Da es sich momentan so gehört, möchte auch ich auf der großen Welle der Olympiaberichte mit surfen und meine Meinung kundtun. Eigentlich hatte ich das Thema ja ignorieren wollen, da man damit momentan ertränkt wird, andererseits macht ein weiterer Tropfen die Welle auch nicht mehr größer.
Grund für diese Entscheidung war ein kleiner Artikel, den ich heute in der Zeitung lesen durfte. Bevor ich aber darauf eingehe, kündige ich etwas an. Ich werde nichts zur politischen Lage in China und Umgebung schreiben, denn das ist etwas, womit sich momentan jeder angeblich politisch Interessierte profilieren muss. „Ich find das nicht gut mit Olympia, wegen der Politik da“. Solches Geschwafel kann ich nicht mehr hören. Ja, es ist schlimm in dem Land. Aber die Verlegung der Spiele in ein anderes hätte nichts daran geändert. Und ein Propagandamittel sind Sportveranstaltungen sowieso immer. Egal wo. Auch zu Gast bei Freunden.
Zurück zum Thema des oben angesprochenen Artikels. Es ging darum, dass ein weiterer Dopingskandal aufgedeckt wurde. Zeitungen würden aktuell sicherlich erheblich an Druckkosten sparen, wenn sie über Ereignisse bei Sportveranstaltungen berichten würden, die „nichts“ mit Doping zu tun haben. Doch stattdessen knallt mir ein Skandal nach dem nächsten ins Gesicht und eigentlich wollte ich direkt zum nächsten Artikel fliegen, als ich plötzlich lesen durfte, dass das gedopte Wesen kein Mensch, sondern ein Pferd war. Amüsiert durfte ich feststellen, dass nun also auch die Sportgeräte medikamentös verbessert werden. Der Mensch vernichtet nicht nur seinen eigenen Körper, sondern auch den seiner Nutztiere. Großartig. Doch womit sollte man auch einen Reiter dopen? Zwar könnte man dessen Aerodynamik sicherlich durch die Entfernung einiger Körperteile verbessern, doch so weit gehen unsere Olympioniken dann wohl doch nicht. Noch.
Eigentlich möchte ich aber gar nicht nur die Olympiade auseinandernehmen. Es geht mir viel eher um Sportveranstaltungen im Allgemeinen. Früher habe ich mit meinen Eltern zusammen gerne bei der Olympiade rein geschaltet. Die Tour de France war ebenfalls eine gern gesehene Abwechslung zum Fußballsportalltag. Da mein Vater leidenschaftlicher Fahrradfahrer ist, verfolgte er die Tour mit großem Interesse. Zumindest war das mal so.
Aktuell schaltet er nicht mal mehr nebenbei rein, wenn die Tour läuft. Das Interesse wurde unter einem Medikamentenberg begraben. Es ist wirklich so weit gekommen, dass man die erstplatzierten automatisch als Junkies bezeichnet. „Warte mal ab, der ist sowieso nicht fair unterwegs.“ muss man sich anhören. Etwas dagegen zu sagen, traut man sich dann aber auch nicht. Viele favorisierte Fahrer haben schon mit medialen Skandalgeständnissen für Aufsehen gesorgt und sich somit Plätze in großen Gesprächsrunden reserviert.
Und so hat es die Sportwelt in Verbindung mit der Berichterstattung der Medien geschafft, den Ruf vieler Sportereignisse zu ruinieren. Wie spannend es doch mal war, Marathonläufe oder ähnliches anzusehen. Vermutlich waren zwar auch damals schon Läufer gedopt, ob es dabei aber so ausgeprägt wie heute zur Sache ging, kann ich nicht beurteilen. Es interessiert mich aber auch nicht. Ich kann aktuell die meisten Disziplinen einfach nicht mehr ernsthaft verfolgen. Irgendwo schwingt immer der Dopingverdacht mit herum.
Was ist aus dem Sport geworden? Zählt der ehrliche Wettkampf denn wirklich nichts mehr? Geht es nur noch darum, den Gegner mit möglichst unfairen Mitteln zu schlagen? Der wahre Wettstreit der Olympiade scheint von den Medikamentenherstellern auszugehen. Wer schafft es, das unauffindbarste Mittel herzustellen? Die Konstrukteurswertung der Formel 1 ist hinter den olympischen Kulissen eingetroffen. Fangquoten werden erstellt und danach die der Öffentlichkeit nicht präsentierten Medaillenträger ermittelt. Das eigentliche Spektakel findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Doch nicht nur mit Hilfe von Medikamenten wird betrogen. Besonders schlimm ist es, wenn man Berichte über die Ausnutzung kleiner Kinder lesen muss. Da werden Geburtsurkunden gefälscht, um Kinder an der Olympiade teilnehmen zu lassen. Es ist wirklich schade, was aus dem Sport geworden ist.
Mir macht es jedenfalls keinen Spaß mehr, die Tour oder die Olympiade zu betrachten. Der Ruf dieser Veranstaltungen ist ruiniert. Ich habe von Jugendlichen gehört, die trainiert haben, um zum Beispiel irgendwann einmal an der Tour de France teilzunehmen, dieses Ziel aber mittlerweile begraben haben, da sich ihre früheren Vorbilder als Medikamentenjunkies herausgestellt haben. Und das ist schade. Es erweckt den Eindruck, dass man als fairer Sportler bei Großveranstaltungen keine Chance mehr hat.
Kann man etwas gegen diesen unfairen Trend unternehmen? Die Weiterentwicklung von Dopingtests ist meiner Meinung nach sinnlos. Es wird immer wieder etwas Neues gefunden. Eine Hintertür ist schnell gefunden und geöffnet. Doch nicht die Tests sollten sich ändern. Die Sportler sind im Zugzwang. Sie sollten beweisen, was sie können. Und nicht, was Medikamente ihren Körpern ermöglichen. Wenn sich nicht an der Einstellung der Sportler etwas ändert, wird der Ruf der Olympiade immer weiter abrutschen und sich irgendwann zusammen mit der Tour und vielen anderen Veranstaltungen in einem dunklen Keller wiederfinden.
Soweit wird es natürlich nie kommen. Die Olympiade bringt den Veranstaltern viel zu viel Geld ein, als dass man sie so einfach abschaffen würde. Solange ein paar Menschen ihre Körper zur Verfügung stellen, kann man das auch ausnutzen.