Truckstep. Hihihi. Entschuldigung. Neuer Auftrag! Ich hatte Blut geleckt.
Da ich mich noch nicht als routinierten Trucker bezeichnen konnte, entschied ich mich für eine mir bekannte Strecke. Ich fuhr einfach wieder zurück nach Frankfurt und ließ mich dabei von einem Haufen Gummireifen begleiten.
Mein Auftraggeber ließ mich nicht lange warten und so machte ich mich auf den Weg.
Den auf dem folgenden Bild zu sehenden PKW möchte ich an dieser Stelle einfach mal als “2%” bezeichnen. Was genau ich damit meine, werde ich später erläutern.
Da die Fahrt ansonsten fast schon langweilig war, sah ich mich ein wenig im Truckinneren um.
Ich wollte gerade meine Wrestlingmaske als Schweißduftbaumersatz an den Rückspiegel hängen, da erreichten mich zwei E-Mails. Eine Bank und eine Firma schrieben mich an.
Ein Jobangebot für Truckbesitzer? Interessant, aber leider noch nicht möglich. Aber gut zu wissen, dass man mit einem eigenem Truck schnell an Geld kommen kann. Noch schneller ging das wohl nur per Kredit. Das Angebot der Bank sah folgendermaßen aus.
100.000 Euro. Wahnsinn. Kurz dachte ich darüber nach, den Kredit aufzunehmen, hielt mich dann aber doch noch zurück. Nichts überstürzen. Erst einmal eine Basis schaffen, auf der man dann aufbauen kann. Nicht jetzt schon verschulden. Es war gut, dass es die Möglichkeit eines Kredits gab, doch wollte ich sie zunächst ignorieren.
Nicht ignorieren konnte ich den plötzlich eintretenden Regen.
Zum Glück hatte mein Auftraggeber daran gedacht, meinen Leihtruck mit Scheibenwischern auszustatten.
Ich mag Regen. Noch viel mehr mag ich Gewitter. Darum freute ich mich, als letzteres begann. Lichter an, Musik aus, das Prasseln genießen und die Blitze beobachten. So macht Fahren Spaß.
Ich erreichte mein Ziel im Handumdrehen und überraschte mich selbst, als ich ohne Probleme einparkte.
Es folgte erneut die Abrechnung. Jetzt sollte auch jedem klar sein, was die “2%” zuvor bedeuten sollten.
Von 4% auf 2%? Sehr gut. So konnte es weitergehen. Einnahmen im Wert von fast 3.400 Euro. Ich fühlte mich wie nach dem Gewinn meines ersten großen Titels. Mein Sieg über “Bert der Schlagmann mit Herz” hatte selbst meine Eltern davon überzeugt, dass ich den richtigen Beruf gewählt hatte. Dass ich Jahre später in einem Truck sitzen würde, hätte wohl niemand gedacht. Damals war ich der Größte und sollte im Laufe der Zeit noch größer werden. Dann kam der Tag, an dem… nein… genug von der Vergangenheit. Ich lebte im Hier und Jetzt und war auf der Suche nach einem neuen Auftrag. Einer neuen Herausforderung. Und ich hatte sie schnell gefunden.
Von Frankfurt nach Straßburg. Die Reise in ein anderes Land klang vielversprechend. Ich war noch nie in Frankreich, warum also nicht? Und das Beste sollte noch kommen: Der Transprt mehrerer Druckbehälter. Ein Auftrag, den ich nur aufgrund meiner überragenden Fähigkeiten bekommen hatte. Ich willigte ein und machte mich Abfahrbereit.
Wieder stellte man mir ein neues, noch unbekanntes Fahrzeug zur Verfügung.
Ich trat die Reise an und ließ Frankfurt wieder einmal hinter mir. Die Druckbehälter hatte ich sicher verstaut.
Die Fahrt nach Straßburg verlief ohne nennenswerte Probleme. Ich betrat Frankreich…
… und danach Straßburg.
Direkt hinter dem Ortsschild war mein Ziel bereits zu sehen.
Leider beginnt nun der dramatische Teil meiner Geschichte. Ja, ich hatte mein Ziel erreicht. Das Gelände, auf dem die Druckbehälter abgestellt werden sollten, lag vor mir. Leider lag es aber auch hinter diesem Tor.
Und das war alles andere als einfach zu passieren.
Ich blieb stecken und kam nicht mehr vorwärts. Beim zurücksetzen berührte ich versehendlich ein anderes Fahrzeug. Ich sage es gleich: Bei diesem einen blieb es nicht.
Ich gab alles, doch es war für mich unmöglich, den richtigen Einfahrtswinkel zu finden.
Ein großes Problem waren die anderen Fahrer auf dieser absurd kleinen Straße. Die stellten sich mehr an als ein Heimatstadt-Jobber nach einem Squash-Match. Ja, ich hatte sie ein wenig gestreift, deswegen aber gleich den Warnblinker einzuschalten und sich nicht mehr zu bewegen, war ziemlich übertrieben. Kleine Rempler kosteten mich sowieso schon jedes Mal 400 Euro. Für ein Wendemanöver konnte ich somit gleich mal einen Tausender aus dem Fenster werfen. Buchstäblich. Der Stau wurde währenddessen immer länger.
Es gelang mir einfach nicht, das Tor zu passieren.
Währenddessen schlugen mir ein paar Mitarbeiter der hier arbeitenden Firma vor, den Wagen für mich zu parken, wenn ich auf ein paar Erfahrungspunkte verzichtete. Selbstverständlich ließ ich mich nicht auf diesen Handel ein. Ich hatte es schon damals während Tag-Team-Matches gehasst, wenn mein Partner den Gegner pinnte und mir so den Titel sicherte. Ich brauche keine Hilfe. Stattdessen öffnete ich meine Karte und plante.
Rechts vom Zielgrundstück erkannte ich eine breite Straße, die auf das Nachbargründstück einer anderen Firma führte. Ich hoffte, von dort aus ebenfalls mein Ziel erreichen zu können. Sofort machte ich mich auf den Weg.
Da mittlerweile beide Straßenseiten vollkommen blockiert waren, umfuhr ich das Chaos über den Bürgersteig. Dabei lieferte ich mir ein Submission-Match mit einer Straßenlaterne.
Selbstverständlich gewann ich. Als ich eine Kreuzung erreichte wurde mir erst klar, welches Chaos dieser kleine, verdammte Torbogen angerichtet hatte.
Beim Abbiegen sollte man den Wendekreis eines Trucks übrigens niemals unterschätzen. Als ich einen mir gegenüberstehenden Trucker freundlich per Hupe darum bat, mir ein wenig Platz zu machen und dieser sich weigerte, nahm ich die 400 Euro Strafe laut lachend in Kauf.
Dass sich die übrigen PKWs nun gar nicht mehr bewegten, war mir zu diesem Zeitpunkt dann auch egal.
Spear! Spear! Spear!