Monopoly für Nintendo Switch

Monopoly für Nintendo Switch

Das größte Problem an einem »Monopoly«-Videospiel ist der Umstand, dass man »Monopoly« spielt, wenn man es spielt. Nichts gegen »Monopoly«, aber eigentlich doch, und zwar alles. »Monopoly« ist kein gutes Brettspiel. Wenn die Varianten und Hausregeln, die man sich früher im Familien- und Freundeskreis ausgedacht hat, um das Spiel nicht endlos lang in die endlose Länge zu ziehen, mittlerweile zu offiziellen Varianten geworden sind, und man den klassischen Modus extra auswählen muss, um dem Spiel zu zeigen: »Ja, ich will das wirklich!«, dann kann da nicht alles richtig funktionieren.

Oder vielleicht doch. Vielleicht ist »Monopoly« auf der Switch ja auch das »Citizen Kane« unter den »Dark Souls«-Brettspielen. Ich weiß es nicht. Aber wer auf Qualen und Ärger steht und gerne jederzeit kurz davor ist, einfach alles hinzuschmeißen, der wird mit »Monopoly« natürlich Spaß haben. »Monopoly« ist wie ein klassisches Roguelike. Am Ende ist man tot und hat nicht einmal etwas davon. Außer das Wissen, was einen beim nächsten Anlauf erwarten wird. Zum Beispiel Verzweiflung.

Mein größter Kritikpunkt an der Videospiel-Version lautet, dass sie nicht vollgestopft ist mit all den unzähligen lizensierten oder neu erfundenen »Monopoly«-Versionen, die sich einem so vehement in den Weg stellen, wenn man in einem Spielzeuggeschäft auf der Suche nach guten Brettspielen ist. Warum kann man lediglich ein paar neue Spielfiguren freischalten und nicht die »Super Mario«-Variante des Spielbretts? Oder »Monopoly-Bundeswehr«? Es gibt gefühlt dreihundert »Monopoly«-Varianten. Keine davon hat es in das Videospiel geschafft.

Stattdessen kann man, wenn man mal wieder so richtig den Schuss nicht gehört hat und der Meinung ist, jetzt unbedingt »Monopoly« auf der Switch spielen zu müssen, zwischen einem Stadt-, einem Freizeitpark- und einem Gespensterbrett wählen. Nett. Und besser als nichts. Aber ich kann einfach nicht begreifen, dass man nicht den Weg gegangen ist, so viele offizielle Varianten in das Spiel einzubauen, wie möglich.

Selbstverständlich weiß ich, warum dies nicht geschehen ist. Weil das Spiel auf allen möglichen anderen Plattformen erscheint und es nicht auszudenken wäre, wenn auf einmal ein Charakter von einer bestimmten Videospielfirma auf der Konsole einer anderen Videospielfirma auftauchen würde. Lizenzen. Verhandlungen. Anwälte. Kosten. Das kann man wirklich niemandem zumuten. Wobei man »Monopoly« eigentlich auch niemandem zumuten kann. Trotzdem steht es überall rum.

Das Absurde an diesem Kritikpunkt mit den fehlenden Lizenzen ist außerdem, dass das Hinzufügen der Varianten das Spiel für mich überhaupt nicht aufgewertet hätte. Nichts kann »Monopoly« aufwerten. Schließlich spielt man »Monopoly«, wenn man es spielt. Aber es wäre vielleicht eine nette Dreingabe für alle gewesen, die gerne »Monopoly« spielen. Wenn es diese Menschen überhaupt gibt. Und wenn man diesen Menschen überhaupt nette Dreingaben geben sollte. Die beste nette Dreingabe, die man Menschen geben sollte, die gerne »Monopoly« spielen, wäre ein anderes Brettspiel.

Selbstverständlich übertreibe ich mit meinem »Monopoly«-Hass in diesem Text. Jeder soll spielen, was er spielen möchte. Wenn es sich dabei um »Monopoly« handelt, dann ist das eben so und diese Person nicht gerne bei mir zu Hause gesehen, wenn Vorschläge für einen Spieleabend gemacht werden.

Kommen wir mal zu den funktionalen Änderungen beim Videospiel im Vergleich zum Brettspiel. Im Videospiel sind natürlich ein paar Dinge vereinfacht worden. Die Bank wird vom Computer übernommen. Diese Vereinfachung würde mir in der echten Variante übrigens den letzten Funken Motivation rauben, da ich zu denen gehöre, die bei großen »Monopoly«-Runden immer einfach sagt, er übernähme die Bank. Es ist doch total sinnvoll, wenn einer die Sache mit dem Geld regelt. Für alle. Vor allem für den, der die Bank spielt. Weil er die Bank spielt und nicht »Monopoly«. Ich habe übrigens noch nie an einer großen »Monopoly«-Runde teilgenommen. Dieser Text ist eine Ansammlung von Eventualitäten, deren Existenz hoffentlich niemals nachgewiesen wird.

