Er hatte es fast geschafft. Schon bald würde er sich endlich ausruhen können. Sein Körper schrie nach Erholung und die innere Anspannung war unerträglich. Sein Ziel vor Augen konzentrierte er sich nur noch auf seine Bewegungen. Dabei war dies nicht mehr nötig. Sie waren längst zu einem vollkommen automatisierten Teil seines Lebens geworden. Er konnte gar nicht anders als sie auszuführen. Er wollte Ruhe.
Wie würde es sich wohl anfühlen, wenn er den Berg endlich erklommen hatte? Den Berg, der sich ihm scheinbar sein gesamtes Leben in den Weg gestellt hat? Hatte er eigentlich jemals etwas anderes getan, als den Berg hinaufzusteigen? Er wusste es nicht. Er wollte es nicht wissen. Er wollte nach oben. Um jeden Preis. Er wollte Ruhe.
Und tatsächlich: Während er über sein Ziel nachdachte, kam er diesem immer näher. Die Luft um ihn herum schien sich zu verändern. Es kam ihm vor als könne er plötzlich das erste mal in seinem Leben richtig durchatmen. Vorfreude und Anspannung wechselten sich beim dominieren des Körpers ab und das Gefühlschaos verhinderte das Fassen eines klaren Gedanken. Doch all das konnte ihn nicht mehr aufhalten. Er musste nach oben. Er wollte Ruhe.
Und dann war es soweit. Nur noch eine Armlänge trennten ihn und sein Ziel voneinander. Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Die Anspannung verabschiedete sich und machte Platz für Erleichterung und Freude. Er hatte es geschafft. Er war oben. Die Ruhe war da.
Doch plötzlich wurde die Luft wieder schlechter. Er bewegte sich in die entgegengesetzte Richtung ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Die Armlänge zwischen ihm und seinem Ziel dehnte sich immer weiter aus. Das Ziel, die Ruhe, wurde unerreichbar. Er wollte schreien, doch durch das schiere Entsetzen brachte er keinen Ton heraus. Es herrschte Ruhe.
Er erreichte den Fuß des Berges. Er war wieder unten. Ganz unten. Am anderen Ende. All die Anstrengungen waren umsonst gewesen. Energieverschwendung. Er würde es so niemals auf den Berg schaffen und die Ruhe erreichen, nach der er sich so sehnte. Er wollte Ruhe.
Wütend erhob er sich. Dieser verdammte Treppenlift schien wirklich nicht zu funktionieren. Er griff zum Telefon und wählte die Telefonnummer des Herstellers. Jemand musste ihm helfen. Jemand musste das Teil reparieren. Er wollte nach oben. Ins Schlafzimmer. Er wollte Ruhe.