In dieser Reihe lasse ich mir vier zufällige Begriffe von meiner Internetseite FINDSPIRATION.net anzeigen, um direkt im Anschluss einen kurzen, handschriftlichen Text zu schreiben, der diese Begriffe verarbeitet. Das Ganze nehme ich auf und schneide es zu einem kurzen Video zusammen, in dem man einerseits sieht, wie ich den Text schreibe, ihn gleichzeitig aber auch in seiner finalen Fassung von mir vorgelesen bekommt. Mit einem Klick auf das folgende Bild gelangt ihr zum Video. Solltet ihr kein Interesse an dem Video haben, könnt ihr den Text auch einfach unter dem Bild lesen.

Seit sieben Tagen hatte Susi sich jetzt schon durch diesen ekelhaften Wald bewegt. Bisher hatte sie keinen Erfolg gehabt. Die Schatzkarte in Händen stolperte sie durchs Unterholz, schaute hier, schaute dort, fand aber nichts. Es war frustrierend. Dabei hatte sie mittlerweile vier der fünf beschriebenen Orte ausfindig machen können. Nur der letzte Hinweis hatte ihr Probleme bereitet. Ein merkwürdig aussehender Baum markierte angeblich die Stelle, an der der Schatz vergraben sein sollte. Aber der Baum existierte nicht.
Wütend schaute Susi auf den Boden, trat gegen einen Stein, und setzte sich auf einen umgefallenen Baum, um sich zu beruhigen und über die nächsten Schritte nachzudenken. Vielleicht würde sie einfach aufgeben? Nein. Das war unmöglich. Sie war so weit gekommen.
Sie hämmerte ein paarmal mit der Faust auf den Baumstamm. Dann erschrak sie und sprang auf. Der Baum! Konnte es sein? Sie ging ein paar Schritte zurück. Tatsächlich. Das war er. Dieser verdammte Baum. Die gebogene Form des Baumstamms entsprach exakt der Abbildung auf der Karte. Er war einfach umgefallen. Kein Wunder, dass sie ihn nicht gefunden hatte.
Susi rannte zum Ende mit den Wurzeln, die mit dem Baum herausgerissen worden waren. Dort, wo der Baum ursprünglich gestanden hatte, war die Erde aufgewühlt. Und genau an dieser Stelle sah sie etwas Hölzernes. Es war nur eine kleine Ecke. Gerade groß genug, um sie zu übersehen, wenn man nicht danach suchte. Ein Gegenstand. Etwas war hier vergraben.
Die folgenden zwei Stunden verbrachte Susi damit, die Schatzkiste auszugraben. Sie war riesig, hatte eine Länge von etwa zwei Metern. Susi grub sie nicht vollständig aus, sondern lediglich weit genug, um den Deckel öffnen zu können. Der untere Teil blieb weiterhin in der Erde vergraben.
Mit ein paar gezielten Hieben mit der Schaufel zerstörte Susi das Schloss, das sie von ihrem Schatz trennte. Es zersprang, Susi griff zum Deckel und öffnete ihn. Voller Vorfreude schaute sie in die Kiste.
Der Waschbär saß auf einem prachtvollen, kleinen Thron, hielt ein Glas Wein in der Pfote und war nicht gerade erfreut über die Besucherin. Er war vor wenigen Wochen zufällig beim Graben von unten an die Kiste gestoßen, hatte sich von dort aus durch das Holz gekämpft und die unzähligen Goldmünzen an sich genommen, die sich darin befunden hatten. Von seinem Vermögen hatte er es sich in der Kiste gemütlich gemacht und nicht gerade wenig Geld in die Einrichtung gesteckt.
Das Öffnen des Deckels hatte seinen Kronleuchter zerstört.
Der Waschbär starrte Susi böse an, die irritiert zurückschaute. »Entschuldigung«, sagte Susi, während sie peinlich berührt den Deckel der Kiste wieder schloss.
Sie wandte sich von der Kiste ab, zerknüllte die Schatzkarte und warf sie einfach weg. Sie war fest entschlossen, sich ein neues Hobby zu suchen.