Es ist Fußball-Europameisterschaft und ich bin traurig. Die Trauer sitzt tief. Oder? Nein, das stimmt so glaube ich gar nicht. Oder? Mal nachdenken. Kann ich traurig sein, obwohl mich Fußball in der Regel emotional so gut wie nie mitnimmt? Normalerweise finde ich Fußball recht langweilig. Nur wenige Spiele können mich begeistern, und ist dies einmal der Fall, dann hat das Gründe, die auch auf Wrestling übertragen werden können: Spannende Geschichten. Der Favorit verliert gegen den klaren Außenseiter. Die unfair spielende Mannschaft gewinnt unverdient gegen den Sympathieträger. Die Mannschaft scheidet aus dem Turnier aus, weil kurz vor Abpfiff der Kapitän ein Eigentor schießt. Geschichten dieser Art sind es, die mich beim Fußball emotional werden lassen. Da sie im Fußball jedoch recht selten sind, verzichte ich darauf, mir jede Woche die Spiele der Bundesliga anzusehen. Ich schalte lediglich alle zwei Jahre zu den großen Turnieren ein, in denen Nationalmannschaften gegeneinander antreten: Den Europa- und Weltmeisterschaften.
Mit dieser Aussage mache ich mich bei den sogenannten richtigen Fußballfans oft unbeliebt. Ich bin einer von denen, die alle zwei Jahre aus den Kellern gekrochen kommen, in denen sie am liebsten über ihre eigene, traurige Existenz lachen, um anschließend den wahren Fans ihren Lieblingssport wegzunehmen. Ich habe keine Ahnung, kenne mich nicht aus, erdreiste mich aber trotzdem, dem Fußball meine Aufmerksamkeit zu schenken. Und nicht nur das: Ich bilde mir währenddessen auch noch eine Meinung und tue diese Kund. Was hat mir gefallen? Was nicht? Trotz meiner klarerweise nicht vorhandenen Ahnung rede ich in dieser Zeit hin und wieder über Fußball. Bevor ich mich jetzt aber weiter dazu äußere, wie albern es ist, sich über Menschen wie mich aufzuregen oder lustig zu machen, und dass man sich damit lediglich wie jemand darstellt, der sich für etwas Besseres hält, was nun wirklich nichts Sympathisches an sich hat, möchte ich dann doch lieber wieder zu meiner Trauer zurückkommen.
Ich schaue mir also die großen Turniere an. Die, in denen Mannschaften Länder repräsentieren und gegeneinander antreten, um zu zeigen, wer von ihnen die Beste ist. Es gibt die deutsche Mannschaft, die italienische Mannschaft, die englische Mannschaft, die ukrainische Mannschaft, die norwegische Mannschaft und viele, viele mehr. Alle treten sie gegeneinander an. Worin das resultiert, sollte klar sein: In Patriotismus. Und hier beginnt sie, meine Trauer.
Vor einigen Jahren fand eines dieser großen Turniere in Deutschland statt. Wann das war und ob es eine Europa- oder Weltmeisterschaft war, könnte ich nachgucken, doch würde das meinen Schreibfluss stoppen, was nichts darstellt, auf das ich gerade Lust habe. Man muss nehmen, was man in dem Moment, in dem man es benötigt, kriegen kann. Das Ganze im Nachhinein nachzugucken ist auch keine Option, da ich dafür Platzhalter in meinen Text einbauen müsste, an die ich mich am Ende dann nicht mehr erinnere. Und wie sähe es denn bitte aus, wenn da plötzlich ein “genauer im Jahr XXXX” den Lesefluss meiner Leser stören würde und sie daran zweifeln ließe, sich mit dem Lesen dieses Textes einen Gefallen getan zu haben. Doch genug von meinen Schreibmethoden.
