The Wrestler

Wrestling. Entweder man liebt es oder man hasst es. Die Rede ist von Ligen wie WWE, TNA oder ROH. Was kann man an diesem Sport auszusetzen haben? Ganz einfach: Nichts ist echt. Zumindest wird das so behauptet.

Oberflächlich betrachtet kann man zunächst nur zustimmen. Natürlich sind viele Aktionen abgesprochen und Wrestler sind im Grunde nur Schauspieler, die ihre vorgeschriebenen Texte und Rollen einem Publikum vorführen. Selbst die Sieger stehen schon vor dem Kampf fest. Doch kann man Wrestling nur darauf reduzieren? Ja, man kann. Sollte man aber nicht.

Der Film “The Wrestler” versucht, ein Licht auf die Wrestlingszene zu werfen, welches einen Teil der Öffentlichkeit erschaudern lassen dürfte. Er zeigt einen Ausschnitt aus dem Leben des in die Jahre gekommenen Profiwrestlers Randy “The Ram” Robinson (Mickey Rourke), der seinen Zenit schon lange überschritten hat, seinen Job aber einfach nicht an den Nagel hängen kann.

“Ram” verdient seinen Lebensunterhalt mittlerweile durch Auftritte in kleinen Amateurligen. Da man auf diese Art nicht reich werden kann, haust er zurückgezogen in einem kleinen Wohnwagen. Doch selbst dafür reicht sein Geld nicht immer und so findet “Ram” seine “Wohnung” regelmäßig vom Platzwart verschlossen vor, weil er die Miete nicht bezahlen konnte und muss dadurch in seinem Auto übernachten.

“Ram” hat weder Freunde, noch Kontakt zu seiner Familie. Das Einzige, was ihm bleibt, sind seine Fans. Zum Beispiel die Kinder, die ebenfalls auf dem Campingplatz wohnen. Für sie bleibt er der große Wrestler, der er einmal war. Die einzige Person, zu der er ansonsten eine Beziehung aufbauen kann, ist Cassidy, eine Stripperin in seiner Stammbar. Für ein paar Dollar hört sie ihm zu und gibt ihm sogar Lebensratschläge. Er fühlt sich zu ihr hingezogen und für sie verantwortlich.

Nach einem “Hardcore”-Match, bei dem mit allerlei Waffen und Gegenständen gekämpft wird, passiert es dann. “Ram” bekommt einen Herzanfall und verliert in der Umkleidekabine sein Bewusstsein. Er überlebt zwar, bekommt vom Arzt aber die Nachricht, dass er seine Wrestlingkarriere an den Nagel hängen sollte. “Rams” Welt bricht über ihm zusammen, schließlich hat er nichts anderes als das Wrestling.

Und so beschließt er, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Er sucht sich einen gewöhnlichen Arbeitsplatz, trifft sich privat mit Cassidy und versucht sogar, wieder Kontakt zu seiner Tochter herzustellen. Diese möchte Anfangs nichts mehr von ihm wissen, gibt ihm dann aber doch noch eine Chance. Mit der Zeit wird aber klar, dass “Ram” nicht für das normale Leben geboren wurde und mit dem neuen Druck und den neuen Aufgaben nicht zurecht kommt.

“The Wrestler” porträtiert das Leben eines Wrestlers, nachdem das Rampenlicht erloschen ist und er den Ring verlassen hat. Der Film zeigt, dass es für einen großen Wrestler nichts wichtigeres gibt, als das Publikum und dessen Reaktionen. Man lebt für seinen Beruf und nimmt gesundheitliche Risiken gerne in Kauf, um die eigenen Anhänger zu unterhalten. Gleichzeitig wird verdeutlicht, dass nicht alles im Ring nur gespielt ist. Nicht jeder Schlag verfehlt sein Ziel und viele Griffe und Würfe tun, auch wenn sie von Experten ausgeführt werden, weh. Professionelle Wrestler wissen lediglich, wie sie mit den eigenen Schmerzen umzugehen haben, um dem Publikum nur das zu zeigen, was es sehen soll.

Neben der Bühne gibt es da aber noch die reale Welt. Und hier wird mit Steroiden, Schmerzmitteln und Drogen gehandelt, als würde man einem kleinen Kind Süßigkeiten verkaufen. Szenen wie diese sind es auch, die den großen Wrestlingligen sicherlich sauer aufstoßen dürften. Hinter dem Rücken der Öffentlichkeit ist aber vermutlich jedem von ihnen klar, dass es ohne diese Wundermitteln bei einigen Wrestlern gar nicht mehr weitergehen würde. Doch solange es keiner mitbekommt, wird es akzeptiert.

Der gesamte Film wird getragen durch die schauspielerische Leistung Mickey Rourkes. Er schafft es, seine Rolle authentisch rüberzubringen und steigert sich so sehr in sie hinein, dass man ihm am Ende zutraut, ein richtiges Wrestlingmatch abhalten zu können. Dafür gab es sogar bereits erste Andeutungen, als sich Mickey Rourke mit dem Wrestler “Chris Jericho” (WWE) einen verbalen Schlagabtausch geliefert hat. Von einem Auftritt beim Großereignis “Wrestle Mania 25” war die Rede. Ob etwas daraus wird, ist aber fraglich.

Ein Beispiel für Mickey Rourkes Einsatz ist das eben erwähnte “Hardcore”-Match. Hier wird eine im Wrestlingbusiness übliche Methode gezeigt, wie sich Wrestler selbst zum Bluten bringen, das sogenannte “bladen”. Man versteckt irgendwo am eigenen Körper eine kleine Rasierklinge, um sich damit im richtigen Moment zum Beispiel die Stirn aufzuritzen. Mickey Rourke hat dies ebenfalls getan. Ohne Kunstblut, ohne Effekte. Um es echt aussehen zu lassen, hat er sich auch wirklich die Stirn aufgeschnitten.

Neben Rourke fällt vor allem Marisa Tomei positiv auf, welche die oben bereits angesprochene Cassidy darstellt. Sie weiß mit ihren Reizen umzugehen, schafft es aber gleichzeitig in den Szenen außerhalb des Stripclubs eine vollkommen andere Persönlichkeit darzustellen. Eine großartige Leistung.

Letztendlich gelingt es “The Wrestler”, ein Thema aufzugreifen, welches man in einem Film dieser Art so noch nie gesehen hat. Und vor allem traut er sich, die Wrestlingszene nicht nur positiv darzustellen, sondern beleuchtet auch deren Schattenseiten. Verstärkt durch Mickey Rourke bekommt der Zuschauer etwas zu sehen, was ihn noch einige Zeit lang beschäftigen wird. Und vielleicht haben ein paar Leute endlich verstanden, dass im Wrestling eben nicht alles nur inszeniert und falsch ist.

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