Es ist an der Zeit, über das beste Kartenspiel der Welt zu schreiben: BRONZEN. Würde man die gesamte Menschheit nach dem besten Kartenspiel der Welt befragen, würde vermutlich niemand außer zwei Leuten BRONZEN erwähnen. Das liegt daran, dass BRONZEN von genau diesen zwei Leuten im Jahre 2002 während eines Portugalurlaubs entwickelt wurde. Ich bin eine dieser zwei Personen. Die andere ist ein Typ namens Dry (der heißt wirklich total echt so), den ich schon seit der Grundschule kenne und, wenn man auf solche Formulierungen steht, als meinen “besten Freund” bezeichnen würde. Nein, er ist kein Hund. Banausen.
Wir zwei kamen also eines Tages auf die Idee, nach Portugal zu fliegen. Dieses Vorhaben wurde in die Tat umgesetzt und dass wir das Ganze überlebt haben, wundert uns genauso wie euch. Schon die erste Nacht wurde recht schlaflos verbracht. Wir kamen am Urlaubsort an, setzten uns auf unsere Betten und unterhielten uns über wichtige Dinge wie Gameboy-Spiele.
Irgendwann kamen wir auf Kartenspiele zu sprechen. Ich erwähnte “Pracherche” (das erste “ch” ist der ach-Laut, das zweite der ich-Laut, für die Phonetiker da draußen). Dry kannte das Spiel nicht und als ich ihm versicherte, dass es sich hierbei um das wohl dümmste Kartenspiel aller Zeiten handelte, war er sofort Feuer und Flamme. Wir organisierten uns zwei Kartenspiele und legten los.
“Pracherche” ist extrem einfach. Man spielt zu zweit. Jeder Spieler bekommt ein Canasta-Kartenspiel mit 55 Karten. Also die Zahlen zwei bis zehn, Bube, Dame, König, As und drei Joker. Jeder mischt seine Karten. Man nimmt den gemischten Stapel mit der verdeckten Seite nach oben in die Hand. Nun decken beide Spieler ihre oberste Karte auf. Wer die höhere Karte aufdeckt (siehe die Reihenfolge oben), bekommt beide Karten und steckt sie unter seinen Stapel. Werden zwei Karten des gleichen Werts aufgedeckt, legt jeder Spieler eine Karte verdeckt und danach eine weitere Karte offen auf die vor ihm liegenden Karten. Wieder gewinnt derjenige mit der höchsten ausgespielten Karte, und zwar alle sechs ausliegenden Karten. Kommt es wieder zu einem Gleichstand, wird das Ganze wiederholt, bis ein Sieger feststeht. Verloren hat am Ende der, der keine Karten mehr hat.
Ihr seht, dass “Pracherche” das perfekte Spiel ist, um sich dabei zu unterhalten. Man kann während einer “Pracherche”-Partie auch super Essen kochen, Spülen, Bügeln, Fenster putzen oder joggen. Man macht ja nichts anderes als die oberste Karte eines Kartenstapels aufzudecken. Man muss nicht denken und nicht planen, sondern ausschließlich reagieren. Nun sollte klar sein, dass eine Runde “Pracherche” mit zwei 55-Karten-Sätzen ziemlich lange dauern kann. Dry und ich saßen uns nun schon seit etwa einer Stunde auf unseren Betten gegenüber, hatten zwischen uns einen Stuhl zum Tisch umfunktioniert und legten Karten vor uns ab. Anfangs taten wir noch so, als würde unser strategisches Geschick zu “großen Siegen” führen. Aber irgendwann konnten wir das Jammern unserer absterbenden Gehirnzellen nicht mehr mit Gelächter überdecken. Also begannen wir, die Regeln des Spiels alle paar Züge zu ändern. Es kommt nicht nur bei gleichen Zahlen, sondern auch bei gleichen Farben zum Decken. Es gibt unterschiedliche Deckvarianten. Man kann Punkte setzen, um das Ergebnis zu verändern. Und so weiter. Natürlich bekam jeder neue Spielzug einen eigenen Namen und als wir irgendwann beim auf den Bunker abgelegten getripleten Double mit Jay angekommen waren, ging die Sonne auf und das BRONZEN war geboren.