In dem Jahr, in dem man andauernd Aussagen wie “das Turnier im eigenen Land” auf die eigenen Ohren zufliegen sah, wollte ich das auch einmal ausprobieren, das mit dem Fansein. Als die deutsche Mannschaft aus dem Turnier ausschied und, sah man sich in den Medien um, ganz Deutschland in eine tiefe Trauer stürzen ließ, ging ich am Folgetag in die Frankfurter Innenstadt und kaufte mir für einen Euro eine Deutschlandfahne, um sie an meinem Balkon anzubringen. Als das Turnier vollständig beendet war, ließ ich die Fahne einfach hängen. Teils aus Faulheit, teils aus “wen interessiert schon so eine blöde Fahne”.
Wochen später stand ich mit einem Bekannten auf meinem Balkon und wurde auf die Fahne angesprochen. Warum sie hier hing, wollte der Bekannte wissen. Ich erzählte die Geschichte mit der ausgeschiedenen Mannschaft und dem Schnäppchen und merkte schnell, dass mir das Ganze auf einmal ziemlich unangenehm war. Schon damals hielt ich nichts von Patriotismus und Nationalstolz, doch hatte ich die Fahne ja aus ganz anderen Gründen aufgehängt. Die Fahne stand für die deutsche Nationalmannschaft. Für mein Fandasein. Nicht für Patriotismus. Nicht für Nationalstolz. Oder repräsentierte meine Fahne nicht doch genau das? Als mein Besucher sich auf den Heimweg machte, entfernte ich die Fahne von meinem Balkon und ließ sie von da an in meiner Abstellkammer vergammeln. Bis ich sie dann im Rahmen eines Umzugs in den Müll warf. Zunächst wollte ich die Fahne behalten, um sie als Stofflappen zum Putzen von Heizkörpern zu verwenden, doch setzte ich meinen Putzplan nicht in die Tat um, da sich der Stoff der Fahne nicht zum Putzen eignete. Er konnte Staub und Dreck nicht gut bei sich halten. So wanderte die Fahne in den Mülleimer.
Wäre ich ein Fan des Fußballvereins Borussia Dortmund, bestünde mein Patriotismusproblem nicht. Ich würde mir jederzeit eine Borussia-Dortmund-Fahne auf den Balkon hängen, auch wenn ich mittlerweile gar keinen mehr besitze. Warum? Weil die Fahne eine Mannschaft repräsentiert und keine Region. Ja, selbstverständlich ist der BVB in Dortmund ansässig und bestreitet hier seine Heimspiele, doch würden mich wohl nur sehr wenige Menschen als einen Dortmundpatrioten bezeichnen, sähen sie in meiner Heimat Bad Vilbel meine Beflaggung. Dortmund-Fans findet man in allen Teilen Deutschlands, weil die Menschen Fans der Mannschaft sind. Lokalpatriotismus zählt nicht zu den ersten Dingen, die mir einfallen, wenn ich Menschen mit BVB-Fahne sehe. Ich weiß, dass es die Lokalpatrioten gibt, doch möchte ich gleich einwerfen, dass ich nicht viel von Menschen halte, die lediglich Fan einer Mannschaft sind, nur weil sie in deren Heimatstadt leben. Selbstverständlich ist es nachvollziehbar, als Dortmunder auch Fan des BVBs zu sein, man kommt schließlich oft mit der Mannschaft in Kontakt, baut zu ihr eine Verbindung auf und entwickelt sich so nach und nach zu einem Fan. Geht eine solche Entwicklung für mich in Ordnung? Ein bisschen schon. Der Übergang von “das ist OK” zu “das ist nicht OK” ist fließend. Sagen wir einfach, dass ich in den zehn Jahren, die ich in Frankfurt am Main gelebt habe, nichts anstrengender fand, als den ewigen und für mich nicht nachvollziehbaren Konflikt zwischen Frankfurt und Offenbach. Ein Fan der Eintracht Frankfurt bin ich nie geworden, was bei vielen Frankfurtern für erstaunte Blicke sorgte, wenn sie mit einem “Mensch, was haben unsere Jungs da nur wieder fabriziert?” auf mich zukamen und ich zunächst einmal verunsichert fragen musste, von was für mir zugehörige Jungs hier die Rede war und ob ich irgendwie dazu verpflichtet war, als sie nicht kennender Vater für ihren Unterhalt aufzukommen.
