/// ZiB
Nachdem gleich der erste Film eine Asylum-Niete war, freute ich mich darauf, für den zweiten Tag einen richtig gruseligen Horrorfilm zu ziehen. Wie groß war schon die Chance, zwei Mal hintereinander Pech zu haben? Ich wühlte also vorfreudig in der Kürbiskiste und zog einen Zombiefilm. Mehr wusste ich über “Dead Men Walking” zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber Zombies deutete ich erst einmal als gutes Zeichen. Ich legte die DVD ein, drückte nach betäubender Metal Menü Mucke auf Start – und mir entgleisten die Gesichtszüge. Die erste Einblendung lautete nämlich: THE ASYLUM. Puh.
Nachdem ich mich von dem ersten Schock erholt hatte, versuchte ich, mich von den Vorurteilen zu befreien, die sich sogleich in mir breit zu machen versuchten. Der Film stammt immerhin von 2005 und war keine Asylum Eigenproduktion. Aber ein wenig erheiternd ist es schon, dass ausgerechnet die Firma, die sich später durch das Kopieren bekannter Hollywoodfilme einen Namen machen würde, vor 10 Jahren einen Zombiefilm unter dem leicht zu verwechselnden Titel “Dead Men Walking” veröffentlichte. Er spielt wie “Dead Man Walking” in einem Gefängnis, aber hier enden auch schon die Parallelen.
Der Anfang gefiel mir überraschend gut. In Zombiefilmen regiert nach dem Ausbruch der Seuche ja normalerweise schnell das Chaos. Hier bekommen wir mit, dass derjenige, der zuerst von Zombies angegriffen wird und sie erschießt, für diesen Mord verhaftet wird. Klar, wer glaubt einem schon, dass die Opfer durch einen experimentellen Virus infiziert, zombifiziert und angriffslustig wurden? Dass der Täter selber durch Blutspritzer infiziert wurde, macht ihn zu einer tickenden Zeitbombe. Im Hochsicherheitsgefängnis angekommen, spuckt er erst mal ordentlich Blut, damit direkt etabliert wird, was uns erwartet: Zombiegemetzel im Knast. Und viel mehr muss man über die Handlung auch eigentlich nicht sagen. Das gesamte Gefängnis wird unter Quarantäne gestellt und jeder versucht, am Leben zu bleiben.
“Dead Men Walking” sieht man zwar an seinem billigen VHS-Look an, dass er sehr günstig produziert worden sein muss, aber die Effekte können sich sehen lassen. Alles handgemacht mit ordentlich Blut, Headshots, Eingeweiden und Gehirngeknabber. Hier waren offenbar Fans des Genres am Werk. Und das mit so viel Freude, dass der Film in Deutschland sogar indiziert ist. Weniger überzeugend fallen allerdings die Dialoge zwischen den Metzelszenen aus, denn hier wurde nicht nur beschämend schlecht synchronisiert, sondern auch das Drehbuch zeigt deutlich seine Schwächen. Wenn sich zwei Charaktere alleine in einem Raum befinden, kann man getrost zum Smartphone greifen, die Toilette aufsuchen oder sich einfach zurücklehnen, um die Gedanken schweifen zu lassen. Denn was folgt, ist in der Regal ein zähes, uninteressantes Gespräch, das dem Film an Fahrt nimmt und die Handlung trotzdem nicht voranbringt. Wie wäre es mit einer Anekdote aus dem Leben eines der unsympathischen Wachmänner? Und wieso nicht die Seuchenschutzexpertin mit moralischen Grundsatzfragen hadern lassen? Diese Momente sorgen in einem Film, der sich eigentlich toternst nimmt, für unfreiwillige Komik.
Insgesamt hat mich Dead Men Walking aber trotz dieser Schwächen ganz gut unterhalten. Das lag vor allem an den klassischen Zombieeffekten und dem halbwegs unverbaruchten Setting. Ja, es ist ein Low Budget Zombiefilm, der sich vielleicht nicht ganz so ernst hätte nehmen sollen… aber aus der Ecke habe ich schon Schlimmeres gesehen. Und insbesondere im Vergleich zu aktuellen Asylum Filmen, bekommt er von mir den Daumen nach oben. Aber ein guter Film ist er nicht, und deshalb höchstens erklärten Zombiefreunden zu empfehlen, die handgemachte Effekte sehen wollen.
