Tag 3 ist beendet. Fünf Filme hintereinander. Wie alle nächsten folgenden Tage des Festivals wohl auch. Es wird vermutlich doch ein wenig anstrengend, das durchzuhalten. Aber was solls. Zu Hause ein paar Liegestützen und Dehnübungn vorher und nachher und schon hält das der Rücken aus. Außerdem habe ich immer Brötchen dabei. Da hat man immer was zu knabbern.
Vor dem ersten Film musste ich aber erst einmal etwas essen. Die letzten zwei Tage waren nicht gerade nahrhaft, was aber unbedingt nachgeholt werden musste. Das tat ich auch und zwar denkbar schlecht. Denn ich ging (wie ja bereits angekündigt) zu KFC. Eigentlich esse ich da gerne. Aber nicht zum Frühstück. In Eile. Beim gehen. War unbequem, hektisch und meinen Kotausstoss drastisch fördernd. Naja. Dafür hatte ich vor dem ersten Film einen leeren Magen. Eine perfekte Überleitung. Auf zu den Filmen:
Film 7 – Paragraph 78
In einer geheimen Virenforschungsstation in Russland läuft etwas schief. Der Kontakt zur Station bricht plötzlich ab. Also wird eine Spezialeinheit hingeschickt, die sich die Sache mal genauer anschauen soll. Doch dort angekommen machen sie eine schlimme Entdeckung: Ein Virus hat die dortigen Menschen befallen und dafür gesorgt, dass sie sich alle gegenseitig umgebracht haben. Auch die Spezialeinheit ist vor dem Virus nicht sicher. Und mit der Gewissheit, dass sie sowieso bald sterben müssen, entwickeln sie einen Plan, wie sie sich gegenseitig umbringen können.
Der Film war sehr interessant gemacht, denn zu Beginn hatte ich zunächst die Vermutung, es würde in eine bestimmte Richtung gehen, was sich aber schon bald als völlig falsch herausstellte. Doch zuerst einmal etwas zu den Charakteren: Die Truppe bestand nämlich (oder besser natürlich) aus sehr unterschiedlichen Personen, die sich so gut wie alle gegenseitig nicht riechen konnten, aber doch irgendwie zusammen arbeiteten, wenn es hart auf hart kommt. Mir hat diese Zusammensetzung sehr gefallen, auch wenn sie vielleicht an der ein oder anderen Stelle etwas überzeichnet war.
Egal. Das wichtige war nämlich, dass das oben angesprochene Virus nämlich lediglich der Vorwandt war, die verschiedenen Charaktere aufeinanderprallen zu lassen. Mit der Gewissheit, bald sterben zu müssen, zeigt jeder sein wahres ich und offenbart seinem Gegenüber, was er wirklich für ihn empfindet. Schöne Sache, wie ich fand. So gerät das Virus nämlich schon bald in den Hintergrund.
Und so wird der Film zu einem Action Thriller. Die Leute versuchen, sich gegenseitig umzubringen (was zu einem für den Zuschauer irgendwie verstörend wirkenden Spiel wird). Die dadurch entstehenden Actionszenen sind gut inszeniert. In den Kämpfen geht viel zu Bruch und es werden viele Angriffe gezeigt, die auch aus einem Kampffilm hätten stammen können.
Zwischen den Kämpfen gibt es immer wieder kleinere Diskussionen und Erzählungen, die aber trotzdem ins Gesamtbild des Filmes passen. Somit empfand ich den Film, trotz der 130 Minuten Spieldauer, keineswegs zu langatmig inszeniert. Ja. Ein paar Stellen hätten schon ein wenig kürzer ausfallen können, doch trotzdem kam mir der Film nicht so lange vor, wie er letztendlich war. Kann man sehen.
Film 8 – The Abandoned
Eine Frau ist auf der Suche nach ihrer Vergangenheit. Sie bekommt den Hinweis auf den Ort, an dem ihre Mutter gelebt haben soll. In einem alten, abgelegenen und mittlerweile verlassenen Haut, mitten in der russischen Wildniss. Dort angekommen, stößt sie aber schon bald auf geisterhafte Erscheinungen und auf einen Mann, der behauptet, ihr Zwillingsbruder zu sein. Schon bald stoßen die beiden auf die Geheimnisse, die sich hinter dem Haus und somit auch in ihrer Vergangenheit verbergen.
