Genürsel 2014 – 05/52 – Freundschaft (01/14)

Genürsel 2014 - 05/52 - Freundschaft

Der Start unserer Freundschaft verlief schleppend. Oder eher bindend. Als ich Carlos das erste Mal zu Hause besuchte, war der Grund dafür sein Kindergeburtstag. Er hatte viele Kinder aus seiner Grundschulklasse eingeladen, und ich war eines davon. Ich wusste, in welchem Haus er wohnte. Neben einer Bäckerei. Was ich leider nicht wusste: Dass er nicht nur einen einzigen Nachnamen hatte. Beziehungsweise, dass der Nachname, unter dem ich ihn kannte, nicht auf seinem Klingelschild stand. Das war ein Problem, denn in dem Haus, in dem Carlos wohnte, lebten noch andere Familien. So sah ich mich vor geschätzt zehn Klingelschildern stehen, auf denen allesamt Namen standen, die ich in meinem Leben noch nie gehört hatte.

Als kleiner, ängstlicher Grundschüler klingelt man nun natürlich nicht einfach bei Fremden und fragt nach der richtigen Tür, weil man nicht von bösen Kreaturen gefressen werden will. Oder so. Ich bediente mich lieber meiner Intelligenz und sah auf die Uhr. Ich war zehn Minuten zu früh da. Es würden bestimmt noch weitere Besucher hier auftauchen. Also ging ich ein paar Meter von der Tür weg, kauerte mich hinter eine Häuserecke und tat so, als würde ich mir die Schuhe zubinden. Dabei beobachtete ich die Umgebung. Ich hockte mehrere Minuten lang in der Gegend herum und band mir die Schuhe. Passanten mussten nach all der Zeit schon Mitleid mit diesem armen, kleinen Jungen bekommen haben, der es einfach nicht schaffte, seine Schuhe zu schließen, doch bevor mich jemand deswegen ansprechen konnte, kam zum Glück Christos aus einer anderen Seitenstraße angelaufen. Christos ging mit Carlos und mir in die gleiche Klasse und war ebenfalls zum Geburtstag eingeladen. Schnell sprang ich auf und rief seinen Namen. Er sah mich und ich begann zu lachen. Was für ein lustiger Zufall es doch war, dass wir zur gleichen Zeit hier ankamen! Lustig! Wirklich! Haha! Während ich lachte, ließ ich Christos klingeln. Schnell warf ich einen Blick auf das Klingelschild und prägte mir den dort abgebildeten Namen ein.

spadry entstand viele Jahre später im Lüdenscheider Brauhaus. Dort unterhielt ich mich mit Carlos über Jackass. Ach, Jackass. Sich selbst Schmerzen zufügen und mit anderen darüber lachen. Wahre Freundschaft. Ein Traum. Wir kamen auf die grandiose Idee, das auch mal auszuprobieren. So stellte ich mich während eines verregneten Augusttages im Jahre 2001 auf ein Skateboard auf und Carlos sich mit einer nass werdenden Kamera vor einen Hügel.

Freundschaft: Zusammen auf dumme Ideen kommen und diese umsetzen.

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Selbstverständlich reichte das hier produzierte Video nicht an unser Vorbild heran. Das erkannten wir verhältnismäßig schnell. Zwar purzelte ich hin und wieder vom Skateboard, dramatisch war das jedoch nicht. Mal schlug ich mir mein Board versehentlich selbst an den Kopf, in anderen Momenten überschlug ich mich. Letztendlich wurde aber andauernd gelacht.

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Was wir aber ebenfalls erkannten: Wie auch immer das Ergebnis am Ende aussah, dessen Herstellung hatte uns unglaublich viel Spaß gemacht. Mir tat eher der Bauch vor Lachen als der Körper vor Schmerzen weh. Die ersten Reaktionen von Freunden fielen ähnlich aus. Keine beeindruckende Action, aber lustig anzusehen war es allemal.

