Tag 4. Es geht immer weiter im Programm. Heute war aber leider ein Tag, an dem ich nichts zu Essen vorbereitet hatte. Die Faulheit, zum Bäcker zu gehen hat mich daran gehindert, mir Brötchen schmieren zu können. Aber was solls, eben gelitten. Dafür habe ich es dann doch noch geschafft, zwischen Film 1 und 2 in die Stadt zu rennen. Schnell doch noch zum Bäcker und vor allem: Red Bull holen. Sechs Dosen. Das sollte reichen. Aktuell schlafe ich nämlich recht wenig, was wohl auch daran liegen mag, dass ich immer bis tief in die Nacht diese Berichte hier schreibe. Aber was solls. Dafür habe ich mir Urlaub genommen und ich wusste ja, was das für eine Woche werden würde. Jetzt zum wichtigen Teil des Tages. Den Filmen:
Film 12 – Dead Silence
Jamie und seine Frau haben eines Tages ein merkwürdiges Geschenk für der Türe liegen. Eine Holzpuppe. Die beiden wissen anfangs nicht, was sie damit anfangen sollen, freunden sich aber schon bald mit ihrem Anblick an. Doch als Jamie vom Einkaufen zurück kommt findet er seine Frau brutal ermordet in der Wohnung wieder. Und schon bald stellt sich heraus, dass die Puppe mit dem Mord in mysteriöser Verbindung steht.
Ich mag Puppenfilme. Puppen haben immer diesen bedrohlichen und beängstigenden Blick auf mich. Ich flenne jetzt nicht panisch los, wenn ich diese Dinger sehe, aber in Filmen haben sie einfach eine tolle Wirkung auf mich. Und genauso war es auch in Dead Silence. Die Puppe “Billy” war mir von Anfang an im positiven Sinne unsympathisch und trug somit wunderbar zur netten Atmosphäre bei.
Die Geschichte von Dead Silence ist ebenfalls interessant. In einen solchen Film kann man einfach viele mysteriöse Punkte einbinden, die man bei normalen menschlichen Killern nicht bringen kann. Und das alles mit der Geschichte um Billys “Mutter” fand ich somit recht gut inszeniert. Und den Schluss fand ich genial (jaja, nichts verraten).
Leider hatte der Film auch ein paar wenige Schwache Momente, die sich etwas gezogen haben oder wo sich die Spannung bei mir einfach nicht blicken lassen wollte. Aber was solls. Der Großteil des Filmes hat mir gefallen und so bot sich mir ein überdurchschnittlich guter Puppenhorror. “Dead Silence” kann man sich als Freund dieses Genres gerne ansehen. Alle anderen sollten ebenfalls mal einen Blick riskieren und sich auf den Film einlassen.
Film 13 – Cold Prey
Bei einem Snowboardtrip geschieht ein Unfall. Einer der Boarder verletzt sich. Zum Schutz sucht sich die Gruppe einen Unterschlupf und findet ein altes verlassenes Gebäude. Doch dort angekommen müssen sie feststellen, dass sich in diesem Haus ein Killer eingenistet hat, der sich nun die Gruppe einer nach dem anderen vornimmt.
Um es gleich zu sagen: Ich hätte sagen können, was in diesem Film passiert, wie er anfängt und wie er ausgeht, ohne ihn gesehen zu haben. Absolut klischeehaftes Kino, was einem hier präsentiert wurde. Die Geschichte durfte oben ja bereits genossen werden. Ich wusste gleich, wer der Killer ist, ich wusste, wer getötet wurde und vor allem wusste ich gleich, wer überleben würde. Vollkommen vorhersehbar das ganze. Und dadurch kam auch so gut wie keine Spannung auf. Nicht ein mal blutig ging es hier zur Sache. Also sicherlich waren die Morde blutig. Aber leider hat man das nie gesehen. Dem schnellen Ausblenden der Kamera sei Dank.
Ohne viel mehr sagen zu wollen muss ich jetzt doch mal was über das Ende sagen. Wer den Film noch sehen will, bitte weglesen, auch wenn das eigentlich nicht nötig ist, denn man weiß eh schon, wie das alles enden wird. Aber ich habe mal eine Frage: Warum müssen in diesen Filmen eigentlich immer die Frauen überleben? Es scheint mir immer so, als würden die Filmemacher meinen, dass sie dadurch das Publikum überraschen. “Nein, nicht der als immer so stark dargestellte Mann überlebt, sondern die schwache Frau, die in einer Notsituation plötzlich ungeahnte Kräfte entwickelt!” Hui. Wie überraschend! Noch nie gesehen! Oh nein, doch. Letztens. In all den Slasherfilmen, die ich in den letzten Monaten gesehen habe.
