Es ist an der Zeit, hier mal ein persönliches Problem anzusprechen. Ich habe lange überlegen müssen, ob ich mich damit an die Öffentlichkeit wenden soll, doch mittlerweile sehe ich hierin die einzige Möglichkeit, das alles endlich zu einem Ende zu bringen. Die Polizei weigert sich, mir zu helfen. Mein Problem wird nicht ernst genommen. Der Staat verweigert mir die Hilfe. Darum wende ich mich jetzt an das Internet. Weil das Internet der einzige Ort ist, an dem die Menschen noch hilfsbereit, freundlich und zuvorkommend sind.
Ich habe einen Stalker.
Seit wann? Ich weiß es nicht. Wer weiß schon, wann so etwas anfängt? Meistens beginnt es, bevor man selbst etwas davon mitbekommt. Obwohl man betroffen ist. Ich vermute, dass sich meine Stalker-Geschichte nun schon mindestens ein paar Stunden lang hinzieht. Auf jeden Fall eine Stunde. Aber eher zwei.
Es begann ganz harmlos. Mit einem einfachen Blick aus dem Fenster.
Irgendwie hatte ich damals ein komisches Gefühl. Ein solches Gefühl ist immer schwer zu beschreiben. Meistens hat man damit ja auch Unrecht. Es fühlte sich an wie damals, als ich als Kind vor der Kellertreppe stand, hinunter in die Dunkelheit blickte und mich beobachtet fühlte. Natürlich war das damals kindliche Angst vor der Dunkelheit. Mich erwartete kein Monster und beobachtet wurde ich auch nicht. Mit dem gleichen Gedanken beruhigte ich mich auch dieses mal. Da ist nichts. Mein Gehirn spielt mir nur einen Streich.
Ein paar Minuten später warf ich einen weiteren Blick aus dem Fenster und erschrak.
Ich hatte mir gerade einen Teller Milchschaum zubereitet, um darin zu baden, doch ich ließ ihn schreiend fallen. Der Teller verwandelte sich in einen schäumenden Scherbenhaufen. Aber mir war das egal. Ich griff zum Fotoapparat und schoss ein Kontrollbild.
Ich hatte Recht gehabt. Da saß jemand auf einer Hecke. Regungslos. Und beobachtete mich.
Ich wartete ein paar Minuten ab. Vielleicht handelte es sich ja um ein Missverständnis. Man kennt das: Man wartet auf jemanden, ist in Gedanken versunken und bemerkt dabei nicht, dass man gerade mit einem Fernglas gegenüber in die Wohnung starrt und jemanden beim Umziehen beobachtet. Passiert mir auch ständig. Ich wollte meinem Gegenüber die Chance geben, das Missverständnis aufzuklären.
Zehn Minuten später bot sich mir der gleiche Anblick wie zuvor.
Ich habe Angst. Ich kenne diese Person nicht und ich weiß nicht, was sie von mir will. Ich hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, sie anzusprechen. Sie mit unserem Problem zu konfrontieren. Als ich mir meine Strandschlappen anziehen wollte, bekam ich es jedoch mit der Angst zu tun. Ich trug noch Socken. Wer zieht denn bitte Latschen und Socken zusammen an? Das würde doch die angenehm klingenden Flatschgeräusche unterbinden. Nein, so wollte ich meinem Stalker nicht entgegentreten. Ich wollte nicht auch noch meine Würde verlieren.
So rief ich die Polizei an. Ohne Erfolg.
Und darum wende ich mich an dich, Internet. Kennst du diese Person?
Weißt du, wer das ist? Wie kann ich diese Person erreichen? Handelt es sich hier vielleicht um einen bekannten Triebtäter? Sollte ich mich in den nächsten Wochen besser nicht mehr nach draußen begeben?
Was soll ich nur tun? Ich bin ratlos und verzweifelt.