/// ZiB
Weil wir im Dezember schon geplant hatten, im Januar Bobos Box mit Tierfilmen zu befüllen, erstand spa dieses Machwerk bei einer Wühltisch-Aktion. Wir hatten davon noch nie gehört und rechneten mit lockerer Pferdeunterhaltung für tiervernarrte Kinder. Wie falsch wir doch lagen…
Erst einmal geht es nicht wirklich um Pferde. Nein, tatsächlich nicht. Das Cover, der Titel und das gesamte Marketing wollen einem das zwar vorgaukeln, aber dass die Familie der Protagonistin einen Pferdehof besitzt, ist eigentlich bloß schmückendes Beiwerk. Im Mittelpunkt steht in Wirklichkeit das Drama, das jeden Menschen auf der Insel umgibt. Ich kam am Ende zu dem Schluss, dass dieser Ort verflucht sein muss. Denn aus unerfindlichen Gründen geht es dort jedem schlecht und alle streiten sich, ohne dass jemals eine Besserung eintritt. Das ist vielleicht das zermürbendste an diesem Film – man steht ihn durch und die Handlung bewegt sich in vielerlei Hinsicht nicht vorwärts. Die meisten Konflikte bleiben einfach bestehen bis zum Abspann und wenn man Pech hat erfährt man nicht einmal die ganzen Hintergründe. Das soll vielleicht realistisch sein, aber Spannung kommt nicht auf.
Worum es geht? Da ist die Protagonistin, die Ballett tanzen wollte, aber seit einem Reitunfall, an dem sie ihrer pferdevrrückten Mutter die Schuld gibt, nur noch unterrichten kann. Dann die sture Mutter, die im Gegenzug ihrer Tochter Vorwürfe macht. Der Vater leidet an Demenz, worunter natürlich die ganze Familie leidet. Außerdem hat er Rechnungen nicht bezahlt, weswegen der Hof verkauft werden muss, wenn sie keine Lösung finden. Ein Typ auf der Insel war mal mit der Protagonistin zusammen und der Vater hasst ihn aus irgendwelchen Gründen. Die beiden Brüder hassen sich, weil sie einst die selbe Frau liebten. Diese Frau hat inzwischen den einen Bruder geheiratet, ist aber natürlich immer noch nicht über den anderen hinweg. Ihre Kinder hassen Erwachsene. Ach ja, und eines der Kinder ist natürlich Autist.
Das ist der ganze Film. GZSZ auf dem Rosamunde-Pilcher-Gedächtnis-Hof. Ach ja, es gibt da noch dieses wilde Pferd, das die Mutter vor kurzem gekauft hat. Sie verletzt sich bei einem Sturz von diesem Pferd und kann es deshalb nicht selber zureiten. Also muss die seit Jahren unerfahrene Tochter ran. Daraus hätte man eine klassische Pferdegeschichte spinnen können, in der sie ihre Liebe zu dem Tier entdeckt und sich eine innige Bindung aufbaut. Aber Quark, wer braucht solche romantische Tierfreundgülle? Niemand! Der Gaul soll verkauft werden, um den Hof zu retten! Das ist das einzige Ziel, über das die ganze Zeit geredet wird. Und die anderen Pferde werden gar nicht beachtet. Vielleicht wäre es besser gewesen, statt Pferden Zuchtkürbisse ins Drehbuch zu schreiben, denn was die emotionale Bindung angeht, hätte es keinen Unterschied in diesem Film gemacht. Das muss man sich mal vorstellen, dabei ist der Film im Original sogar nach dem Pferd benannt worden!
Sympathien aufzubauen fällt also schwer. Und einen wirklichen Sinn dahinter, sich dieses billige Familiendrama anzutun, sehe ich auch nicht. Trotz der schönen Landschaft sind nicht einmal die Bilder es wert. Es ist einfach nur gigantische Zeitverschwendung.
/// spa
In ihrer deutlich herauslesenbaren Filmrage hat die gute ZiB vergessen, die Trailershow lobend hervorzuheben. Hier stößt man nämlich auf die eine oder andere Filmperle, in der es laut Trailer ebenfalls um Pferde geht (und darum vermutlich nicht wirklich).
Ansonsten kann ich hier aber nur wiederholen, was meine Vorderfrau von sich gegeben hat. Ich war am Ende nicht so sehr genervt, da ich als Kind von meinen Eltern hin und wieder mit Serien wie “Der Bergdoktor” oder “Forsthaus Falkenau” verwöhnt wurde, die qualitativ auf einer vergleichbaren Ebene spielten. Selbstverständlich war ich genervt von diesem mit kaputten Familienverhältnissen überladenen Film, doch prallte all das eher an mir ab und fiel darauf hin auf den Boden, um anschließend von meinem Hund gefressen und auf den Haufen eines anderen Hundes wieder ausgeschissen zu werden. Das Verdauen von Filmen dieser Art lasse ich mittlerweile ganz geschickt andere übernehmen. Und wenn dabei Formulierungen wie “GZSZ auf dem Rosamunde-Pilcher-Gedächtnis-Hof” herauskommen, bin ich absolut zufrieden mit meiner Lebenseinstellung.