Ein Lüdenscheider in Frankfurt – #1 – Das Wetter

Womit beginnt man einen Vergleichstext zwischen Lüdenscheid und Frankfurt? Richtig. Mit dem Thema, das die Lüdenscheider Gedankenwelt jeden Tag beschäftigt und über das die Bewohner immer wieder gerne klagend berichten: Das Wetter.

Um kurz und treffend zu beschreiben, worin hier der größte Unterschied zwischen den beiden Städten besteht, möchte ich eine kleine Anekdote aus der Zeit meines Umzugs zum Besten geben.

Als der mit Möbeln bepackte Umzugswagen meine neue Heimat erreichte, wurden mein Vater und ich von meiner zukünftigen Vermieterin begrüßt. Man kam miteinander ins Gespräch und unterhielt sich über letzte Formalitäten. Als alles geklärt war, stellte mein Vater noch eine abschließende Frage. Er wollte wissen, wie das im Winter mit der Schneebeseitigung im Hof ablaufen würde.

Selten sah ich einen verdutzteren Blick, als den meiner Vermieterin in diesem Augenblick. Sie meinte nur, dass man sich in Frankfurt darüber keine Gedanken machen müsse. Sollte mal ein wenig Schnee im Winter liegen bleiben, würde man einfach ein bisschen Salz streuen. Damit hatte sich das Thema für sie erledigt.

Das muss man sich als Lüdenscheider einmal vorstellen. Es schneit und alles, was man braucht, ist ein wenig Salz. Meine vom allwinterlichen Muskelkater gepeinigten Arme machten Freudensprünge ob der bevorstehenden Winterurlaube und auch mein Vater plante gedanklich bereits die Anschaffung einer Winterwohnung in Frankfurt.

Und tatsächlich. Bisher begegnete ich noch keiner freiräumwürdigen Schneeansammlung in Frankfurt. Es gab zwar den einen oder anderen Schneefall, doch regte dieser Anblick in einem gebürtigen Lüdenscheider eher die Lach- als die Schaufelmuskulatur an.

Grundsätzlich kann man folgende Wetterregel aufstellen:

Schnee in Lüdenscheid: Regen in Frankfurt.

Regen in Lüdenscheid: Sonne in Frankfurt.

Sonne in Lüdenscheid: Noch mehr Sonne in Frankfurt.

Diese Umstellung hat für Lüdenscheider einen großen Vorteil: Verkriechen sich Frankfurter aufgrund miesen Wetters in ihren Wohnungen, genießt der abgehärtete Lüdenscheider mit offener Jacke herumschlendernd die leere Innenstadt. Und beginnt es plötzlich doch einmal zu regnen, fühlt sich der Lüdenscheider wie zu Hause und belächelt die panisch umher rennenden und sich irgendwo unterstellenden Menschenmassen. Man ist ja aus Lüdenscheid. Und nicht aus Zucker.

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