Kommen wir zurück zur deutschen Nationalmannschaft. Deren Fahne hat ein Problem. Sie steht nicht nur für eine Mannschaft, sondern für ein ganzes Land. Nun steht aber nicht ein ganzes Land auf dem Fußballplatz, sondern lediglich ein paar Menschen, die gut in der Sportart sind, in der gerade eine Europameisterschaft abgehalten wird. Fußball ist in Deutschland ziemlich beliebt, doch ist das absoluter Zufall. Es hätte auch anders kommen können. Fußball ist nicht besser als andere Sportarten. Er ist anders als sie, aber nicht besser. Ich interessiere mich nicht für Fußball und nur, weil es ein Großteil der Deutschen tut, muss ich diesem Großteil nicht hinterherlaufen. Ich beschwere mich nicht über die Beliebtheit, hin und wieder schüttele ich jedoch den Kopf. Vor allem, wenn das Wörtchen “wir” verwendet wird. “Wir” haben gewonnen. “Wir” haben gut gespielt. Ich gewinne nicht. Ich verliere nicht. Ich stehe nicht auf dem Platz. Ich bin nicht dabei. Ich habe nichts mit den Erfolgen und Misserfolgen einer Fußballmannschaft zu tun. Auch, wenn das gerne behauptet wird. Da sagen die Fußballspieler dann: “Ohne die Zuschauer in Deutschland, die Energie, den Zusammenhalt würden wir das hier nicht schaffen.” Während vielen hier nun die Emotionen aus den Augen gesuppt kommen, denke ich mir: “Ja, muss der Spieler ja sagen.” Wenn keiner mehr zuguckt, verdient keiner mehr Geld am Sport, wodurch es dem Fußball in Deutschland schon bald sehr schlecht gehen würde. “Ist mir doch egal, ob sich da hunderte Kilometer von mir entfernt irgendein Patriot ein Fähnchen an die Fensterscheibe gehängt hat.” würde wohl kein Spieler von sich geben. Und ein bisschen motiviert es ja doch, zu wissen, dass man unzählige Menschen anfeuernd hinter sich stehen hat. Außer, man verliert. Dann verliert man trotz der vielen Anhänger. Wie auch immer. Ich habe niemanden darum gebeten, das Land, in dem ich lebe, in einem Fußballturnier repräsentiert zu sehen.
Ich habe nach DFB-Fahnen gesucht und im offiziellen Fanshop keine einzige gefunden, die auf die Farben Schwarz, Rot und Gold verzichtet. Das Logo des DFBs besteht aus den Farben Grün und Weiß. Ich mag Grün. Eine grün-weiße Fahne wäre tatsächlich etwas, was ich ohne Bedenken schwenken würde, wenn ich an Fußball und Stadionbesuchen interessiert wäre.
Eine BVB-Fahne verliert auch in Zeiten der Sommer- oder Winterpause nicht ihre Bedeutung. Sie ändert sie auch nicht. Dies träfe auch auf die von mir erwähnte DFB-Fahne zu. Sie repräsentierte eine Mannschaft, die alle zwei Jahre an großen, internationalen Turnieren teilnimmt, um für den DFB das Turnier zu gewinnen. Für den DFB, nicht für “uns”, nicht für mich. Das DFB-Team ist eine Mannschaft, die aus Spielern unterschiedlicher Teams zusammengestellt wird. Konkurrenten werden plötzlich zu Teamkollegen, ein Prinzip, das ich ziemlich interessant und spannend finde. Wie beim Wrestling, wo einfach mal zwei Menschen, die sich in der Woche zuvor noch mit Klappstühlen auf die Nase hauten, plötzlich ein Team bilden müssen, weil irgendjemand gesagt hat, sie sollten das tun. Fußball hat übrigens das Problem, Fußball zu sein. Alle zwei Jahre kann ich mir das hin und wieder mal ansehen, mehr ist aber leider nicht drin. Dafür finden viel zu wenig Spiele in Stahlkäfigen statt.
