Das chaotische Filmdutzend – #1

Da ich meine Freizeit gern in abgedunkelten Räumen vor erhellten Bildschirmen verbringe, laufen mir in regelmäßigen Abständen diverse Filme über den Weg. Gerne würde ich über jeden von ihnen vereinzelte Rezensionen schreiben, leider macht das nicht nur sehr viel Arbeit, sondern mittlerweile einfach jeder. Darum gehe ich anders an die Sache heran. Ich nehme mir die zwölf letzten Filme vor, die ich gesehen habe und verpacke sie in einen einzigen Text. Ohne ihre Titel zu nennen.

Dabei entsteht ein chaotischer Mix aus Informationen, Nebensächlichkeiten und Meinungen. Erst zum Schluss wird dann kurz aufgelistet, welche Filme in welcher Reihenfolge erwähnt wurden. Wenn ich einen Film kurz hintereinander mehrmals gesehen habe, kann er auch wiederholt angesprochen werden. Es geht eben einfach um die letzten zwölf gesehenen Filme meines Lebens. Wer beim Lesen raten möchte, worum es gerade geht, darf dies selbstverständlich gerne tun.

Ich habe in meinem Leben schon viel gesehen. Aber noch nie vereint in einem einzigen Film. Sieht man zunächst noch einen leicht bekleideten, dafür stark grinsenden Neandertaler mit einer Axt bestückt durch ein Gebirge pirschen und Dinosaurier verprügeln, steht man plötzlich blau gefärbten und böse dreinschauenden Höhlenmenschen gegenüber, die unserem Helden namens “Yor” die kurz zuvor gefundene Frau stehlen und in ihre Höhle zerren. Um sie zu rettet nutzt “Yor” nicht nur einen frisch geschossenen und dabei erstarrten Urzeitvogel als Gleitschirm, sondern zudem einen schwitzenden alten Mann mit Bogen und Pilzsucht als Rückendeckung.

Wer nach diesen ersten Szenen glaubt, alles gesehen zu haben, hat sich in seiner Karriere als Filmeinschätzer wohl noch nie so getäuscht. Oder das Filmplakat nicht gesehen. Nach den Höhlenmenschen treibt es unseren Helden nicht nur in die Wüste und zu einem Strandvolk, nein, er schwimmt, nachdem er sie alle ausgerottet hat, sogar noch zu einer Insel auf der Cyborgs leben und ein böser Imperator die Weltherrschaft an sich reißen möchte. Man fühlt sich ein wenig wie Conan auf dem Todesstern und fragt sich, ob der Film nicht die verloren geglaubte Überleitung von “Krieg der Sterne” zu “Zurück in die Zukunft” darstellt.

Noch nie habe ich so etwas erlebt. Ein Held, der rücksichtlos und völkermordend die sich in seinem Besitz befindenden Frauen verteidigt, dabei von lauter Hintergrundmusik, die ihn immer wieder als “the man” bezeichnet, zu weiteren Taten angepeitscht wird und währenddessen grinst, als würde er ebendiese Musik tatsächlich hören. Und dann ist da auch noch diese Vermischung von Genres, die eigentlich so gar nicht zusammenpassen wollen. Aber der Film ist wie ein Monster. Ein Monster, das alle Genres der Filmgeschichte findet, tötet, zerfetzt und mit seinem eigenen Körper verbindet, um so zu einer perfekten Tötungsmaschine zu werden.

Und dieses Monster ist gerade erst auf der Erde eingetroffen. Leider weiß niemand so genau, wo es jetzt eigentlich hergekommen ist. Solche Details müssen aber auch nicht unbedingt genannt werden. Sind schließlich nur unwichtiger Informationsballast, der das Filmtempo verringert. Viel wichtiger ist, dass es den Besitzer einer Tankstelle angefallen und übernommen hat, in der ein Pärchen und zwei dieses Pärchen kidnappende Verbrecher kurze Zeit später eine Tankpause einlegen wollen. Natürlich reagieren sie höchst unerfreut, als sich herausstellt, dass ihr neuer Freund ein parasitenähnliches Wesen ist, das Menschen und anderes Getier anfällt, zerstückelt und die daraus entstandenen Kleinteile zu einem großen Ganzen zusammensetzt.