Die Beschreibung dürfte schon einmal nach einer dieser Geistergeschichten klingen, in der eine Person nach ihrer Vergangenheit sucht und dabei auf Geister trifft, die ihr den Weg zeigen möchten. Und ja. Genau das ist The Abandoned auch. Es wird einem nichts wirklich neues aufgetischt. Geister, altes, kaputtes Haus, verlassene Gegend und so weiter. Alles schon einmal gesehen.
Aber trotzdem hat mir The Abandoned gefallen. Es ist eben wie bei Slasher Filmen. Im Grunde sieht man immer das gleiche, weshalb man eher auf die Inszenierung und kleinere Besonderheiten achtet. Und genau das wertet meiner Meinung nach auch The Abandoned auf. Denn es herrscht durchgehend eine schöne, spannende Atmosphäre, was wohl auch daran liegt, dass der Film recht schnell inszeniert wurde.
Leider haben mir ein paar übertrieben laute Musikeinlagen nicht so sehr gefallen. Ich habe mich erschrocken, aber nicht wegen den vor mir ablaufenden Szenen sonder aufgrund des lauten Geschreies oder der Effekte, die plötzlich einsetzten. Kann am Kino liegen (ansonsten ist mir das aber nie aufgefallen), hat mich trotzdem gestört.
Und dann war da noch das Ende. Also die finale Geschichte, die einem zum Schluss präsentiert wurde. Es war einem hier im Gegensatz zum gestrigen “KM. 31” auf jeden Fall klar, was der Film erzählen wollte. Aber irgendwie fand ich genau das blöd. So ganz hat mich das Ende nicht überzeugt. Ist aber Geschmackssache. Habe auch Gegenstimmen gehört. Zumindest kann man dem Film aber nicht vorwerfen, dass er ideenlos oder ähnliches war. Als Fan dieser Geisterfilme kann man ihn sich definitiv ansehen. Alle anderen können aber müssen nicht.
Film 9 – Confession of Pain
Nach dem Selbstmord seiner Freundin hat sich Polizist Bong aus dem Dienst zurückgezogen. Er wurde sowihl Privatdetektiv als auch Alkoholiker. Doch einige Jahre später wird er plötzlich in einen Fall reingezogen, in dem sein bester Freund verdächtigt wird, einen Mord begangen zu haben. Und schon bald stellt sich heraus, dass die ganze Geschichte weiter zurück geht, als zuerst gedacht.
Ich nenne den Film mal einen japanischen Tatort. Es wird ermittelt, gejagt, kombiniert und festgenommen. Das alles geschieht aber durchgehend in einer ruhigen Atmosphäre (es gibt aber auch ein paar Ausnahmen). Es hat mir Spaß gemacht, zuzusehen. Man weiß bereits relativ schnell, wer der Täter ist (es wird gezeigt) aber trotzdem wird man im Dunkeln gelassen, was seine Motive für die Tat sind. Erst am Ende wird man mit der Lösung des Falls konfrontiert und plötzlich ergibt alles einen Zusammenhang.
Vor allem die Schauspieler, allen voran Bong und sein Freund, haben mir sehr gut gefallen. Alle liefern eine sehr gute Leistung ab, was dem Film mehr als gut tut, da man sich nicht über verpatzte Szenen aufregen muss und sich somit ganz auf die Geschichte einlassen kann. Viel mehr kann ich zu dem Film auch nicht sagen. Er hat mir sehr gefallen. War einfach mal etwas nicht abgehobenes, was auf dem Festival eben auch mal sein muss. Ich wurde gut unterhalten. Langatmit fand ich den Film übrigens gar nicht, was ja scheinbar bei Filmen dieser Art sehr häufig behauptet wird. Ich dagegen mochte seinen Stil.
Film 10 – Disturbia
Aufgrund eines Faustangriffs auf seinen Lehrer, muss der Junge Kale eine schwere Strafe hinnehmen. Hausarrest. Aber leider keinen gewöhnlichen, denn er bekommt einen Sensor um das Bein gebunden, der dafür sorgt, dass sofort die Polizei verständigt wird, wenn er sich zu weit vom eigenen Haus entfernt. So an das Haus gebunden sucht Kale nach einer Beschäftigung. Und er freundet sich schnell damit an, seine Nachbarn und die Umgebung mit dem Fernglas zu beobachten. Leider wird er dadurch ebenfalls Zeuge, wie in einem Haus auf der anderen Straßenseite eine Frau ermordet wird. Und der Killer hat mitbekommen, dass er beobachtet wurde, was ihn nicht gerade erfreut.