Freundschaft: Die gemeinsamen Stärken erkennen und ausleben.

Also wurde der Entschluss gefasst, das Ganze regelmäßiger zu machen. Wir gründeten spadry, was eine Kombination unserer Internetnamen darstellt (ich: spa, Carlos: UsbekDry). Unter diesem Namen eröffneten wir eine Internetseite, auf der wir unser erstes Video veröffentlichten. Natürlich war das kein richtiges Video, sondern mehrere animierte GIFs. Wir waren damals noch mit Modems unterwegs und hatten keine Ahnung von Videobearbeitung. Darum also animierte Bilder ohne Ton. Besser als nichts. Es dauerte einige Zeit, bis wir endlich die Originalvideos hochladen konnten.

Die erste, oben abgebildete, spadry-Episode bekam den Titel “Rock the Hill”. Die Namen unserer Videos waren schon immer etwas ganz Besonderes. Aber ich schweife ab.

Unser zweites Video entstand nur kurze Zeit nach “Rock the Hill”. Wir schlenderten auf der Suche nach neuen Ideen über den Lüdenscheider Schützenplatz und stießen dabei auf einen Haufen Äste. Sofort wurde die Kamera gezückt und die zweite spadry-Episode war geboren. Sie trug den Namen “Down to Bush”, nur um doch noch einmal auf unsere guten Folgentitel zu sprechen zu kommen.

Im Grunde liefen unsere Aktionen immer gleich ab. Anlauf:

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Sprung:

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Unangenehme Landung.

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Dry und ich wechselten uns ab.

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Das Ganze war ziemlich lustig. Ich erinnere mich noch daran, wie ich einmal zu viel Anlauf genommen hatte und statt in den Haufen über diesen drüber sprang.

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Abgesehen von diesem Missgeschick klappte aber alles wunderbar. Wir sprangen und sprangen.

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Irgendwann sogar von einer neben dem Asthaufen stehenden Bank.

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Wobei ich hier zugeben muss, dass Dry definitiv die bessere Haltung hatte als ich und seine Sprünge allesamt wahre Action-Kunstwerke darstellten.

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Das Resultat war aber letztendlich immer das Gleiche.

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So endete “Down to Bush”.

Am gleichen Tag drehten wir noch die dritte spadry-Episode. “Rock the Hill 2”. Ja, so jung und schon im Sequel-Wahn. Nein, keine Sorge. Eigentlich war es lediglich so, dass Dry auch mal den Berg runterfahren wollte, den ich im ersten Video beglückt hatte. Das tat er dann auch. Genauso erfolgreich wie ich.

Freundschaft: Andere Menschen zu immer neuen Taten motivieren.

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Ich wollte es mir nicht nehmen lassen, den Berg ein weiteres Mal zu bezwingen. Diesmal auf dem Bauch.

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Nach diesen zwei Aktionen endete “Rock the Hill 2” auch schon wieder. Die Episode war ziemlich spontan entstanden und deswegen nicht sonderlich lang.

Es folgte Episode 4: “spa vs. CD-Hüllen”. An dieser Episode war ich alleine beteiligt, darum soll dieser nicht viel Beachtung geschenkt werden. Sagen wir einfach, dass ich einen Stapel CD-Hüllen mit dem Kopf zerschlug. Keine große Sache.

Freundschaft: Dem Freund auch mal etwas Zeit für sich gönnen.

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Viel größer war da schon das, was wir danach aufzogen. Wir nannten es das “Winderspecial” und genau diese Episode stellte wohl den Punkt dar, an dem wir erkannten, was für spadry wichtig war. Ja, die meist schmerzhaften Aktionen gehörten dazu, aber viel wichter war die Interaktion zwischen den beiden Beteiligten.

Freundschaft: Zusammen besser werden.

Doch zunächst ein paar Worte zu den komischen Aktionen. Wir sprangen über eine Hecke einen Abhang hinunter.

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