Das Ganze ist nun schon über zehn Jahre her und während ich mir gerade eine Erinnerungsträne aus dem Gesicht schlage, existiert BRONZEN auch heute noch. Hin und wieder, wenn Dry und ich uns treffen, sprechen wir über unser Spiel. Manchmal setzen wir uns zusammen und spielen eine Runde. Selbstverstädnlich ist BRONZEN nie wirklich fertig. Irgendwie gehört es dazu, immer wieder an den Regeln zu feilen, sie zu verändern und neue Varianten einzuführen. Wir hatten sogar mal eine Version entworfen, in der man mit offenen Karten spielt, um Taktik in das Spiel zu bringen. Dies wurde mittlerweile aber wieder entworfen. Dafür spielt man BRONZEN mittlerweile mit Pokerchips.
Bisher habe ich erst einmal versucht, die BRONZEN-Regeln aufzuschreiben. Durch den Wandel, den die Regeln in der Vergangenheit durchlebten, hatte sich ein solcher Aufwand nie wirklich gelohnt. Das letzte von mir aufgeschriebene Regelwerk ist knappe zehn Jahre alt und vollkommen überholt. Da Dry und ich mittlerweile leider etwa 275 Kilometer voneinander entfernt wohnen und uns nur noch sehr selten sehen, finden Überarbeitungen der BRONZEN-Regeln jedoch so selten statt, dass ich mich dazu durchgerungen habe, sie in der aktuellsten Version aufzuschreiben.
Ich präsentiere also:
BRONZEN
Version 1.0 (02.06.2013)
Vorbereitung
Ihr benötigt zwei Kartenspiele mit 55 Karten (also Karten mit den Nummern Zwei bis Zehn, sowie Bube, Dame, König, As – selbstverständlich jeweils in den Farben Herz, Karo, Pik und Kreuz – und drei Joker). Jeder Spieler erhält zu Beginn des Spiels einen dieser Stapel, wodurch beide die gleichen Karten auf der Hand haben. Jeder Spieler mischt seinen Kartenstapel ordentlich durch und nimmt diesen dann mit der Rückseite nach oben in die Hand. Dies ist der Handstapel.
Als nächstes legt ihr die Punktetabelle vor euch ab. Profitipp: Ein Stift wäre ganz praktisch. Klickt auf das Bild der Punktetabelle, um eine größere Version angezeigt zu bekommen.
Zum Abschluss braucht ihr Marker in drei verschiedenen Farben. Ich benutze dafür normalerweise einfache Pokerchips. Die drei Farben haben unterschiedliche Werte, dazu komme ich später noch einmal. Die Spieler erhalten zu Beginn keine Chips. Die Chips werden in der Tischmitte gesammelt. Dies stellt die Bank dar.
Begriffe
Handstapel: Alle Karten, die ein Spieler als Kartenstapel mit der Kartenrückseite nach oben in der Hand hält.
Stich: Alle Karten, die während eines Zuges von den Spielern ausgespielt wurden und auf dem Tisch liegen.
Bank: Die Chips in der Tischmitte, die keinem Spieler gehören.
Bunker: Der Ablagestapel eines Spielers. Hier werden alle gewonnenen Karten abgelegt. Der Bunker wird zum neuen Handstapel aufgelöst, wenn der ursprüngliche Handstapel leer ist. Dazu werden einfach alle Karten im Bunker mit der Rückseite nach oben neu gemischt. Der Bunker darf jederzeit vom ihn besitzenden Spieler durchgesehen werden. Dieser Spieler darf auch entscheiden, ob er die Karten offen oder verdeckt in seinen Bunker ablegt.
Konto: Die Chips, die in den Besitz eines Spielers übergegangen sind und von ihm benutzt werden dürfen.
Zwischenkonto: Gewinnt ein Spieler einen Stich durch einen Einzel, erhält er einen Chip. Dieser wird zunächst im Zwischenkonto abgelegt. Erst, wenn die Einzel-Siegesserie unterbrochen wird, werden alle Chips des Zwischenkontos auf das richtige Konto verbucht. Alle fünf Chips erhält der Spieler dabei zwei Punkte.