Wenn ich sehe, wie vor dem Anpfiff die Nationalhymnen gespielt werden und erwachsene Menschen allen Ernstes ihre Hände auf ihre linke Brust legen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Nein, mir geht es hier nicht ausschließlich um die grausame deutsche Vergangenheit. Es geht mir ganz allgemein um Nationalstolz, der mich anwidert. Nationalstolz hat nichts Positives an sich und stellt nichts dar, das ich ausüben möchte. Ich sehne eine Welt herbei, in der es keine Länder mehr gibt, sondern nur noch eine einzige, vereinte Welt. Weil das hier jetzt aber gerade ein kleines bisschen zu sehr ausartet, komme ich schnell wieder zurück zum Fußball. Wäre es nicht toll, wenn sich jede Mannschaft ein eigenes Lied aussuchen dürfte, das vor dem Spiel abgespielt wird? Ich will die DFB-Elf aufgereiht und mit Hand auf dem Herzen auf dem Platz stehen sehen, während im Hintergrund das Lied “Kleiner Satellit” der Künstlerin Blümchen läuft, das übrigens den wunderbaren und in Klammern präsentierten Untertitel “(Piep, Piep)” trägt. Auch hier kann ich nur erneut auf Wrestling zu sprechen kommen, wo jeder Wrestler seine eigene Einzugsmusik hat, die abgespielt wird, während er auf den Ring zugelaufen kommt. Auch für Menschen, die nur ans Geld und Marketing denken, könnte das Ganze interessant sein, könnte man doch alle zwei Jahre eine Sendung wie “Deutschland sucht die Superhymne” inszenieren.
Als während des aktuell laufenden Turniers ein Außenseiter nach einem spannenden Spiel gegen einen der Turnierfavoriten ausschied, hörte ich den Kommentator tatsächlich etwas sagen, was grob wiedergegeben so klang: “Die Spieler können erhobenen Hauptes in ihr Land zurückkehren. Ihr Land kann stolz auf diese Mannschaft sein, denn sie hat ihr Land vorbildlich bei diesem Turnier repräsentiert.” Ich habe in den letzten Jahren nie das Gefühl gehabt, stolz auf eine Mannschaft sein zu müssen, weil sie mich positiv während einer Sportveranstaltung repräsentiert hat. Die Mannschaft des DFBs repräsentiert nicht die Deutschen. Sie steht nicht für Deutschland. Das tun auch die deutschen Skispringer, Boxer, Handballer und Marathonläufer nicht. Die Mannschaft des DFBs repräsentiert den in Deutschland ansässigen DFB. Nicht mich. Nur der DFB kann stolz auf seine Mannschaft sein, hat er sie doch zusammengestellt und trainiert.
Natürlich könnte theoretisch auch ich stolz auf die Mannschaft des DFBs sein. Zum Beispiel weil ich finde, dass sie gut gekämpft und gut gespielt hat. Dass sie über sich hinausgewachsen ist. Wer aus diesem Grund stolz sein möchte, darf das gerne sein. Man kann schließlich auch stolz auf den BVB sein. Das hat etwas mit einer emotionalen Bindung zu einem Verein zu tun, die ich nur schwer zu Menschen herstellen kann, die ich nicht persönlich kenne.
Zurück zur Fahne: Hänge ich während der EM oder WM eine Deutschlandfahne in mein Fenster, würden wohl die meisten davon ausgehen, dass dies wegen des Fußballs geschieht. Hänge ich dagegen die gleiche Fahne zu einer anderen Zeit ins Fenster, kommen Gedanken an Nationalstolz und Patriotismus auf. Die Bedeutung der deutschen Fahne ändert sich. Oder anders gesagt: Man kann ihre Nutzung auf zweierlei Art rechtfertigen. Und genau das ist mein Problem. Angenommen ich wäre tatsächlich ein Fan der Mannschaft des DFBs, ich käme um Gegenstände in schwarz-rot-gold fast nicht herum. Ich will aber nicht in den Farben meines Landes herumlaufen. Ich will meinen Körper nicht mit den Landesfarben bemalen, als wäre ich ein kleines Kind auf einem Schminkfest, das eine völlig falsche Vorstellung von Tigern hat.
