Prolog
Ein Teil dieses Prologes befindet sich ja bereits im Epilog des letzten Tages. Ich war nach den sechs Filmen so fertig, dass ich schlafen musste. Tippen kam nicht in Frage. Zwar hatte ich es dann vor dem ersten Film des fünften Tages erledigt, in dem Text waren aber ein paar Fehler drin. Ich entschuldige dies mit der Ausrede ÑFilmfestì und weise darauf hin, dass ich sie korrigiert habe.
Ansonsten war ich heute Morgen erstaunlich gut drauf. Zwar bin ich morgens nicht wirklich aus dem Bett gekommen, doch nach einer Eiskalten Dusche war ich fitter als erwartet. Scheinbar hat sich mein Körper endlich damit abgefunden, dass er die nächsten Tage mit Kinosaalluftezugedröhnt wird. Es freut mich, dass er es akzeptiert.
Innerhalb von 15 Minuten war ich dann am Kino und der erste Film begann. Irgendwie scheine ich nichts mehr zu erleben. Oder nichts mehr wahrzunehmen. Ich kann es nicht beurteilen. Und darum: Film ab!
Film 18: The Red Inn
Wie gestern begann der Tag mit einer Komödie. Ein Ehepaar hat ein altes Motel mitten in der Ödnis (wir befinden uns im 19. Jhd.). Dieses haben sie aber lediglich eröffnet, um Reisende zu töten und auszurauben. Plötzlich taucht eine Kutsche mit einer Gruppe Gästen auf und das Paar wittert das große Geld. Doch nicht alles läuft, wie geplant.
Der Film hat mich positiv überrascht. Erwartet hatte ich einen spannenden Slasherfilm, bekommen habe ich eine tolle Komödie, die einen schönen Tagesstart darstellte. Der Film spielt lediglich im Motel, bzw. im angrenzenden Wald und wird nur durch die Charaktere getragen. Und die liefern allesamt eine großartige Arbeit ab. Keiner versaut seine Rolle durch schlechte Schauspielkunst und da jeder von ihnen seine merkwürdigen Eigenarten hat, bekommt das Publikum immer viel zu lachen.
Der Humor ist zum Glück nicht in der unteren Magengegend angesiedelt. Man bekommt viel eher vortreffliche Dialoge und wirklich witzige Szenen geboten. Auch ein paar Running Gags (Ein immer wieder fallender Mann oder auch ein Bär mit witziger Mütze) nerven nach der Zeit nicht etwa, sondern unterhalten immer und immer wieder. Ich war begeistert.
Vom Publikum wurde er ebenfalls sehr gut aufgenommen und so kann man die Eröffnung als gelungen bezeichnen.
Film 19: Three Kingdoms: Resurrection Of The Dragon
Nach dem unglaublich tollen ÑThe Warlordsì kam ÑThree Kingdomsì und steht seinem Vorfilm in nichts nach. China (228 n.Chr.) ist in drei Regionen unterteil, deren Herrscher sich bis aufs Blut bekämpfen. Es ist eine Zeit der Kriege. Aber gleichzeitig ist es auch eine Zeit der Helden. Und um die Lebensgeschichte eines von ihnen geht es in diesem Film.
Viel mehr muss man wirklich nicht wissen. Wir haben es hier wieder mal mit einem Epos zu tun, dass etwa 40 Jahre im Leben eines Mannes beschreibt, der vom einfachen Soldaten zum gefeierten Helden wird. Auch dieses Mal bekommt man atemberaubende Bilder zu sehen, großartige Darsteller und Kämpfe und der Soundtrack hat mich wirklich beeindruckt.
Da man zur Geschichte an sich nicht viel sagen kann (es ist einfach zu umfangreich) möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich die letzten Minuten des Films durchweg Gänsehaut hatte, so unglaublich beeindruckend waren sie inszeniert. Und das alleine spricht schon dafür, sich den Film anzusehen. Wahnsinn. Wieder mal: Danke große Kinoleinwand, danke Festival.
Film 20: Get Shorty
Traditionell habe ich mir nun zum bereits dritten Mal die Kurzfilme angesehen. Hier in Kurzform ein paar Sätze zu den einzelnen Filmen.
Occupations: Wie man mit Leuten umgehen sollte, die im Kino anfangen zu reden, wird hier gezeigt. Hammer rausholen und den Kopf einschlagen. Perfekt.
The Saddest Boy in the World: Der wohl traurigste Junge der Welt gibt einen kurzen Einblick in sein trauriges Leben. Laut lachen hier die Menschen, die Schadenfreude besitzen.
Shuteye Hotel: Ein animierter Kurzfilm über ein Monsterkissen in einem Hotel.
Tile M for Murder: Der Film zeigt auf tolle Weise, wie ein einfaches Scrabble-Spiel zu einer tödlichen Sache werden kann.
Killing Time: Familie fährt mit Campingwagen in die Ödnis und wird dort von einem Scharfschützen nach und nach erschossen.
Arbeit für alle: Ein Einblick in eine Zukunft, in der es keine Arbeitslosigkeit mehr gibt und die Angestellten vom Arbeitsamt alte Zombiejäger unterstützen. Blutig, kritisch, witzig.
Eater: Ein Wesen, das die Gestalt wechseln kann, amüsiert sich blutig in einem Polizeirevier.
Bitten: Eine Frau wird von einem Mann gebissen, wird zum Zombiewesen und tötet ein paar Menschen.
Even Pigeons go to Paradise: Ein animierter Film, in dem ein Pastor einen Opa austrickst und dabei letztendlich selbst den Kürzeren zieht.
Because there are things you never forget: Eine alte Oma zersticht den Fußball von ein paar Kindern, da diese immer gegen ihre Hauswand schießen. Das war aber ein tödlicher Fehler.