Ziel des Spiels
Es verliert der Spieler, der keine Karten mehr im Handstapel und im Bunker besitzt.
So wird gespielt
Beide Spieler decken die oberste Karte ihres Handstapels auf und legen sie vor sich ab. Es kann nun zu fünf Situationen kommen, die im Folgenden erklärt werden: Der Einzel, der Color, der Counter, der Double-C oder der Jay. Je nachdem was eintrifft, sind unterschiedliche Schritte auszuführen.
Der Einzel
Liegen sich zwei vollkommen unterschiedliche Karten gegenüber, gewinnt der Spieler den Stich, der die höherwertige Karte ausgespielt hat. Die Kartenwerte sind (beginnend mit dem niedrigsten): Zwei – Drei – Vier – Fünf – Sechs – Sieben – Acht – Neun – Zehn – Bube – Dame – König – As – Joker. Der Sieger bekommt die Karte des Gegners und legt alle erhaltenen Karten in den Bunker.
Außerdem bekommt der Sieger einen Chip aus der Bank. Er darf den Chip aber noch nicht auf seinem Konto verbuchen, sondern darf ihn zunächst lediglich vor sich ablegen. Dies wird auch Zwischenkonto genannt.
Sollte der gleiche Spieler einen weiteren Einzel gewinnen, werden die gewonnenen Karten wie zuvor in seinem Bunker abgelegt und er erhält einen zweiten Chip, der auf den ersten gelegt wird. Dies wiederholt sich so lange, bis entweder der andere Spieler einen Einzel gewinnt oder es zu einem Color, Counter, Double-C oder Jay kommt. Der Einzel-Sieger sammelt also so lange Chips auf dem Zwischenkonto, bis er keinen Einzel mehr gewinnt.
Erst wenn es zu einer der erwähnten anderen Situationen kommt, darf der Spieler die gewonnenen Chips auf sein Konto verbuchen und vor sich ablegen. Für jeweils fünf auf diese Art verbuchte Chips erhält der Spieler zwei Punkte, die in der Punktetabelle per Strich in der Spalte “Einzel (2)” vermerkt werden.
Beispiel: Man gewinnt sieben Einzel hintereinander. Dann gewinnt der Gegenspieler einen Einzel. Man erhält sieben Chips und zwei Punkte. Hätte man zu diesem Zeitpunkt zum Beispiel elf Einzel hintereinander gewonnen, hätte man elf Chips und vier Punkte bekommen.
Der Color
Legen beide Spieler zwei Karten derselben Farbe (2 x Herz, 2 x Pik, 2 x Karo oder 2 x Kreuz) vor sich ab, kommt es zu einem Color. In diesem Fall spielen die Kartenwerte keine Rolle mehr. Beide Spieler legen die oberste Karte von ihrem Handstapel verdeckt auf die ausliegenden Karten (ohne nachzusehen, was ausgelegt wurde). Danach werden zwei weitere Karten offen ausgespielt.
Nun wird erneut kontrolliert, wer die höherwertige Karte ausgespielt hat. Selbstverständlich kann es auch in diesem Fall zu weiteren Colors, Countern, Double-Cs oder Jays kommen. Egal, was zuvor gespielt wurde, es zählen immer die beiden oberen Karten. Im abgebildeten Beispiel gewinnt der linke Spieler den Stich.
Es gibt nun zwei Möglichkeiten. Entweder wird vom Verlierer gedoublet oder nicht. Das Doublen wird weiter unten erklärt. Wird nicht gedoublet erhält der linke Spieler alle ausliegenden Karten. Wichtig: Er erhält KEINEN Chip! Chips gewinnt man nur bei einem Einzel. Sobald es zu einem Color, Counter, Double-C oder Jay kommt, können nur noch Karten gewonnen werden.
Der Counter
Zum Counter kommt es, wenn zwei Karten mit gleichem Wert ausgespielt werden. In diesem Fall wird verfahren wie beim Color, nur werden zwei Karten statt einer verdeckt auf die ausliegenden Karten gelegt.