Hin und wieder höre ich Menschen darüber klagen, dass man sich nur noch während großer Fußballturniere mit einer Deutschlandfahne hinstellen und seinen Nationalstolz zeigen kann, ohne böse Blicke zu ernten. Hier frage ich gerne zurück: “Und? Ist das schlecht?” Was man sich anschließend anhören darf, ist erheiternd. In anderen Ländern ginge man lockerer mit Nationalstolz um. Man würde sich nicht so anstellen wie die Deutschen. “Und? Ist das Anstellen der Deutschen schlecht?” Ich möchte nicht mit tausenden Menschen zusammen in einem Stadion stehen und “Deutschland!” rufen. Oder noch schlimmer: “Sieg!” Nein, nicht jeder, der das macht, ist ein Nazi. Das habe ich nie behauptet. Aber nicht jeder, der das macht, denkt scheinbar darüber nach, was er da macht. Oder wie es auf Außenstehende wirken könnte.
Die deutsche Flagge hat zwei Bedeutungen. Sie steht einmal für ein Land: Deutschland. Sie wird aber gleichzeitig genutzt, um ein Fußballteam anzufeuern. Wer die Fahne benutzt, muss beide Bedeutungen kennen, da man sie nicht voneinander trennen kann. Patriotistische Menschen mit Nationalstolz nutzen die Flagge, um ihre Ansichten nach außen zu tragen. Sie nutzen Fußballturniere, um ihren Nationalstolz ausleben zu können, ohne sich den abwertenden Blicken eines Teils der Bevölkerung stellen zu müssen. Der Fußball verkommt zu einem Schild, der vorgehalten wird, um sich vor Kritikern zu schützen. Man will ja nur die Mannschaft des Heimatlands anfeuern.
Ich würde mir wünschen, dass der DFB sich vollständig von den Farben Schwarz, Rot und Gold entfernt. Das Logo des DFBs ist grün-weiß, warum wird das also nicht die Farbe der Nationalmannschaft? Ich will grün-weiße Fahnen, grün-weiße Trikots, grün-weiße Schals und so weiter. Ich will keine deutsche Nationalhymne hören, sondern einen Dubstep-Remix von “Captain Jack”. Ich will, dass die, die Fußball wegen ihres Nationalstolzes gucken, dies ganz bewusst zeigen müssen, denn natürlich werden die Deutschlandfahnen und -gesänge nicht in den Stadien verboten. Doch wer sie schwenkt und schmettert, hebt sich damit ab im grünen Farbenmeer der Leute, die wegen der Spieler und des Spielstils die Mannschaft des DFBs anfeuern.
Gleichzeitig will ich als Deutscher auch Fan der Portugiesen, Spanier, Niederländer oder Norweger sein können, ohne mit Begriffen wie Volksverräter konfrontiert zu werden. Ich will nicht für die Mannschaft des DFBs sein müssen, weil ich Deutscher bin. Ich will die Kleidung des DFB-Teams tragen können, ohne mich für den dadurch ausgedrückten Nationalstolz schämen zu müssen. Ich will große, internationale Fußballturniere gucken, weil ich mich für große, internationale Fußballturniere interessiere. Und ich will für die Mannschaft sein, deren Spieler und Stil mich am meisten anspricht, ganz egal, woher sie kommt.
Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg. Vielleicht wird sich auch nie etwas an der ganzen Situation ändern. Vielleicht muss man auch noch in vielen Jahren mit Menschen darüber diskutieren, dass Nationalstolz nichts Positives an sich hat und die Menschheit lediglich in ihrer Entwicklung aufhält.
Die Trauer sitzt scheinbar doch tiefer, als ich es mir zunächst hatte eingestehen wollen. Schon bald ist die EM wieder vorbei. Dann kann man sie endlich wieder unterscheiden, die Menschen mit und ohne Nationalstolz. Oder? Nein, eigentlich nicht. Nur ein bisschen.