Als der “Car Mechanic Simulator 2014” erschien, musste ich aus vielerlei Gründen grinsen. Zunächst einmal war da die Tatsache, dass es sich hier um ein Spiel des “Farm Machines Championships 2014”-Entwicklers PlayWay handelte, der mir mit genanntem Spiel ein paar herrliche Stunden bereitet hatte, die ich zum ersten Mal in meinem Leben in Videoform festgehalten und die Geburtsstunde von spa-zone-TV eingeläutet hatte. Dann war da noch der Fakt, dass man auf Steam und im Videospielebereich ganz allgemein einfach von Simulatoren zugeworfen wird und ich selbst schon gar nicht mehr weiß, wie diese ganzen Spiele letztendlich immer wieder in meine Steam-Bibliothek geraten (schlechte Indie-Bundles ist hier übrigens das Zauberwort). Vom Kauf sah ich erst einmal ab, weil mich das Thema des Spiels nicht interessierte. Die Videos sahen zwar nach entspannendem Knarzgeschraube aus, doch irgendwie fehlte mir der überzeugende Kaufgrund. Zeitsprung: Weihnachten. Steamsales. Gesamtpaket. Drei Euro. Fertig.
Meinen neuen Einkauf startete ich aber zunächst nicht. Ich hatte andere Dinge zu spielen. “Dynasty Warriors 8” zum Beispiel. Da sollte ich auch unbedingt endlich etwas zu schreiben. Aber jetzt bloß keinen Themenwechsel anfangen. Das endete noch nie gut. Außer letztens, als ich anstatt Kartoffelsalat… NEIN! Zeitsprung: Uni-Klausurphase. Am 13.02.2015 stand eine Klausur im Seminar “Grundlagen der Kinder- und Jugendliteratur” an. Für Uniklausuren lerne ich im Vergleich zur Schulzeit so unglaublich viel mehr, dass ich hier nicht mit Prozenten um mich werfen will. Das können seriöse Videospielmagazine viel besser als ich. Vor allem die, die besagte Wertungen gerade entfernen. Jetzt ergibt das alles nun wirklich keinen Sinn mehr. Also machen wir es kurz: In der Schulzeit lernte ich am Tag vor der Klausur, indem ich einmal durch das zum Fach passende Buch blätterte. Seit ich an der Uni und erwachsen bin, beginne ich drei Wochen vor einer Klausur mit dem Anfertigen von Zusammenfassungen. Jetzt geht es hier also um mein Lernverhalten. Das kann man sich nicht ausdenken. Also im Sinne von doch. Videospiele!
Während der Lernphase bin ich immer dagegen, mich mit aufregenden, neuartigen Dingen zu konfrontieren. Mich während dieser Phase vor ein neues Civilization, Souls-Game oder was auch immer zu setzen, ist keine gute Idee. Ich will mich schließlich auf den Uni-Stoff fixieren und nicht auf komplexe Spielmechaniken. Auf der Suche nach einer angenehmen Ablenkungsmöglichkeit fiel mein Blick auf den “Car Mechanic Simulator 2014”. Ich zögerte nicht lange und installierte. Wollt ihr noch ein paar Dinge aus meinem Leben erfahren? Gerne! Dafür bin ich ja da. Neutrales und langweiliges Zeug über Spiele gibt es anderswo schon zu genüge. Hier geht es um bescheuerte Leben. Also meines. Zeit für einen weiteren Zeitsprung. Etwa in das Jahr 2005.
Zehn Jahre! Das Alter. So. Altersgejammer kann ich schon einmal abhaken. Zu dieser Zeit begann meine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Mercedes Benz. Ja. Ich bei einem Autohersteller. Das Absurde daran wird einem auch erst rückblickend klar. Wie auch immer, ich arbeitete zweieinhalb Jahre lang bei einem Autohersteller, ohne Ahnung von Autos zu haben. Oder auch nur ein mildes Interesse an den Dingern. Warum ich mich dann überhaupt bei einem Autohersteller beworben habe? Ich zitiere hier die Antwort von den meisten Germanistikstudenten auf eine ähnliche Frage: “Irgendwas muss man nach dem Abi ja machen.” Lasst uns an dieser Stelle aber bitte nicht zu sehr ins Detail gehen. Worauf ich hinaus will: Ich saß vier Wochen lang in einer Mercedes-Werkstatt, um Praxiserfahrung zu sammeln. Danach arbeitete ich neun Wochen lang in einer Reifenhalle und plante die Lagerung von Winterreifen sowie deren schnelle Montage. Ich war im Ersatzteileverkauf tätig und nahm Reparaturaufträge entgegen. Wer das liest, wird nun vermuten, dass mich der “Car Mechanic Simulator 2014” vor keine großen Herausforderungen stellte. Tja. Falsch vermutet. Der “Car Mechanic Simulator 2014” zeigte mir, dass ich gar nichts behalten hatte. Spurstange, Getriebe, Lichtmaschine, Keilriemen? Ihr mich auch. Ich hätte das Ganze auch auf Russisch spielen können. Ich merkte mir die Namen der zu ersetzenden Objekte, suchte sie aus der Ersatzteileladenliste heraus, bestellte und montierte sie. Was genau ich da tat? Und warum? Keine Ahnung.