Wieder entscheiden die neu abgelegten Karten über den Sieg. Weitere Colors, Counters, Double-Cs oder Jays sind möglich. Kommt es nicht zum Doublen, erhält in obigem Beispiel der linke Spieler alle Karten (und keine Chips).
Der Double-C
Werden zweimal die gleichen Karten ausgelegt (Ausnahme: Joker, siehe Jay), kommt es zum Double-C und es wird verfahren wie bei den zuvor besprochenen Sonderfällen auch. Diesmal werden jedoch drei Karten verdeckt abgelegt.
Wieder sind weitere Spielzüge möglich. Wird in oben abgebildetem Beispiel nicht gedoublet, erhält in der linke Spieler alle Karten (und keine Chips).
Der Jay
Zum Jay kommt es, wenn beide Spieler einen Joker vor sich ablegen. Vom Ablauf her geht man hier genauso vor wie bei den zuvor beschriebenen Spielzügen, jedoch werden sogar vier Karten verdeckt abgelegt.
Der Gewinner eines Jays erhält am Ende des Spielzugs nicht nur den gesamten Stich, sondern zudem zwei Punkte, die er in der Punktetabelle in der Spalte “Jay (2)” vermerkt. Es ist egal, wann der Jay eintritt. Die Punkte gehen immer an den letztendlichen Stich-Sieger. Kommt es nach einem Jay durch Zufall noch zu einem Counter, merken sich die Spieler einfach, dass die zwei Jay-Punkte am Ende notiert werden müssen. Ein Stich gewinnt durch einen Jay also an Wert. Siehe hierfür auch das Beispiel für einen Spielzug weiter unten.
Das Doublen
Das Doublen ist das wichtigste und spannendste Element beim BRONZEN. Doublen bedeutet, dass man sich eine weitere Siegchance erkauft. Man bezahlt hierfür mit Chips. Darum zunächst ein paar Worte zu den Chips.
Die Chips
In unserem Beispiel gibt es drei verschiedene Chips: schwarz, grün und rot.
Die Wertigkeit ist: schwarz – grün – rot. Schwarz wird zum Doublen genutzt, grün zum doublen des Doubles, rot zum triplen des Doubles (dazu später mehr).
Die Spieler können nur durch das Gewinnen von Einzeln in den Besitz schwarzer Chips gelangen. Um Chips anderer Farben zu erhalten, müssen die schwarzen Chips in höherwertige umgetauscht werden. Das Umtauschverhältnis ist hier drei zu eins. Für drei schwarze Chips erhält man einen grünen und für drei grüne wiederum einen roten Chip.
Man kann auch höherwertige Chips wieder zurücktauschen, hier ist das Verhältnis jedoch eins zu zwei. Für einen roten Chip erhält man also zwei grüne und für einen grünen zwei schwarze Chips.
Man darf Chips erst umtauschen, wenn sie sich auf dem eigenen Konto befinden. Hat man also durch drei direkt hintereinander gewonnene Einzel drei schwarze Chips vor sich auf dem Zwischenkonto liegen, so kann man diese noch nicht sofort in grüne umwandeln, da die schwarzen Chips erst auf das eigene Konto verbucht werden, wenn die Einzel-Siegesserie unterbrochen wird.
Außerdem dürfen Chips nicht während eines laufenden Spielzugs umgetauscht werden. Solange offene Karten aufgedeckt vor den Spielern liegen, darf nur mit den Chips gespielt werden, die die Spieler auf dem Konto haben. Wurde der Spielzug beendet, dürfen die Spieler nach Belieben umtauschen. Hier ist wichtig, dass die Spieler aufeinander warten. Wenn Spieler A also tauschen will, Spieler B aber einfach schon eine neue Karte offen ausspielt und so eine neue Runde einleitet, darf Spieler A selbstverständlich trotzdem seine Chips in Ruhe umtauschen. Nur Spieler B darf nun nichts mehr unternehmen.