Die Art und Weise wie dies geschieht und wie sich das Resultat dann letztendlich bewegt ist sehr beeindruckend, leider aber auch recht verwackelt anzusehen. Verfluchte Kameratechnik. Dennoch ist es schön, noch einmal echte Handarbeit zu sehen, die von der Art der Präsentation und dem Monsterdesign gut mit John Carpenters “Das Ding” zu vergleichen ist. Es wird wieder einmal bewiesen, dass ein gutes Monster einen ansonsten eher durchschnittlichen Film deutlich aufwerten kann.

Nur schade, dass man wirklich gar nichts über des Monsters Ursprung erfährt. Kam es vielleicht aus dem Weltall? Dort ist schließlich immer etwas los. Da tauchen zum Beispiel gerne mal ein paar Romulaner auf und verteilen Raketen in der Galaxis, um allen ihre schlechte Laune auf die Nase zu binden. Glücklicherweise gibt es da aber ein paar Jungspunde, die frisch der Akademie entsprungen auf ihrer ersten Mission beweisen dürfen, dass sie mehr Ahnung vom Krieg haben, als die alteingesessenen Vakuumveteranen höherer Rangordnung.

Ich kann mir nicht helfen, aber ein Großteil der Besatzungsmitglieder kommt mir bekannt vor. Nur hatte ich die Leute älter in Erinnerung. Dennoch stimmen die wichtigsten Charaktermerkmale der Alten und Jungen zu sehr überein, als dass es sich hier um einen Zufall handeln könnte. Vielleicht habe ich es ja mit einem Zeitreisefilm zu tun. Kommt schließlich häufiger vor. Aber wenigstens ist dieser hier gut gemacht und bringt eine für Geschichtslaien wie mich plausible Begründung vor, warum plötzlich alles wieder von vorne beginnt.

Aber auch auf der Erde beginnt vieles wieder von vorne, beziehungsweise wiederholt sich. Nur dass ich die Leute hier eher jünger in Erinnerung hatte. Und muskulöser. Also nicht, dass der Mann mir gegenüber nicht muskulös ist. Er hat nur in seinen Verhältnissen ein wenig nachgelassen. Aber halb so schlimm. Schließlich ist er vom Charakter her immer noch der Alte. Warum reden, wenn man auch schießen kann? Wobei er zweitem zu Beginn auch eher ablehnend gegenüber steht. Er will doch nur seine Ruhe haben. Aber diese Gläubigen heutzutage geben einfach keine Ruhe. Fahren in abgelegene Dörfer, nur um sich erschießen oder fangen zu lassen. Und dann muss unser Schießverweigerer doch wieder in Aktion treten, zur Waffe greifen und zeigen, dass er es noch nicht verlernt hat, das Töten.

Und das hat er definitiv nicht. Eher hat er dazu gelernt. Vor allem was die Produktion menschlicher Einzelteile und Blutfontänen angeht. Was hier abgefeiert wird, stellt manchen sich selbst als “Splattergranate” bezeichnenden Film in den Schatten. Man weiß nie so recht, ob das Gesehene jetzt übertriebene Verherrlichung oder doch Realismus darstellt. Hier wird nämlich mit verdammt großer Munition geschossen und dessen Reaktion mit weichem Menschenfleisch stelle ich mir schon so vor, wie es hier gezeigt wird.

Leider hat der Film neben stetigen Abtrennungen nur wenig Abwechslung zu bieten. Der Humor, der in den Vorgängern immer mal kurz auftauchte, um die Stimmung etwas aufzuheitern, hat sich diesen Film über offensichtlich frei genommen, wodurch alles ein wenig zu ernst rüber kommt. Und auch das Finale konnte mich nicht so recht überzeugen, da ihm die Dramatik fehlte. Aber vielleicht war die ja mit dem Humor zusammen im Urlaub. Asien soll ja gerade sehr schön sein.

Besonders die beinfrei bekleideten Schulmädchen mit riesigen Maschinengewehren als Armprothesen werden in Reiseführern gerne beworben. Doch nicht nur die Damenwelt kann Touristen unterhalten. Auch die Speisekarte, die frittierte Unterarme, vollgebrochene Kopfsuppe und den Klassiker Fingersushi anbietet, sorgt für einen angenehmen Aufenthalt. Am Abend wird einem dann entweder ein Entspannungsblutbad oder ein Ausflug zum Tempel der Super-Trauer-Gang angeboten. Volles Programm also, das einen definitiv zu unterhalten weiß und einem Dinge zeigt, die man so in wohl keinem Zirkus geboten bekäme.

