Da ich meine Freizeit gern in abgedunkelten Räumen vor erhellten Bildschirmen verbringe, laufen mir in regelmäßigen Abständen diverse Filme über den Weg. Gerne würde ich über jeden von ihnen vereinzelte Rezensionen schreiben, leider macht das nicht nur sehr viel Arbeit, sondern mittlerweile einfach jeder. Darum gehe ich anders an die Sache heran. Ich nehme mir die zwölf letzten Filme vor, die ich gesehen habe und verpacke sie in einen einzigen Text. Ohne ihre Titel zu nennen.
Dabei entsteht ein chaotischer Mix aus Informationen, Nebensächlichkeiten und Meinungen. Erst zum Schluss wird dann kurz aufgelistet, welche Filme in welcher Reihenfolge erwähnt wurden. Wenn ich einen Film kurz hintereinander mehrmals gesehen habe, kann er auch wiederholt angesprochen werden. Es geht eben einfach um die letzten zwölf gesehenen Filme meines Lebens. Wer beim Lesen raten möchte, worum es gerade geht, darf dies selbstverständlich gerne tun.
Zu Beginn kann ich nur wenig erkennen. Alles um mich herum ist in tiefen Nebel gehüllt. Nur hier und da sind vereinzelte Geräusche zu hören. Ansonsten ist alles still. Ein paar in einem Supermarkt eingeschlossene Menschen müssen sich, genauso wie ich, erst einmal orientieren. Was ist passiert? Was ist das für ein Nebel? Und was befindet sich in ihm? Zumindest die letzte Frage wird schnell beantwortet als ein paar Tentakel, Riesenmücken und -spinnen alles angreifen, was sich bewegt. Keine angenehme Situation.
Aber auch abseits dieser unheimlichen Wesen geht es alles andere als friedlich zu. Menschen sind ja bekannt dafür, in Extremsituationen ein wenig durchzudrehen und wie so etwas aussehen kann, wird hier auf eindrucksvolle Weise präsentiert. Zwischenzeitig rückt die Bedrohung außerhalb des Supermarkts schon fast in den Hintergrund. Aber bevor man sie komplett vergisst, macht sie sich dann doch wieder bemerkbar und schafft so den Spagat zwischen Drama und Horror. Das unglaublich gute und eindrucksvolle Finale hat dann letztendlich dafür gesorgt, dass ich die hier gesehenen Ereignisse zu den atmosphärischsten Horrorfilmen zähle, die mir bisher untergekommen sind. Leider sind die Effekte ein wenig zu offensichtlich dem Computer entsprungen.
Und eigentlich bin ich ja ein Freund der guten alten Handarbeit. Wobei diese Arbeit eigentlich niemals wirklich alt wird. Vor allem nicht, wenn sich wahre Meister an ihr versuchen. Da können draußen auch gefährliche Minusgrade herrschen, einem wird trotzdem warm ums Herz. Ganz besonders, da eine abgelegene Forschungsstation im tiefen Eis eine vergleichbare Isolation präsentieren kann, wie ein von Nebel umringter Supermarkt.
Jedoch werden die Forscher von etwas anderem bedroht, als ihre einkaufenden Kollegen. Es handelt sich hier um einen Parasiten, der seinen Wirt befällt und zunächst einmal dafür sorgt, dass die ihn umgebenden Menschen gar nicht bemerken, was geschehen ist. Und das sorgt im Labor selbstverständlich für ungemütliche Stimmung. Wer ist befallen? Wer nicht? Wem kann man trauen? Der Konflikt wird sehr gut präsentiert und lässt einen hin und wieder darüber nachdenken, wie man selbst in einer solchen Situation wohl reagieren würde.
Und dann ist da noch der Parasit an sich. Wenn er sich dann doch mal zeigt, kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Er setzt sich aus allen lebendigen Einzelteilen zusammen, die er finden kann. Die Effekte, die einem hier geboten werden, lassen einen trotz der vielen Jahre, die der Film mittlerweile hinter sich hat, noch immer begeistert zurück. Sowas grandioses bekommt man nur selten zu sehen. Leider. Handwerkskunst wie diese hat man zuletzt vielleicht nur noch weiter in der Vergangenheit gesehen. Als Monster noch ruckelten wie für den heimischen PC und dessen Grafikkarte zu anspruchsvolle Spiele.