Ich glaube, dass man »Monopoly« unter Menschen, die Ahnung von Brettspielen haben, nur noch auf diese eklige ironische Art und Weise spielen kann.

»Hohoho! Lasst uns mal alle »Monopoly« spielen!«

»Oh ja, das wird sicherlich scheiße! Ironie auf volle Lautstärke!«

Und dann rollen einmal alle demonstrativ mit den Augen und begleiten dieses Gerolle mit lautem Seufzen und dann wird trotz der Abneigung gespielt und keiner hat Spaß, was anfangs noch irgendwie dank ironischer Kommentare lustig sein kann, aber nach wenigen Minuten genau das nicht mehr ist. Am Ende freut man sich über eine Verbesserung, die in die digitale Version eingebaut wurde: Man muss lediglich eine einzige Taste drücken, um aufzugeben. Eine Taste und man ist raus. Und niemand kann einem mehr reinreden, weil es keine Funktion gibt, die Entscheidung rückgängig zu machen. Auf diese Art und Weise geht »Monopoly« plötzlich doch sehr schnell. Eine Taste. Ende. Durchatmen. Etwas Anderes spielen. Die Fäuste ballen, wenn jemand »Risiko« vorschlägt. Die Fäuste schwingen, wenn sich herausstellt, dass dieser Jemand das ernst gemeint hat und »Risiko« für ein taktisches Spiel hält.

Gut, dass es hier um »Monopoly« geht und nicht um Brettspiele im Allgemeinen. In einem solchen Text würde es ganz schön abgehen, sage ich euch. Was nicht so abgeht, ist »Monopoly«. Auf der Switch läuft es irgendwie langsamer als auf den anderen Konsolen. Das habe ich herausgefunden, als ich mir »Let’s Plays« dieser »Monopoly«-Version auf anderen Konsolen angesehen habe.

Das Schlimme an »Monopoly«-Let’s Plays ist übrigens nicht nur ihre bloße Existenz, sondern auch die Tatsache, dass die dort spielenden Menschen tatsächlich Spaß dabei haben. Obwohl sie anfangs in der Regel so cool tun. Sehr oft beginnt es ironisch, aber irgendwann merkt man den Leuten an, dass sie tatsächlich Spaß haben. Ich weiß nicht, ob ich damit umgehen könnte, wenn irgendwo im Internet ein Video von mir existieren würde, das der ganzen Welt zeigt, dass ich Spaß beim »Monopoly«-Spielen habe. Ich glaube, ich würde das nicht wollen. Vermutlich würde ich, wie die Let´s Player*innen auch, am Ende sagen, es sei ein ironischer Spaß gewesen.

Am liebsten spiele ich auf der Switch übrigens gegen zwei bis drei Computergegner. Natürlich »am liebsten« im Sinne von: »Was würdest du lieber essen? Kotkuchen oder mit Urin gefüllte Kreppel?« Natürlich spiele ich dann auf dem leichten Schwierigkeitsgrad, weil man die Gegner dort so schön ausnehmen kann und sie keine Ahnung haben, wie man bei »Monopoly« vorgehen sollte. Das macht zwar keinen Spaß, aber am Ende hat man immerhin gewonnen. Jetzt aber mal ehrlich: Am liebsten spiele ich »Monopoly« gar nicht. Wieder einmal bin ich über meinen eigenen Schatten gesprungen, damit ich diesen Text mit bestem Wissen und Gewissen schreiben kann. Ich habe mich mit dem Spiel beschäftigt. Ich weiß, wovon ich rede. Ich weiß, dass man hin und wieder schon nach vier Würfelwürfen verloren hat, weil man auf miserable Felder gekommen ist, während den Gegnern bereits vier tolle Straßen gehören.

Im Spiel gibt es übrigens einen Kommentator, der die Aktionen der Spieler*innen mit Sprüchen versieht. Ich habe ihn nach wenigen Minuten ausgeschaltet. Hin und wieder ruft er nämlich plötzlich in einer Tonlage, die an einen gelangweilten Kirmeskommentator erinnert, bei dem es sich vermutlich um den Neffen vom Karussellbesitzer handelt, der eigentlich für die morgige Matheklausur lernen müsste, aber vom Vater dazu verdonnert wurde, dem Onkel auszuhelfen, weil er es ihm beim letzten Stammtisch versprochen hatte, und wie stünde er denn sonst da: »Jetzt geht es richtig los!« Dann zuckt man immer zusammen, weil man denkt, es würde plötzlich etwas anderes gespielt werden als »Monopoly«. Etwas, bei dem etwas richtig losgehen könnte. Schnell erkennt man, dass man reingelegt wurde. Und ich lasse mich nicht gerne reinlegen. Darum habe ich den Kommentator in »Monopoly« deaktiviert.

Zeit für ein Fazit: Die Umsetzung von »Monopoly« auf der Switch ist gelungen. Sie ist wie das Brettspiel.

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