Beispiel 1: Das Spiel beginnt. Spieler A gewinnt drei Einzel hintereinander und hat somit drei schwarze Chips vor sich im Zwischenkonto liegen. Er darf diese noch nicht in einen grünen Chip umtauschen. Er legt eine weitere Karte aus und gewinnt erneut den Einzel. Nun hat er vier schwarze Chips vor sich liegen. Ein Umtausch ist noch immer nicht möglich. Wieder legt er eine Karte aus. Diesmal verliert er den Einzel. Er erhält die vier schwarzen Chips, sie wandern also vom Zwischenkonto ins Konto. Spieler B erhält wegen des gewonnenen Einzels einen schwarzen Chip und legt diesen vor sich in sein Zwischenkonto ab. Bevor einer der Spieler eine neue Karte ausspielt, tauscht Spieler A drei seiner vier schwarzen Chips in einen grünen um. Er hat nun einen schwarzen und einen grünen Chip vor sich liegen.
Beispiel 2: Das Spiel beginnt. Spieler A gewinnt drei Einzel hintereinander und hat somit drei schwarze Chips vor sich im Zwischenkonto liegen. Er darf diese noch nicht in einen grünen Chip umtauschen. Er legt eine weitere Karte aus und gewinnt erneut den Einzel. Nun hat er vier schwarze Chips vor sich liegen. Ein Umtausch ist noch immer nicht möglich. Wieder legt er eine Karte aus. Es kommt zu einem Color. Spieler A legt die vier Chips in sein Konto, darf diese aber noch nicht umtauschen, da der aktuelle Spielzug noch nicht abgeschlossen ist. Nachdem der Color gespielt und ein Sieger ermittelt wurde, darf Spieler A seine Chips nach Belieben umtauschen. Doublen
Zunächst die wichtigste Regel: Wird ein Einzel gewonnen, kann nicht gedoublet werden. Ein Einzel wird immer durch die ausgespielten Karten entschieden und kann in keiner Form beeinflusst werden.
Zum Doublen kann es nur nach einem Color, Counter, Double-C oder Jay kommen.
Ich werde das Doublen anhand eines ausführlichen Spielzugs erklären.
Nehmen wir an, wir spielen mit den bisher bekannten Regeln und es kommt zu einem Color.
Beide Spieler legen eine Karte verdeckt und danach eine Karte offen auf die zuvor gespielten Karten.
Durch Zufall kommt es zu einem Jay. Also weiter: Vier Karten verdeckt ablegen, danach eine weitere offen. Ab jetzt geht es um zwei Bonuspunkte (siehe Jay).
In diesem Beispiel geht der Sieg an den linken Spieler. Er erhält alle ausliegenden Karten und notiert sich zwei Punkte für den Jay.
Natürlich wäre BRONZEN ziemlich langweilig, wenn man eine Niederlage dieser Art einfach so hinnehmen müsste. Darum lasst uns doch einfach ein paar Chips ins Spiel bringen!
Nehmen wir doch einfach mal an, das Spiel läuft nun schon seit einigen Runden und jeder Spieler konnte ein paar Chips ergattern und in höherwertige umtauschen. Der linke Spieler hat einen schwarzen und einen grünen Chip auf dem Konto, der rechte zwei schwarze, zwei grüne und zwei rote Chips. Da der rechte Spieler die ausliegenden Karten und die zwei Jay-Punkte nicht kampflos aufgeben möchte, leitet er das Doublen ein. Das erste Doublen geschieht immer mit einem schwarzen Chip. Der rechte Spieler legt einen schwarzen Chip aus seinem Konto in die Tischmitte neben seine ausgespielten Karten. Er erkauft sich damit eine zweite Siegchance. Durch das Doublen müssen beide Spieler eine Karte verdeckt und daraufhin eine Karte offen auf ihre ausgespielten Karten legen.
