Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf der Internetseite WALL-JUMP. Ein Jahr nach der dortigen Veröffentlichung poste ich ihn auf spa-zone.de, damit er nicht irgendwann plötzlich verloren geht.
Ich bin seit über zwanzig Jahren mit meiner Frau zusammen. Sie war meine erste und einzige Partnerin und ist diese bis heute geblieben, was mich jeden Tag ein kleines bisschen glücklicher macht.
Gleichzeitig habe ich aber in angesehenen Fachmagazinen über Beziehungskrisen, Adelshäuserhochzeiten und Familiendramen gelesen, dass man eine Beziehung immer wieder auffrischen muss, damit sie nicht langweilig wird und man sich nicht irgendwann auf die Nerven geht. Meine Frau und ich folgen diesem Ratschlag konsequent, indem wir alle paar Jahre überlegen, wie wir unser gemeinsames Leben auffrischen können.
Aktuell haben wir beispielsweise, um unsere Beziehung vor dem von Zeitschriften prophezeiten Untergang zu retten, eine neue Tischdecke für einen kleinen Beistelltisch gekauft.
Über zwanzig Jahre voller Beziehungsglück haben mir bewiesen, dass an der ganzen Sache mit der Auffrischung definitiv etwas dran sein muss. Darum übertrage ich das auch auf Videospiele. Die Monster Hunter-Reihe stellt hier ein perfektes Beispiel dar.
Mein erstes Monster Hunter war Monster Hunter Tri für die WiiU und den 3DS. Ja, ich habe mir gleich beide Versionen geholt, da man die Spielstände zwischen den zwei Konsolen hin und her schieben konnte. Dadurch war es mir möglich, dem Spaß sowohl auf dem Fernseher als auch auf dem Handheld nachzujagen. Natürlich habe ich mir auch dieses merkwürdige Ding gekauft, in das man den 3DS stecken konnte, um zwei Joysticks zu haben und ihn gleichzeitig als Nahkampfwaffe verwenden zu können.
Genauso wie meine Frau zu meinen absoluten Lieblingsfrauen zählt, zählt die Monster Hunter-Reihe zu meinen absoluten Lieblingsvideospielen. Und damit das auch lange noch so bleibt, frische ich auch diese Beziehung von Teil zu Teil neu auf. Das mache ich jedoch nicht mit Hilfe von Tischdecken, da es in Monster Hunter leider keine gibt. Nur zu gerne würde ich einen eingefangenen Diablos mit einer Blumentischdecke bedecken, um seinen Hörnen einen natürlichen Hauch von Geblümtheit zu verleihen. Aber es geht nicht. Obwohl man alleine beim aktuellen Monster Hunter Rise mehrere hundert Euro für DLCs ausgeben kann, gibt es keine einzige Tischdecke.
Darum greife ich bei der Reihe zu einer anderen Methode der Auffrischung, die einigermaßen vergleichbar ist mit Tischdecken: den Waffen. Schließlich gibt es ja Leute, die sich beispielsweise Samuraischwerter auf Tischdecken stellen. Da besteht also eine logische, beinahe schon natürliche Verbindung.
Die Waffen in Monster Hunter spielen sich alle unterschiedlich. Manche mehr, manche weniger. Um sie zu meistern, muss man sich einige Stunden lang mit ihnen beschäftigen. Der eigene Charakter bewegt sich anders, der Rhythmus, die Animationen, der Schaden, die Steuerung und so weiter unterscheiden sich voneinander, wodurch sie die perfekte Methode darstellen, das Spiel immer wieder aufs Neue interessant zu machen. Darum wechsle ich in jedem Monster Hunter-Teil meine Hauptwaffen.
Meine erste Waffe in Tri war das Langschwert. Es sieht aus wie ein Katana und wird deswegen sehr oft von Spieler*innen ausgewählt, die gerne cool wären. Im nächsten Teil der Reihe wählte ich die Doppelklingen, zwei Einhandwaffen, mit denen man ordentlich Gemüse schneiden kann, wenn man währenddessen gerne gigantische Monster als Schneidebretter verwendet. Als Nächstes wählte ich die Kombination aus Schwert und Schild, also die Hälfte der Doppelklingen, dafür aber mit selbst mitgebrachtem Schneidebrett. Dann kam die Morph-Axt, die ich an dieser Stelle definitiv nicht in einem Satz beschreiben kann, die aber genauso cool ist, wie der Name es vermuten lässt.
Aktuell spiele ich Monster Hunter Rise und habe zur Lanze gewechselt. Man trägt eine gigantische Lanze und einen genauso gigantischen Schild mit sich herum, kommt vor lauter Gewicht kaum vorwärts, teilt dafür aber richtig viel Schaden aus, wenn man die Kombination erst einmal beherrscht. Dafür habe ich vor ein paar Tagen erst einmal ein vierzigminütiges Tutorialvideo angesehen, das ich mir vermutlich in den nächsten Tagen noch ein- bis zweimal ansehen werde, um mir Notizen zu machen. So funktioniert das Auffrischen von Beziehungen nämlich in Monster Hunter. Geduld, Spucke und Notizen.
Vermutlich wird das in den nächsten Jahren so weitergehen. Ein neuer »Monster Hunter«-Teil wird veröffentlicht, ich kaufe ihn mir, spiele ein wenig mit der Wahlwaffe aus dem letzten Teil, um mich an die Neuerungen zu gewöhnen, und wähle dann eine neue Hauptwaffe, um mit dieser zweihundert Stunden lang Lebewesen zu töten, um mir aus ihrer Haut Klamotten und Waffen zu schnitzen.
Und wenn doch einmal der Tag kommt, an dem Monster Hunter Tischdecken einführt, kaufen meine Frau und ich uns eben von nun an Waffen.