Aber trotz dieser abgehackten Animationen können Filme, die auf das alte Stilmitter der Stop-And-Go-Animationen zurückgreifen, den Zuschauer unterhalten und beeindrucken. Vor allem, wenn es sich hier um die Interpretation griechischen Mythologien handelt und ein strahlender Held durch die Launen streitender Götter in ein Abenteuer gerät, aus dem er nur schwer mit dem Leben davon kommen kann. Hier bekommt man wirklich alles geboten, was sich ein Monsterfreund erträumen kann. Und das auch noch in unglaublicher Qualität. Wenn man an die Herstellungsmethode dieser Filmtechnik denkt, möchte man sich gar nicht ausmalen, welcher Aufwand hier betrieben wurde.
Doch nicht nur die Technik ist unterhaltsam. Auch die Geschichte weiß einen zu fesseln. Natürlich spielen die Effekte eine etwas übergeordnete Rolle, dennoch wurden sie in eine epische Handlung verstrickt und man ist immer wieder erstaunt auf welche Wesen man nun wieder stoßen darf.
Aber fremde Wesen haben ja schon immer eine große Faszination auf den Zuschauer ausgeübt. Da kann man sich auch ein weiteres Mal in verschneite Regionen bewegen und dennoch mit einer Idee aufwarten, die sich von den vorherigen Ereignissen abhebt. Man muss lediglich ein paar mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestattete Menschen in eine eingeschneite Waldhütte stecken und mit einem fremdartigen, aggressiven Pilz konfrontieren und schon hat man einen Horrorfilm, der ein paar interessante Ideen aufgreift, diese aber leider nicht so überzeugend umsetzt, wie man sich das gewünscht hätte.
Zum einen werden die eben erwähnten Menschen ein wenig platt in die Handlung eingeführt, vor- und dargestellt. Da hätte man sicher etwas Besseres draus machen können. Und vor allem sympathischeres. Jedoch merkt man einfach immer wieder, dass es sich hier um eine Buchverfilmung handelt. Man hat sich sichtlich Mühe gegeben, die unterschiedlichen Gedankengänge und Fähigkeiten filmisch umzusetzen, gelungen ist dies aber leider nicht immer.
Dafür ist der Rest der Geschichte dann aber doch sehr ansehnlich geworden. Der Pilz, die darin lebenden Wesen und ihr schon lange andauernder Konflikt mit der Menschheit waren gut umgesetzt und wurden in dieser Form selten auf den Zuschauer losgelassen. Am Ende ist man etwas zweigeteilt und kann den Film nur schwer einordnen. Da hätte man sicherlich gerne die übersinnlichen Fähigkeiten der Hauptcharaktere zur Hand. Aber wer hätte dies nicht?
Man muss sich das nur einmal vorstellen: Man wacht in einer Lagerhalle auf und kann sich an nichts mehr erinnern. Um einen herum liegen noch andere Menschen. Bewusstlos. Ein paar von ihnen sind gefesselt, einige tot. Und alle kommen nach und nach zu sich und wissen genauso wenig über das Geschehene, wie man selbst. Wer ist der Feind? Wer zählt zu den Guten? Wer ist warum gefesselt? Wen sollte man frei lassen? Wem kann man trauen? Und wer weiß mehr, als er vorgibt zu wissen?
In einer solchen Situation dürfte jeder überfordert sein und sich eben erwähnte Fähigkeiten wünschen. Zum Glück trifft die Überforderung aber nicht auf den Regisseur dieses Kammerspiels zu. Er hat den Überblick behalten, alles realistisch umgesetzt und präsentiert einen sehr spannenden Film, der viele Wendungen zu bieten hat, die aber alles andere als erzwungen und aufgesetzt wirken. Mit wenigen Mitteln viel zu erreichen ist noch immer eine große Kunst.
