Das Dachfenster möchte ich an dieser Stelle doch noch kurz lobend erwähnen.
Oder die Leuchtpfeile, die auf der Autobahn errichtet wurden, und mich daran erinnerten, wo Amsterdam lag. Netter Service.
Abseits der Vorstellung, einen LKW-Händler aufzusuchen, war ich aber auch wegen einer anderen Sache aufgeregt: Ich musste mit der Fähre fahren. Ich nahm diesmal nicht den Eurotunnel, sondern den Weg üBER das Meer. Wieder einmal wurde ich auf meiner Reise mit etwas Neuem konfrontiert. Man kann dem Truckerleben auf keinen Fall vorwerfen, eintönig zu sein.
Leider war ich etwas ZU aufgeregt und Fuhr mit fast 90 km/h auf eine Autobahnabfahrt. Die hohe Geschwindigkeit sorgte dafür, dass ich in die Leitplanke knallte und mein Fahrzeug eine geschätzte Ewigkeit nur noch auf den links angebrachten Rädern stand. Ein Unfall mit Umkippen hätte meinen Englandaufenthalt definitiv perfekt abgerundet, dennoch war ich froh, dem Schlimmsten entkommen zu sein. Ich stellte mich ein paar Sekunden lang ins Grüne abseits der Fahrbahn und beruhigte mich ein wenig.
Dann setzte ich meine Fahrt fort.
Während es um mich herum dunkel wurde, kam ich in Harwich an.
Ich durchfuhr den letzten englischen Kreisel dieser Reise.
Dann erreichte ich endlich den Hafen.
Kurz vor meinem Ziel stieß ich wieder einmal auf einen Truckerkollegen. Dieser hatte Baumstämme bei sich.
Wieder regte sich der Wunsch nach einem Autotausch in mir, da mein Vordermann aber kurz bevor ich mein Oberteil ausziehen und die Muskeln spielen lassen konnte bereits in die Richtung abgebogen war, in die ich nicht musste, ließ ich es bleiben.
Stattdessen folgte ich den Schildern in Richtung Fähre, parkte mein Fahrzeug im Wartebereich und löste mein Ticket.
Die Fahrt dauerte acht Stunden. Als ich wieder einen Truck und dieser festen Boden unter den Füßen beziehungsweise Rädern hatte, wurde es bereits hell.
Ich verließ den Hafen, beobachtete Schiffe und genoss die niederländische Aussicht.
Selbstverständlich nicht, ohne die Niederländer von meiner Fahrzeugüberlegenheit bezogen auf Wendekreise zu überzeugen.
Man muss eben gleich zeigen, was Sache ist.
Ich hatte wirklich Probleme damit, meinen Truck über die Straßen zu lenken. Das hatte nichts mit den Straßen zu tun, sondern mit dem noch immer an der falschen Seite liegenden Lenkrad. Hier und da lebte ich meine Aggressionen an dumm guckenden Straßenschildern aus.
Erinnert ihr euch noch, was ich über England und seine Tunnel gesagt hatte? Das Gleiche traf auch auf die Niederlande zu.
Häuser gab es hier selbstverständlich auch.
Aber ich interessierte mich nur noch für die Beendigung meiner Aufgabe. Das Firmengelände war schnell gefunden.
Die Lenkprobleme wurde ich auch kurz vor dem Ziel nicht los. Sie blieben an mir hängen wie ich an diesem Zaun.
Aber am Ende ging alles gut aus.
Ich erhielt meine Abrechnung.
5% Schaden. Wieder einmal hatte ich Glück gehabt. Mich hätte wirklich interessiert, was mich ein Umfallen gekostet hätte. Aber ich hoffte gleichzeitig, dies niemals zu erfahren.
Es gab da draußen sowieso nur noch eine Sache, die ich wirklich erfahren wollte. Den Gruch eines neuen LKWs. Bisher hatte ich immer nur in Gebrauchtfahrzeugen gesessen. Frische begegnete man hier nur selten. Immer wieder hing der Geruch der vorherigen Fahrer noch in den Sitzen fest und lieferte sich einen Kampf gegen meinen eingeölten Luxuskörper. Davon hatte ich genug. Ich wollte wenigstens ein Mal von Frische umgeben sein.
Bevor ich dem Händler einen Besuch abstattete, warf ich einen kleinen Blick auf meine Statistiken.
Ich hatte Level 5 zur Hälfte erreicht und über 2.500 Kilometer zurückgelegt. Und vor allem war ich zufrieden. Bisher war keine meiner zwölf Fahrten langweilig gewesen. Immer gab es etwas zu sehen oder Hindernisse, die überwunden werden mussten. Ich hatte nicht erwartet, von Anfgang an mit so viel Spaß beworfen zu werden. Das Truckerleben war wundervoll.
Nun hatte ich aber genug von alldem. Ich wusste, was zu tun war.
Mich begrüßte ein Mitarbeiter, der zwar zunächst überrascht war, einen so muskulösen, eingeölten und (bis auf ein kleines Höschen und Lederstiefel) nackten Mann vor sich zu sehen, als ich ihm aber mitteilte, das ich Wrestler und all das somit in Ordnung sei, beruhigte er sich und war sehr freundlich zu mir.
Er führte mich einmal durch den ganzen Saal. Ich kam aus dem Sabbern nicht mehr heraus, was die im Laden angestellte Putzkraft sehr freute, da sie sich endlich nicht mehr so unnütz vorkam, wie sie eigentlich war.