Tag 2 – Vorspann
Der zweite Tag begann sehr entspannt. Es lagen ja auch erst zwei Filme hinter mir. Interessant wird es erst nach dem heutigen Tag. Da blieb sogar noch Zeit für ein Gesellschaftsspiel. Irgendwann zog man dann los, betrat das Kino und fühlte sich bereits so, als wäre man nie weg gewesen.
Film 3: K-20: Legend of the mask
In einer Zeit, in der kein Zweiter Weltkrieg stattgefunden hatte, lebt die arme Bevölkerung in heruntergekommenen Bauten und darf den Reichen beim noch reicher werden zusehen. Die Schichttrennung ist sehr stark ausgeprägt und niemand weiß, wie lange es so noch weitergehen kann.
Doch auch die Reichen haben ein Problem. Dieses hört auf den Namen “K-20” und ist ein maskierter Verbrecher, der vor niemandem Respekt zeigt und sich nimmt, was er möchte. Sein neustes Ziel ist eine vom Professor Tesla entwickelte Waffe, mit der man ganze Städte durch Blitzangriffe in Schutt und Asche legen kann. Um seinen Plan zu verwirklichen, hat er sich einen Zirkusartisten als unbewussten Helfer ausgesucht, der nach einem Anschlag auf ein Gebäude verdächtigt wird, der echte “K-20” zu sein und verhaftet wird. Der Artist sinnt daraufhin selbstverständlich nach Rache, da sein Leben durch “K-20” den Bach herunter gespült und sein ehemaliger Zirkus abgebrannt wurde und möchte nun auf eigene Faust Jagd auf den Verbrecher machen. Und hier nimmt der Film dann richtig an Fahrt auf.
Trotz seiner Länge war “K-20” erschreckend schnell vorbei. Es ist schon erstaunlich, dass man auf keine einzige Länge trifft, der Film ein durchweg hohes Tempo vorweist und dadurch schon fast zu schnell vorbei ist. Dies liegt nicht nur an der großartig inszenierten Action, sondern auch an den tollen Darstellern und deren Rollen. Niemand ist unsympathisch, das Publikum darf mit rätseln, hier und da gibt es gelungene Humoreinlagen (das Nasenbluten hat den Saal laut lachen lassen) und somit wirkt alles sehr stimmig.
Man kann den Film als eine Mischung aus “The Dark Knight” und “Spiderman” sehen, dem aber noch eine große Portion Humor beigemischt wurde. Dass alles in einer Art Paralleluniversum spielt, macht den Gesamteindruck noch stimmiger, da man so nicht auf geschichtliche Korrektheit angewiesen ist. Die Actionszenen sahen toll aus und so verließ ich den Film voll und ganz zufrieden. Es passt einfach alles.
Zum Glück hat meine Frau mich dazu überreden können, mir den Film anzusehen, denn eigentlich wollte ich das gar nicht. Ich hatte im Programmheft lediglich ein Bild gesehen, das den Eindruck erweckte, es würde sich um einen Zorrofilm handeln. Und auf Degenschwinger habe ich in der Regel keine Lust. Hier kann ich aber Entwarnung geben. Das Kostüm mag an Zorro erinnern, es handelt sich aber um etwas vollkommen anderes. Ansehen.
Film 4: The house oft he devil
Ein Mädchen muss an Geld kommen, stößt auf eine ausgeschriebene Stelle als Babysitterin, meldet sich dort, bekommt den Job und erlebt, beim Haus der Auftraggeber angelangt, eine böse Überraschung.
Ja, die Geschichte klingt alles andere als Originell und ich sage es gleich vorweg: Als der Abspann lief, musste ich erst einmal im Programmheft nachlesen, ob es sich hier wirklich um einen neuen Film handelte. Das Bild war grobkörnig, die Darsteller, ihre Mode, sowie die technischen Gerätschaften wirkten alle 20 bis 30 Jahre veraltet und die Geschichte begeisterte auf ihre Art wirklich niemanden mehr. Doch tatsächlich: Der Film stammt aus dem Jahre 2009. Er ist jedoch eine Hommage an vergangene Zeiten. Und das ist ihm, wie man anhand meiner Reaktion erkennen kann, vortrefflich gelungen.
Betrachtet man neben der perfekt inszenierten äußeren Hülle jedoch den Film an sich, kommt ein wenig Enttäuschung auf. Zwar schafft es der Film fast durchweg eine bedrohliche Stimmung herzustellen, leider bestätigt sich diese bis kurz vor Schluss kein einziges Mal. Ständig denkt man sich “Oh, gleich passiert was schlimmes.”, doch sitzt man auch 10 Minuten später noch immer mit dem gleichen Gefühl vor der Leinwand. Irgendwann möchte man dann doch mal etwas sehen und ist ein wenig Spannungsübersättigt.
