Am Ziel angekommen, ließ ich mir nichts anmerken und sackte meine Belohnung ein.
Doch dann warf ich schnell einen Blick auf die Karte und fuhr die nächstgelegene Werkstatt an.
Die Reparatur kostete mich fast 10.000 Euro.
Wenn man bedenkt, dass ich durch den Auftrag lediglich etwa 7.500 Euro eingenommen hatte, kann man sich vorstellen, wie es stimmungstechnisch gerade in mir aussah.
Um nicht vollkommen auszurasten, rastete ich. Ich hatte einen weiten Weg hinter mir.
Am nächsten morgen trug ich eine extra dicke Schicht Bodylotion auf und genoss für einen kurzen Moment die aus meinen Poren strömende Frische Frankfurts. Der ärger und die Sorgen waren wie weggeblasen. Ja, ich hatte einen Verlust gemacht. Aber ich hatte das verdammte Match beendet. Und ich hatte gewonnen.
Es war an der Zeit, sich neuen Herausforderungen zu stellen.
Als ich herausfand, dass ein weiterer, diesmal noch größerer Digger transportiert werden musste, war ich Feuer und Flamme. Man darf sich nicht einschüchtern lassen. Man muss nach den Sternen greifen. Auch wenn sich diese an einem Gürtel aufgehängt mehrere Meter über dem Ringboden befinden und man ein TLC-Match hinter sich bringen muss, um sie zu erreichen. The show must go on. Auf nach Dresden.
Wieder war ich ein wenig übermotiviert.
Aber bitte habt Verständnis. Ein Digger! Nach Dresden!
Als ich Erfurt verließ und einen Blick auf die Tankanzeige warf, kam ich auf die Idee, die nächstbeste Tankstelle aufzusuchen. Und das tat ich dann auch. Man muss manchmal einfach seinen Gefühlen folgen.
Frisch gestärkt setzte ich die Reise fort.
Dresden erreichte ich ohne besondere Vorkommnisse.
Ladung am Ziel abliefern, Geld einkassieren… ich kannte den Ablauf.
Die pure Lebensfreude war das. Und es wollte einfach nicht aufhören. ICH wollte einfach nicht aufhören. Pausieren kann man immer noch, wenn man irgendwann nach zu vielen Bumps und Highspots keine Kniescheiben mehr hat. Jetzt musste gefahren werden. Und zwar Gabelstapler nach Leipzig.
Wieder einmal versuchte eine enge Einfahrt, mich durch einen Staredown einzuschüchtern. Aber ich lachte…
… und lachte…
… und lachte.
Lächerliches, kleines Tor.
Auf wiedersehen, Dresden.
Und hallo Leipzig!
Ja, ich kürze die ganze Sache hier mal ein wenig ab. Wenn nichts passiert, passiert eben nichts. Bei Wrestlingveranstaltungen schaltet man während Matches dieser Art immer in die Werbung. Das möchte ich meinen Lesern aber natürlich ersparen.
Da ich noch sehr viel Zeit vor dem Abgabetermin der Gabelstapler hatte, trainierte ich noch ein wenig meinen Bizeps, indem ich auf dem Hinterhof der Holzverarbeitungsfirma Baumstämme stemmte.
Selbstverständlich beseitigte ich am Ende das von mir angerichtete Chaos nicht. Ich war ein angesehener Profi. Aufräumen können andere Leute hinter mir.
Am Ende lieferte ich meine Ware pünktlich ab und wurde reich belohnt.
Von Leipzig aus ging es zurück nach Erfurt. Viel Neues bekam ich auf meiner Reise diesmal leider nicht zu sehen. Aber manchmal muss man sich auch in bekannten Gewässern aufhalten. Letztendlich tut es auch gut, an einen Ort zurückzukehren und in Erinnerungen zu schwelgen.
Meine Ladung konnte ich glücklicherweise am gleichen Ort in Empfang nehmen, an dem ich meine vorherige abgeliefert hatte.
Wieder einmal gab es keine nennenswerten Ereignisse auf meiner Fahrt. Es wurde lediglich dunkel. Aber das überrascht einen naturverbundenen Trucker wie mich selbstverständlich nicht.
Was mich dagegen überraschte: Obwohl dies hier bereits mein fünfter Reisebericht und mittlerweile viel Zeit vergangen ist, bin ich immer noch der einzige, der den Ampeltrick verwendet. Zeigt die Ampel rot, fahre einfach auf dem Gehweg weiter und dir passiert nichts. Warum macht das keiner außer mir? So ein High-Risk-Move ist das nun auch wieder nicht. Oder doch?
Wie auch immer. Ich kam an meinem Ziel an und erledigte alles zur vollen Zufriedenheit meines Auftraggebers.
Am Ende wurde ich sogar mit dem Erreichen einer neuen Erfahrungsstufe belohn. Da ich meine Fähigkeiten auf hochwertige Fracht bezogen vollständig entwickelt hatte, entschied ich mich diesmal für die Verbesserung meiner Fernfahrtenfähigkeit.
Ich wollte die Welt entdecken. Und das war nicht möglich, wenn ich mich immer nur ein paar Kilometer von meinem aktuellen Aufanthaltsort entfernen konnte. Aus einer Reichweite von 250km wurde eine Reichweite von 350km.
Ich suchte mir ein ruhiges Plätzchen und schlief ein paar Stunden lang.