/// ZiB
Bevor wir uns dem Inhalt des heutigen Films widmen, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um euch einen Einblick in die komplizierte Welt des Trash-Film-Sammelns zu gewähren. Denn das ist alles nicht so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt!
Ich zog heute den Film “Night Claws: Die Nacht der Bestie” a.k.a. “Apex-Predator” aus der Kürbiskiste. spa hatte die Blu-ray vor einer Weile für 2 oder 3 € auf einem Wühltisch entdeckt und ihr ein neues Zuhause gegeben. Als ich sie nun zum ersten Mal einlegte, traute ich meinen Augen nicht… Das Hauptmenü zeigte DREI Filmplakate! Zu unterschiedlichen Monsterfilmen. Wie war das möglich? Ich japste ungläubig nach Luft und griff zur Hülle der Blu-ray. Nein, dort war nur von diesem einen Film die Rede. Aber es waren eindeutig drei komplette Filme enthalten. Neben “Night Claws” waren das “Return of the Killershrews: Die blutrünstigen Bestien kehren zurück” und “The Millennium Bug: Der Albtraum beginnt” (wir dürfen nun alle kurz über das Wortspiel lachen). Und als wäre das nicht schon Überraschung genug gewesen, fiel mir noch etwas auf. Das Cover von “Killershrews” erinnerte verdächtig an das zu “Mega Rats – Angriff der Riesenratten”. Einem Film, den wir auf unserem Wunschzettel für diese Halloweenaktion stehen hatten. Was für ein Zufall! Selbstverständlich löschte ich ihn schnell von der Liste, denn es wäre ziemlich unangenehm gewesen, wenn in diesem Moment ein treuer spa-zone Fan ausgerechnet dieses Meisterwerk für uns erstanden hätte. Wir werden die beiden überraschend hinzuegkommenen Filme natürlich mit in die Kürbiskiste werfen und deshalb unten in der Filmliste ergänzen.
Hier endet die Vorgeschichte aber noch nicht. Aus Neugierde suchte ich nach den Filmen bei der OFDb und fand dabei heraus, dass auf der Blu-ray des Rattenfilms ebenfalls die selben drei Filme enthalten waren, ohne dass es auf dem Cover stand. WARUM TUN DIE SO ETWAS? Dass man weniger für sein Geld bekommt, als man erwartet, kann ich aus Marketing-Sicht nachvollziehen, aber dass man zwei komplette Filme auf dem Cover und in der Beschreibung verschweigt, ergibt doch keinen Sinn. Ich wüsste zu gerne, wie es dazu gekommen ist. “Hey, wir sind zu faul drei unterschiedliche Blu-rays pressen zu lassen… Pack auf eine alle Filme und wir brauchen dann bloß das Cover anzupassen.” So muss es gewesen sein. Wir leben in einer Überflussgesellschaft.
Aber nun zu dem Film, um den es eigentlich gehen soll: “Night Claws”. Zwei Jugendliche werden gleich zu Beginn beim Techtelmechtel im Wald von einem haarigen Big Foot mit den titelgebenden Krallen massakriert. Die klassische Anfangssequenz des Monsterfilm-Genres. Und auch danach scheut man sich nicht, die ausgelutschtesten Klischees zu bedienen. Der pflichtbewusste Sheriff, der den Mord aufklären will… Die scharfe Wissenschaftlerin von außerhalb… Der Trunkenbold, der Big Foot Geschichten zu erzählen hat… Die feierwütigen Kiddies, die alle Warnungen in den Wind schlagen… Die schießwütigen Rednecks, die die Sache selber in die Hand nehmen wollen… Das regional bedeutsame Kürbisfest, das nicht durch unschöne Presse bedroht werden darf… Diese Liste ließe sich noch endlos fortsetzen, aber ich denke ihr versteht, worauf ich hinauswill. “Night Claws” wirkt wie die Blaupause für gefühlt jeden B-Movie der letzten 30 Jahre.
Dabei ist das größte Problem des Films aber nicht einmal seine Einfallslosigkeit, sondern das Gegenteil. Als er gegen Ende hin verzeifelt versuchte, einen Twist einzubauen, hatte er mich verloren. Das Monster gerät dabei nämlich immer mehr in den Hintergrund und dann geht es auf einmal um eine vollkommen uninteressante Geschichte, die nur eingebaut wurde, damit die Handlung eine Überraschung zu bieten hat. Aber manche Filme täten besser daran, sich keine zu hohen Ziele zu stecken. So gerät “Night Claws” leider mit zunehmender Laufzeit und abnehmender Monster-Action zu einem Ärgernis. Dass die Synchro unfassbar schlecht ist, unterhält zuerst, hilft dann aber auch nicht mehr. Und erwähnte ich schon den wohl billigsten Nachtfilter der Filmgeschichte? Wenn Feuer nicht hell ist, weiß man, dass diese Szene nicht wirklich im Dunkeln gedreht wurde.
