Kaffee: Na?
spa: Grummel.
Kaffee: Was ist.
spa: Grummel.
Kaffee: Müde?
spa: Grummel.
Kaffee: Habe ich etwas falsch gemacht.
spa: Wer hatte die Idee für diese Textreihe.
Kaffee: Du.
spa: Ach, verdammt.
Kaffee: Was ist denn los?
spa: Ich musste mir den Wecker stellen, um noch genug Zeit für unser Gespräch zu haben.
Kaffee: Hättest ja ein bisschen vorarbeiten können.
spa: Nein, hätte ich nicht. Ich habe noch bis 3:30 Uhr mit meiner Frau über das Festival gesprochen.
Kaffee: Warum hast du das denn nicht mitgeschrieben? Oder mach einen Podcast.
spa: Oh ja. Weil die Welt noch einen Podcast braucht. Außerdem: Was würde dann aus uns werden?
Kaffee: Ich will nur mein Überleben sichern.
spa: Keine Sorge. Die Mühe kannst du dir sparen.
Kaffee: Wieso riechst du nicht nach Zwiebeln?
spa: Weil ich keine Zwiebelbaguettes hatte.
Kaffee: Gestern muss schlimm gewesen sein.
spa: Nein, ich habe nur eine andere Baguettesorte gefunden.
Kaffee: Welche?
spa: Willst du wirklich mit mir über Teigwaren sprechen?
Kaffee: Nein. Ich versuche nur, unsere Unterhaltung aufrecht zu erhalten.
spa: Das ergibt keinen Sinn.
Kaffee: Und was kann ich dafür? Du schreibst meine Zeilen.
spa: Lass uns mit dem Rumgealbere aufhören.
Kaffee: Einverstanden.
spa: Gestern war der letzte entspannte Tag mit nur fünf Filmen. Bis Dienstag kommen jetzt immer sechs Filme pro Tag.
Kaffee: Na, viel Spaß.
spa: Das Wochenende ist meistens am härtesten. Ich muss so schnell wie möglich den körperlichen Egalpunkt erreichen.
Kaffee: Da ist dir dann alles egal?
spa: Ja. Da könnte ich dann auch zehn Filme gucken.
Kaffee: Dein armer Rücken.
spa: Bewegung heißt das Zauberwort zwischen den Filmen.
Kaffee: Sollen wir uns langsam mal diesen widmen?
spa: Gute Idee. “The complex”.
spa: Kennst du Filme, die einem am Anfang Szenen für die Endauflösung zuwerfen, man das aber nicht bemerkt? Erst am Ende sitzt man dann im Saal und sagt sich: “Ach ja! Das wurde ja am Anfang angedeutet! Verdammt, ist mir gar nicht aufgefallen!”
Kaffee: Klar kenne ich das.
spa: “The complex” konnte das nicht. Der zeigt einem zwar zu Beginn auch viel, präsentiert es aber so, dass man es sofort als wichtigen Moment erkennt. Die Kiste, die Familie, der Junge. Immer wusste man sofort, dass da noch was kommt. Bei dem Jungen quasi alles, bis auf das Warum.
Kaffee: Oh. Lass mich raten: Es zog sich dadurch?
spa: Ja. Und es war auch einfach nicht gut. Was ich mehr als schade finde. Die Geschichte an sich, zusammengefasst, war in Ordnung. Die Charaktere haben Schlimmes durchgemacht, möchten es verarbeiten, kommen mit Geistern in Kontakt, die auch wieder etwas mitteilen möchten und so weiter. Auf dem Papier liest sich das am Ende toll.
Kaffee: Auf der Leinwand dagegen sieht es öde aus.
spa: Genau. Die ersten zehn Minuten hofft man noch auf Spannung oder so. Da kommt aber leider nichts. Bis auf diese albernen, singenden Frauen.
Kaffee: Ich frage besser nicht nach.
spa: Ist besesr. Plötzlich bricht dann das meiner Meinung nach wundervoll inszenierte Finale über einem zusammen.
