine alte Dame, die nur noch mit Gehhilfe vorwärts kam. So ging ich durch den Park, bis ich mir mit einer ebenfalls alten Gehhilfenbenutzerin ein Wettrennen lieferte. Letztendlich wurde mir das Rennen aber zu langweilig. Ich war nicht nur wieder ein Mann, sondern erkannte auch meine Leidenschaft für das Kino. Also setzte ich mich hin, um als erster Mensch den Farbfilm zu entwickeln. Das war aber schwerer, als ich zunächst dachte.
Um mir nützliche Tipps abzuholen, ging ich ins Internet. Dort findet man schließlich alles. Vor allen in Chatcommunitys. Ich eröffnete einen neuen Raum, stellte ein paar Möbel auf und erwartete meine Besucher. Diese trafen auch ein. Leider handelte es sich bei ihnen um einen Haufen römischer Soldaten, die von aufgebrachten Pikten verfolgt wurden. Diese kamen uns bedrohlich nahe und somit beschloss ich, die Sache selbst zu regeln.
Ich schnappte mir eine Axt und tötete alles und jeden, der mir in den Weg kam. Aber ich beschränkte mich nicht nur auf die Axt. Ob Kettensäge oder Schleifgerät, alles diente mir als Mordwerkzeug. Zum Schluss war ich von oben bis unten mit Blut bedeckt. Um es abzuwaschen ging ich im Meer schwimmen. Dabei wurde ich dann von einem Hai gefressen und erwachte schreiend vor der Metzgerei neben meiner Wohnung.
Liebes Tagebuch, das war die verrückteste Nacht, die ich bisher erleben durfte. Die Schuld daran trage höchst wahrscheinlich ich selbst. Ich steigere mich da in eine Furcht hinein, die ich, wenn das so weitergeht, niemals selbst bekämpfen kann. Aber ich werde es weiter versuchen. Ich werde mich beruhigen. Und meine Träume werden sicherlich wieder normale Züge annehmen. Jetzt frühstücke ich erst einmal. Beim Metzger gab es heute Mettigel im Sonderangebot.
Guten Tag,
Dein spa.
…
Notizen des Tagebuchs:
Patient…
- hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
- hat immer noch Probleme mit Franzosen.
- träumt immer noch von Tattoos.
- lässt bereits sein Leben Revue passieren. Es wird ernst!
- beantwortet gerne Fragebögen. Stark ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis.
- wird schnell eifersüchtig.
- sehnt sich nach einer festen Bindung mit einer Prostituierten.
- badet gerne.
- hat Angst vor dem Altwerden.
- geht gerne ins Kino.
- treibt sich gerne in Chats herum.
- stattet Wohnungen gerne mit passenden Möbeln aus.
- interessiert sich für das alte Rom.
- träumt von kreativen Tötungsorgien. Aggressionsproblem?
- hat Angst vor Haien.
- hat eine Metzgerei neben der Wohnung.
Maßnahmen:
- Frankreichurlaub auf drei Wochen verlängern.
- Ganzkörpertätowierung vorschlagen.
- Antidepressiva.
- Adresse an Umfragecallcenter weitergeben.
- Prostituierte testen, ob sie für feste Bindung geeignet sind.
- Größere Badewanne kaufen.
- Eine Woche in einem Altersheim aushelfen lassen.
- Kinogutschein besorgen.
- Sims 3 auf Computer installieren.
- Asterix und Obelix Ausgaben kaufen.
- Beruhigungstabletten.
- Frankreichurlaub mit Strandaufenthalten verbinden.
- Mettigel im Sonderangebot. Heute unbedingt noch einkaufen fahren.