Siebzehn Stunden verbrachte ich in den folgenden zwei bis drei Wochen im Spiel. Am Ende hatte ich es durch und eine 1,7 in der Klausur. Beim “Car Mechanic Simulator 2014” muss man nicht aufpassen. Das Spiel ist ein dreidimensionales Wimmelbildspiel. “Wechsle die Kupplung”. “Wo ist die?” “Irgendwo da. Vermutlich.” “Na gut!” Man klickt, man ratscht, man ersetzt, man verdient Geld. Simulatoren, meine Damen und Herren. Was wollen die eigentlich genau erreichen? Die Realität abbilden? Nein. Simulatoren sind wie Currywurst-Chips. Die schmecken nach Currywurst, sind aber keine Currywurst und werden die Qualität des Originals auch niemals erreichen. Aber sie erinnern einen daran. (Tadaa! Das ist das Thema das bald folgenden Genürsels! Na? Schon gespannt?) Und der eine oder andere möchte das. Ich will nie wieder in einer Autowerkstatt stehen und mich von den Werkstattazubis verarschen lassen, weil ich ja ein Sesselfurzer bin. Aus dem Alter bin ich raus. Ich beginne nun frühzeitig mit dem Lernen. Ich bin erwachsen! Es reicht mir, mich in meine virtuelle Werkstatt zu stellen und dort herumzuratschen, ohne dreckig zu werden.
Ich habe lange genug um den heißen Brei herumgeredet. Ich muss sie endlich erwähnen: die Ratsche. Die Ratsche gehört zu den besten Werkzeugen, die jemals erfunden wurden. Die Geräusche, die sie während ihrer Nutzung von sich gibt, sind so unglaublich schön, dass ich bis zum letzten Auftrag im Spiel keinen einzigen Erfahrungspunkt in die Fähigkeit investierte, Schrauben schneller lösen zu können. Öhm. Ja. Spielmechanik! Mit verdientem Geld kann man den eigenen Charakter verbessern. Vier Fertigkeiten gibt es. Ach Gott. Wen interessiert das denn bitte? Die Ratschen! *knarz* *knarz* *knarz* *knarz* *knarz* *knarz* “Ich habe den Fehler zwar gefunden und behoben, aber trotzdem halte ich es für angemessen, noch schnell alle vier Räder abzumontieren. *knarz* *knarz* *knarz* *knarz* *knarz* *knarz* Es ist so wundervoll. *knarz* *knarz* *knarz* *knarz* *knarz* *knarz*
So. Das ist alles, was ich euch mitteilen wollte. Der “Knarz Mechanic Simulator 2014” ist toll. Er hat mir beim Lernen sehr geholfen. Sich nach dem Lernen von Begriffen wie “faktische Kinder- und Jugendlektüre”, “positiv sanktionierte Kinder- und Jugendlektüre” und “Originäre Kinder- und Jugendliteratur” mit ein paar ohrenschmeichelnden Ratschgeräuschen mental wieder aufzubauen, hat offensichtlich Wunder gewirkt. Ich bin zufrieden mit meiner Klausurnote. Und ich bin zufrieden mit dem “Car Mechanic Simulator 2014”. Ich werde das Spiel vermutlich nie wieder anrühren. Nach den Klausuren wurde es dann doch ziemlich öde. Die Spielmechanik ist immer die gleiche. Das Austoben auf der Teststrecke macht auch nur drei Minuten lang Spaß. Die Fehler der deutschen Übersetzung können einen hier wohl noch am längsten zum Weiterspielen motivieren. Ich würde grundsätzlich vom Kauf abraten. Aber dann ist da diese unglaublich geile Ratsche. Und das Geräusch, wenn man eine Schraube abgeschraubt hat und einsteckt? Auch ziemlich gut. Aber die Ratsche!
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