Oft sucht mich im Leben eine Frage heim, die sehr leicht gestellt, aber sehr schwer zu beantworten ist. Die Frage ist eigentlich ganz einfach: “Was wäre, wenn ich unendlich viel Geld hätte?” Wichtig bei dieser Frage ist, dass man seine gesamte Intelligenz erst mal bei Seite legt um auch ja nicht in die Versuchung zu kommen, die Frage logisch ergründen zu wollen.
Es ist natürlich offensichtlich, dass man niemals unendlich viel Geld besitzen kann. Das einzige, was man mit Geld und unendlich verknüpfen kann ist die Aussage, man habe “unendlich wenig” davon. Dies ist aber ein Umstand, den man nicht unbedingt jedem erzählen möchte und meistens schweigend hinnimmt. Es ist übrigens falsch zu vermuten, unendlich wenig Geld zu besitzen wäre identisch mit kein Geld zu besitzen, denn zwischen den beiden Aussagen liegt ein kleiner aber feiner Unterschied, dessen Ergründung in etwa genauso interessant ist, wie die DVD “Kaminfeuer” in meinem Filmregal.
Diese DVD bekam ich zum Geburtstag von einem Freund, der mir eigentlich immer solch einen Schwachsinn schenkt, weil ich ihm auch immer einen solchen Schwachsinn schenke, weil er mir auch immer einen solchen Schwachsinn schenkt, weil ich ihm auch immer einen solchen Schwachsinn schenke und so weiter. Wer genau mit dem Schwachsinn schenken angefangen hat, lässt sich leider nicht mehr heraus finden, denn unsere Erinnerungen haben diesen interessanten Punkt in unser beider Leben vergessen.
Hat man sich nun also damit abgefunden, dass man im wahren Leben niemals unendlich viel Geld besitzen kann (Bankirrtümer mal ausgeschlossen) und hat den Entschluss gefasst, dies lediglich gedanklich einmal zu tun, stellt sich bei einem sofort die Frage, wofür man es als erstes ausgeben würde. Zur Feier des Tages würde ich mir natürlich erst mal einen Döner kaufen, denn der zählt eigentlich schon seit vielen Jahren zu meinen Grundnahrungsmitteln. Doch warum nur einen kaufen? Vielleicht sollte ich einfach den ganzen Laden kaufen und den Leuten dort sagen, sie sollen mir täglich eine ihrer Salat-Fleisch-Soße-Taschen bis zur Haustür liefern.
Nach der Eindeckung mit Grundversorgungsmitteln stellt sich aber die Frage, was man mit dem restlichen Geld als nächstes anfangen soll. Klar, alle würden sagen: “Was für den Frieden in der Welt tun! Dritte-Welt-Ländern helfen, den Weltfrieden sichern und für Gerechtigkeit sorgen, das sollte man mit seinem Geld tun!” Ich sage dazu: “Totaler Quatsch!” Natürlich würde ich weder in die Waffenindustrie einsteigen noch von mir als störend empfundene Menschen mit einer gekauften Rakete ins All verfrachten, aber zunächst einmal würde ICH bei mir ganz oben auf der Liste stehen. Ein großes Haus mit allen Kleinigkeiten und vieles mehr. Das würde ich mir holen.
Klingt egoistisch? Ich weiß, jeder andere würde etwas anderes und Weltverbesserndes mit seinem Geld tun. Ich bin böse. Aber weil ich dies einsehe, darf ich auch in aller Ruhe darüber reden und schreiben!
Als nächstes würde ich Dinge abschaffen, die mich nerven, wie zum Beispiel Fußball, den Papst und Knäckebrot. Da ich Fußball als Mann aufgrund von Klischee-Gründen nicht abschaffen darf und der Papst meiner Meinung nach schon bald Besuch von einer anderen Person bekommt, die mit mehr Macht, Einfluss und einer Sense ausgestattet ist, kann ich mich eigentlich voll und ganz mit meinen finanziellen Mitteln auf das letzte Abschaffungsopfer konzentrieren.
