Ein Lüdenscheider in Frankfurt – #3 – Der Dialekt

Am Morgen nach meinem Umzug wollte ich erst einmal nichts lieber tun, als gemütlich zu frühstücken. Und weil bisher alles so gut funktioniert hatte, war mir nach einer kleinen geschmacklichen Belohnung. Ich ging zum Bäcker, bestellte Brötchen und für den Nachmittag wollte ich mir ein paar Berliner mitnehmen.

Als ich aber “Berliner” erwähnte, wurde ich lediglich fragend angesehen. Auch nach Wiederholung meines Wunsches war dem Verkäufer noch nicht klar, was ich eigentlich wollte. Ich fügte noch das Wort “Ballen” hinzu. Schließlich nannte man die Dinger in Lüdenscheid “Berliner Ballen”. Doch auch mit dieser Bezeichnung stieß ich auf verständnislose Ohren.

Letztendlich zeigte ich resignierend mit den Fingern auf die vor mir aus liegende Ware und endlich wurde ich verstanden. “Ach, sie meinen Kreppel!”, sagte der Verkäufer erleichtert und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich wohl noch einiges zu lernen hatte.

Bisher bin ich schon auf einige sprachliche Unterschiede zwischen Lüdenscheid und Frankfurt gestoßen, wobei dies natürlich nicht nur auf die beiden Städte beschränkt werden darf. Ich lebe schließlich in einem anderen Bundesland. Und wenn man hier von einem “Kneipchen” spricht, meint man damit keinen kleinen Raum, in dem man sich hemmungslos mit Alkohol voll laufen lassen kann, sondern ein Schälmesser, um zum Beispiel Äpfel zu schneiden.

Apropos Äpfel: Den Begriff des “Nürsels” dagegen scheint wiederum in Frankfurt niemand zu kennen. Hier bezeichnet man die Überreste eines Apfels einfach nur als “Überreste eines Apfels”. Und wenn der Hesse von einem “Kolter” spricht, bezeichnet er damit nicht den Beruf eines Cowboywaffenherstellers, sondern eine Wolldecke.

Natürlich sollte man diese Formulierungsunterschiede gerade in Frankfurt nicht verallgemeinern. Hier treffen Menschen aus ganz Deutschland aufeinander und Begriffe, die der Eine noch nie gehört hat, sind dem Anderen wiederum bekannt. Verlässt man aber die Großstadt und begibt sich in kleinere Städte in der Umgebung, wird man mit neuen Ausdrücken und Bezeichnungen geradezu bombardiert.

Jede Region hat eben ihren eigenen Dialekt. Und auch, wenn ich in Frankfurt immer mal wieder nachfragen muss, was man mir gerade eigentlich sagen wollte, hat das alles auch etwas Gutes: Ich kann Lüdenscheider verwirren, indem ich ihnen erzähle, dass ich abends gerne Kreppel kauend auf meinem Kolter sitze und dabei mit einem Kneipchen spiele.

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