Der Weg zum Eurotunnel verlief ohne Probleme. Ich hatte auf einigen Landstraßen sogar die Gelegenheit, andere Trucks zu überholen. Der Nervenkitzel, hinter der nächsten Ecke plötzlich einem anderen Fahrzeug auf der Gegenfahrbahn gegenüberzustehen, war toll und erinnerte mich an das “First Blood”-Match, das ich einmal gegen den Unternehmer überstehen musste.
Ich betrat wieder einmal Frankreich…
… und erreichte endlich den Eurotunnel.
Ich war ziemlich aufgeregt.
Und damit offensichtlich nicht der Einzige. Schließlich ignorierte ein PKW-Fahrer ganz dreist den Wendekreis meines Anhängers und ließ sich von diesem streifen. Was für ein dreister Typ.
Aber ich ließ mich nicht beirren. Ich fuhr zum von mir reservierten Zugteil, parkte meinen Truck und löste das Ticket nach England.
In Folkestone angekommen, bestieg ich mein Fahrzeug und ließ den Eurotunnel hinter mir. Was für ein spannender Augenblick. Ich war noch immer ganz nervös und aufgebracht.
So vergaß ich dann auch den in England herrschenden Linksverkehr.
Zum Glück wurde ICH nicht verletzt. An das Linksfahren musste ich mich aber erst einmal gewöhnen.
Auch der englische Kreisverkehr entzog sich jedweder Logik.
Ich habe Kreisel, so nenne ich die Dinger, aber grundsätzlich nie verstanden. Ich fahre einfach immer mit Vollgas in sie hinein und verlasse sie genauso schnell, wie ich sie betreten habe. Dass ich dabei ein großes Gefährt unter meinem wohlgeformten und muskulösen Hintern habe, ist hier selbstverständlich von Vorteil.
Letztendlich erreichte ich mein Ziel ohne Probleme. Ich parkte und atmete einmal tief durch.
Ich war also in England und hatte 21 Tonnen Fleisch dabei. Da ich mich von Fleisch nur sehr schwer trennen kann, freute es mich sehr, auf diesen Auftrag zu stoßen.
Fleischtransport? Ich bin dabei!
Als ich meinen Truck bestieg, bekam ich einen Panikanfall. Nachdem ich mich erholt und mir den Schaum vom Mund gewischt hatte, rief ich mir in Erinnerung, dass ich hier in England war. Hier herrschte, wie ich zuvor bereits feststellen durfte, Linksverkeht. Darum befand sich das Lenkrad meines offensichtlich aus England stammenden Fahrzeugs auf der rechten Seite.
Ich weinte ein bisschen, zog dann aber mein seriöses und professionell wirkendes Wrestlinghöschen an und fuhr los.
Auf dem Weg nach Southampton begann es zu regnen.
Ich schaltete den Scheibenwischer ein…
… und legte mitten auf der Autobahn eine Vollbremsung hin, weil man das im Notfall machen sollte. Hatte ich mal in einem Fachmagazin über tödliche Unfälle gelesen.
Was war geschehen? Ganz einfach: Ich hatte die Ausfahrt nach London verpasst. Ich gab dem Regen und dem Linksverkehr die Schuld, weil ich sie nicht haben wollte. Da ich absolut keine Lust darauf hatte, bis zur nächsten Ausfahrt zu fahren und so meine Reise inmitten dieses komplizierten Straßensystems fortzusetzen, wendete ich einfach und verwandelte die Autobahnauffahrt in eine Autobahnausfahrt.