/// spa
Der gute Bobo will dann also tatsächlich gleich zu Beginn unserer Reihe wissen, ob wir das Ganze ernst meinen. Mieser, kleiner, süßer Kerl. Als der Asylum-Schriftzug auf dem Bildschirm erschien, machte ich mich auf das Schlimmste gefasst. Und das war auch gut so, denn so konnte ich wenigstens ein ganz kleines bisschen positiv überrascht werden, denn mit “Dead Men Walking” haben wir es schon fast mit dem besten Asylum-Film zu tun, den ich bisher sehen durfte. Bevor jetzt aber alle in die Filmläden stürmen, lasst mich gleich betonen, dass obige Aussage mit Vorsicht genießen werden sollte. Wie eine leichte Grippe. Sie ist nicht so schlimm wie andere Grippen, doch will man sie dennoch nicht wirklich haben. “Dead Men Walking” ist wie eine leichte Grippe. Nur mit mehr Gerippe. Hi, hi, hi.
Das Beste am Film ist die von ZiB bereits angesprochene Handarbeit, wenn es um Blut und Gedärm geht. Gerade letzteres bekommt man hier immer und immer wieder vorgesetzt. “Seht nur, wie viel Schleim- und Wurstzeug in einem einzigen Menschen stecken kann! Los! Zieht es raus! Alles! Und nehmt es in den Mund! Juhu!” Diese Aussage ertönte meiner Meinung nach hin und wieder aus dem Off. Ich kann mich aber auch irren. Vielleicht bin ich während einer dieser langweiligen Dialogszenen eingeschlafen.
Die waren wirklich unglaublich anstrengend. “Wenn ich werde wie die, töte mich!” “Ich weiß nicht, ob ich das kann.” “Doch! Tu es!” “Aber…” “Versprich es mir, sonst stehe ich noch weitere zehn Minuten dumm in der Gegend herum und unterhalte mich mit dir über meine nicht mehr allzu lange Zukunft! Und in zehn Minuten dürften wir dann beide tot sein, weil ja unendlich viele Zombies hinter uns her sind. Keine Panik. Wir haben noch ein wenig Zeit. Lass sie uns sinnvoll nutzen und ein Gespräch führen! Also: Töte mich, wenn ich so werde wie die!” “Ich weiß nicht, ob ich das kann!” Hört ihr mich schreien? Ich hoffe es.
“Dead Men Walking” war anstrengend. Die Action war zwar in Ordnung, doch gab es einfach gar keinen Charakter, der mir sympathisch war. Ja, die Forscherin war “die Gute”, gleichzeitig aber auch recht uninteressant. Der vermeindliche Held war auch total dämlich und nur mal angenommen, er wäre irgendwann gebissen worden: Ich hätte mich darüber gefreut. Damit will ich selbstverständlich nicht andeuten, dass es geschieht.
Naja. Was soll ich sagen. Der Film ging fast vollkommen an mir vorbei. Die Knastbrüder waren Zombiefutter und die Zivilisten? Denkt ihr wirklich, ich habe Mitleid mit einem Pärchen, nur weil es vor ein paar Minuten Sex hatte? Und die Frau sowie ihre zwei Kinder sollten ausgezeichnet werden, da sie es tatsächlich geschafft haben, einen ganzen Film lang einfach nur herumzustehen. Selbst ein Zombieangriff wurde von den dreien regungslos hingenommen. Vermutlich waren sie nur nervös. Oder schockiert. “In was für einer Scheiße sind wir denn hier gelandet? Damit ist unsere Schauspielkarriere wohl beendet. Schade.”
Wer jeden Zombiefilm auf der Welt besitzen will, muss sich “Dead Men Walking” selbstverständlich kaufen. Diese Person hätte dann allerdings sowieso auf diesen Text verzichtet. Alle anderen möchte ich warnen. Verzichtet auf diesen Film, denn ihr werdet nichts verpassen. Aber für Asylum? GING!