Dadurch wird ein neuer Sieger ermittelt. In unserem Beispiel hat der rechte Spieler leider Pech. Er hat schon wieder verloren, da der Joker des Gegners höherwertiger ist als seine Zwei. Wenn er sich nun geschlagen gibt, erhält der linke Spieler alle Karten, die zwei Jay-Punkte und außerdem einen Punkt, weil er einen vom Gegner gedoubleten Stich gewinnt (siehe Punktetabelle, Spalte “1 x Double (1)”), also drei Punkte insgesamt. Das ist nun alles andere als im Interesse des rechten Spielers. Also doublet er erneut. Um einen Double zu doublen, muss man einen grünen Chip auslegen. Das Resultat ist das Gleiche: Jeder Spieler legt eine Karte verdeckt und eine offen vor sich ab.
Wieder befindet sich das Glück auf der linken Seite. Gibt sich der rechte Spieler geschlagen, verliert er die Karten und gibt die zwei Jay-Punkte mit mittlerweile zwei weiteren Punkten (2 x Double) an den Gegner ab. Da der rechte Spieler noch über einen roten Chip verfügt, triplet er den Double. Wieder werden eine verdeckte und eine offene Karte ausgelegt.
Es kommt zu einem Color. Also hat noch keiner der beiden Spieler gewonnen, sondern es wird nach den oben beschriebenen Color-Regeln weitergespielt. Eine Karte verdeckt, eine Karte offen.
Endlich hat der Spieler auf der rechten Seite Glück. Seine Herz-Sechs schlägt die Pik-Zwei des Gegners. Es war zwar ein teuer erkaufter Sieg, am Ende zählt jedoch nur noch das Ergebnis. Wenn sich der Spieler auf der linken Seite an dieser Stelle geschlagen gibt, erhält der Spieler rechts alle Karten und zwei Jay-Punkte. Er würde aber ansonsten keine weiteren Punkte erhalten.
Wichtig: Nach einem Double erhält der Sieger immer nur dann Punkte, wenn der Gegner mitgedoublet – also selbst Chips bezahlt – hat. Wenn man selbst nicht doublet, läuft man nicht Gefahr, dem Gegner Punkte zu geben.
In unserem Beispiel will sich der linke Spieler aber noch nicht geschlagen geben. Es liegt immerhin ein ziemlich großer Haufen Karten in der Tischmitte, vom Jay ganz zu schweigen. Darum doublet er nun zum ersten Mal mit, indem er einen schwarzen Chip in die Tischmitte legt. Der Vorgang ist mittlerweile bekannt: Eine Karte verdeckt, eine Karte offen.
Wieder gewinnt der rechte Spieler. Gibt sich der linke Spieler geschlagen, erhält der rechte Spieler neben den Karten und den Jay-Punkten nun auch noch einen Punkt, da er einen einfachen Double (des Gegners) gewonnen hat. Natürlich lässt der linke Spieler dies nicht zu. Er setzt auch seinen grünen Chip ein und doublet den Double.
Wieder schlägt der rechte Spieler den linken. Da der Spieler links keinen roten Chip besitzt, kann er keinen getripleten Double ausführen und somit nichts mehr tun. Er verliert den Stich.
Alle gesetzten Chips kommen zurück in die Bank. Die gespielten Karten im Stich erhält der rechte Spieler. Er legt sie in seinen Bunker. Außerdem bekommt er zwei Punkte für den Jay und zwei Punkte für den gewonnenen gedoubleten Double.
Hätte der linke Spieler gewonnen, hätte der rechte wiederum nichts mehr unternehmen können, da man nicht mehr als dreimal doublen kann. In diesem Fall hätte dann der linke Spieler alle Karten, die zwei Jay-Punkte und sogar drei Punkte (Sieg über getripleten Double des Gegners) erhalten.
Zusammenfassung: Durch Doublen erkauft man sich weitere Siegchancen. Man kann bis zu dreimal doublen. Das erste Doublen wird mit einem schwarzen Chip bezahlt, der gedoublete Double mit einem grünen und der getriplete Double mit einem roten. Wird gedoublet, legt man vom Handstapel eine Karte verdeckt und danach eine weitere offen auf die ausliegenden Karten im Stich aus. Danach wird ein neuer Sieger ermittelt. Wer keinen Chip der entsprechenden Doublefarbe besitzt, kann auch nicht Doublen. Das Umtauschen von Chips ist während eines laufenden Spielzugs nicht erlaubt.
