Er war ein Wrestler, ein verdammt guter. Doch er machte einen Fehler: Trat gegen Heels an, die die Stables gewechselt hatten. Die wollten ihn pinnen, doch verpassten der Frau die er liebte einen Chairshot. Ihm wurde ein Screwjob angehängt. Seitdem durchstreift er das Land. Als Wrestler, der dicke Autos mag. Ein LKW-Fahrer. Ein Trucker.
Alles hatte so gut angefangen. Nach meiner Reise durch den Rallysport kehrte ich zum Wrestling zurück und feierte Erfolg um Erfolg. Doch dann begann die Fehde, die mein Leben verändern sollte. Ich will sie vergessen, nicht mehr an sie denken, doch es gelingt mir einfach nicht. Wie kann man etwas vergessen, was einen fast um den Verstand gebracht hätte?
Ich darf nicht mehr darüber nachdenken. Ich muss meine Vergangenheit hinter mir lassen und neue Wege einschlagen. Lange habe ich über meine Zukunft nachgedacht, jetzt habe ich endlich den Entschluss gefasst, etwas zu ändern. Etwas zu tun. Nach einer endlos langen Auflistung all meiner außerordentlichen Fähigkeiten zeichnete sich ein deutliches Bild meiner Zukunft am Horizont ab. Ich musste ein Trucker werden. Es führte kein Weg daran vorbei.
So gründete ich eine Firma mit dem Namen “spa-zone”. über meine Lieblingsfarbe musste ich nicht lange nachdenken und als Logo wählte ich eine lodernde Flamme, die genauso heiß war wie ich.
Ich eröffnete meine Firma im Herzen Frankfurts.
Um ein richtiger Trucker zu werden, muss man sich erst einmal den Respekt der Szene verdienen. Ich reichte mein Anmeldeformular bei der WTF (World Trucking Federation) ein und nur wenige Tage später erhielt ich ein Antwortschreiben mit meiner ersten Mission.
Um Kohle zu verdienen, musste ich also Kohle transportieren. Man hatte mir freundlicherweise einen Truck in meiner Lieblingsfarbe zur Verfügung gestellt, in dem ich frohen Mutes Platz nahm.
Ich verließ das Gelände, während ich mich gerade noch rechtzeitig an Verkehrsregeln erinnerte. Vorfahrtsregeln hatte ich zwar noch nie verstanden, um in meinem neuen Job erfolgreich zu werden, musste ich sie jedoch beachten. Zumindest, wenn mein Vorfahrtskontrahent ein Bus war.
Ja, ich hatte schon Matches gegen den Wrestler “Die große Veranstaltung” gewonnen, doch wollte ich meinen ersten Arbeitstag nicht gleich mit Selbstüberschätzung beginnen. So hielt ich mich an die Verkehrsregeln.
Leider bog ich, vom Bus abgelenkt, falsch ab. Rechts und Links vergleiche ich gerne mit Vorfahrtsregeln, und so stand ich also in die falsche Richtung guckend im Stau vor einer roten Ampel.
Geduld ist eine Tugend. Ich fuhr auf dem Bürgersteig weiter.
So ließ ich die an der Ampel wartenden Gutmenschen hinter mir.
Es dauerte nicht lange, bis ich mein Ziel vor mir sah. Auf einem Parkplatz hatte man grün leuchtende Signalschilder angebracht. Ich war überrascht, für wie blöd man Trucker hielt, dass man ihnen nicht einmal zutraute, einem Navigationsgerät zu folgen, und überfuhr so eine rote Ampel.
Am Ziel angekommen, stellte sich heraus, dass es sich hier gar nicht um das Ziel handelte. Das war nicht der Kohleabstellort, sondern ein LKW-Verkauf. Neue LKWs kaufen klang zwar verlockend, finanziell war das aber definitiv noch nicht im Bereich des Möglichen.
Rechts neben mir sah ich ein weiteres Schild. Aber wieder handelte es sich hier nicht um den eigentlichen Zielort meiner Kohlelieferung.