Kaffee: Das Ende hat dir gefallen?
spa: Ja. Richtig gut. Die Effekte waren super. Was die Maskenbildner hier geschafft haben, kann ich nicht oft genug lobend erwähnen. Leider reicht es nicht aus, den Film zu empfehlen.
Kaffee: Schade.
spa: Allerdings.
Kaffee: Also eher ein langweiliger Geisterfilm?
spa: Alles schon einmal gesehen, ja.
Kaffee: Weiter?
spa: Gerne: “The last days”.
spa: Mit der Menschheit geht es zuende.
Kaffee: Oh nein!
spa: Oh doch!
Kaffee: Schon bald wird der Kaffee die Herrschaft übernehmen!
spa: Das glaube ich nicht.
Kaffee: Lass mir meine Träume. Warum geht die Menschheit kaputt?
spa: Agoraphobie.
Kaffee: Wer?
spa: Alle.
Kaffee: Wie jetzt.
spa: Keine Ahnung. Die gesamte Menschheit bekommt plötzlich Agoraphobie.
Kaffee: Das ist übrigens die Angst vor großen, freien Plätzen.
spa: Das hätte ich schon noch erklärt. Aber man muss diese Fachbegriffe erst einmal ein wenig verwenden und dabei angeberisch gucken. Am besten noch eine Pause nach der Fachbegriffnennung machen, um die Nachfrage herauszufordern.
Kaffee: Na du bist mir ja einer.
spa: Das hoffe ich! Die Menschheit traut sich also nicht mehr nach draußen und bleibt deswegen in ihren Häusern. Wer doch nach draußen geht, stirbt an einer Panikattacke. Die Frage nach dem Warum wird nicht beantwortet.
Kaffee: Klingt interessant.
spa: War es auch. Man muss ja nicht immer alles erklären. Letztendlich geht es ja auch darum, wie sich Menschen in einer solchen Situation verhalten.
Kaffee: Und? Wie?
spa: Sie suchen Familienmitglieder und Freunde, indem sie unter der Erde herumlaufen. Dabei treffen sie auf andere Menschen und es kommt zu Kämpfen um Nahrungsmittel.
Kaffee: Standard?
spa: In gewisser Weise schon. Hat man so natürlich auch schon in anderen Katastrophenfilmen gesehen. Das hat aber nicht gestört. Der Film erzählt in aller Ruhe seine Geschichte und endet mit dem dümmsten Ende, das ich seit langer Zeit gesehen habe.
Kaffee: Wozu du natürlich nichts sagen willst, richtig?
spa: Richtig. Aber ich muss es einfach betonen. Was für ein überinszenierter Blödsinn. War mir richtig unangenehm.
Kaffee: Och, schade. Der Film klang ansonsten ganz gut.
spa: Ja, war er auch. Nur hab man eben alles schon einmal gesehen. Ein Alleinstellungsmerkmal, abgesehen von der Prämisse, fehlte leider. Ich weiß nicht, ob ich mich noch lange an den Film erinnern werde.
Kaffee: Durch diese Textreihe schon.
spa: Als würde ich den Blödsinn hier irgendwann noch einmal lesen.
Kaffee: Man kann ja niemanden zu seinem Glück zwingen.
spa: Zu “The last days” auch nicht. Sollte man auch nicht.
Kaffee: Was kam dann?
spa: Ein Western.
Kaffee: Ui.
spa: Geht. “Sweetwater”.
spa: Da ist diese Sekte mit ihrem verrückten Anführer.
Kaffee: Hey, mal was Neues!
spa: Ha! Dieser Anführer tötet jeden, der ihm nicht in den Kram passt. Natürlich weil Gott das so will.
Kaffee: Natürlich.
spa: Dabei tötet er den Mann einer Frau.
Kaffee: Viele nennen dich auch den Zusammenfassungsexperten!
spa: Danach vergewaltigt er die Frau. Nun schwört sie Rache.
Kaffee: Und?
spa: Ist dir aufgefallen, wie nebenbei ich das alles erzählt habe?
Kaffee: Klar.
spa: Das war Absicht!