Wem kann man “Night Claws” also letztendlich empfehlen? Nur denen, die sich bei einem Trinkspiel zu Monsterfilm-Klischees vollaufen lassen wollen. Das bringt außerdem den Vorteil mit sich, dass man das Ende nicht mehr mitbekommt. Da ich nicht trinke, werde ich ihn leider nie wieder anrühren.
/// spa
Viele Menschen haben sich beim neusten, amerikanischen “Godzilla” ja darüber aufgeregt, dass Godzilla viel zu kurz kommt. Diese Menschen haben zunächst einmal keine Ahnung davon, wie man einen guten Monsterfilm inszenieren sollte. Desweiteren haben sie aber auch “Night Claws” nicht gesehen, denn dieser Film ist das Paradebeispiel für einen Monsterfilm, in dem das Monster in gewisser Weise im Hintergrund verschwindet und von der eigentlichen Handlung fast schon ausgeschlossen wird.
Das war mehr als ärgerlich. Viele hier sollten mittlerweile wissen, dass ich Monster sehr mag und deswegen viel Wert darauf lege, dass ein solches auch angemessen präsentiert wird. Entweder direkt wie beispielsweise in “Abominable” oder “Raw Head Rex”, oder aber als konstante Bedrohung im Hintergrund wie in “Der Weiße Hai” oder eben dem neuen “Godzilla”. “Night Claws” macht in dieser Hinsicht alles falsch und hat mich dabei an den ersten Film dieser Artikelreihe erinnert: “Atlantic Rim”. Auch hier waren die Monster und Roboter fast schon nicht mehr auszumachen hinter dem Gestrüpp aus Handlungsfäden und dem Netz aus uninteressanten Charakterbeziehungen. In “Night Claws” geht es, wie ZiB so schön zusammengefasst hat, um so viele andere Dinge als ein Monster, dass man sich am Ende tatsächlich fragen muss, ob man dieses nicht besser ganz weggelassen hätte. Böse Jäger kidnappen eine Reisegruppe, sie hinterlassen Leichen, die Polizei sucht sie und so weiter. Das hätte genauso gut funktioniert.
Der größte Vorteil an der Tatsache, dass ein Monster mitspielt, ist natürlich der, dass ich die Blu-ray dadurch gekauft habe und somit zwar einen Monsterfilm mit recht wenig Monstern, dafür aber überraschender Weise auch eine Blu-ray mit zwei weiteren Monsterfilmen besitze. So viel Monster für so wenig Geld. Bleibt zu hoffen, dass in diesen Monsterfilmen die eigentlichen Monster eine zentralere Rolle spielen.
Wie auch immer. Ich schreibe schon wieder viel zu viel über Dinge, die nichts mit “Night Claws” zu tun haben. Der Film war langweilig und für einen Monsterfilm bietet er ein zu langweiliges Monster, das nicht die Hauptrolle spielt. Nicht einmal die Morde sind abwechslungsreich, denn unser liebes Monster jagt immer auf die gleiche Art und Weise. Es wartet, bis sich zwei Menschen gegenüberstehen, sich angucken und einer von ihnen so etwas sagt wie: “Hier ist nichts.” Dann kommt unser Big Foot herangestürmt und schnappt sich den Sprecher. Dies wird tatsächlich immer und immer wieder praktiziert, wodurch beschriebene Szenen fast schon lustig sind, da man einfach ganz genau weiß, was gleich passieren wird.
Was lernen wir daraus? Big Foots… oder sind das jetzt Big Feet? Wie auch immer, diese Tiere können sich recht gut an ihre Beute anschleichen. Das war es dann aber auch schon. Filmemacher lernen hoffentlich noch ein bisschen mehr, nämlich dass das Monster in einem Monsterfilm nicht von Nebenhandlungssträngen erwürgt werden sollte. Oh, und das mit den Nachtszenen? Das üben wird bitte ebenfalls noch einmal. Das war nun wirklich mehr als lächerlich. Ein Schwarzfilter ist keine Nacht. Aber gut, der Film hieß halt “Night Claws”. Da musste man ja…
Über die zwei Bonusfilme freue ich mich heute tatsächlich am meisten.