Liebes Tagebuch,
das hat wohl nicht so gut funktioniert. Hatte ich gestern noch gehofft durch meine Traumniederschrift alles zu verarbeiten, erwachte ich heute Morgen schweißgebadet in meinem Bett und nagte am Bein eines Metallstuhls. Aber vielleicht sollte ich von vorne beginnen. Schließlich begann mein gestriger Traum bereits sehr beunruhigend.
Ich erwachte mit Blut bedeckt in meinem Badezimmer. Hätte ich gewusst, dass das ein Traum ist, hätte ich mich sofort aufgeweckt und das mit dem Schlafen auf Morgen verschoben. Aber ich hatte natürlich keine Ahnung. Also lief ich herum. Ja, so kann man das eigentlich gut zusammenfassen. Ich lief herum. Ich ging zur Arbeit, ging Einkaufen, spielte Tennis, besuchte meine Mutter. Eigentlich war alles vollkommen normal. Bis auf die Kleinigkeit mit dem Blut. Aber das war komischerweise gar nicht der zentrale Teil des Traums. Irgendwas musste passiert sein. Das Blut hatte es ja angedeutet. Aber ich schien mich davor drücken zu wollen. Durch Flucht in den Alltag. Deute ich da gerade zu viel in meinen Traum herein? Ich weiß es nicht. Kann aber gut sein. Klingt irgendwie affig.
Durch das viele Gelaufe bekam ich dann irgendwann Hunger. Ich schlenderte also durch ein Einkaufszentrum, bis mir schlecht wurde, ich schwarze Brühe erbrach und starb. Nur, um dann als mein eigener Sohn weiterzuleben. Der ebenfalls Hunger hatte. Leider war dieser nicht mit einem schnellen Gang zur nächsten Frittenbude zu besänftigen. Ich wollte Menschenfleisch. Für ein Ritual. Zumindest erzählte das meine Mutter… also eigentlich Frau… aber ich bin ja jetzt mein Sohn, also bleibe ich bei Mutter. Jedenfalls redete sie die ganze Zeit von einem Ritual, das unbedingt abgehalten werden musste. Warum habe ich leider nie verstanden. Genauso wenig die Rolle zweier Polizisten. Die wollten meiner Familie auf die Spur kommen, stellten sich dabei aber äußerst ungeschickt an. Ich aber auch. Ich wollte Opfer jagen und wurde von einer Gruppe Kinder verprügelt. Schon ein wenig peinlich.
Aus Frust ging ich dann mit meinem Vater in ein verlassenes Haus. Ja, mein Vater lebte mittlerweile wieder. Und ich war ein Mädchen. Mal wieder. Jedenfalls waren wir in diesem Haus, in dem ich plötzlich merkwürdige Geräusche hörte. Als mein Vater der Sache auf den Grund ging, erreicht er dadurch lediglich seine Ermordung. Ich irrte daraufhin gefühlt mehrere Stunden durch das Haus, ohne wirklich zu wissen warum. Mir war nur klar, dass etwas nicht stimmte. Immer wieder erschienen unter mir Textzeilen, die entweder eine Minute später das wiederholten, was ich gesagt hatte oder sogar Sätze zeigten, die ich erst einige Zeit später sagen wollte. Gleichzeitig war irgendetwas mit meinen Ohren nicht in Ordnung, denn immer wieder setzte der Ton meines Traums aus. Extrem verstörend. Wenigstens hatte ich eine Lampe dabei.
Leider halten Lampen bekanntlich nicht sehr lange, wenn man auf sie angewiesen ist und so schaltete sie sich plötzlich einfach ab und ich fand mich mit zwei Freunden auf einem Skilift wieder. Man hatte vergessen, dass wir noch mit ihm fuhren und hatte ihn einfach abgeschaltet. Mitten in der Nacht saßen wir also hoch in der Luft in Eiseskälte fest. Keine angenehme Situation. Ich habe das auch nicht lange ausgehalten. Irgendwann bin ich einfach abgesprungen. Ich hatte gehofft, weich auf der Schneedecke zu landen. Das stellte sich als Irrtum heraus. Die Schneedecke war alles andere als weich. Sie war aus Metall. Genauso wie ich.
Über den nun folgenden Teil des Traums möchte ich eigentlich gar nicht reden. Aber ich muss ja. Du sollst alles erfahren. Ich war also aus Metall. Ein Roboter. Oder Cyborg. Ich war irgendwie noch menschlich. In meinem Inneren. Leider wurde meine menschliche Seite von der mechanischen überrumpelt, was alles andere als angenehm war, denn immer und immer wieder schien ich mit einem Jeep über einen gigantischen Vibrator zu fahren. Alles um mich herum war am wackeln. Ich wusste irgendwann gar nicht mehr, wo oben und unten war. Dazu drang heftiges Gekreische in meine Ohren und mein Körper wurde von extrem starken Bässen durchgeschüttelt. Ich fühlte mich nicht wohl.
Und erschwerend kam dann auch noch dieser Typ dazu, der unbedingt von mir erschossen werden wollte. Dafür reizte er mich, wodurch ich immer metallener wurde. Mehr kann ich aber im Grunde gar nicht sagen. Es wurde einfach zu abstrus und all das Metall machte mich verrückt. Darum wachte ich wohl auch mit dem Stuhlbein im Mund auf.
Wie du siehst, liebes Tagebuch, sind die Träume schlimmer geworden. Ich habe ein wenig Angst vor der nächsten Nacht aber ich sollte mich wohl nicht zu nervös machen. Da heißt es wohl Abwarten und Tee trinken.
Guten Tag,
Dein spa.
…
Notizen des Tagebuchs:
Patient…
- ist Pessimist.
- hat einen sehr unruhigen Schlaf.
- hat einen Metallstuhl neben dem Bett stehen. Nachforschen!
- leidet unter Bewegungsmangel.
- leidet unter einem Mutterkomplex.
- flieht vor Problemen.
- hat eine blühende Fantasie.
- trinkt noch immer zu viel Kaffee.
- isst zu viel Fast-Food.
- hat ein Problem mit Kindern.
- wäre wirklich gerne weiblich.
- leidet unter einem Vaterkomplex.
- hat Probleme bei der Sinneswahrnehmung.
- hat Höhenangst.
- ist sehr Kälteempfindlich.
- steht auf Sexspielzeug.
- ist sehr unruhig.
- hat ein lebhaftes Temperament.
Maßnahmen:
- Den Metallstuhl entfernen.
- Laufrhythmus DS besorgen.
- Klärendes Gespräch mit den Eltern führen.
- Kaffee und Fast-Food absetzen.
- Aushilfsjob in Kindergarten besorgen.
- Bungeejumping.
- Täglich ein kaltes Bad.
- Gutschein für Erotikladen besorgen.
- Jeden Abend einen Beruhigungstee.