Was soll das denn bitte? Ich will nicht sagen, dass Frauen es nicht verdient haben, zu überleben. Sind ja tolle Wesen. Aber warum bleibt denn kein Mann mehr lebendig? Ich will einen Film sehen, in dem am Anfang gleich alle Frauen gekillt werden und wo sich die zwei letzten überlebenden Männer zusammentun und den blöden Killer mal so richtig die Fresse versohlen. Oder nur ein Mann überlebt. Dann aber so ein Kerl wie z.B. “Kane” aus “See no evil”! Der geht dann ganz gemütlich zum Killer und verbiegt ihm die Visage. DAS wäre doch mittlerweile mal wieder ein interessantes und überraschendes Ende.
Ich will keine Frau mehr sehen, die in Notsituationen Bärenkräfte entwickelt. Z.B. Kräfte, die es ihr erlauben, ein fast ausgefahrenes Cutter Messer einem vollkommen in Pelzkleidunggewickelten Killer so ins Bein zu rammen, dass es nicht abbricht, sondern ihm so sehr ins Bein schneidet, dass es stecken bleibt und der Killer fast außer Gefecht gesetzt ist. Ich mag solche Szenen nicht. Die sind nämlich leicht unrealistisch. Mir brechen Cutter Messer nämlich schon beim Papierschneiden ab, wenn ich die etwas falsch halte. Durch dicke Schneekleidung würde ich die wohl nicht bekommen. Aber gut. Ist ja eine Frau. Die hat ja viel Fingerspitzengefühl neben ihren Bärenkräften. Männer würden das nicht schaffen. Die sind nur fürs grobe (sterben) da.
Egal. Der Film ist für mich jetzt abgeschlossen. Ich beende meinen Bericht mit den Worten: Nur der Vollständigkeit halber ansehen. Den Rest könnt ihr euch selber denken.
Film 14 – Rise: Blood Hunter
Sadie Blake arbeitet für eine Zeitung und recherchiert für einen Artikel über die Gothic Szene. Doch dadurch stößt sie plötzlich auf Vampire, die nicht gerade freundlich auf Menschen zu sprechen sind. Und auch Sadie wird Opfer ihrer Angriffe und stirbt. Zumindest fast. Denn sie wacht in der Leichenhalle auf und muss sich nun damit abfinden, dass sie eine Vampirin geworden ist. Aus Rache für ihr Schicksal möchte sie sich an dem Vampir rächen, der sie zu dem gemacht hat, was sie ist.
Die Geschichte von Rise fand ich sehr gut gemacht und umgesetzt. Es herrscht durchgehend eine bedrohliche Stimmung und die Darsteller machen ihre Arbeit sehr gut. So entsteht eine gewisse Dramatik, die sich bis zum Ende des Films durchzieht. Doch neben diesen ruhigen Handlungssträngen gibt es auch einige Actionszenen zu betrachten, die aber alle recht kurz inszeniert wurden.
Somit ist Rise kein wirklicher Vampiractionfilm oder ähnliches. Er möchte eher die Geschichte der unfreiwillig zum Vampir gewordenen Sadie erzählen. Insgesamt bot sich mir somit ein eher über dem Durchschnitt liegender Vampirfilm, der vor allem durch die gut gemachte Erzähltechnik besticht. Und (wie ich von einigen Kommentaren meiner mich umgebenden Mitzuschauer hören durfte) durch die Nackte Lucy Liu. Jeder hat eben seinen Geschmack, der in die Bewertung eines Films fließt. Mir bot sich hier jedenfalls ein Grundsolider Film, den ich Vampirfans auf jeden Fall empfehlen kann.
Film 15 – Mr. Brooks
Mr. Brooks ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und lebt ein wohlhabendes Leben. Doch er hat auch eine Sucht. Die Sucht, zu töten. Insgeheim ist er ein Serienkiller, der seine Taten perfekt plant und der vor allem keine Fehler macht. Leider stimmt das nicht ganz. Denn bei seinem letzten Mord macht er doch einen und wird von einem Hobbyfotografen erwischt. Dieser möchte Brooks nun erpressen. Aber es geht ihm nicht um Geld. Er hat einen viel kränkeren Wunsch.
Mr. Brooks stellt für mich aktuell DAS Filmfesthighlight des Jahres dar. Noch heute Morgen dachte ich, dass ich gerne einen Film wie “Behind the mask” sehen würde, oder auch “The Last Horror Movie”. Eben Filme, die einen sehr interessanten Killer zu bieten haben, für den man aber auch Sympathien aufbringen kann und vor allem: Dessen Geschichte interessant verpackt wurde. Und genau das ist bei Mr. Brooks der Fall.
Anfangs kann man mit der zwiegespaltenen Persönlichkeit von Brooks vielleicht noch nichts anfangen, weil es ein wenig klischeehaft rüberkommt. Aber spätestens nach den ersten Dialogen zwischen Brooks und seiner “inneren Stimme” (extrem gut dargestellt, übrigens) ist dieser erste Vergleich zunichte gemacht. Der Film funktioniert. Und das nahezu perfekt.