Das große Finale trifft den Zuschauer dann auch in den abschließenden 5 Minuten vollkommen unerwartet (man hatte wirklich nicht mehr damit gerechnet). Hier geht alles plötzlich ganz schnell. Jeder zeigt sein wahres Ich, es geht recht blutig zur Sache, es wird gekämpft, die Treppe rauf geflohen, dann ist aber auch schon wieder alles vorbei und der Film verabschiedet sich mit einem etwas zu aufgesetzt wirkendem Ende. Wobei das für damalige Zeiten sicherlich auch schon wieder typisch ist.
Es ist also wirklich schwer, den Film zu bewerten. Also Horrorfilm war er zu ruhig, klischeebeladen und brav, als Hommage an alte Zeiten wurde er dagegen perfekt inszeniert. Man muss also mit der Erwartungshaltung in den Film gehen, an alte Zeiten erinnert zu werden. Hier zeigt sich dann aber, dass früher nicht unbedingt alles besser war.
Und noch ein Tipp: Wenn der Babysitter von einem verlangt, kurz vor Mitternacht in der großen Villa im Wald alleine zu erscheinen, die Villa neben einem Friedhof liegt, man letztendlich gar nicht Babysitten, sondern auf die Mutter des Hausherren aufpassen soll und im Grunde wirklich alles einen unheimlichen Eindruck macht, sollte man vielleicht doch mal eher ans eigene Leben als ans Geld denken.
Film 5: Vertige
Eine fünfköpfige Gruppe befindet sich auf einer Klettertour durch unberührte Felslandschaften. Sie haben aber nicht damit gerechnet, dass etwas schief gehen könnte (obwohl die Strecke gesperrt war und ein riesiges Schild die Kletterer warnte). Nach einem spektakulären Unfall ist ihr Rückweg abgeschnitten und sie müssen die geplante Route ungewollt fortsetzen. Als man einen oben auf dem Berg gelegenen Wald betritt, sieht sich die Gruppe jedoch mit einem ganz anderen Grauen konfrontiert. Dort oben lebt jemand. Und dieser Jemand macht offensichtlich Jagd auf Menschen, die sich in seinen Wald verirren.
Vertige schafft etwas, was ich so auf der großen Leinwand noch nie gesehen habe: Er vermittelt dem Zuschauer auf beängstigende Weise das Gefühl der Höhenangst. Durch gezielt eingesetzte Wackelkameraschwenks nach unten bekommt man das Gefühl, gleich in die Leinwand zu stürzen. Man kann die Angst der Teilnehmer nachvollziehen und realisiert die Gefahr, in der sie sich nach einiger Zeit befinden.
Dann macht der Film plötzlich eine Kehrtwende. Nachdem die Gruppe den Wald betreten hat, ist die Höhe, in der man sich befindet, nur noch Mittel zum Zweck. Es scheint so, als wollte man durch die ungemein spannende erste halbe Stunde lediglich verdeutlichen, dass man den Wald nicht ohne weiteres verlassen kann. Alles Weitere spielt sich dann im Wald ab. Keine Kletterpartien, keine hochgelegenen Verfolgungsjagden, gar nichts. Plötzlich sitzt man nur noch einem “Wrong Turn auf dem Berg” gegenüber. Und das ist extrem schade.
Man hätte so viel aus dem gelungenen Anfang machen können. Stattdessen taucht der Klischeemenschenfresser mit verbeultem Gesicht auf, jagt die Gruppe, tötet ein paar von ihnen und das war es dann auch schon wieder. Ich war wirklich enttäuscht. Der Film war nicht schlecht, dennoch versprach der geniale Anfang viel, viel mehr. Schade. So kommt nämlich nur Durchschnittskost am Fuße des Berges an. Die Genialität musste leider oben bleiben.
Film 6: Blood: The Last Vampire
Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt. Ich weiß gar nicht, wie ich hier anfangen soll. Also erst mal ruhig bleiben und kurz etwas zur Geschichte erzählen: Auf der Erde herrscht Krieg. Dämonen greifen Menschen an, breiten sich in menschlicher Form immer weiter aus und eine geheime Organisation kämpft gegen sie an. Ein Mitglied dieser Organisation ist eine junge Vampirin, die auf der Seite der Menschen Dämonen jagt.
