Bobos Filmbox – 2016-01 – Tier Edition – #7 – Ein Fisch namens Wanda

Bobos Filmbox - 2016-01 - Tier Edition - #7 - Ein Fisch namens Wanda

/// spa

Ich muss zugeben, dass ich mich zunächst nur schwer damit anfreunden konnte, “Ein Fisch namens Wanda” auf die Liste für Bobos Filmbox aufzunehmen. Es war lange her, dass ich ihn sah und ich hatte ihn in keiner guten Erinnerung. Und: Bestimmte Filme finde ich eher albern als lustig, was ich oft nicht ausstehen kann. Wie würde sich “Wanda” schlagen?

Bobos Filmbox - 2016-01 - Tier Edition - #7 - Ein Fisch namens Wanda

Zunächst ein paar Worte zur Handlung: Vier Verbrecher planen den Überfall ihres Lebens. Ein paar Diamanten sollen den Besitzer wechseln, auch wenn diese das vielleicht gar nicht wollen. Da die Menschheit aber einen Scheiß auf die Gedanken von Diamanten gibt, wird der Überfall knallhart durchgezogen. Doch als sich die vier nach dem Raub trennen, um die Beute später aus ihrem Versteck zu holen, kommt es zu Komplikationen. Die Diamanten sind aus dem angeblich sicheren Tresor verschwunden. Wollte sich einer von ihnen heimlich bereichern? Ein Hin und Her beginnt, bei dem jeder jeden reinlegen will und sogar ein Anwalt gegen seinen Willen hineingezogen wird.

Wisst ihr, was ich in Komödien überhaupt nicht leiden kann? Menschen, die stottern. Und nein, ich habe nichts gegen Menschen die stottern, doch halte ich es für absolut nicht lustig, wenn ihre Krankheit für ein paar dumme Lacher benutzt wird. Einer der vier Gangster stottert. Und dadurch brach ich immer in schallendes Gelächter aus, wenn er etwas sagen wollte, aber nicht konnte. Das war eine Lüge. Ich schlug gedanktlich die Hände vor dem Kopf zusammen und wollte, dass es aufhört. Stottern ist nicht lustig. Ich schwinge hier nicht die Moralkeule, jeder darf es als Humorelement in seinen Filmen verwenden, muss sich dann aber auch auf Kritik meinerseits gefasst machen.

Kommen wir aber mal weg vom Gestotter. Ich wusste nicht, was mit “Ein Fisch namens Wanda” auf mich zukommen würde. Irgendwie hatte ich den Film ziemlich albern in Erinnerung und darum freute ich mich auch nicht darüber, ihn gezogen zu haben. Aber ich kann sagen, dass er gar nicht so schlecht ist, wie ich befürchtet hatte. So gut aber leider auch nicht. Der Film besteht sowohl aus lustigen als auch unlustigen Szenen, was das Gucken leider nicht immer angenehm gemacht hat.

Positiv erwähnen muss ich hier sofort den guten Otto, der einfach ein spannender Charakter war. Durchgeknallt, verrückt, aggressiv und dermaßen von sich selbst überzeugt, dass man ihn nur mögen kann. Sein Ritual, hin und wieder unter den eigenen Achseln zu riechen, war nicht nur grandios, sondern erinnerte mich daran, dass ich das in meiner Jugend, nach Sichtung des Films, mit einem Freund in der Schule ebenfalls aus Spaß tat. Auch, wenn es sonst vermutlich niemand verstanden hatte.

Neben Otto verblassen die anderen Charaktere leider ziemlich. Auch die Dame im Bunde, Wanda, konnte mich nicht überzeugen. Dass man geil wird, wenn ein Mann in einer anderen Sprache spricht, konnte mich nicht amüsieren, dass es dann gleich so oft gezeigt werden musste, sollte für sich sprechen. Wanda spielt andauernd mit ihren Reizen, die Männer fallen darauf rein. Wir reden hier nicht von einer Dreiecks-, sondern einer Fünfecks-Beziehung, da Wanda irgendwann jeden Protagonisten des Films abknutschen darf. Ob das nun wirklich notwendig war, will natürlich jeden selbst überlassen, mich hat es aber ziemlich genervt.