Kaffee: Raffinierter Mistkerl.
spa: Ich glaube, ich habe noch nie eine so blasse Protagonistin gesehen. Sie bekommt viel zu wenig Bildschirmzeit, die Charaktere um sie herum sind viel interessanter. Die Frau sagt kaum etwas. Nicht einmal die Vergewaltigung wird vom Film als wichtig dargestellt. Sie geschieht wie nebenbei. Irgendwann knallt unsere Heldin dann alle ab. Weil sie die Tochter von irgendwem ist.
Kaffee: Irgendwem?
spa: Ich weiß es nicht. Sie unterhält sich mit einem Sherriff. Das läuft etwa so. “Sie haben meinen Vater gehängt!” “Wer war das?” “Blablabla.” “Oh. Dann war deine Mutter…” “Genau!” “Und das macht dich zu einer…” “GENAU!” Ende.
Kaffee: Was für ein nichtssagender Müll.
spa: Genau. Und so geht das die ganze Zeit über weiter. Der Böse ist zwar Böse, aber irgendwie bringt er das nicht richtig rüber. Eine Bibel zerreißen, während man sich selbst über den Boden rollt, reicht nicht aus, um einen verrückten Priester darzustellen.
Kaffee: Oberflächlich.
spa: Wie alles andere auch. Und dann ist da noch der Sherriff. Der wurde auch nur geschrieben, damit am Ende alle über ihn reden und sagen, er sei ein cooler und verrückter Typ gewesen. Der tanzt albern rum, verhält sich als einziger verrückt in einer ansonsten recht normalen Welt und wirkt dadurch nichts anderes als gewollt.
Kaffee: Langsam reicht es mir.
spa: Der Sherriff hatte aber gleichzeitig die zwei besten Szenen des Films. Der Tisch! Super! Und dann die zwei Brüder! Auch super! Der Rest: Bäh!
Kaffee: Tja. Und wieder ein Film, nach dem die Leute ihren Westernhass bestätigt fühlen.
spa: So ist es. Wenn ich nur daran denke, wie zum Beispiel bei “Spiel mir das Lied vom Tod” der erste Schuss aufge…
Kaffee: NEIN! Das erlaube ich nicht!
spa: Was?
Kaffee: Fang nicht mit guten Western an. Du wirst hier nie fertig.
spa: Na gut, na gut. Dann eben weiter zu “The philosophers”.
spa: Nein, ich weiß nicht, wie man das ausspricht. Ich nenne den Film immer den Philosophenfilm.
Kaffee: Geschickt. Worum geht es?
spa: Um eine Klasse junger Philosophen, die mit ihrem Lehrer ein Gedankenexperiment durchspielen. Mehr sage ich nicht.
Kaffee: Wie. Gar nichts? Was passiert? Wie ist er inszeniert.
spa: Verrate ich nicht. Ich würde den Film kaputt machen, wenn ich etwas über ihn sage. Man sollte ihn sich einfach ansehen. Tolle Inszenierung, interessante Charaktere, gute Dialoge, Humor. Ich fand den spitze. Bis auf das Ende. Das hatte der eigentlich gar nicht nötig.
Kaffee: Und ich will jetzt mehr wissen.
spa: Vielleicht kaufe ich ihn mir ja auf DVD.
Kaffee: Wehe, wenn nicht.
spa: Jetzt aber schnell zu “S-VHS”. Ich muss in weniger als einer Stunde los.
Kaffee: Was für ein Stress.
spa: “S-VHS”.
spa: Ja, das reimte sich.
Kaffee: Dass du es betonst, macht es nicht besser.
spa: Es tut mir leid. Ich bin nur so enttäuscht.
Kaffee: War “S-VHS” nicht gut?
spa: Hm. Fangen wir vorne an. Er funktioniert wie sein Vorgänger “VHS”. Typen brechen irgendwo ein, stoßen dort auf einen Haufen Videobänder und gucken sich ein paar davon an. Hierbei handelt es sich um Kurzfilme, in denen in der Regel etwas Schlimmes passiert. Geister, Monster, Dämonen und so Zeug.