Es reicht zum Beispiel nicht, bestimmte Sachen einfach plump nicht zu zeigen. Vor allem, wenn es sich dabei um einen Hauptdarsteller handelt, den man den gesamten Film über nicht zu Gesicht bekommt, weil er aus wissenschaftlichen Gründen unsichtbar ist. Dies mag ja funktionieren, wenn um diese Tatsache eine spannende Geschichte gesponnen wird, wenn der Film jedoch nur hergestellt wurde, um Szenen mit Unsichtbaren zu zeigen, kann man sich das Ansehen auch eigentlich sparen. Alles wirkt vorhersehbar. Auch das Finale. Dass dieses im Regen spielen wird, verrät schließlich schon das Filmplakat. Leider verrät es nichts über die nicht gerade überzeugende Umsetzung.
Dabei kann man um die Thematik “Wasser” viel imposantere Dinge erschaffen. Zum Beispiel ein gigantisches Kreuzfahrtschiff, das einfach mal von einer großen Welle umgedreht wird. Das muss man sich einmal vorstellen. Ist ein Eisberg da jetzt angenehmer? Ich weiß es nicht. Die betroffenen Personen haben aber auch anderes Sorgen, als sich darüber Gedanken zu machen. Sie müssen sich nämlich in den unteren Teil des Schiffes hochkämpfen. Das klingt jetzt verdrehter, als es eigentlich ist. Denn im Grunde handelt es sich hier um einen typischen Katastrophenfilm, der jedoch niemals davor scheut, dem Zuschauer das enorme in ihn hineingeflossene Budget um die Ohren zu hauen. Alles sieht sehr imposant aus und vieles hat man so sicherlich noch nie gesehen. Dennoch bleibt am Ende lediglich ein Katastrophenfilm zurück. Nicht mehr und nicht weniger. Aber das hat man ja bereits geahnt, wenn man die Zeichen der Vorabbilder und -texte richtig gedeutet hat.
Aber nicht jeder ist gut im Deuten. Vor allem, wenn es sich um Zeichen in Form von biblischen Katastrophen handelt. Schließlich glaubt einem heutzutage niemand mehr, wenn man von Gottes Armageddon redet. Da kann man auch das eigene Kind für den Untergang der Menschheit verantwortlich machen, trotzdem hört einem niemand zu. Bis auf einen merkwürdigen neuen Mieter zumindest. Aber der scheint auch irgendwie für das ganze Schlamassel verantwortlich zu sein.
Die Geschichte um die Zeichen und die darin involvierten Personen wird mit einer Ruhe erzählt, die nur hier und da durch Katastrophenszenen aufgelockert wird. Leider sind viele der finalen Ereignisse zu vorhersehbar, als dass man überrascht wäre. Dafür ist aber alles Andere auf einem qualitativ hohen Niveau und weiß zu unterhalten. Man wollte es eben nicht übertreiben und konzentrierte sich auf das Wesentliche.
Das schafft wiederum nicht jeder. Manche Regisseure scheinen aus jedem Film das bombastischste herausholen zu wollen, was mit dem zur Verfügung stehenden Budget möglich ist. Leider ignoriert man dabei gerne mal die Geschichte und pumpt jede Szene mit Effekten und Monstern voll, um den Effekthungrigen Zuschauer zu befriedigen. Dass dieser hin und wieder aber doch ein wenig Logik sehen möchte, scheint man gerne zu vergessen.
Und so kämpft ein Schlapphutträger mit One-Linern bewaffnet und einer Pornotussi an seiner Seite gegen Dracula, Vampire, Werwölfe, Frankensteins Monster und vielen andere Wesen aus dem Horrorgenre, die zu einer einzigen Unlogikcomputerpampe verquirlt und so auf den Zuschauer losgelassen wurden. Zwischenzeitig fühlt man sich wie in einer Tarzanneuinterpretation, wenn sich die Helden minutenlang von Turm zu Turm schwingen und dabei die Architektur der Gebäude oder gar physikalische Gesetzte vollkommen außer Acht lassen. Man fragt sich immer wieder, ob sowas überhaupt sein muss. Oder wer sowas ernsthaft sehen will.
