Genürsel 2013 – 45/52 – Zeitmaschine

Genürsel 2013 - 45/52 - Zeitmaschine

Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, wäre ich der glücklichste Mensch der Welt. Und nein, ich rede hier nicht von einer Zeitmaschine der Marke “Ich reise zurück und töte Hitler”. Das ist doch Kindergeburtstag. Wäre das möglich, wäre es ja schon geschehen. Ich glaube nicht, dass man die Vergangenheit ändern kann. Würde ich aus oben beschriebenem Grund in die Vergangenheit reisen, würde irgendetwas geschehen, was eine Änderung unmöglich macht. Ich würde gar nichts ändern. Es würde sich vermutlich sogar herausstellen, dass alles so kam, gerade WEIL ich in die Vergangenheit gereist bin. ODER ich würde eine neue Zeitlinie erschaffen, die parallel zu der verläuft, aus der ich stamme. Jeder Mensch hat seine eigene Zeitlinie. Wie auch immer. Ich würde mich über eine Zeitmaschine dieser Art nicht freuen. Ja, gut. In die Zukunft reisen könnte schon interessant sein, aber auch genauso gefährlich. Man würde sich über mich lustig machen, weil ich total dumm und keine Peilung von der fortschrittlichen Denkweise der Menschen um mich herum habe. Genauso wie wir uns heute über einen plötzlich auftauchenden Neandertaler lustig machen würden. Also über einen, der nicht aus dem tiefen Eis gebuddelt wurde. Eis ist ein gutes Stichwort.

Ich würde mich viel eher über eine Zeitmaschine freuen, die wie eine Eismaschine funktioniert. Aktiviere ich eine Eismaschine, reise ich mit ihr ja auch nicht durch das Eis. Ich produziere Eis. Ich drücke oben auf einen Knopf und unten kommt Eis raus. Bei meiner Zeitmaschine würde das genauso funktionieren. Ich betätige einen Knopf und erhalte Zeit, die ich dann nach Belieben konsumieren kann.

Ein Beispiel: Der Wecker klingelt. Es ist sieben Uhr in der Früh und damit viel zu früh für einen Morgenmuffel wie mich. Drücken andere Menschen nun auf den “Snooze”-Knopf auf dem Wecker oder Handy und verpassen dadurch nicht nur ihren Termin, sondern haben durch das zehnminütige erneut geweckt werden ihre Lebensqualität nicht wirklich verbessert. Ich würde nicht den “Snooze”-Knopf, sondern den Zeit-Knopf an meiner Zeitmaschine betätigen und mir einfach zwei Stunden Zeit zapfen. Das würde bedeuten, dass die Zeit um mich herum so lange stehen bleibt, bis ich meine extra zwei Stunden konsumiert habe. Nur ich “funktioniere” noch und kann tun und lassen was ich will. Da ich faul bin, würde das selbstverständlich in einer Mütze Schlaf enden. Worin sonst? Schlafen ist toll.

Natürlich bringt auch das Risiken mit sich. Die Zeit muss wohl dosiert sein. Zu viel Eis tut einem schließlich auch nicht unbedingt gut. Schlägt zu viel gezapftes Eis auf den Magen, schlägt die Zeit auf das Alter. Ich halte zwar die Zeit um mich herum an, altere selbst jedoch weiter. Nichts würde mich davon abhalten, einfach zehn Jahre aus meiner Zeitmaschine sprudeln zu lassen und die einsamste und vermutlich auch glücklichste Zeit meines Lebens hinter mich zu bringen. Leider wäre ich danach auch um zehn Jahre gealtert, was auf mein Umfeld nicht zutreffen würde. Ein weiteres Problem wäre die Lebensmittelversorgung, aber lasst uns bei diesem blödsinnigen Gedankenexperiment nicht zu sehr ins Detail gehen.

Ich würde die Zeitmaschine tatsächlich fast ausschließlich zum Ausschlafen benutzen. Irgendwann ins Bett gehen, den Wecker stellen, Schlafen, vom Wecker geweckt werden, den Wecker auf eine Minute stellen, so viel Zeit zapfen, dass ich insgesamt auf zwölf Stunden Schlaf komme, weiterschlafen, geweckt werden. Eine traumhafte Vorstellung. Selbstverständlich würde ich dadurch deutlich schneller altern als die Menschen um mich herum. Aber ein kleines bisschen wäre es mir das wert. Nur ein bisschen. Ausschlafen ist ziemlich super. Hunger auf Eis habe ich jetzt auch.

Die Risiken einer solchen Zeitmaschine sollten nicht ignoriert werden. Was passiert, wenn der Zeitknopf plötzlich defekt ist und ich das nicht merke, weil ich schlafe? Dann sprudeln über Nacht plötzlich mehrere Jahre Zeit aus der Zeitmaschine, ich wache auf, erkenne das Problem und bin gefangen im Stillstand. Schrecklich. Klingt nach einer guten Idee für eine Kurzgeschichte. Ich werde darüber nachdenken.

Eigentlich hatte ich hier übrigens über die Armbanduhren schreiben wollen, die ich in meinem bisherigen Leben getragen habe. Das gab aber leider nicht viel her. Nur die spannendste Uhrengeschichte will ich schnell erzählen: Einmal hatte ich eine Uhr, bei der sich der Sekundenzeiger gelöst hatte. Er klemmte daraufhin irgendwo am inneren Rand der Uhr fest. Dadurch hatte ich keinen funktionierenden Sekundenzeiger mehr und die wohl langweiligste Uhrengeschichte der Welt geschaffen. Darum griff ich auf meine Eismaschinengeschichte zurück. Zwischen diesem und dem vorherigen Absatz habe ich mir übrigens tatsächlich Eis geholt. Das mit den drei Farben. Eigentlich habe ich nie Eis zu Hause, da ich Eis zwar gerne esse, aber viele andere Dinge deutlich lieber. Aber vor kurzem hatte ich Besuch von Leuten mit Kind. Und dieses Kind mochte Eis. Darum kaufte ich Eis. Du meine Güte. Spannend wird das hier glaube ich nicht mehr. Abbruch.

Genürsel 2013 - 45/52 - Zeitmaschine

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