Zwischen “RawHead Rex” und mir geht irgendetwas vor. Ich weiß nicht, was es nicht. Ich kann es nicht beschreiben. Aber irgendwie ist mir dieser Film stets in guter Erinnerung geblieben. Wann genau ich ihn gekauft habe, weiß ich schon gar nicht mehr. Es muss aber über zehn Jahre her sein. Damals erstand ich die X-Rated-Fassung in den berühmten Papphüllen, die in kein normal hohes DVD-Regal passen. Bei uns macht er alle zwei Regalreihen Probleme, wobei er sich gerade zum Glück in der befindet, in die er passt. Jeder neue DVD-Kauf rückt die Hülle jedoch näher an die Reihe heran, für die er zu klein ist. Dann müssen wir ihn wieder neben “C2 Killerinsekt” stellen, der in der gleichen Verpackung daherkommt und nicht in die C-Reihe passt.
Die Probleme bei der Einordnung des Films in ein Regal sind übrigens das Komplizierteste an diesem Werk. Die Handlung (die auf einer Clive Barker Geschichte basiert) ist schnell zusammengefasst: Es geht um einen hohen Stein, in den ein Blitz einschlägt. Unter dem Stein schlummerte RawHead Rex. Der kommt nun frei und verhält sich wie ein waschechter aber ungewaschener Morgenmuffel.
Er terrorisiert ein kleines Dorf, in dem fast ausschließlich unfreundliche Menschen leben. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine alte Oma, die während eines Spaziergangs auf den seine Frau abknutschenden Protagonisten traf und auf ihrem Weg geradeaus keinen Zentimeter zur Seite weichen wollte. Stattdessen räusperte sie sich und teilte das Paar wie Moses das Meer, was auch hier den Flüssigkeitenaustausch zum Stehen brachte.
Lustigerweise gab es übrigens an genau dieser Stelle einen Tonaussetzer. Aus technischen Gründen, die ich hier nicht erläutern möchte, schalten sich in extrem seltenen Fällen plötzlich die am Fernseher hängenden Boxen ab. Dies geschah genau in dem Moment, als die Oma an dem getrennten Paar vorbeilief. Das war unglaublich lustig. Es war, als hätte ihre Griesgrämigkeit nicht nur die gesamte Lebensfreunde, sondern auch alle Geräusche aus der Welt gesogen. Meine zuschauenden Gäste und ich lachten herzlich.
Neben der unfreundlichen Dame haben wir da noch einen gemeinen Küster, gemeine Polizisten und einen nervigen Sohn, der die ganze Zeit über Comics liest und deswegen laut Zeitgeist schon bald total verblöden wird. Die stets mit einem Gruselclown schmusende Tochter sollte ich auch nicht vergessen. Wirklich niemand ist hier erwähnenswert sympathisch. Selbst der Protagonist ist ein herrlich langweiliger Typ, der Fotos von leuchtenden Kirchenfenstern macht und die ganze lang Zeit von irgendwelchen Nachforschungen redet. Sogar seine Frau ist davon genervt. Seine Frau, die ihn auf seinem Arbeitsausflug begleitet und die ganze Zeit über angepisst ist, weil er nur an die Arbeit denkt und nicht mit ihr und den Kindern in die Großstadt fährt, um Spaß zu haben. Ja. Wie kann er nur. Und das während der Arbeit.
Anpissen ist hier übrigens noch ein Punkt, den ich ansprechen sollte. Schließlich heißt es auf dem Umschlagstext: “Lehnen Sie sich zurück und lassen auch Sie vom heißen Urinstrahl des RawHead Rex taufen.” Zunächst einmal fehlt da ein “sich”, doch möchte ich nicht auf solchen Dingen herumhacken. Die Hülle an sich sieht ja insgesamt ganz nett aus und könnte problemlos irgendwo ausgestellt werden. Der eine oder andere muss das vermutlich auch, weil sie nicht in sein Regal… ach… lasst uns nicht schon wieder damit anfangen. Das mit dem Urin war letztendlich gar nicht so ausschlaggebend, wie man annehmen könnte. RawHead Rex läuft nicht 85 Minuten lang mit seinem Glied in der Hand durch die Welt und veranstaltet Urintaufen. Höre ich da jemanden “Leider.” rufen? Ferkel.
Die Handlung, die ich ja eigentlich beschreiben wollte, habe ich mittlerweile vollständig aus den Augen verloren. Man kann sich das alles aber auch schnell selbst denken. Rex tötet, der Protagonist findet das nicht so gut, die Polizei glaubt ihm zunächst nicht und so weiter. Die Geschichte ist nicht der Rede wert. Sie ist es somit nicht, was ich an dem Film so mag. Was ist es dann? Na kommt schon, ihr könnt es euch doch denken. Das Kostüm natürlich! Und die Tatsache, dass der Film ganz genau weiß, was er will.
Versuchen wir doch mal, der Sache auf den Grund zu gehen. Zunächst einmal wäre da das Monsterdesign, das ich wirklich ausgesprochen gut finde. Rex ist ein ziemlich fieser Kerl. Sein Gesicht habe ich seit der ersten Sichtung nie wieder vergessen können. Der Rest des Kostüms ist ebenfalls toll. Düster, dreckig, ein wenig chaotisch und irgendwie beängstigend. Ja, beängstigend. Natürlich kann man über die roten Augen und den vorstehenden Mund lachen, dennoch würde ich vor dem Kerl definitiv schreiend wegrennen, wenn er eines Tages in meiner Wohnung stehen und meine Spielzeugroboter zerstören würde.
Ich glaube, dass das letztendlich auch das Geheimnis zwischen mir und meiner “RawHead Rex”-Liebe ist: Der Film will mit seinem Monster unterhalten und schafft das. Zumindest bei mir. Vor wenigen Tagen habe ich den Film mit ein paar Freunden gesehen. Ich war der Einzige, der ihn kannte. Das ist immer besonders spannend. Ich lobte den Film schließlich vor dem Gucken, da nun aber über zehn Jahre seit der letzten Sichtung vergangen waren, ist man dann doch immer ein wenig nervös. Aber was soll ich sagen? Ich langweilte mich keine Minute lang. Mein Besuch? Der hatte auch Spaß. Klischees wurden bedient und Schauspieler übertrieben es hin und wieder ein wenig. Das gehört zu einem guten Filmabend mit einem Filmmonster dazu.
Für mich war da aber noch mehr (für die anderen will ich nicht sprechen). In keiner Minute fühlte ich mich genervt. Das ist etwas, was bei diesen ganzen neumodischen Asylum- und SyFy-Monsterfilmen leider nicht mehr gegeben ist. “RawHead Rex” hat den Zuschauer keine Minute lang beleidigt. Er hat Spaß gemacht, oft auch unfreiwillig, aber man hat sich Mühe gegeben. Man hatte ein tolles Monster, eine düstere Geschichte und hier und da ein bisschen zu wenig Talent. Ich kann dem Film tatsächlich nichts vorwerfen. Außer das mit der Hülle natürlich.