Man muss es mit den unterschiedlichen Monstern ja nicht immer gleich übertreiben. Eine einzige Art reicht doch, wenn man diese dafür richtig ausarbeitet und so darstellt, dass man sie schon fast als realistisch bezeichnen könnte. Hier und da lässt man ein paar Biologen Fähigkeiten dieser in U-Bahn-Schächten hausenden Rieseninsekten ausplappern und schon ist ein stimmiger Horrorfilm entstanden. Zwar bedient man sich auch hier hin und wieder an Computerkreaturen, dazwischen bekommt man aber auch wieder Handarbeit zu sehen und alles wirkt insgesamt sehr stimmig, was besonders am ausgearbeiteten Kreaturendesign liegt.
Dass man bei Monsterfilmen wirklich Wert auf die Monster legen sollte, wird aber komischerweise oft vergessen. Hoffentlich hat das Vergessen keine gesundheitlichen Gründe. Alzheimer zum Beispiel. Daran erkranken ja viele Menschen und es gibt einfach kein richtiges Heilmittel. Zumindest bis jetzt nicht. Denn ein primitiver Menschenstamm tief in irgendeinem Urwald scheint etwas gegen diese Krankheit gefunden zu haben. Eine Art Pulver, das sie während Lagerfeuerfeten gerne mal inhalieren.
Mit diesem Pulver kommt plötzlich ein ahnungsloser Mann in Kontakt, der sich von nun an mit merkwürdigen Visionen konfrontiert sieht. Er begegnet dabei einem Kindesentführer und beobachtet diesen bei dessen Taten. Sind das alles Wahnträume, die durch die schädliche Wirkung des Pulvers auf das menschliche Gehirn ausgelöst werden? Oder sind es wirklich Visionen? Dieser Frage geht die Hauptperson nach und dringt so immer tiefer in eine Geschichte ein, die mit seiner eigenen Vergangenheit verwurzelt zu sein scheint. Der Zuschauer schaut interessiert zu und rätselt fleißig mit, wie das Ganze wohl enden wird. Man hat sich viel Mühe gegeben, die Charaktere gut ausgearbeitet und bietet somit einen empfehlenswerten mysteriös angehauchten Serienkillerfilm, der aber nicht ganz die Klasse seiner großen Vorbilder erreicht.
Aber es ist auch schwer, eigene Vorbilder zu übertrumpfen. Vor allem, wenn es um Vorbilder aus dem Bereich der Verbrechensbekämpfung geht. Wenn man dabei auch noch ein rotes Kostüm mit kleinen Hörnchen auf der Stirn trägt und blind ist, hat man alles andere als eine leichte Zeit. Aber unser Held hat es sich ja selbst ausgesucht. Er möchte die bösen Buben bekämpfen und greift dabei nicht gerade auf sanfte Methoden zurück.
Leider ist das Interessanteste an dem Film die Fortbewegung des Helden, die aufgrund seiner Blindheit etwas anders ausfällt, als bei normalen Vertretern seiner Gattung. Alles andere ist lediglich Standardkost, die zwar unterhalten, aber noch lange nicht beeindrucken kann. Der Film geht definitiv zwischen seinen Genrekollegen unter und schafft es somit gerade einmal in den Bereich der seichten Abendunterhaltung mit netten, manchmal aber auch viel zu übertriebenen beziehungsweise schlechten Effekten.
Und von diesen habe ich jetzt genug. Das soll es erst einmal wieder gewesen sein. Was mir wohl als nächstes über den Weg laufen wird? Ich bin wie immer gespannt.
Filmliste (Filmnummer – Jahr, Titel, gesehen am)
0013-2010, Der Nebel, 16.01.2010
0014-2010, Das Ding aus einer anderen Welt, 17.01.2010
0015-2010, Kampf der Titanen, 19.01.2010
0016-2010, Dreamcatcher, 23.01.2010
0017-2010, Unknown, 24.01.2010
0018-2010, Hollow Man 2, 24.01.2010
0019-2010, Poseidon, 24.01.2010
0020-2010, Das siebte Zeichen, 27.01.2010
0021-2010, Van Helsing, 28.01.2010
0022-2010, Mimic, 30.01.2010
0023-2010, Memory: Wenn Gedanken töten, 30.01.2010
0024-2010, Daredevil, 31.01.2010