Es gibt einige lustige Stellen, die vor allem aus den Dialogen zwischen Mr. Brook und seiner inneren Stimme Resultieren, genauso aus der in Mr. Brooks vorherrschenden Selbstverständlichkeit zu töten. Doch auch extrem spannende Momente gibt es, vor allem gegen Ende, als sich der gesamte Plan von Mr. Brooks enthüllt. Dazwischen gibt es immer wieder Familienszenen zu sehen, die zeigen, dass Brooks nicht ganz ein perfektes Familienleben führt. Und auch die Ermittlungen der Polizei werden gezeigt, sowie die Versuche, den Serienkiller endlich zu fassen.
Was soll ich sagen? Danke Mr. Brooks. Die Stimmung am Ende des Films war sehr positiv, es wurde schön applaudiert und auch die Stimmen danach sprachen für sich. Der Film kam einfach gut an. Schön, dass ich diesen Film sehen konnte und ich möchte ihn gleich allen empfehlen, die die Möglichkeit haben, ihn ebenfalls zu betrachten. Ein großartiges Werk welches ganz sicher in meiner DVD Sammlung eine Behausung finden wird. Großartig.
Film 16 – Out of the blue
In einem kleinen Dorf in Neuseeland geschieht das Unfassbare: Ohne Vorwarnung greift einer der Bewohner zum Gewehr und schießt auf jeden, der ihm in die Quere kommt. Die Polizei ist auf eine solchte Tat nicht vorbereitet und so vergeht eine lange Zeit, bis der Täter letztendlich geschnappt wird. Er tötet insgesamt 13 Menschen.
Ich sage es gleich: Der Film hat meine gute Laune nach Mr. Brook gleich einmal zerschlagen. Nicht weil er schlecht war. Das war er nämlich nicht. Das schlimme daran war eher, dass er ein reales Ereignis darstellt. Alles, was hier gezeigt wird, ist so (oder zumindest ähnlich) geschehen. Und genau das ist es auch, was einem so übel aufstößt. Wenn man sieht, wie ein durchgeknallter Kerl kleine Kinder erschießt und sich dabei immer wieder ins Gedächtnis ruft, dass dies wirklich geschehen ist, kann man hier nicht mehr von Unterhaltung sprechen.
Und hier ergibt sich ein Problem: Den Film zu bewerten ist schwer. Lassen wir den Realitätsbezug mal außen vor, war er sehr langatmig. Es gibt keine Hintergrundmusik und manchmal wird eine Szene lange Zeit ohne jegliche Änderungen gezeigt. Da steht der Amokläufer eben mal eine Minute mit der Waffe in der Hand am Fenster und beobachtet ruhig die Umgebung. Wirkt bedrohlich, manchmal aber eben auch etwas zu langsam.
Aber wenn man vom filmischen Aspekt absieht, hätte der Film auch nicht anders inszeniert werden dürfen. Aus einem solchen Fall darf man eben keinen reißerischen und schnellen Actionfilm basteln. Das wäre extrem unangebracht und somit kann ich nur sagen, dass der Film so genau richtig inszeniert wurde. Aber noch einmal ansehen werde ich ihn mir nicht, genauso kann ich ihn nicht empfehlen, denn von Unterhaltung darf hier eigentlich nicht die Rede sein.
Tag 4 ist zuende und ich mag das Festival immer mehr. Das Programm ist wirklich extrem abwechslungsreich und es wird einem immer etwas neues geboten. Leider bleibt einem zwischen den Filmen meist nur wenig Zeit zum Abschalten und die Filme auf sich wirken lassen. Denn man muss meistens gleich den Saal wechseln, weil der nächste Film eben im neuen Kino läuft. Aber egal. Das kann man dann auch während der Rückfahrt mit der Bahn machen.
Oh, und noch was: Heute gab es den ersten Filmriss. Und zwar bei Mr. Brooks. Zum Glück relativ am Anfang, als noch nicht so viel passiert ist. Und dann war bei Mr. Brooks noch etwas verwirrend: Er lief auf englisch, hatte aber deutsche Untertitel. Das ist normalerweise nicht so beim Festival, lag aber vielleicht daran, dass der Film eher etwas für die breite Masse war und das Kino deswegen diesen Schritt gemacht hat. Hat mich nicht wirklich gestört, auch wenn man manchmal unbewusst (sinnloser Weise) mitgelesen hatte.
Soweit so gut. Morgen wieder fünf Filme. Jetzt gehe ich erst mal wieder schlafen. Man will ja einen relativ hohen Schlafdurchschnitt halten. Schließlich habe ich ja offiziell Urlaub.
Bis morgen.