Diese Vampirin verbringt ihre Zeit am liebsten Damit, Dämonen mit ihrem Schwert zu zerhacken. Und dies geschieht während des Films sehr, sehr oft. Blut spritzt, Körperteile fliegen umher und es wird gemetzelt, dass man eigentlich vor Freude heulen müsste. Eigentlich. Denn ich habe aus einem anderen Grund geweint: Wegen den CGI-Effekten. Und hier beziehe ich mich nicht auf die Darstellung der Dämonen. Wenn man kein Budget hat, um Dämonen realistisch durch die Gegend fliegen zu lassen, dann sehe ich gerne mal über schlechte Effekte hinweg. Hier jedoch stand ich vor einem anderen Problem: Dem Blut.
Jeder Blutstropfen und jede Blutfontäne stammte aus dem Rechner. Es kann gut sein, dass es sich hier um ein Stilmittel handelte, dennoch hat es mich wahnsinnig gestört. Ich habe nichts gegen übertriebene Splattereffekte, wenn sie realistisch aussehen. Und das taten diese roten Weintraubentropfen eben nicht. Und das war sehr, sehr schade, denn wie bereits geschrieben: Gesplattert wurde eigentlich auf ganz hohem Niveau und ohne die vermurkste “Grafik” hätte der Saal sicherlich getobt vor Freude.
Letztendlich blieb ich dann enttäuscht zurück. Mich haben die CGI-Tropfen zu sehr gestört, was ich selbst ein wenig bedaure, denn an sich waren viele der Kampfszenen großartig inszeniert und gefielen mir ansonsten sehr gut. Wer sich aus der Kleinigkeit mit dem Blut nichts macht, wird mit dem Film sicherlich seine helle Freude haben. Es gibt keine Längen, sehr viel Dämonenaction und ein interessantes Finale. Mir wurde der Spaß leider verdorben. Sollte es sich bei den Bluteffekten tatsächlich um ein Stilmittel gehandelt haben, so hoffe ich, dass es sich niemals durchsetzen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass die miserablen Effekte auf DVD nicht so sehr auffallen und der Film dadurch vielleicht mehr Spaß macht, als auf der großen Leinwand.
Der Film ist übrigens eine Mangaverfilmung. Verstanden habe ich ihn aber trotzdem, da Handlungsfetzen nur vereinzelt eingestreut wurden und diese letztendlich nicht viel hergaben. Ob das auf den Mange / Anime auch zutrifft, kann ich aber nicht sagen. Was ein wenig gestört hat war, dass die japanischen Stellen des Filmes keine Untertitel hatten. Entweder hat das Kino vergessen sie einzublenden oder aber es war Absicht des Films und man sollte einfach nichts verstehen. Ich tippe aber auf Ersteres. Dennoch war am Ende eigentlich alles klar. Nur das ein oder andere Motiv blieb manchmal hinter einer Sprachbarriere verborgen.
Tag 2 – Abspann
Der zweite Festivaltag gestaltete sich sehr abwechslungsreich. Letztendlich war fast jedes Genre vertreten, blutleer ging es auch nicht zur Sache (auch wenn hier die “Form” nicht immer stimmte) und am Ende des Tages saß ich zufrieden in der U-Bahnstation und wartete auf meine Heimfahrt.
Verkürzt wurde mir die Wartezeit immerhin von zwei Männern, die sich mit sich selbst unterhielten. Einer saß mir gegenüber an der Station entgegen meiner Fahrtrichtung und sang laut die Texte auf einer Caprisonneverpackung, der Andere lief auf meiner Seite mit Luft diskutierend auf und ab und wedelte dabei bedrohlich ermahnend mit dem Zeigefinger herum. Es ist immer wieder schön, dass man sich an Frankfurter U-Bahnstationen nicht einsam fühlen muss.
Was mich am Festival bisher am meisten stört, ist übrigens das Programmheft. Der Zeitplaner befindet sich auf den beiden vorletzten Seiten. Das ist extrem ungewohnt. Ich hätte ihn ganz vorne erwartet, schließlich stellt er den wichtigsten Teil des Heftes dar. Nach jedem Film schaue ich kurz drauf, wo ich als nächstes hin muss. Und jedes Mal muss ich mich erst wieder daran erinnern, ganz nach hinten zu blättern. Nichts wirklich dramatisches, dennoch irgendwie störend.
Ansonsten läuft aber alles wunderbar. Noch blieb der Spitzenfilm des Festivals aus (“K-20” steht aber schon ganz weit oben), doch ich bin sehr optimistisch, dass sich dieses “Problem” schon bald erledigt haben wird. Vielleicht schon morgen.