Als ich eines Tagen bei meiner Freundin ein Wochenende verbrachte und ich aus Gründen die ich verdrängt habe nicht viel im Verlauf des Tages gegessen hatte und es bereits zu spät war, sich an irgendwelchen sogenannten Fressbuden noch etwas zu kaufen, bekam ich Bauchschmerzen. Ich finde es übrigens ziemlich gemein von unserem Erschaffer, dass wir Bauchschmerzen sowohl bei zu wenig als auch bei zu viel Nahrungsaufnahme bekommen, denn vergessliche Naturen wissen dann am Ende des Tages gar nicht mehr, was sie jetzt falsch gemacht haben, wenn ihr Bauch krampft.
Jedenfalls bot mir meine Freundin an, etwas gegen meine Bauchschmerzen zu unternehmen und gab mir eine Schachtel voller Knäckebrot. Nett gemeint, dumm gelaufen. Ich nahm mir eine dieser überaus lecker aussehenden Scheiben (was bereits eine Aussage ist, die einen Ironiepreis gewinnen würde, wenn jemals ein solcher Preis verliehen werden sollte) und biss in sie hinein. Es kam mir so vor, als hätte ich in einen seit vier Millionen Jahren in einer Wüste liegenden Schwamm gebissen, der in meinem Mund endlich aus seiner Wüstenstarre erwacht und nun beginnt, die letzten vier Millionen Jahre Flüssigkeitsentzug mit der Flüssigkeit in meinem Mund wieder auszugleichen. Ein sehr interessantes Gefühl aber nicht das, was man erreichen möchte, wenn man isst. Der Geschmack ließ sich eigentlich mit dem eines Stücks Pappe vergleichen, welches dem Schwamm in den vier Millionen Wüstenjahren Gesellschaft geleistet hatte und auf tragische Weise ebenfalls in meinen Mund geriet.
Ich kaute schließlich mehrere Minuten auf dem Stück Schwammpappe herum und versuchte, die positiven Eindrücke, die es bei meinen Geschmacksnerven hinterließ, irgendwo zu finden, was mir leider nicht gelang. Im Verlauf des Abends aß ich insgesamt zwei Stücke Schwammpappe, was mich immerhin mindestens eine halbe Stunde unterhielt.
Ein großer Irrtum ist es übrigens zu glauben, dass das Wort “Unterhaltung” immer positiv belastet ist, denn man kann schließlich auch schlecht unterhalten werden. Wenn ich beispielsweise im Kino sitze und einen schlechten Film sehe, wurde ich die Zeit über zwar unterhalten, dies aber nicht gut, sondern eben schlecht.
Ich muss allerdings auch zugeben, dass mich schlechte Filme im Beisein bestimmter Personen doch sehr unterhalten können, denn nichts macht mehr Spaß, als in geselliger Runde über schlechte Filme zu lachen. Dies macht meistens mehr Spaß, als sich dumme Teenie-Komödien anzusehen. Schlechte Filme unterhalten also mehr, was verwirrend klingt aber eine perfekte Verdeutlichung des Themas darstellt und mich sehr erfreut.
Ich bekam übrigens noch einen Tipp: Ich solle das Knäckebrot mit Butter bestreichen, dann würde es nicht mehr so trocken sein. Klar, wenn ich es in einem Teich versenke und den Teich dann austrinke, wird es auch nicht mehr so trocken sein. Ich ignorierte den Vorschlag und kaute weiter.
Sollte ich also wirklich mal unendlich viel Geld haben, würde ich eine sofortige Einstellung aller Schwammpappe-Sorten fordern und stattdessen die Teiche in allen Städten vergrößern lassen, denn wenn man an bestimmten Stellen spart, muss an anderen Stellen wieder sinnvoll investiert werden.
Zusammenfassend möchte ich nun sagen, dass ich mit meiner gedanklichen Geld-Diskussion mehr als zufrieden bin. Ich habe mich mit dem Thema “unendlich viel Geld” auseinandergesetzt, ohne dabei auf die Meinungen anderer zu hören und habe mir ein eigenes Bild von der Situation gemacht. Warum ich das jetzt noch einmal so betone? Ganz einfach: Dies ist wörtlich abgeschrieben mein heutiges Horoskop aus der Tageszeitung:
“Beurteilen sie bitte einen Fall nicht nach dem, was Sie darüber von anderen gehört oder gerüchteweise mitbekommen haben. Nehmen Sie sich die Zeit, sich ein eigenes Bild zu machen.”
Wie ich immer zu sagen pflege: Jedes Horoskop hat recht, wenn man sich daran hält.