Bobos Filmbox – 2016-01 – Tier Edition – #5 – Big Bad Wolves

Bobos Filmbox - 2016-01 - Tier Edition - #5 - Big Bad Wolves

/// spa

Manchmal behandeln Filme Themen, die eigentlich nicht lustig sind, und schaffen es dabei trotzdem, einen hin und wieder zum Lachen zu bringen. Oder zumindest zum Grinsen. Innerlich. Der heutige Film gehört eindeutig zu oben beschriebenem Genre, wobei ich gleichzeitig keine Ahnung habe, wie man dieses Genre nennt.

Bobos Filmbox - 2016-01 - Tier Edition - #5 - Big Bad Wolves

Da ich aber sowieso nicht viel von Genrebezeichnungen halte, möchte ich mich diesbezüglich nicht weiter äußern. Gesehen wurde “Big Bad Wolves”, zumindest lautet so der englische Titel. Den eigentlich Titel kann ich hier leider nicht wiedergeben, da ich nicht weiß, wie ich an meinem PC die dafür notwendigen Schriftzeichen aktivieren kann. Und selbst wenn ich das wüsste: Sie zu suchen wäre keine schöne Aufgabe.

Was das Geschwafel soll? ZiB und ich erhielten den Film ein paar Tage vor Start dieser Reihe von einem guten Freund als Geschenk. Dieser Freund hält sich gerade in Israel auf und begab sich dort vor seinem Besuch bei uns in einen Laden, um uns einen Film zu kaufen. Das artet hier gerade ziemlich aus. Verkürzen wir das Ganze. Film bekommen, “Wölfe im Titel”, passte zum Theme “Tiere”, rein in Bobos Filmbox. Danke Wolfgang. Auf zum Film!

Ein Killer treibt sein Unwesen und dieses Unwesen ist extrem ekelhaft. Er entführt Kinder, verschleppt sie in sein Versteck, betäubt sie, vergewaltigt sie, quält sie und köpft sie. Ihre Körper lässt er anschließend von der Polizei finden, ihre Köpfe dagegen behält er. Dass eine so abartige Tat von der Polizei alles abverlangt, weiß auch der Protagonist des Films, der als Gesetzeshüter das Gesetz gerne einmal gut behütet zu Hause lässt, um einen Verdächtigen mit einem Telefonbuch zu verprügeln. Besondere Umstände erfordern besondere Taten. Leider findet nicht jeder diese Methoden angebracht und so wird der “Held” vom Dienst suspendiert. Er freut sich darüber, hat er somit schließlich keinen Vorgesetzten mehr im Nacken sitzen, der ihn an seinen Taten hindern will. Sofort versucht er, sich den Verdächtigen erneut vorzunehmen, diesmal jedoch mit alles andere als freundlichen Methoden. Er hat dabei jedoch nicht damit gerechnet, dass ihm plötzlich jemand mit den gleichen Absichten in die Quere kommt.

“Big Bad Wolves” ist ein sehr düsterer und dreckiger Film, das sollte aus den Methoden des Killers eindeutig hervorgehen. Dennoch schafft der Film es auf faszinierende Art und Weise, den Zuschauer gut zu unterhalten, ja, hin und wieder sogar zu amüsieren. Dies geschieht zum Glück niemals durch übertrieben alberne Szenen, sondern eher ruhig und subtil. Wenn es während einer Folterszene plötzlich an der Haustür klingelt, artet dies nie in Albernheiten aus, sondern sorgt für eine befremdliche und absurde Stimmung.

Wenn ich hier schon von Folterszenen spreche, sollte ich auch ein paar Worte über diese verlieren. “Big Bad Wolves” ist in gewisser Weise ein Folterfilm. Ein Mann wird gekidnappt, gefesselt und gefoltern. Es werden Finger gebrochen, Fußnägel herausgerissen und noch einiges mehr. Die Kamera hält mal mehr und mal weniger drauf, insgesamt bekommt man hier eine Härte vorgesetzt, die dem einen oder anderen möglicherweise sauer aufstoßen könnte.

Doch sollte man den Film definitiv nicht auf diese Szenen reduzieren. Ja, sie sind hart, doch sollen sie keinen Spaß machen. Ich war am Ende froh, den Film nicht auf dem “Fantasy Filmfest” gesehen zu haben, da hier bestimmt einige im Publikum gesessen hätten, die bei diversen Szenen in Beifall ausgebrochen wären. Weil man immer klatscht, wenn es brutal wird. Mir hat die Brutalität aber keinen Spaß gemacht. Sie hat weh getan. Und eigentlich geht es in dem Film auch eher um die Beziehung zwischen drei Männern mit ihren drei Interessen, die sie in drei vollkommen unterschiedlichen Varianten durchbringen wollen.

Und genau das war es dann auch, was mir an “Big Bad Wolves” so gut gefallen hat. Die drei Darsteller machen ihre Arbeit richtig gut, man fiebert die ganze Zeit über mit, denkt über das Geschehen nach und zuckt zusammen, wenn etwas Brutales geschieht. Über allem hängt die düstere Wolke eines Kinderschänders, auf dessen Jagd dem einen oder anderen alles recht ist. Ein toller Film mit einer finalen Szene, die ich so schnell wohl nicht vergessen werde. Was für ein unglaublicher Tritt in die Magengrube. Wahnsinn.

/// ZiB

Eine wirklich positive Überraschung ist dieser israelische Film, der zwar beim von uns besuchten Fantasy Filmfest lief, den wir aber damals beide wegen des Parallelprogramms nicht gesehen haben. Schön, dass wir ihn jetzt nachholen konnten.

Dass es um vergewaltigte, gefolterte und besialisch ermorderte kleine Mädchen geht, spielt weit oben in der nach oben hin offenen Skala von Widerlichkeiten. Dieser Film lässt nicht zu, dass man es sich als Zuschauer zu gemütlich macht. Aber die Tat muss extrem sein, damit die Selbstjustiz überzeugend wirkt, um die es hier geht. Und ich rechne es “Big Bad Wolves” hoch an, dass er trotz des Themas nicht voyeuristisch wirkt. Die brutale Tat ist nur der Stein, der die eigentlich im Fokus stehende Handlung ins Rollen bringt, denn diese dreht sich um drei Männer in einem Keller. Obwohl die Konstellation zunächst klar erscheint (einer ist der Verdächtige, zwei wollen ihn zum Reden bringen), verändert sie sich mit der Zeit immer wieder. Damit das möglich ist und man nie genau weiß, auf wessen Seite man stehen soll, wird dem Zuschauer nicht verraten, wer der Täter ist. Es bleibt also durchgängig spannend und natürlich beginnt man sich zu fragen, was moralisch noch vertretbar ist, wenn es um den Mord am eigenen Kind geht. Blind verherrlicht wird Selbstjustiz hier jedenfalls nicht. Und sie tut weh… wenn Gewalt gezeigt wird, dann ist sie dreckig und unangenehm.

Was wahrscheinlich etwas an mir vorbei gegangen ist, sind die Anspielungen auf israelische Eigenarten, wie etwa die Vorurteile zwischen Juden und Muslimen. Aber für die Handlung spielt es keine große Rolle, wo wir uns befinden.

Der Humor, der hin und wieder aufkommt, ist angenehm subtil. Sonst wäre er auch fehl am Platz in einer so bitteren Geschichte. Dass Quentin Tarantino den Film sehr gelobt hat, wundert mich übrigens nicht.

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