Prolog
Herzlich Willkommen zum Rekordversuch. Habe ich bisher “nur” fünf Filme pro Kinotag genossen, hatte ich heute beschlossen, den Programmtag voll auszunutzen. Und das bedeutet 6 Filme am Stück. Vom 13:00 Uhr bis etwa 1:40 Uhr im Kino. Geil.
Mit der gestern abgeholten Begleitperson ging es los und um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe es geschafft und darf von nun an angebetet werden.
Film 12: The Substitute
Alien landet auf Erde, übernimmt Frau, ist auch der Suche nach Liebe und will eine Schulklasse entführen. Was nach Studentenporno klingt, ist in Wirklichkeit eine Komödie mit zwischenzeitig sehr düsterem Humor. Die neue Lehrerin kennt keine Gefühle, beleidigt die Kinder und nimmt sie nicht ernst.
Da es sich bei der Schulklasse um die sechste Klasse handelt, haben wir es hier nur mit Kleinkindern zu tun. Dadurch hat der Film auch keinerlei Splatterszenen oder Schockmomente zu bieten. Ich würde ihn eher als Komödie für die etwas ältere Familie ansehen (für jüngere wäre er dann doch zu fies).
Fürs Filmfestival war er jedenfalls sehr brav. Das Alienthema rechtfertigt natürlich eine Vorführung und da diese im Mittagsprogramm gezeigt wurde, war das auch nicht weiter schlimm. “The Substitute” war ein netter kleiner Film zur Einstimmung.
Film 13: 100 Feet
Nach dem Mord an ihrem sie verprügelnden Ehemann, kommt Marnie Watson wieder nach Hause. Leider kann sie die gewonnene Freiheit nicht wirklich genießen, da sie ihr Haus nicht verlassen darf. Sie bekommt einen Sensor ans Bein geschnürt, der sofort die Polizei verständigt, wenn sie sich zu weit vom Haus entfernt. Sie könnte ihren Wohnungsaufenthalt jetzt sicherlich genießen, wäre da nicht der Geist ihres Ehemannes, der sich an ihr rächen will.
“Eingesperrt im Geisterhaus und keiner glaubt dir”. Das könnte ein schöner typisch deutscher Untertitel für diesen Film sein. Letztendlich bekommt der Zuschauer hier Standartware geliefert, die aber trotzdem gut unterhalten kann. Denn es ist gut inszenierte Standartware. Die Effekte sind ordentlich, ein paar Schockmomente zünden und eine Szene dürfte im Bereich der Brutalitäten den ein oder anderen Zartbesaiteten wegschauen lassen.
Wie gesagt: 100 erzählt nichts neues, packt dieses aber in ein interessantes Gewand. Mir hat er gefallen. Die DVD muss nicht unbedingt gekauft werden (Der Preis entscheidet.), ansehen kann ihn sich aber jeder Geisterfan.
Film 14: The Broken
Eigentlich müsste durch das “o” noch ein geiler Querstrich von unten links nach oben rechts. Weil das cool ist. Aber ich habe keine Lust, den Buchstaben zu suchen und zu viel Mühe will ich mir jetzt auch nicht geben. Das machen die Regisseure mancher Filme des Festivals schließlich auch nicht.
Durch ein Zeitplanungsproblem kamen wir ein paar Minuten zu spät, schienen aber nichts Wichtiges vergessen zu haben. In “The Broken” macht eine junge Frau die Entdeckung, dass scheinbar alle ihre Freunde von identisch aussehenden Personen ausgetauscht werden. Sie kann sich zunächst nicht erklären, wie das geschehen soll, später kommt sie der Sache aber (natürlich) auf den Grund.
Wer Spiegel hasst, wird “The Broken” ebenfalls hassen. Wenn Spiegelbilder plötzlich Menschen angreifen, klingt das nicht nur interessant, nach dem Film kann man sogar minutenlange Dialoge darüber führen. Das zumindest habe ich gemacht. Um drei Uhr Nachts. Und zwar nicht mit meinem Spiegelbild (das antwortet in solchen Dingen nicht und außerdem vertraue ich ihm nach dem Film nicht mehr).
Zu “The Broken” will ich nicht mehr viel sagen. Der Film besitzt durchgängig eine sehr düstere Atmosphäre, wurde aber für meinen Geschmack an der einen oder anderen Szene ein wenig zu ruhig inszeniert. Das kann natürlich wieder jeder anders sehen. Die Auflösung am Schluss hat mir jedenfalls sehr gut gefallen und ich muss diesen Film unbedingt auf DVD haben, um ihn (wie Memento) nach einem zweiten Durchlauf noch besser zu verstehen. Wer also auch mal ein wenig nachdenken möchte, sollte sich “The Broken” ansehen. Und danach dann bitte die Spiegel aus der Wohnung entfernen.
Film 15: JCVD
Die Ansagedame sprach vom ersten Van Damme Film auf dem Festival. Und dafür war er verdammt gut. Und das lag nicht an den Actionszenen, die einem bei einem Van Damme Film sofort in den Schädel springen und das eigene Gehirn als Boxsack verwenden, sondern weil Van Damme sich selbst spielt. Er spielt den “Filmstar” Van Damme, der einfach nur bei einer Bank Geld abheben möchte und dabei in einen Bankraub verwickelt wird.