Aber gut, Zirkusse haben es heutzutage auch nicht leicht. Sie kämpfen um jeden Besucher, scheinen dabei aber zu übersehen, dass die hauseigene Clownsabteilung den Leuten mehr bieten muss, als sinnlos aneinandergereihte, möglichst brutale Metzelszenen. Man kann nicht einfach einen Clown mit einem Beil bestücken und durch Häuser und Lagerhallen rennen und töten lassen. Das mag ja zu Beginn noch ganz witzig sein, irgendwann ist das alles aber auch dem abgehärtetsten Blutfetischisten zu viel. Mittendrin feiert dann auch noch eine Gruppe Jugendlicher einfach mal eine Fete in zufälligerweise genau der Lagerhalle, in der sich unser mordsmotivierte Killerclown niedergelassen hat und wird dann von diesem Stück für Stück zerhackt oder sonst wie vom Leben abgehalten. Spätestens hier ist dem Zuschauer dann auch alles egal und selbst die vollkommen willkürlich eingebaute Zwergenjagdszene kann einen nicht mehr unterhalten. Genauso wenig wie der Rest der Veranstaltung. Hier wollte man eindeutig so viele Menschen wie möglich umbringen. Die Effekte sind wirklich hervorragend geworden, leider ist das Gesamtwerk absolut geschmacklos und nur Mittel zum Zweck. Selten gebe ich Filmen dieser Art ein so vernichtendes Urteil. Hier kann ich aber nicht anders und nehme stattdessen wieder Urlaub. Ich fahre zum zweiten Mal nach Asien. Die Speisekarte war einfach zu gut.

Das Schulmädchen mit der Gewehrhand nimmt mich auch gleich wieder in Empfang und es kommt mir so vor, als sei ich nie weg gewesen. Das Essen ist noch immer sehr gut, leider ist die Stimmung der Leute ebenfalls unverändert äußerst negativ geblieben. Irgendwie ist hier jeder mies drauf und immer auf der Suche nach einem Grund, um wildfremde Menschen aufzumischen. Am liebsten mit Stichwaffen oder einer Gruppe Ninja. Oder Bohr-BHs. Naja. Diese Asiaten. Die lassen sich ja bekanntlich immer etwas einfallen.

Davon kann ich mich an einem anderen Tag auch persönlich überzeugen. Da sehe ich mich nämlich mit einigen Polizisten konfrontiert, die auf der Suche nach Organhändlern sind. Wobei Organhändler eigentlich keine angemessene Bezeichnung darstellt. Viel eher sieht man sich hier Künstlern gegenüber, die Menschen mit Hilfe äußerst interessanten Technologien in Schnecken verwandeln. Oder ihre Beine durch Krokodilmäuler ersetzen. Bei solch überwältigenden Anblicken muss ich mich erst einmal hinsetzen. Leider stellt sich meine Sitzgelegenheit als urinierender Stuhl heraus, weshalb ich jetzt erst einmal neu einkleiden muss.

Aber was sind schon ein paar dreckige Klamotten, wenn man stattdessen in den Genuss einiger der abgedrehtesten Ideen der Filmgeschichte kommen darf? Faustkanonen? Schwertbeine? Blutantrieb? Alles da. Was einem hier geboten wird, stellt alles zuvor Dagewesene in den Schatten. Und das soll nach den bisherigen Erlebnissen schon etwas bedeuten. Ich kann es am Ende auch nicht so recht glauben. Und so begebe ich mich noch einmal zurück in Zukunft, um mich zu vergewissern, dass selbst “the man” hier unterlegen ist.

Und tatsächlich. Zwar wird einem immer noch ein charmanter Genremix aus allem geboten, dennoch merkt man einfach, dass es sich hier ursprünglich um eine TV-Serie handelte, die eigentlich aus vier etwa 50-minütigen Einzelsendungen bestand und lediglich zu einem einzigen Film zusammengeschnitten wurde. Das erklärt auch die episodenhafte Erzählform. Die Gründe für Yors Grinsen habe ich aber immer noch nicht gefunden. Vielleicht hat er auch einfach nur gut gegessen. Bei den vielen seinen Weg pflasternden Opfern könnte er eigentlich ein Fast-Food-Restaurant eröffnen und sich selbstständig machen.