Die letzte Karte – Der Showdown
Wie bereits gesagt, ist es Ziel des Spiels, dem Gegner alle Karten aus dem Handstapel abzunehmen. Doch was passiert, wenn der Gegner nur noch eine einzige Handkarte besitzt und somit nicht mehr genug Karten hat, um zum Beispiel bei einem Double-C drei verdeckte Karten auszuspielen? In diesem Fall tritt die “Letzte Karte”-Regel in Kraft.
Beispiel: Es kommt zu einem Double-C. Spieler A hat aber nur noch zwei Karten im Handstapel und sein Bunker ist leer. Eigentlich müssten beide Spieler drei Karten verdeckt auslegen. Dies ist aber bei Spieler A nicht mehr möglich. Er kann nur noch eine Karte verdeckt auslegen, bis er nur noch eine Karte auf der Hand hat. Dies tut er. Auch Spieler B legt eine Karte verdeckt aus. Der Spieler mit den wenigen Karten muss also immer so viele Karten verdeckt auslegen wie möglich. Der andere Spieler legt genauso viele aus. Nun kommt es zum Showdown.
Spieler A legt seine letzte Karte offen ab. Auch Spieler B legt eine Karte offen ab. Hat Spieler B die höherwertige Karte ausliegen, gewinnt er den Stich und somit das Spiel. Kommt es zu einem Color, Counter, Double-C oder Jay, so gewinnt ebenfalls Spieler B das Spiel. Spieler A MUSS den Showdown EINDEUTIG (also wie einen Einzel) gewinnen. Er kann, auch wenn er noch Chips besitzt, nicht mehr Doublen.
Gewinnt Spieler A den Showdown, bekommt er alle ausliegenden Karten und mischt sie sofort zu einem neuen Handstapel zusammen. Das Spiel geht ganz normal weiter, bis es wieder zu einem Showdown kommt. Spieler A bekommt im Falle eines Sieges keine Punkte. Weder für gegnerisches Doublen, noch für einen Jay. Er hat Glück gehabt, den Showdown zu gewinnen, Spieler B darf nicht mehr reagieren und somit sollte sich Spieler A mit dem zufrieden geben, was er bekommen hat.
Gewinnt Spieler B den Showdown, endet das Spiel. Er bekommt aber selbstverständlich noch ausstehende Punkte gutgeschrieben. Der BRONZEN
Wenn man BRONZEN gewinnt, bekommt man den Bronzen gutgeschrieben, also sechs Punkte (siehe Punktetabelle). Man hat den Gegner gebronzt und darf von nun an damit angeben.
Fragen
Wer muss seine Karte zuerst auslegen?
Grundsätzlich wird Bronzen parallel gespielt. Beide Spieler legen ihre Karten zusammen vor sich aus. Sollte es aber mal zu Diskussionen diesbezüglich kommen, so gelten folgende zwei Regeln:
– Der Sieger des vorherigen Spielzugs legt seine Karte zuerst aus.
– Beim Doublen legt immer der Spieler seine Karte zuerst aus, der den Double eingeleitet hat.
– Bei allen anderen Streitigkeiten beginnt der ältere Spieler. Bei gleichzeitig auf die Welt gekommenen Zwilligen beginnt der Spieler, der den anderen fester Schlagen kann. Oder der unvernünftigere.
Wie Fülle ich die Punktetabelle aus?
Ganz einfach: Links trägt man die Namen der Mitspieler ein. In den folgenden Spalten notiert man die Punkte während des Spielverlaufs. Die Spalten wurden in zwei Teile geteilt, um das Berechnen der Punkte leichter zu gestalten. In der Spalte “1 x Double (1)” kann man zum Beispiel während des Spiels bequem eine Strichliste führen, wenn jemand einen einfachen Double gewonnen hat. Am Ende zählt man dann die aus den Strichen resultierenden Punkte zusammen. In den rechten beiden Spalten trägt man die Punktzahl der Runde und die aus allen Runden resultierende Gesamtpunktzahl ein.