Kaffee: Wie viele Kurzfilme hat der Film?
spa: Vier. Ich werde ihre Inhalte an dieser Stelle nicht wiedergeben, weil ich nicht zu viel verraten will. Diese Informationen bekommen Interessierte auch an anderer Stelle.
Kaffee: Willst du hier etwa nicht alles bieten?
spa: Nein.
Kaffee: Und darum liebe ich dich auch so.
spa: Das… war jetzt ziemlich merkwürdig.
Kaffee: Dann vergisst du es wenigstens nicht.
spa: Ich brauche Urlaub.
Kaffee: Wolltest du nicht von “S-VHS” erzählen?
spa: Der erste Kurzfilm hat mir gefallen. Lief ab wie beim Vorgänger. Nicht der Oberhammer aber unterhaltsam mit guter Idee. Danach ging es abwärts. Man versuchte plötzlich, lustig zu sein.
Kaffee: Was? Ein “VHS”-Film und lustig?
spa: Ja.
Kaffee: Das… funktioniert doch nicht. Und passt nicht.
spa: Tja. Man tat es trotzdem. Ich habe nichts gegen Veränderungen und neue Ideen. Aber man sollte sich immer fragen, ob sie notwendig sind. Bei einem Film wie “S-VHS” plötzlich auf Spaß zu setzen, ist nicht gut. Vor allem nicht, wenn dann in der Rahmenhandlung Menschen schockiert vor den Bildschirmen sitzen.
Kaffee: Ärgerlich.
spa: Ja. Kurzfilm Nummer drei war dagegen total interessant. Das Ende… ich weiß nicht, ob es der größte Quatsch oder das Beste war, das ich jemals gesehen habe. Wahnsinn. Erst langweilig, dann spannend, dann chaotisch und dann überwältigend albern komisch merkwürdig interessant ganz gut toll. Du weißt, was ich meine.
Kaffee: Ja, ich rufe bereits den Notarzt.
spa: Dann noch schnell zum letzten Kurzfilm: GROSSARTIG! Wirklich. Der Beste Kurzfilm des Films. Grandios sage ich dir.
Kaffee: Da du nichts verrätst, ist das sowieso nur Gestammel für mich.
spa: Ja, ich weiß. Ich mag das eigentlich auch nicht. Aber es gibt Filme, da mache ich das. Weil es sein muss.
Kaffee: Dann können wir ja aufhören, über “S-VHS” zu reden. Insgesamt also enttäuschend.
spa: Irgendwie schon. Die Erwartungen waren natürlich auch hoch, aber nach dem ersten Kurzfilm war ich guter Dinge.
Kaffee: War sonst noch was?
spa: Das Kinoklo stand kurzzeitig unter Wasser.
Kaffee: Ha! War das nicht schon einmal der Fall?
spa: Ja. Vor ein oder zwei Jahren.
Kaffee: Vermutlich der gleiche Kerl.
spa: Hahaha.
Kaffee: Wie ist die Zeitstatistik?
spa: Gestern: 498 Minuten, also 8,3 Stunden. Insgesamt: 1.174 Minuten, also 19,6 Stunden.
Kaffee: Sonst noch was? Ich sehe, dass du gleich weg musst. Darum stelle ich kurze Fragen.
spa: Das freut mich. Morgen muss ich früher raus.
Kaffee: Und das nennst du Urlaub.
spa: Genau! Wenn du wüsstest, wie glücklich ich bin.
Kaffee: Schön zu hören.
spa: Eine Sache noch: In drei Filmen spielten Kinder eine größere Rolle. Also Grundschulalter oder kurz drüber. In zwei Filmen waren sie bereits tote Geister, in einem am Ende weg.
Kaffee: Und was soll mir das sagen?
spa: Ich weiß noch nicht. Ich wollte es nur erwähnen.
Kaffee: Das Festival der toten Kinder?
spa: Wäre doch ein schönes Thema.
Kaffee: Ich glaube, du musst los.
spa: Ja, ja, ja. Bis morgen.
Kaffee: Bis morgen.