Fazit: Wieder einmal wurde die Abwechslung dieses Jahr groß geschrieben und es war wirklich für jeden etwas dabei. Nicht gefallen haben mir ÑKilling Timeì und ÑBecause thereÖì, da ich das Thema bzw. die Umsetzung langweilig fand. Highlights waren ÑSaddest Boyì, ÑTile Mì und ÑArbeit für alleì. Vor allem letzterer hat mich umgehauen. Von einem deutschen Film hätte ich ein solch lustiges und brutales Zombiegemetzel nicht erwartet.
Film 21: Let The Right One In
Ein Junge wird von ein paar seiner Klassenkameraden gequält und gehänselt. Da er sehr zurückgezogen lebt, hat er ansonsten auch keine Freunde. Das ändert sich, als das gleichaltrige Mädchen ÑEriì nebenan einzieht. Die beiden lernen sich kennen und werden Freunde. Doch mit der Zeit wird klar, dass Eri ein Vampir ist.
Wahnsinn. Der Film hat mich wirklich umgehauen und er ist zu Recht das ÑCenterpieceì des Festivals geworden. Er strahlt eine faszinierende Ruhe aus, die eigentlich so gar nicht zu einem Vampirfilm passt. Doch hier legte man eher Wert auf die Charaktere und deren Beziehungen. Das Vampirdasein stellt nur eine Hürde dar, die das Leben von ÑEriì erschwert. Und das ist toll gewesen.
Zwar gibt es die üblichen Klischees (kein Sonnenlicht, Blut und das Ñerst eintreten, wenn man dazu aufgefodert wurde”), doch ansonsten gibt es keine störenden Elemente wie satanistische Musik, umgedrehte Kreuze oder sonst was. Eri lebt ein normales Leben. Sie darf nur tagsüber eben nicht raus und hat da dieses kleine Blutproblem.
Die zwei Kinder spielen ihre Rollen perfekt. Selten habe ich eine solche Leistung erleben dürfen. Und trotz der Kinder bekommt man auch mal ein Ñin den Hals beißenì zu sehen. Respekt.
Wer mit skandinavischer Ruhe nichts anfangen kann, wird bei diesem Film sicherlich einschlafen. Wer sich aber darauf einlässt und genießt, bekommt ein großartiges Filmerlebnis präsentiert.
Film 22: The Strangers
Zum Tagesabschluss gab es mal wieder Standartkost. Ein Paar übernachtet nach einem verkorksten Heiratsantrag (Mann will, Frau nicht) mies gelaunt in einem abgelegenen Haus. Doch schon nach kurzer Zeit merken sie, dass sie nicht allein sind. Maskierte Leute greifen sie an und trachten nach ihrem Leben.
Ja. Was soll ich sagen? Die Handlung kennt man, die Umsetzung hat aber manchmal eingeschlagen wie eine Bombe. Ein paar Schocker ließen einen richtig zusammenzucken und durch die dunkle Atmosphäre saß man fast durchgängig angespannt im Kinosessel. Der Film fängt ruhig an, doch mit fortschreitender Dauer steigt die Spannung. Das hat mir sehr gefallen, da man so die zwei Hauptcharaktere besser kennenlernen konnte.
Leider waren die zwei ÑOpferì aber gleichzeitig das Problem des Films. An vielen Stellen haben sie sich wirklich dumm verhalten. Und damit meine ich nicht diese Standartdummehit, an die man sich bei Horrorfilmen ja mittlerweile gewöhnt hat, sondern wirklich dumm. Anstatt sich mit der Schrotflinte zu verschanzen, rennt unser lieber Herr erst mal alleine in den Walt zu den drei Killern. Und lässt die Frau zurück. Da diese im Haus sicher ist. In dem Haus, in dem die Killer schon häufig einfach so rumgelaufen sind. Tolle Idee.
Solche Szenen tauchen leider häufiger auf und haben den Spaß für mich ein wenig getrübt. Dennoch bekommt der Filmfreund hier ein paar gute Schocker geboten. Und da die Killer Masken tragen, wirkt alles noch ein bisschen fieser. Zumindest wirken Masken auf mich so.
Epilog
Wow. Was für ein Tag. Keine Gurken, keine Tiefschläge, keine Längen, keine Langeweile. Durchweg gute Unterhaltung und das bei einer großen Genrevielfalt. So liebe ich das.
Einen sechsten Film haben wir heute nicht geguckt. Es lief einfach keiner, der uns wirklich großartig interessierte. Und nach gestern wollten wir einfach mal wieder früher nach Hause.
Heute hat sich dann auch meine Dauerarte rentiert. Ab 22 Filmen habe ich das Geld sozusagen wieder drin. Und das habe ich heute geschafft. Juhu.
Und zuletzt mal wieder eine kleine Anmerkung. Und zwar an die beiden Jungs, die während ÑThe Strangersì neben mir gesessen haben. Diese zwei haben fast durchgängig geredet. Beziehungsweise viele Szenen kommentiert. Und zunächst wollte ich sie um Ruhe bitten. Dann hörte ich aber einmal genauer hin und durfte erfahren, dass sie die Spannung des Films fertig machte. ÑIch kann nicht mehr.ì und ÑBoah, ist das krassì durfte ich mir anhören. Die Jungs mussten reden, um sich zu beruhigen. Bei spannenden Szenen wurden sie immer angespannter und sie zucken bei jedem Furz der Killer zusammen. Ich fand das so schön anzusehen, dass ich sie in Ruhe gelassen habe. Vermutlich wären sie gestorben, wenn sie ihre Nervosität nicht verbal hätten ausleben können.
Das war es. Tag 5. Das Festival war jeden Tag für eine Überraschung gut. Und darum freue ich mich auf morgen. Oder besser: später.