Unter den gezeigten Fahrzeugen gab es nur ein einziges, das ich aufgrund meiner Erfahrungsstufe hätte fahren können. Dieses wollte ich mir näher ansehen.
Der Mitarbeiter zeigte mir an seinem Computer, welche Verbesserungen man an dem Truck vornehmen konnte. Ich durfte mich, meiner Erfahrungsstufe entsprechend, austoben.
Am Ende erschuf ich diesen Traum eines jeden Truckerwrestlers.
Der Truck war ein Meisterwerk. Ein wahres Meisterwerk. Preislich lag er bei etwa 122.000 Euro. Ich hatte gerade einmal knapp 32.000 Euro zur Verfügung.
Als ich mir dies ins Gedächtnis rief, wurde ich traurig. Der Mitarbeiter merkte sofort, in was für einer Lage ich steckte und rief schnell den hauseigenen Clown herbei, um mich zu unterhalten. Ich schlug zwar wie wild auf ihn ein, wirklich besser fühlte ich mich dadurch aber nicht.
Dieser Truck war das Schönste, was mir seit langer Zeit begegnet war. Ich wollte ihn haben. Ich musste ihn haben. Es war wie damals im Ring, als ich die zwei Haupttitel meines damaligen Arbeitgebers vereinte und zu einem einzigen, prachtvollen Gürtel verschmelzen ließ. Dieses wundervolle Etwas in meinem Besitz zu haben, war toll. Dieses Gefühl wollte ich wieder haben. Aber ich konnte es mir einfach nicht leisten.
Eine Träne verließ mein Auge, kullerte mir die Wange hinunter, tropfte auf meinen angespannten Bizeps und verdampfte. Ich erkannte das Zeichen. Ich wusste, was zu tun war. Ich verließ das Geschäft und betrat das nächstgelegene Bankgebäude.
100.000 Euro wanderten auf mein Konto.
Ich wanderte zurück in das Verkaufsgeschäft.
Wieder baute ich mir meinen Traumtruck zusammen.
Diesmal jedoch kaufte ich ihn sogar.
Vor Freude verlor ich das Bewusstsein. Ich weiß nicht, was als nächstes geschah. Als ich wieder zu mir kam, war ich zurück in Frankfurt und stand vor meiner Garage. Anscheinend hatte man mich nach meiner Ohnmacht nach Hause gebracht.
Nein. Ich stand gar nicht vor meiner Garage. Ich saß.
Ich wusste sofort, wo ich war. Ich saß in meinem Truck. In MEINEM Truck. Meinem ersten, eigenen Truck. Ich inhalierte den frischen Ledergeruch und ließ ihn ein Teil von mir werden. Ich bestrich das Lenkrad mit einer hauchdünnen Schicht meiner Lieblingsbodylotion. Ich schaute in den Rückspiegel und formte mit meinen Bauchmuskeln ein Grinsen auf meinen Bauch. Der Bauchnabel stellte hierbei die Nase dar.
Ja, ich war glücklich.
Als die Sonne in mein Fenster schien, lehnte ich mich zurück und genoss die Wärme.
Ich hatte es geschafft.
Aber gleichzeitig wusste ich: Meine Truckerkarriere hatte gerade erst begonnen. Ich würde meine Firma zu der besten Truckerfirma der Welt entwickeln. Ich würde der Beste werden. Der Allerbeste.
Und meine Konkurrenz?
Die würde ich vernichten.