Letztendlich ließ mich der Film dann mit gemischten Gefühlen zurück. Ein paar Szenen, zum Beispiel die mit Wanda und Otto im Haus des Anwalts hat mich tatsächlich laut lachen lassen, bei vielen anderen Szenen musste ich dagegen mit dem Kopf schütteln. Müssen wirklich so viele Schwulenwitze gemacht werden? Wieder soll das jeder für sich entscheiden. Ich bin froh, Wanda endlich noch einmal gesehen zu haben, denn jetzt weiß ich immerhin, was mich erwartet und muss den Film somit auch kein weiteres Mal sehen. Das ist ja auch was schönes.

/// ZIB

Ich lobe die 80er und frühen 90er immer als Höhepunkt des Filmkomödienschaffens. Ghostbusters, Zurück in die Zukunft, Hot Shots, Spaceballs, Und täglich grüßt das Murmeltier, Die Addams Family, Die nackte Kanone… ich habe das Gefühl, dass damals dieses Genre eine Qualität und sympathische Ausstrahlung erreichte, die es davor und danach nie hatte. Und dabei kam eine solche Masse an guten Filmen heraus, dass es erstaunlich ist! Aber wenn man sich zu solchen “Früher war alles besser!” Aussagen hinreißen lässt, sollte man auch fairerweise bedenken, dass man halt mit genau diesen Filmen groß geworden ist. Was geben Eltern ihrem Kind als erstes zu sehen, wenn es nicht durch zu viel Gewalt oder Drama vestört werden soll? Komödien natürlich. Immer wenn eine im Abendprogramm lief, durfte ich mitgucken. Und mit Mama gemütlich im Wohnzimmer zu sitzen und zu lachen, ist eine unheimlich schöne Erinnerung. Natürlich sind diese Filme in meiner Erinnerung grandiose Meisterwerke, auf die ich nichts kommen lasse.

Auch “Ein Fisch namens Wanda” habe ich zuletzt als Kind gesehen. Wahrscheinlich war ich um die 12 Jahre alt, und in meiner Erinnerung fand ich ihn ganz lustig. Ihn jetzt noch einmal zu sehen, war also ziemlich spannend. Man hört ja so viel darüber, zum Beispiel dass sich Menschen im Kino tot gelacht haben. Nun… leider war es eine Enttäuschung.

Nein, es ist auf keinen Fall ein schlechter Film. Die Schauspieler alleine sind schon grandios und es wert, sich “Wanda” anzusehen. Vor allem Kevin Kline als Otto hat den Oscar mehr als verdient. Er geht so in der Rolle auf, dass es einfach nur verdammt lustig ist, ihm zuzusehen! Aber auch die anderen machen ihre Sache sehr gut. Dazu kommt, dass das Tempo stimmt und man sich nicht langweilt.

Da ist jedoch dieser fade Beigeschmack, dass viele Gags aus heutiger Sicht veraltet und fast schon bieder wirken. Stottern, gespielte Schwulheit oder dauergeile Frauen waren vielleicht damals als Themen für Komödien noch nicht so ausgelutscht wie heute. Es steckt halt leider nicht mehr dahinter, als dass z.B. ein Typ gezeigt wird, der stottert. Das Stottern an sich soll schon reichen, um einen zum Lachen bringen, und das ist mir zu wenig. An Komödien nagt vielleicht eher der Zahn der Zeit als an anderen Genres, denn gute Gags werden so lange kopiert, bis man sie nicht mehr sehen kann. Dass ich vor 20 Jahren mehr gelacht habe, lag bestimmt nicht nur an meinem Humor, sondern an dem, was man sonst so an Komödien kannte.

So leid es mir tut ist “Wanda” also aus meiner Sicht nicht gut gealtert. Glücklicherweise gleichen die hervorragenden Schauspieler das aber halbwegs aus, deren Körpersprache für mich das witzigste an dem Film war.

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