/// spa
Nach zwei Asylum-Filmen konnte es ja nicht mehr schlimmer kommen. Mit diesem Gedanken richteten wir uns heute hoffnungsvoll an Bobo und erwarteten gespannt, welchen Film er sich für uns ausgesucht hatte. Wir überlegten, ob sich überhaupt weitere Asylum-Filme in der Kürbiskiste befanden, doch uns fiel keiner ein. Gleichzeitig sollte man bedenken, dass wir nicht einmal gewusst hatten, dass “Dead Men Walking” von genanntem Label präsentiert wurde. Überraschungen können hin und wieder wirklich böse sein. Gut, dass Bobo heute nicht böse zu uns war und einen Film herauskramte, den ich eigentlich schon seit langer Zeit hatte sehen wollen.
Ich erinnere mich noch heute an einen Film, in dem ein Jugendlicher die Fähigkeit entwickelte, sich mit seinem Penis zu unterhalten. Es war glaube ich eine deutsche Komödie und ich würde wahnsinnig gerne nachsehen, wie sie hieß, doch habe ich gerade keine Lust, bei Google nach “Mit dem eigenen Penis reden” zu suchen. Außerdem würde ich den Namen des Films doch sowieso nach kurzer Zeit wieder vergessen. Vergebene Mühen wären das.
Warum ich mich an diesen Film erinnere? Naja, weil es in “Teeth” eben auch um ein solches geht. Nur nicht um den Penis, sondern um die Vagina. Der Protagonistin Dawn dämmert schon bald, dass bei ihr etwas nicht richtig läuft. Und nein, ich rede nicht von diesem bescheuerten Reinheitsring, den sie da an ihrem Finger trägt und ein Zeichen für ihre Jungfräulichkeit ist, die sie erst bei ihrer Hochzeit im Austausch gegen einen Ehering eintauschen wird. Dass solche Ringe vor einiger Zeit mal modern waren, wissen vermutlich die meisten. Was man von ihnen halten soll, bleibt wiederum jedem selbst überlassen. Dawn trägt jedenfalls einen solchen Ring und das stellt sich nach kurzer Zeit als Glücksfall für die männliche Bevölkerung heraus.
Dawns Vagina besitzt Zähne und weiß vor allen Dingen, diese zu benutzen. Als Dawn Opfer einer Vergewaltigung wird, bekommt ihr Peiniger schon bald den Penis abgebissen. Ich bin froh, den Film nicht im Kino – zum Beispiel im Rahmen des Fantasy Filmfests – gesehen zu haben, da ich vermutlich schnell von den lauten “AAAHHH!”- und “AAAAUUUUU!”-Schreien des männlichen Publikums genervt gewesen wäre. Wer hat damit eigentlich angefangen? Warum schreien Männer im Kino immer so laut auf, wenn einem Mann auf der großen Leinwand große Schmerzen in der kleinen Geschlechtsregion zugefügt werden? Will man damit seinen Mitmenschen mitteilen, dass das wirklich total weh tut und man die Schmerzen des Gegenübers nachvollziehen kann? Ich weiß es nicht. Aber ich rolle in diesen Fällen meisten mit den Augen, weil das so viel mehr Spaß macht. Man kommt sich dann auch immer ein bisschen überlegen vor, was ein Gefühl ist, das jeder hin und wieder mal braucht.
Zurück zu “Teeth”. Was sich jetzt wie ein Trashfilm der Kategorie “Elmer” liest, war eigentlich gar nicht so trashig, sondern ziemlich gut. Der Film nimmt sich relativ ernst und man lacht eher, weil die eingestreuten lustigen Szenen auch wirklich lustig sind, anstatt unfreiwillig komisch oder übertrieben albern. Zwar geht es hier selbstverständlich auch um Sex, doch hält sich auch das eher in Grenzen. “Teeth” war deutlich ruhiger und bodenständiger, als ich es befürchtet hatte und genau das hat mir auch so gut an ihm gefallen.
Männer kommen wiederum nicht gut weg. Man könnte hier bestimmt sehr analytisch rangehen und das Gezeigte interpretieren. Einen solchen Ansatz möchte ich euch allen aber an dieser Stelle ersparen. “Teeth” funktionierte sehr gut, hatte keine Längen und an der einen oder anderen Stelle fieberte ich tatsächlich mit. Dawn lernt ihren Körper kennen und einzusetzen. Warum hat sie eine bezahnte Vagina? Auch das wird gleich in der ersten Einstellung des Films erklärt. Diese Erklärung ist so wundervoll, dass ich sie hier nicht vorwegnehmen möchte. Das muss man schon selbst gesehen haben.
Genauso wie “Teeth”. Den sollte man ebenfalls gesehen haben. Mir hat er sehr gut gefallen.
/// ZiB
Auch ich war ziemlich entzückt von diesem Film, der trotz des Themas “Killer-Vagina” über weite Strecken überraschend untrashig wirkte. Es ist eher eine Coming of Age Geschichte mit absurden Elementen, mal lustig und mal erschreckend. Und dann sogar richtig blutig. Die Mischung fand ich jedenfalls sehr sympathisch. Man konnte Dawn und ihre Probleme ernst nehmen, obwohl das alles auf dem Papier natürlich furchtbar albern klingt. Aber haben wir das nicht alle in ihrem Alter so ähnlich durchgemacht? Der Körper verändert sich, man ist verwirrt… okay, vielleicht musste nicht jedes Mädchen um das Leben ihres Freundes bangen, wenn er ihr zu nahe kamen. Aber vom Prinzip her ist Dawn eine von uns. Sie will einfach nur ihre Unsicherheit überwinden und einen Freund, der nett zu ihr ist. Damit er nicht verstümmelt wird. Denn frauenfeindliche Perverslinge kommen hier ganz schlecht weg.
Ziemlich schnell wird klar, dass der Film die verklemmte Unterdrückung von Sexualität aufs Korn nimmt, die sich in den prüderen Gegenden der U.S.A. durch zensierten Sexualkundeunterricht und Keuschheitsschwüre breit gemacht hat. Und weil ich das schon immer befremdlich fand, bekommt Teeth dafür von mir Bonuspunkte. Da Dawn selber zu denen gehört, die den “Purity Ring” tragen, ist die Darstellung differenzierter, als wenn man nur über religiöse Spinner lachen würde. Das haben sie schon alles ganz gut eingefangen. Was man dem Film höchstens vorwerfen könnte, ist, dass fast alle Männer, denen sie begegnet, Schweine sind. Irgendwann habe ich mich gefragt, ob sie wirklich SO ein Pech haben muss. Aber es ist nicht so, dass Frauen dafür in den Himmel gelobt werden, und deshalb würde ich das nicht zu eng sehen. Es macht für die Geschichte absolut Sinn, dass sie Pech mit dem anderen Geschlecht hat. Und immerhin geht es darum, dass Dawn ihre Vagina entweder komplett verstecken will oder dass sie wie eine Waffe eingesetzt wird. Beides ist nicht gerade ein gesunder Umgang mit Sexualität, und deshalb nicht der typische Weg zu einem Liebesfilm Happy End.
Und gerade das ist das Schöne an “Teeth”: Dieser Film überrascht einen. So eine Geschichte habe ich jedenfalls noch nie gesehen, und vielleicht lässt er sich deshalb so schwer einem bestimmten Genre zuordnen. Aber er ist sehenswert.