Hier mal eine Beispieltabelle:
Abschlusstipps
Spielt ordentlich! Jeder Spieler sollte seine Karten so ablegen, dass man den Spielverlauf jederzeit rekonstruieren kann. Versucht, eure Karten nicht kreuz und quer auf dem Tisch zu verteilen. Es kann nach mehreren Doubles, Colors, Double-Cs, Countern und Jays schnell passieren, dass man den Überblick verloren hat. Darum legt die Karten und Chips so vor euch ab, dass der Überblick nicht verloren geht!
Nutzt zwei Kartenspiele mit unterschiedlichen Rückseiten, damit ihr sie am Ende besser in ihre ursprünglichen zwei Stapel sortieren könnt. Achtet dann aber beim Mischen darauf (vor allem, wenn man nur noch wenige Karten hat), dass man die Kartenreihenfolge nicht absichtlich beeinflusst. Mischt in diesen Fällen einfach hinter dem Rücken oder so.
Viel Spaß
Abschlussworte
BRONZEN ist ein Glücksspiel für zwischendurch und will auch nicht mehr sein. Alles hängt von der nächsten blind aufgedeckten Karte ab. Man kann lediglich sein eigenes Glück herausfordern. Dies ist Dry mir bewusst. BRONZEN wurde geschaffen, um genau das zu sein. Natürlich kann man durch riskante Einsätze den Gegner reizen und aus der Reserve locken, letztendlich wird man aber ganz bestimmt keine Kopfschmerzen von dem Spiel bekommen. Es geht um Glück.
Dry und mir war damals wichtig, dass wir uns beim Spielen unterhalten konnten. Wir spielten BRONZEN am Strand, im Zimmer und beim Fernsehgucken. Gerade für Letzteres ist es besonders gut geeignet. Ist man von einem Film / einer Sendung gelangweilt, will ihn / sie jetzt aber auch nicht unbedingt abschalten, kramt man einfach ein paar Karten hervor und BRONZT beim gucken. Ursprünglich spielten wir BRONZEN auch ohne Chips. Man konnte jederzeit bis zu dreimal doublen. Man bekam auch keine Punkte. Es verlor, wer keine Karten mehr hatte und fertig.
Letztendlich habe ich diese Regelübersicht eher für Dry und mich aufgeschrieben als für ein großes Publikum. BRONZEN wird ganz bestimmt nicht das neue Trendkartenspiel, für das dann ehemalige Tennisspieler böse in die Kamera gucken. Es war einfach mal wieder an der Zeit, die Regeln aufzuschreiben. Und der Genürsel-Begriff “Spielkarten” passte irgendwie. Außerdem befindet sich Dry in genau diesem Moment erneut in Portugal. In genau dem gleichen Haus wie wir im Jahre 2002. Nur leider ohne mich. Dafür mit einem ähnlich coolen Menschen. Jedenfalls musste ich durch seinen momentanen Urlaub in letzter Zeit häufig an unsere Tage in Portugal denken. Und an das BRONZEN.
Vermutlich muss ich die Regeln nach unserem nächsten Treffen wieder umschreiben, aber letztendlich ist das ja auch der Sinn dieses Spiels. BRONZEN ist unser Spiel. BRONZEN ist niemals fertig und niemals perfekt. Aber nach einer halben Stunde Spielzeit zu sagen “Lass uns mal eine vierte Chipsorte einbauen, mit der man irgendetwas anderes machen kann.”, dies dann umzusetzen und mehrere Stunden lang an dieser neuen Regel feilen, bis man dann merkt, dass der Tag rum ist, ist unbezahlbar.
Vielleicht habe ich euch mit diesem Text ja sogar dazu motiviert, auch mal ein eigenes Kartenspiel zu erfinden. Das Wichtigste ist, dass man nicht gleich zu viel will. Vergesst nicht, dass BRONZEN aus “Pracherche” entstand. Fangt einfach an. Ändert eine Regel. Passt das Spiel daraufhin an. Wenn ihr dabei genauso viel Spaß habt wie Dry und ich, dann habt ihr irgendwann euer ganz persönliches Spiel entwickelt, das vielleicht nur euch Spaß macht, aber auch gar nicht mehr können muss.