Schöner, kurzweiliger Film. Die Geschichte um das Beobachten von Menschen hat mir sehr gefallen, da sie heutzutage schon sehr aktuell ist. Denn wen interessiert schon noch die Privatsphäre des anderen. Dass diese Neugierde am Leben anderer Leute aber auch nach hinten losgehen kann, wird hier sehr deutlich demonstriert. Doch auch ein paar lustige Momente lockern die Stimmung immer mal wieder ein wenig auf, was dem Film sehr gut getan hat. Zum Ende hin wird der Film dann sehr spannend, da natürlich alles auf einen Showdown zwischen Kale und dem Killer hinausläuft.
Ansonsten gibt es nicht viel negatives zu dem Film zu sagen. Der Killer war mir ein wenig zu unpersönlich (über seine Motive z.B. blieb man im unklaren) dargestellt, da hätte ich gerne mehr erfahren (hui, auch ich habe scheinbar Interesse am Leben anderer). Aber ansonsten: Wie schon gesagt, kurzweilig, spannend, schnell und gut. So soll das sein. Ich kann den Film empfehlen.
Film 11 – Perfect Creature
In einer Welt, in der Menschen mit der sogenannten Bruderschaft (sozusagen Vampire) zusammenleben kommt es zu brutalen Morden. Ein Vampir fällt plötzlich Menschen an und versucht, eine eigene Rasse von blutrünstigen Monstern zu kreieren. Nur sein Bruder Silus und die Polizistin Lilly scheinen in der Lage zu sein, ihn aufzuhalten. Und ihnen bleibt nicht viel Zeit, bis die ganze Stadt infiziert ist.
Perfect Creature machte auf mich anfangs den Eindruck, als würde er ein actionreicher Vampirfilm werden. Aber das war absolut nicht der Fall. Der Film möchte eher eine Geschichte erzählen, als durch Kampforgien Minuten zu verbrauchen. Leider hat mir die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wurde, nicht gefallen. Meistens waren mir die Szenen zu langsam und langatmit inszeniert. Das fand ich schade, denn aus der Geschichte hätte man wirklich mehr machen können.
Vor allem der “Endkampf” hat mich extrem enttäuscht. Er fang gut an, endete dann aber dermaßen schnell, dass ich fast nicht glauben konnte, dass es das jetzt gewesen sein sollte. Ich will nicht zu viel verraten. Aber erwartet einfach keine Actionorgien.
Da Perfect Creature dann auch mein fünfter Film am heutigen Tag war, fand ich ihn doch recht anstrengend. Ein schnellerer Film hätte mir hier eher gefallen. Oder eine besser inszenierte Geschichte (wie z.B. bei Confession of Pain). Schade drum. Denn der Film hatte im Ansatz wirklich einiges zu bieten. Leider blieb dann am Ende nicht viel davon übrig.
Tag drei ist zuende und ich habe bereits elf Filme hinter mir. Ein guter Schnitt. Aber es werden mehr. Und ich freue mich. Aktuell ist das Programm wirklich sehr abwechslungsreich. Einen wirklichen Knaller habe ich heute nicht erlebt, aber Confession of Pain oder Disturbia waren zwei wirklich gute Filme. Lediglich der zuletzt besprochene Perfect Creature war enttäuschend. Egal. Gehört dazu.
Was mir noch einfällt: Ich finde es immer besser, dass ich mich so gut wie gar nicht über die Filme informiert habe, die ich sehe. Das ist wirklich ein Vorteil an der Dauerkarte. Man geht einfach in die Filme, ohne groß den Inhalt zu kennen. Sowas mag ich, weil ich dann einfach unvoreingenommen an das ganze rangehe. Man muss schon vorher gucken, welcher der beiden parallel laufenden Filme einem wohl eher gefallen würde. Aber das ist meist recht leicht zu bestimmen. Und so bin ich manchmal immer noch gespannt, welcher Film gleich anfangen wird (ich wusste z.B. nicht, dass Perfect Creature als nächstes kommt. Ich wusste nur, dass mein nächster Film im gleichen Kino laufen würde). So kann es gerne weitergehen.
Bis morgen.