/// ZiB
Eigentlich mag ich ja keine “eigentlich mag ich ja kein Anime…”-Einleitungen, obwohl das einer der Gründe war, weshalb ich diesen Film trotz guter Kritiken jahrelang ungesehen in unserem DVD-Regal stehen ließ. Ein anderer Grund war, dass er extrem traurig sein soll. Filme sind für mich in erster Linie Unterhaltung, denn wieso sollte ich mich schlecht fühlen wollen? Aber durch Bobos Box habe ich jetzt doch noch “Die letzten Glühwürmchen” nachgeholt. Und das war gut.
In der von Studio Ghibli produzierten, teilweise autobiografischen Geschichte geht es um zwei Kinder im Japan der 40er Jahre. Gleich zu Beginn sehen wir, dass der Junge einsam in einer Bahnhofshalle stirbt. Wie er und seine kleine Schwester zuerst ihre Mutter verlieren und sich dann alleine durchschlagen, wird in Rückblenden erzählt. Zuerst sind die Bomben die größte Bedrohung, dann die Hungersnot, unter der Japan zur Zeit seiner Kapitulation zu leiden hat.
Gerade, dass man von Anfang an weiß, dass am Ende der Tod steht, lässt den gesamten Film bitter wirken. Wenn die Kinder in einem schönen Moment ausgelassen herumtollen, machte mich das nur noch trauriger. Und wie wenig Hilfe sie von außen erhalten, ist auch tragisch mitanzusehen. Immerhin stirbt der Junge allein gelassen in einer belebten Halle. Er und seine Habseligkeiten, die seine letzten Erinnerungen an seine Familie waren, werden wie Dreck behandelt. Das alles ist keine leichte Kost. Obwohl der Film ab 6 Jahren freigegeben ist, ist er finde ich nichts für Kinder.
Obwohl die Handlng so erbarmungslos grausam ist, sind die Bilder wunderschön. Bestimmt macht das auch einen Großteil davon aus, weshalb einen der Film mitten ins Herz trifft. Alles in allem eine sehr emotionale, sehr gelungene Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg, wie man sie selten sieht. Aber so bald will ich den Film wahrscheinlich nicht noch einmal sehen…
/// spa
Als ich “Die letzten Glühwürmchen” zuerst sah, war ich gefühlt zu jung für den Film. Ich muss zwar älter gewesen sein als die empfohlenen sechs Jahre, doch befand ich mich noch in einer kindlichen “Alle Zeichentrickfilme sind lustig und actiongeladen wie Turtles oder Saber Rider.” Unter Animes stellte ich mir dementsprechend Dinge wie “Dragon Ball” vor. Als eines Abends oder Nachts im Fernsehen “Die letzten Glühwürmchen” lief, schaltete ich ein. Ein Anime. Warum nicht? Leichte Kost zu später Stunde kann schließlich nicht schaden.
“Die letzten Glühwürmchen” ist es somit zu verdanken, dass ich meine falsche Denkweise erkannte. Der Film verpasste meiner kindlichen Seele einige Tritte in die Magengegend und ließ mich leicht verstört zurück. Schon die Anfangssequenz, in der klipp und klar gesagt wird, dass es hier kein Happy End geben wird, ließ damals die ersten Tränen kullern. Viele, viele Jahre später zog ZiB den Film aus Bobos Filmbox. Ich war einerseits gespannt. Würde der Film heute noch mithalten können oder von mir als zu kitschig abgestempelt werden? Ich meine, als Kind heult man schließlich auch, wenn einer der Power Rangers plötzlich seine Power verliert. Andererseits hatte ich aber gar keine Lust, den Film ein zweites Mal zu sehen. Selbstverständlich hatte ich auch heute noch von ihm gehört und erfahren, dass er immer noch ein ziemlich gemeiner Film ist. Will man so etwas gucken? Doch genauso wie ich mich von Horrorfilmen mit meinen Ängsten konfrontieren lasse, forderte ich heute meine Tränendrüsen heraus.
Schon nach wenigen Minuten fand ich mich wieder in meinen kindlichen Körper meiner Jugend zurückversetzt. Diese verdammte Einleitung. Manchmal hasse ich es, wenn Filme mit dem Ende beginnen, da sie einem einfach vieles vorwegnehmen. Und das grundlos. Klar, man möchte das Publikum mit einem schnellen Einstieg fesseln und die “Wie ist es nur dazu gekommen?”-Frage in den Raum stellen, doch funktioniert das nicht immer. Hier? Bei “Die letzten Glühwürmchen”? Hier funktioniert es. Nur will man eigentlich gar nicht wissen, warum da ein einsamer Junge in einer Bahnhofshalle verreckt. Diese Einleitung hängt wie eine dunkle Wolke über dem gesamten Film. Jede noch so positive und angenehme Szene wird von ihr überschattet. Zwei lachende Kinder tollen durch den Regen. Sie spielen und lachen. Sie haben Hoffnung. Der Zuschauer weiß: Keiner wird das Ganze überleben. Man schluchzt, weil vor einem zwei Kinder lachen, deren Lachen schon bald für immer verstummt sein wird.
“Die letzten Glühwürmchen” ist ein Film über einen Krieg, der Familien zerstört hat. Es geht sowohl um Gemeinschaft als auch um das Abspalten von derselben. Trotz oben beschriebener Wolke gibt es ein paar Szenen der Hoffnung, der Freude. Doch es gibt sie eben, diese verdammte Wolke. “Die letzten Glühwürmchen” ist nichts für einen lustigen Filmeabend. Aber er ist ein unglaublich guter Film, der einem die hässliche Fratze des Krieges zeigt, dabei aber hin und wieder mit wunderschönen Bildern um sich wirft.