Ich war kurz davor, alles hinzuschmeißen und mich mit der Kohle aus dem Staub zu machen, um mich von nun an von Kohlestaub zu ernähren, da erblickte ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite das WGCC-Firmenlogo.
Ich verfluchte Rechts und Links und fuhr auf das Firmengelände.
Schnell fand ich den Ort, an dem ich die Kohle abliefern sollte. Dies gab mir die Gelegenheit, meine Einparkfähigkeiten zu verbessern.
Ich war glücklich. Mein Vorgesetzter offensichtlich auch. Voller Freude empfing ich einen Brotkorb und meine erste Abrechnung.
362 Euro. Ein Traum! Ja, nicht viel, aber wenn man das mit meiner Anfangsgage als Wrestler vergleicht, ein Vermögen. Ich mag Vermögen.
Da ich nun meine Truckerlizenz erhalten hatte, überreichte man mir feierlich eine Firmenzentrale, in der ich meinen Brotkorb abstellen konnte.
Ich richtete sie sofort heimisch ein, indem ich in ihrem Innern eine Art endlos große Phantomzone erschuf. In ihrer Mitte positionierte ich die Erinnerungen an meinen ersten Truck.
Sofort begab ich mich auf die Suche nach meinem ersten Auftrag.
Leider hatte man mir meinen zuvor benutzten Truck nicht überlassen. Ich war ein Trucker ohne Truck und darauf angewiesen, mir die Fahrzeuge von anderen Firmen bereitstellen zu lassen. Aber gut, ich hatte keine andere Wahl. Ich durchforstete die Auftragsliste und stieß auf einen Auftrag der Firma WGCC.
Da WGCC mich bereits einmal mit einem Auftrag versorgt hatte, wollte ich der Firma zunächst einmal treu bleiben. Gülle transportieren klang außerdem nach einem Haufen. Und Spaß. Nürnberg hatte ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht besucht, und so willigte ich ein.
Das Armaturenbrett meines Trucks hatte die Farbe des Güllecontainers. Ich fühlte mich direkt wie zu Hause.
Ich verließ das Firmengelände und zum ersten Mal die Stadt Frankfurt.
So ließ ich meine Heimat hinter mir und betrat das unbekannte Pflaster der Außenwelt.
Bevor ich weiter über philosophische Floskeln nachdenken konnte, erreichte mich plötzlich eine E-Mail. Obwohl ich gerade auf der Autobahn herumfuhr und einen anderen Truck überholte, weil das Autofahrer so mögen, öffnete ich die E-Mail. überholen und Lesen ist kein Problem, wenn man schon einmal an einem Royal Rumble teilgenommen hat.
Leider handelte es sich lediglich um eine Werbemail.
Während der Fahrt träumte ich davon, irgendwann einmal nach Amsterdam zu fahren und dort einen neuen Truck zu kaufen. Was für eine schöne Vorstellung. So verging die Fahrt wie im Fluge und ehe ich mich versah, erreichte ich die Farm, die nach meiner Gülle lechzte.
Das Einparken stellte für mich kein Problem mehr dar.
Das Einparken stellte für mich fast kein Problem mehr dar.
So erhielt ich meine zweite Abrechnung.
über die 4% Schadensabzug möchte ich an dieser Stelle nicht reden. Fast 3.000 Euro wanderten auf mein Konto und ein Grinsen auf mein Gesicht. Mensch, war das alles einfach. Rumfahren, abliefern, abkassieren. Und das Beste kommt noch: Erfahrungspunkte! LEVELAUFSTIEGE!
Hätte ich gewusst, dass das Truckerleben SO befriedigend ist, hätte ich nie geheiratet! Ich steckte einen Fähigkeitenpunkt in “Hochwertige Fracht”, um so hoffentlich bessere Aufträge zu erhalten und mehr Geld zu verdienen.
Dann warf ich einen Blick auf meine Karriereentwicklung. Ein Traum.
Frohen Mutes schaltete ich das Radio ein.