Zu den beliebtesten Fast-Food-Foods zählen ja bekanntlich Hähnchengerichte. Schade nur, wenn der Genuss dieser Gaumenschmäuse durch schlechtgelaunte Großkonzerne getrübt wird, die sich nicht für die Gehälter ihrer Mitarbeiter interessieren und diese ausbeuten. Da kann man auch schon mal auf die Straße gehen und gegen Einrichtungen dieser Art demonstrieren. Vor allem, wenn sie auf einem alten Indianerfriedhof errichtet wurden.

Da wundert man sich auch nicht, dass das Hühnerfleisch plötzlich übersät ist von grünen Gewürzbläschen und die Frühstückseier schleimig pulsieren. Der Verdacht, dass hier etwas nicht stimmt, erhärtet sich, wenn die ersten Konsumenten als Hühnerzombies verhältnismäßig langsam auf ihre Opfer zugeschlurf kommen.

Dann ist es aber leider schon fast zu spät und man bekommt nicht nur einen unglaublichen Augengaumengenuss geboten, der gut gemachte Ekel- und Monstereffekte auffährt, sondern auch noch herrlich verpackte Kritik an Großkonzernen, Rassismus und ungesundem Essen. Charmante Charaktere geben währenddessen noch hitverdächtige Lieder zum Besten und am Ende wird Nachwuchsregisseuren vorgeführt, wie man mit am Ende der Produktion noch übriggebliebenen Finanzmitteln umzugehen hat. Beide Daumen hoch.

Apropos Daumen: Nur zwei davon hätten einem ganz bestimmten Wissenschaftler wohl nicht gereicht. Dieser ist nämlich gerade dabei, sein Monster zu erwecken. Leider wird er dabei von einer Gruppe Dorfbewohner, angeführt von einem wilden Italiener, alles andere als Unterstützt. Aber zum Glück gibt es da ja noch den dunklen Ritter, der die verfahrene Situation vielleicht noch retten kann. Wobei dieser die seichte Unterhaltung während der gesamten Laufzeit dann doch nicht mehr aufwertet. Irgendwie waren das dann doch alles nur zu viele Daumen um nichts.

Gerettet wären unsere verschütteten Kletterfreunde, die sich eigentlich nur in einer etwa acht Kilometer tiefen und gut komprimierten Höhle volllaufen lassen wollten, dabei aber vom indischen Höhlenführer, dessen Name so klingt wie ein Müdigkeit vertreibendes dunkles Heißgetränk, nicht über die nebenan lagernden Fässer voller Atom und die dadurch entstandenen Rieseninsekten informiert wurden, übrigens auch sehr gerne. Verärgert suchen sie nun den Weg aus unterirdischen Gefängnismauern, klettern dafür immer weiter in die Höhle hinab, nur um dann doch wieder oben rauszukommen. Auf dem Weg verlieren sie ganz nebenbei einige gute Freunde, mit denen sich der Zuschauer dagegen nie so recht anfreunden konnte und irgendwie fühlte man sich am Ende eher von den Logiklöchern des Films unterhalten, als von den unterhaltend geplanten und namensgebenden Insekten. Warum sich Freunde immer streiten müssen ist übrigens nur eine der vielen unbeantworteten Fragen, die sich der Zuschauer am Ende stellt.

Ich stelle mir dagegen die Frage, wo meine Reise als nächstes hingehen wird. Ich bin gespannt. Hoffentlich hat sich bis dahin das Filmchaos in meinem Kopf wieder ein wenig sortiert.

Filmliste (Filmnummer – Jahr, Titel, gesehen am)
001-2010, Einer gegen das Imperium, 01.01.2010
002-2010, Splinter, 01.01.2010
003-2010, Star Trek, 02.01.2010
004-2010, John Rambo, 04.01.2010
005-2010, The Machine Girl, 07.01.2010
006-2010, 100 Tears, 07.01.2010
007-2010, The Machine Girl, 15.01.2010
008-2010, Tokyo Gore Police, 15.01.2010
009-2010, Einer gegen das Imperium, 15.01.2010
010-2010, Poultrygeist, 16.01.2010
011-2010, Frankenthumb, 16.01.2010
012-2010, Centipede, 16.01.2010

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