Was den Film besonders ausmacht, ist der Humor. Van Damme nimmt sich selbst nicht allzu ernst und deswegen gehen viele seiner Witze auf seine Kosten. Was für ein Öffentlichkeitsrummel ausbricht, nur weil ein Star in einer Bank festgehalten wird, ist interessant anzusehen und gar nicht mal so unrealistisch.
Was den Film aber zu etwas wirklich Besonderem macht ist die Ehrlichkeit, mit der Van Damme hier seine Geschichte erzählt. In der Mitte des Films wird man Zeuge eines Monologes, der das Kino zum Applaudieren brachte. Das war auch für mich ein großartiger Moment.
Am Ende bleibt ein Film, den ich Van Damme zunächst gar nicht zugetraut hätte und den ich jedem Filmfreund unbedingt ans Herz legen möchte. Ich war und bin begeistert.
Film 16: Jack Brooks: Monster Slayer
BÄM, da ist er ja endlich, der “BÄM”-Moment des Festivals! Alter Lehrer gräbt im Garten altes Herz aus, isst dies, mutiert zum Monster und ein durchgängig wütender junger Mann ist der einzige, der sich ihm in den Weg stellt.
Was für ein großartiger und grandioser Film! “Jack Brooks” glänzt mit einem grandiosen Humor, tollen Darstellern und vor allem: abartig schönen Gummimonsterkostümen, die nicht nur hässlich, sondern dadurch auch so unglaublich schön anzusehen sind, dass ich fast geweint hätte vor Freude. Ja, ich liebe Filme dieser Art. Neutralität wird hier von mir selbst in ein Monsterkostüm gesteckt und danach vermöbelt. Denn das ist das einzig richtige!
Unser Held Jack jedenfalls ist einem sofort sympathisch. Er leidet zwar an einer Aggressionsstörung und haut jedem, der ihm doof kommt, auf die Fresse, aber wer hat diese Tage nicht manchmal? “Jack Brooks” bietet einfach alles. Einen sympathischen Helden, viel zu lachen, Monster und ein wenig Blut. Genau darum bin ich auf dem Festival. Eine solche Filmperle auf der großen Leinwand zu erleben ist immer wieder ein Erlebnis der besonderen Art!
Film 17: Opapatika
Anmerkung: ich bezeichne den Film immer als den “Opa-Film”. Nicht, weil die Darsteller alle endlos alt sind, sondern weil ich mir nur die ersten drei Buchstaben des Titels merken kann. Siebhirn. Ihr wisst schon.
Im “Opa-Film” geht es um die sogenannten “Opapatikas” (ich habs mal ausgeschrieben, weil ich die Leser dieses Textes so mag), die alle über besondere Fähigkeiten verfügen. Gedanken lesen, sich in ein Tier verwandeln oder auch sich extrem schnell zu bewegen sind nur einige der Fähigkeiten, die man hier zu Gesicht bekommt. Doch anders als z.B. bei X-Men haben alle diese Fähigkeiten auch Nachteile. Beispiel: Der Mann, der Gedanken lesen kann, verliert, je länger er diesen sechsten Sinn benutzt, seine anderen fünf Sinne. Irgendwann kann er also weder hören, riechen sehen und so weiter. Und so geht es jedem der “Opas”.
Dieser Aspekt hat mir besonders gut gefallen, da die “Helden” dadurch alle angreifbar sind und mit ihren Fähigkeiten auch einen großen Nachteil mit sich herumtragen. Das hat mir viel besser gefallen, als bei den eben bereits angesprochenen “X-Men”.
Im Film geht es dann um die Geschichte einiger dieser “Opas”, die sich gegen sie jagende Menschen wehren müssen, sich aber auch untereinander bekriegen. Und das sorgt letztendlich für grandios inszenierte Kampfszenen, bei denen so viele “Sandsacksoldaten” ermordet werden, dass man irgendwann nicht mehr mitzählen kann. Da die Kämpfe aber alle sehr düster in Szene gesetzt wurden, fiebert man trotzdem mit und die Einsätze der Fertigkeiten machen die Kämpfe faszinierend anzusehen.
Zwischen den Action-Szenen nimmt sich der Film aber auch mal Zeit und erklärt etwas über die Hintergründe der Charaktere. Hier herrscht eine Ruhe, die im starken Kontrast zu den schnelleren Szenen davor steht. Doch es wird niemals langweilig und so habe ich den Film mit einem sehr guten Gefühl verlassen. Andererseits war ich natürlich nicht so glücklich, da eine weitere DVD-Anschaffung auf der Tagesordnung steht.
Epilog
Oh Mann. Sechs Filme. Während des letzten Films hat man schon gemerkt, dass man müde wird. Vor allem durch die englischen Untertitel musste man sehr konzentriert zusehen, was mir bei dem ein oder anderen Dialog aber nicht mehr gelungen ist.
Glücklicherweise haben wir noch die Bahn bekommen. Zu Hause habe ich mich dann doch gleich schlafen gelegt und nichts mehr geschrieben. Dieser Text entstand also vor dem ersten Film am Sonntag. Jetzt muss ich noch schnell duschen gehen, denn in 15 Minuten geht es weiter.
Vielleicht erzähle ich in den nächsten Tagen mal wieder ein wenig mehr zu den Hintergründen. Aktuell fehlt mir aber die Lust dazu. Zum Schluss gibt es aber wie gewohnt das Filmfestfazit. Da ergänze ich dann alles, was ich vergessen haben sollte.